Sprecher von früher besser?

  • Ich denke schon, dass heutzutage die Stimmen ähnlicher klingen. Selbstverständlich gibt es noch andere Färbungen etc., aber mir fällt auf, dass viele Stimmen sich einfach ähneln - um sozusagen eine klare, ungefärbte Basis zu haben. Mittlerweile klingen viele einfach klar und überdeutlich, um z. B. Werbung gut mitnehmen zu können.
    Die richtigen Typen von früher sind in der Tat selten geworden. Mit Typen meine ich so Leute wie Arnold Marquis, Jürgen Thormann, Gerd Martienzen, Klaus Miedel, Peter Schiff, Hans Hessling, Wolfgang Hess, Wolfgang Völz, Lothar Blumhagen, Friedrich Schönfelder und viele, viele weitere, die einfach das "gewisse Etwas" in der Stimme hatten - zum Teil glücklicherweise noch haben.

  • Wenn es um richtig rauhe Röhren geht, gibt es zwar heutzutage keinen Arnold Marquis mehr. Aber Tilo Schmitz halte ich für einen guten heutigen Repräsentanten dieser Richtung. Und nicht zu vergessen Reiner Schöne, den ich leider erst vor kurzem so richtig entdeckt habe.

    Was z.B. die verstorbenen Klaus Miedel, Gerd Martienzen und Peter Schiff angeht: Es wäre interessant, mal im Kopf durchzuspielen, wer heutzutage Louis de Funes synchronisieren könnte. Alle drei haben das ja auf jeweils eigene Art gut gemacht. Aber wen würde man heutzutage nehmen?

    Und Organe wie F.-J. Steffens, Friedrich Schoenfelder oder Friedrich W. Bauschulte gibt es eben nur einmal und nie wieder.

    Einmal editiert, zuletzt von H. Hatch (1. Juli 2015 um 11:01)

  • Könnte es vielleicht auch ein bisschen damit zu tun haben dass heute alles, um kommerziell erfolgreich zu sein, glattgebügelt und "nett" sein muss? Viele alte Sprecher kommen ja vom Theater oder Film, würde man heute noch einem Völz (der alte) oder Kramer eine Chance geben? Wenn man die nicht jung unterstützt und aufbaut, sondern sagt "nee, ihr seht komisch aus, wird nix mit der Schauspielerei", dann werden die auch später einen anderen Beruf haben und nicht als Sprecher zur Verfügung stehen.

    Dazu kommt die Schauspielausbildung. Das ändert natürlich nichts am Timbre der Stimme, ist aber sehr wichtig, je besser man mit seiner Stimme umgehen kann desto besser kann man Rollen spielen. Da erinnere ich mich an ein Interview mit den ??? - Sowohl Jens als auch Oliver erklärten dass sie als Kinder / Jugendliche Stimm- und Sprachübungen machen mussten bis sie so klangen, wie die Regie es wollte. Macht die Nachwuchsgeneration das noch? Barbara saß nah am Abhang etc...?

  • Ich behaupte mal, dass es heute genauso vielseitige, unterschiedliche und tolle Stimmen gibt wie eh und je. Dass sie heute anders klingen, ist unbestritten - aber das muss ja deswegen nicht unbedingt schlecht sein.

    Hier wurde irgendwo erwähnt, dass Rainer Brandt einmal sagte, der "alte Klang" käme von der analogen Aufnahmetechnik her. Das scheint mir tatsächlich so zu sein, (abgesehen davon, dass der Mann genauestens weiß, wovon er da redet)!

    Ich persönlich mag viele der "alten" Stimmen sehr, sehr gerne. Wenn ich so an Karl-Walter Diess zurückdenke, oder Peter Lakenmacher, Richard Lauffen, Gert Günther Hoffmann, Ulrich Gressieker (Christopher Lambert in "Greystoke" / "Highlander") ... um nur einige Beispiele zu nennen.

    Viele tolle Stimmen da draußen sind vielleicht nur nicht entdeckt worden, oder die Menschen haben / hatten keinerlei Ambitionen dazu, in den Schauspielberuf zu gehen. Als Kind, da erinnere ich mich sehr gut dran, saß ich bei einer Gelegenheit einem älteren Mann gegenüber, der z.B. Peter Pasetti zum Verwechseln ähnlich klang. (Mein Bruder und ich stellten sofort fest: "Hey, der klingt ja wie Skeletor!")

    Ein anderer Umstand, weshalb ich ältere Filme und Hörspiele mag, ist die Sprache selbst. Zwar sind z.B. Filme aus den 70er- oder 80er-Jahren auch deutsch synchronisiert worden, aber es war eine völlig andere Sprache als das Deutsch von heute. Es wäre ein Fall für Bastian Sick herauszufinden, welche Begriffe, Ausdrücke oder Wörter man heute in Filmen kaum noch zu hören bekommt, und welche von heute man früher noch nie gehört hat. Auch der Satzbau hat sich ein wenig verändert, da man die deutsche Grammatik hier und da etwas "beugen" musste, um die Synchrontexte dem Englischen bzw. Amerikanischen "mundgerecht" anzupassen. Das Publikum übernimmt das dann in den Sprachgebrauch - und ältere Filme, in eigentlich korrektem Deutsch, klingen dann plötzlich irgendwie "altmodisch" oder eben anders.

    Aber wie Anglizismen die deutsche Sprache verändern - ("am Ende des Tages", "nicht wirklich", etc.) - ist vielleicht ein Thema für einen separaten Thread. Oder wie aus einer WK II-Fliegerbombe (Luftmine), englisch: "blockbuster", die einen ganzen Häuserblock vernichten konnte, ein Begriff für erfolgreiche Filme wurde? (Früher sagte man dazu übrigens etwas wie "Kassenschlager" oder "Straßenfeger".)

  • Die richtigen Typen von früher sind in der Tat selten geworden.

    Viele alte Sprecher kommen ja vom Theater oder Film

    Genau,
    ich glaube das könnte u.a. auch an der Ausbildung und Ausübung der Schauspielerei selber liegen.
    Vergleicht mal Filme und Theater von früher mit heute. Die Stimmen waren viel gewaltiger und ausdruckstärker als heute. Nicht nur bei Männern.
    Alleine schon dadurch kommen Stimmen viel besser/intensiver zur Geltung und setzen sich so auch eher als "markant" fest -

    Ich geh mal ganz weit zurück und nehm als Bsp. Heinrich George (Vater von Götz George) oder auch alte Ohnesorg- oder Milliowitsch Aufführungen (sowohl Live als auch TV) oder alte SW-Filme (gerade die deutschen ähneln sehr an filmische Theateraufführungen - als Bsp. Filme mit Theo Lingen, Hans Albers, Hans Moser oder Edgar Wallace Filme, ....) ....




  • Hier wurde irgendwo erwähnt, dass Rainer Brandt einmal sagte, der "alte Klang" käme von der analogen Aufnahmetechnik her. Das scheint mir tatsächlich so zu sein, (abgesehen davon, dass der Mann genauestens weiß, wovon er da redet)!

    Als du Rainer Brandt erwähntest, fiel mir ein, wo ich das mit dem "Saufen und Rauchen" mal gelesen hatte: Bei ihm! :D
    Also hab ich mal gesucht und den Artikel wiedergefunden (sehr lesenswert):
    http://www.taz.de/1/archiv/?id=a…005/08/16/a0117
    Darin heißt es: "Brandt erinnert sich, dass sogar die jungen Stimmen früher - jede für sich - ein gewisses Charisma hatten. "Ich weiß nicht, ob das damals am Whisky lag, der bei uns hektoliterweise durchgeflossen ist, oder an den schwarzen Zigaretten …" 8)

  • Hier wurde irgendwo erwähnt, dass Rainer Brandt einmal sagte, der "alte Klang" käme von der analogen Aufnahmetechnik her. Das scheint mir tatsächlich so zu sein, (abgesehen davon, dass der Mann genauestens weiß, wovon er da redet)!


    Wenn er das wirklich so gesagt haben sollte, dann weiß er absolut gar nicht, wovon er redet. Die Aufnahmetechnik hat nun wirklich rein gar nichts mit der Stimmfärbung oder Ausdruckskraft des Sprechers zu tun.
    Ich behaupte, dass die damalige Generation einfach besser war, weil sie mehr Fantasie hatten. Warum? Naja, sie waren nicht von der Medienflut von heute konfrontiert und haben natürlich sehr viel mehr gelesen, ergo hatten sie nicht nur mehr Fantasie, sondern auch einen guten Wortschatz. Das mehr "Seele" rübergebracht wird, merkt man ganz besonders wenn im Hörspiel ein Christian Rode auf ein Jungtalent stößt. Da liegen WELTEN zwischen. Markante Stimmen werden immer weniger und die Stimmengleichheit immer mehr. Ich hoffe einfach mal, dass die "Geiz ist Geil" Mentalität der Studios aufhört und wieder öfter nach markanten Stimmen gesucht wird, sonst wird's in den nächsten Jahren richtig langweilig werden...

  • Wie könnte es anders sein... mal wieder ein Missverständnis...

    Beim Überfliegen des Threads hatte ich dies hier entdeckt:

    Ein anderes kleines "Geheimnis", warum gerade die alten Synchros und Hörspiele so beliebt sind, hat Rainer Brandt mal in einem Interview erwähnt: Analoge Aufzeichnung. Kein Scherz!

    Laut seiner Meinung - sowie derer vieler Kollegen von ihm - haben analoge Aufnahmen ein viel "wärmeres" Timbre. Eine Art, die den heutigen, rein digital gefertigten Aufnahmen abgeht. Aus diesem Grund läßt Brandt seine Synchros nach der Mischung noch mal durch ein Röhrengerät laufen.

    Darauf bezog sich mein Beitrag mit den alten Stimmen. Es ist natürlich nicht so - und das hat Rainer Brandt so auch nicht gesagt - dass die analoge Aufnahmetechnik die Stimmen vielfältiger, besser oder so macht. Aber, wenn es stimmt, was schelo da schrieb, dass sie "wärmer" klingen, ein wärmeres Timbre haben. Und ich denke, dass da was dran sein könnte, wenn man mal zum Vergleich ältere Aufnahmen anhört - denn die modernen Aufnahmen klingen oft so kalt und irgendwie steril. Digital glattgebügelt halt.

    Um weitere Missverständnisse zu vermeiden, sollte ich nun aber vielleicht lieber mit dem Schreiben aufhören und mal lieber wieder mit dem Schreiben anfangen...

  • Da ist absolut was dran. Analoge Aufnahmen klingen um ein Vielfaches wärmer, voller, näher als ihre digitalen Pendants.
    So etwas hatte ich als Jugendlicher, als ich mich für die Technik hinter dem Film zu interessieren begann, schon vermutet, weil ich den Unterschied in den Synchros schon ziemlich deutlich fand (gut, die Abnutzungen von alten TV-MAZen und VHS-Aufnahmen mal ausgeklammert).
    Den endgültigen 'Beweis' (wenn man so will) hatte ich, als Bekannte von mir mit ihrer Band ihr zweites Album aufnahmen. Das erste war normal (= digital) aufgenommen. Das zweite haben sie komplett auf Bändern aufgenommen und mischen lassen. Ein totaler Unterschied!

  • Analoge Aufnahmen klingen um ein Vielfaches wärmer, voller, näher als ihre digitalen Pendants.

    Da stimme ich zu, jedenfalls, was den Klang von Musik betrifft. Ich bin ja mit Musik von Schallplatten aufgewachsen, und finde bis heute, dass zumindest analog gemachte Aufnahmen von Vinyl besser (echter) klingen als von CD. Ich mache aber immer wieder die Erfahrung, dass man jüngeren Zeitgenossen diesen Unterschied nicht nahebringen kann. Heutzutage erlebt zwar die Schallplatte eine Art kleines Revival, aber ich glaube nicht, dass dies lange anhalten wird. Dazu sind die ganzen digitalen Formate auch einfach viel zu praktisch in der Handhabung.

    Aber ich denke genauso wenig wie Ascan von Bargen und Detlef, dass bei analogen Aufnahmen das Timbre von Stimmen entscheidend anders klingt als bei digitalen.

    Ich stimme da wie gesagt Rainer Brandts "Whisky- und schwarze Zigaretten-Theorie" zu (siehe oben). :D

  • Was die "Alkohol und Rauchen"-Theorie betrifft, so stimme ich überein, dass damit die Stimme verändert wird. Wenn ich jedoch an meine Lieblingsstimme Oskar Werner denke, so hat der Alkohol (nicht nur gesundheitlich) seiner Stimmfarbe doch mehr geschadet als genützt ;(

  • Da haben wir dann auch den Grund gefunden wieso Die drei ??? immer noch so erfolgreich sind. ;) Die werden, wenn ich das richtig verstanden habe, analog aufgenommen, analog bearbeitet und dann erst digitalisiert.


    -- Bevor ich mich ärgere, ist es mir halt egal --

  • Dujardin ,du sprichst mir aus der Seele.Auch ich empfinde die Stimmen als beliebig,austauschbar und teilweise sowas von unnatürlich aufgesetzt.

    Austauschbar ja, wobei ich grade bei mehreren Reihen eher das Gefühl habe, dass man nicht "overacted", sondern zu vieles zu abgelesen wirkt. Beliebig trifft es in vielen Fällen auch, grade Frauenstimmen ähneln sich in vielen Hörspielen für meine Ohren zu sehr, besonders erkennbare Stimmen gibt es immer weniger. Oder es werden immer die gleichen Sprecher in zu vielen Hörspielen über kurze Zeiträume eingesetzt und das sorgt für eine Übersättigung.

  • Oh wie traurig sich das Problem mit den Stimmen anhört 😢 Das Schlimme daran, es betrifft ja nicht nur Hörspiele, sondern so kann man dann eigentlich auch keine Freude an Filmen, TV-Serien, Videospiele oder Theaterstücken der Neuzeit haben. Ich muss zugeben ich fände es, obwohl ich ein großer Fan meiner Hörspielsammlung und der Filme und Serien der 70iger bis 90iger bin, ausgesprochen deprimierend wenn mir solche Perlen wie Lufer-Haus, Monster 1983, Stranger Things oder Mentalist nicht und nicht gefallen würde und ich deshalb nur hören und sehen könnte was 40 Jahre oder älter wäre.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ich fände es eher deprimierend meine Zeit mit schlechten Sprechern und Hörspielen zu verbringen.

    Und neue TV Serien sind für mich auch sowas von beliebig,von der Stange und austauschbar.Masse statt Klasse.Nö,ich für mich,und nur für den kann ich sprechen,vermisse gar nichts.Soviele alte Hörspiele,soviel gute alte Musik.Das schaffe ich zeitlich so schon nicht alles.

  • Jokel Na klar, niemand möchte etwas sehen oder hören was einem nicht gefällt. Aber trotzdem empfinde ich es für Dich mit Bedauern. Denn anders, nämlich wenn Du die heutigen Filme und Hörspiele, Serien und Theaterstücke, hättest Du aus meiner Sicht (!) viel mehr zu entdecken, mehr Variation und Auswahl, und viel weniger Einschränkungen. Wie geschrieben aus meiner Sicht.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Das Problem mit der beliebigen und schlechten Qualität der neuen Stimmgeneration habe ich überhaupt nicht. Sicher die Stimnen mit denen man aufgewachsen werden altersbedingt immer weniger. Aber es gibt für mich genug wandlungsfähigste Stimmen in der neuen Generation wie z.B. Gabrielle Pieterman, Rieke Werner oder Luisa Wietzorek. Auch bei meinen Hörspielproduktionen kann ich mich nicht über zuwenig gute nonkommerzielle Stimmen beklagen.

  • Also mit anderen Worten… früher war alles besser. 8)
    Ich höre auch wahnsinnig gerne alte Hörspiele und lasse mich gerne mit nostalgischen Gefühlen durchströmen, aber finde auch die „Neuzeit“ hat sehr gute Produktionen auf Lager, die ich niemals missen wollte. Was das „Austauschbare“ angeht, also ich will ja nichts sagen, aber gabs dies früher nicht auch schon? Schon mein Vater brachte gleiches Argument hervor, wenn er sich Sachen in meiner Zeit ansah / hörte.

  • hoerspiel ,da fragst du noch?Natürlich war früher alles besser 😆

    Da ich keinerlei Fantasy,Horror,Krimi sehe oder höre,da ich damit einfach nichts anfangen kann,würde für mich doch eh mindestens Dreiviertel der neuen Sachen,Hörspiel oder Film/Serie wegfallen.Und wie schon oft erwähnt,sind Hörspiele für mich eine Flucht aus dem heutigen Alltag.Das kann ich dann eben nur mit Horst Franck,Diess,Paseti,etc…

    Und natürlich gab es früher sicher auch austauschbare Stimmen,aber das war schon ein ganz anderes Niveau.Gut das war halt auch ne andere Zeit,das waren Schauspieler mit Charisma und Ausstrahlung,davon hat es für mich jedenfalls,keine mehr.Aber ich bin ja auch nicht die Zielgruppe.So Leute wie Bayerhammer,Froebe,Paetsch,das ist für mich unerreicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Jokel (26. März 2024 um 16:54)

  • Schauspieler waren früher Künstler,Leute mit wahnsinniger Ausstrahlung,Präsenz und Charisma.Das gibt es logischerweise so nicht mehr.Theater,Film und Fernsehen haben sich verändert,auch komplett an Bedeutung verloren.Allein was die Technik in Blockbuster ermöglicht,mag es noch so toll sein,hat die Bedeutung von Schauspielern sinken lassen und das wird natürlich immer mehr.Heutzutage ist alles auf schneller,höher und weiter ausgelegt.Serien gibt es im Wochenrythmus neue.Ja das ist die Gegenwart,meins ist es nicht.Wenn ich einen Paul Newman sehe,dann ist das für mich deutlich mehr Kunst als jeder mit Technik zugebombter Film .

    Aber nur meine Meinung.So als Boomer 😂

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