GRUSELKABINETT Doppelfolge 118 + 119: Jules Verne – 20.000 Meilen unter dem Meer

  • Auch auf die Gefahr hin, hier böse Kommentare zu ernten, eines vorweg: Die Rolle des Prof. Aronnax (der auch zugleich Erzähler ist und geschätzt den größten Wortanteil in beiden Folgen hat) ist mit dem mittlerweile 88-jährigen Jürgen Thormann besetzt. Es tut mir weh, das zu schreiben, denn ich habe seine Stimme immer gern gehört - und in Folge 111 (Die Grube und das Pendel) sprach er auch noch vollkommen fehlerfrei. Aber offensichtlich war bei ihm vor kurzem ein zahnärztlicher Eingriff notwendig - sprich: er hat scheinbar eine Zahnprothese bekommen, was in diesem Alter ja auch nicht ungewöhnlich ist. Doch wirkt sich das (wie bei so vielen anderen vor ihm auch) leider auf seine Artikulationsfähigkeit aus. Er lispelt, hat Probleme mit dem „sch“ und verschluckt manchmal Buchstaben. Ob es daher eine so gute Idee war, diese Rolle mit ihm zu besetzen? …

    Und sonst: Die Romanvorlage ist schon bis zum Abwinken oft vertont worden. Bereits in den 70er Jahren hatten fast alle Labels ihre eigene Version im Programm.

    Und leider schafft es die Titania-Fassung nicht, der Vorlage neue lohnenswerte Aspekte abzugewinnen. Natürlich ist sie als Zweiteiler weit ausführlicher (die Bezeichnung „geschwätziger“ verkneife ich mir) – aber größere Ausführlichkeit und mehr Details allein ergeben noch kein besseres HSP.

    In Folge 1 kriecht die Handlung so langsam voran wie eine Schnecke. Am Ende der Folge ist man gerade mal dort angelangt, als die drei Schiffbrüchigen gerade an Bord der Nautilus gekommen sind. Da fragt man sich: Wie will man in Folge 2 die ganzen Abenteuer unterbringen, die es z.B. allein auf der Europa-Version zu hören gibt? Nun ja, es gelingt trotzdem noch, diese – und noch mehr - Episoden unterzubringen, aber die meisten davon kennt man halt schon aus anderen Versionen. Und hätte man sich in Teil 1 etwas mehr beeilt, hätte man noch mehr bringen können. Der Schluss von Teil 2 ist dann zwar originalgetreu, aber auch weitaus weniger spannend und spektakulär als z.B. bei Europa.

    Ich frage mich, was eigentlich der Sinn dieser geschätzt hunderttausendsten Vertonung war? Musste Marc Gruppe (den ich nach wie vor sehr schätze) vielleicht unbedingt seine eigene Version herstellen, um eine innere Befriedigung zu erreichen?

    Und dass diese Geschichte eigentlich nichts in einer Reihe mit dem Titel „Gruselkabinett“ verloren hat (denn „gruselig“ ist hier wirklich gar nichts), wurde ja im dazugehörenden Thread bereits ausführlich diskutiert, daher erspare ich mir einen weiteren Kommentar dazu.

    Fazit: Wer zu jung ist, um bereits mit einer der sattsam bekannten anderen Versionen groß geworden zu sein, mag von dieser Titania-Fassung vielleicht angetan sein. Ich war es nicht.

  • Auch auf die Gefahr hin, hier böse Kommentare zu ernten, eines vorweg: Die Rolle des Prof. Aronnax (der auch zugleich Erzähler ist und geschätzt den größten Wortanteil in beiden Folgen hat) ist mit dem mittlerweile 88-jährigen Jürgen Thormann besetzt. Es tut mir weh, das zu schreiben, denn ich habe seine Stimme immer gern gehört - und in Folge 111 (Die Grube und das Pendel) sprach er auch noch vollkommen fehlerfrei. Aber offensichtlich war bei ihm vor kurzem ein zahnärztlicher Eingriff notwendig - sprich: er hat scheinbar eine Zahnprothese bekommen, was in diesem Alter ja auch nicht ungewöhnlich ist. Doch wirkt sich das (wie bei so vielen anderen vor ihm auch) leider auf seine Artikulationsfähigkeit aus. Er lispelt, hat Probleme mit dem „sch“ und verschluckt manchmal Buchstaben. Ob es daher eine so gute Idee war, diese Rolle mit ihm zu besetzen?

    Mir ist beim Hören nichts dergleichen aufgefallen und ich würde jetzt auch mal tippen das die Aufnahmen für die 111 und 118/119 zusammen entstanden sind. Aber ich habe diesbezüglich mal eine Mail an Titania geschickt weil ich das eine interessante Sache finde. Mal schauen was sie Antworten.

    Ansonsten klingt der Rest dieser Meinung so als hätte man schon im Vorfeld dieser Folge skeptisch gegenüber gestanden. Letztlich müsste man es ja weder anhören noch kaufen wenn einem der Titel nicht zusagt, dafür ist es ja eine Reihe und keine Serie. Aber gut Meinung ist Meinung.

    Ob sie nun in die Serie passt oder nicht darüber kann man lange Diskussionen führen. Nun ist sie dabei und ich habe in den letzten Jahren auch immer wieder Kommentare gelesen in der sich eine Umsetzung dieser Geschichte gewünscht wurde. Das sie, für diese oder späterer anders gelagerte Folgen, keine neue Reihe starten werden sollte mittlerweile klar sein.

    Langeweile ist der Zeitvertreib der Dummen. (Erhard Blanck)

  • Mir ist beim Hören nichts dergleichen aufgefallen und ich würde jetzt auch mal tippen das die Aufnahmen für die 111 und 118/119 zusammen entstanden sind. Aber ich habe diesbezüglich mal eine Mail an Titania geschickt weil ich das eine interessante Sache finde. Mal schauen was sie Antworten.


    Dann dürfte mein Gehör besser sein als deines. :D Aber da bist du nicht der einzige. Mir passiert es ständig, dass ich Dinge heraushöre, die andere nicht hören. Leider kann ich mir dafür nichts kaufen.
    Aber mal im Ernst: Wenn man die Folgen 111 und 118 vergleicht und da keinen Unterschied in der Artikulation von Herrn Thormann hört, muss man wirklich taub sein.
    Übrigens hat Thormann auch in Folge 109 (Heimweh) als Hotelportier die genannten Sprachprobleme. Da ja die Reihenfolge der Aufnahmen nicht identisch sind mit der Reihenfolge der VÖ, müssen die Aufnahmen für 109 + 118 + 119 zeitgleich entstanden, diejenigen für die 111 früher. Ich glaube übrigens nicht, dass Titania dir auf eine solche Frage (wahrheitsgemäß) antwortet, denn schließlich gehört es sich nicht, derart private Dinge über einen Schauspieler weiterzugeben. Es ist ja auch okay, dass sie Herrn Thormann weitermachen lassen - bestimmt aus alter Verbundenheit. Aber sie sollten ihn allmählich wirklich nur noch für sehr alte Herren besetzen.

    Ob sie nun in die Serie passt oder nicht darüber kann man lange Diskussionen führen.

    Wurde ja auch ausführlich getan in dem Gruselkabinett-Thread. Eben darum wollte ich hier diese Baustelle nicht wieder aufmachen. Gut, dass du das auch nicht tust. ^^

  • Aber ich habe diesbezüglich mal eine Mail an Titania geschickt weil ich das eine interessante Sache finde. Mal schauen was sie Antworten.

    "Hat Jürgen Thorman zwischen der Folge 111 und der 118/119 eine Zahnprothese bekommen und wenn ja, welche? Können Sie mir die Adresse des behandelnden Arztes zukommen lassen?" 8)

  • Ich denke es sollte klar sein das ich lediglich gefragt habe ob die Aufnahmen mit Jürgen Thormann zur selben Zeit entstanden sind oder ob die Aufnahmen zur 111 früher entstanden sind als die zu 20.000 Meilen. Da Titania dieses Jahr das Programm nach hinten geschoben hat könnte es ja durchaus sein das man vieles zugleich Aufgenommen hat. Ich sehe da auch keinen Grund warum man da nicht Wahrheitsgemäß drauf Antworten sollte.

    Langeweile ist der Zeitvertreib der Dummen. (Erhard Blanck)

  • Mit Verlaub, bereits in der Hörprobe ist das Manko zu hören, er das nicht hört, braucht keinen Zahn-, sondern einen Ohrenarzt !! :evil: :saint:


    Danke für den Hinweis mit der Hörprobe! Da diese fast nur von Jürgen Thormann getragen wird, kann man sich einen guten Eindruck verschaffen. Und ich muss einerseits sagen, dass die neuen Zähne schon deutlich zu hören sind, bin andererseits aber etwas erleichtert, dass es mir doch nicht sooo schlimm vorkommt, wie ich nach dem Lesen des Threads hier befürchtet habe. Denn, das muss man sagen, was seine Schauspielkunst und Ausdrucksfähigkeit anbelangt, hat Thormann überhaupt nicht nachgelassen. Von daher macht es immer noch Spaß, ihm zuzuhören!

    Zum Vergleich, da habe ich mit Hans-Peter Korffs Schnaufen und Nasehochziehen in den neuen Holmsen von Carsten Hermann deutlich mehr Probleme. Das verleidet mir den Hörgenuss schon ziemlich.

  • Offensichtlich dreht es sich hier eher um ein Gebiss, ob es sich dabei um eine Teil- oder Vollprothese handelt, diese fest genug sitzt und Haftcreme im Spiel ist.
    Tja! Normal dürfte das kein Problem im Größeren darstellen!
    Wie wäre es, wenn sich die Diskussion eher um das Hörspiel an sich drehen würde? ;)
    Mal schauen, wann ich zum hören dieser wirklich vielversprechenden Folge kommen werde.

  • Für mich als hörspielaffinen Science-Fiction-Fan gab es bislang keinen Grund, die Reihe Gruselkabinett auf dem Radar zu haben. Warum auch? Immerhin sind Menschen, die sich mit kühnen Zukunftsvisionen, Weltraumschlachten und Dystopien beschäftigen, nicht gerade die Zielgruppe von auf Erzählungen aus der Ära der Schauerromantik basierenden Hörspielen. Doch da Titania zwischen Mitte März und Ende Mai 2017 mit Der Unsichtbare, Die Insel des Dr. Moreau, Die Zeitmaschine und Der Krieg der Welten gleich vier Vertonungen berühmter Werke des SF-Großmeisters H.G. Wells bringt, habe ich mir mal Gruselkabinett Folge 118/119: 20.000 Meilen unter dem Meer angehört, um herauszufinden wie es klingt, wenn sich das Team um Marc Gruppe eines SF-Klassikers annimmt.


    Wurde eine literarische Vorlage schon mehrfach vertont, dann ist es an jeder neuerlichen Adaption, ihre Daseinsberechtigung nachzuweisen. Dies kann sie durch größere Ausführlichkeit bzw. Werktreue, durch eine Sprecherriege, deren Leistung der früherer Version überlegen ist, oder auch mittels eine gelungeneren Klangkulisse. In puncto Laufzeit wird Europas Klassiker aus dem Jahre 1977 von Titanias aktueller Version schon einmal geschlagen: Brauchte man 1977 ca. 50 Minuten, um Vernes Untersee-Abenteuer zu erzählen, so sind es jetzt etwas weniger als zwei Stunden. Oder anders ausgedrückt: Zu jenem Zeitpunkt, an dem Prof. Aronnax, Ned Land und der Diener Conseil vor 40 Jahren bereits wieder von Bord der Nautilus geflüchtet waren, haben sie Nemos U-Boot heutzutage noch nicht einmal betreten. Das Skript verschafft Prof. Aronnax zwar etwas mehr Profil, indem er sich in den ersten Minuten des Hörspiels während eines Interviews als Wissenschaftler und insbesondere Meeresforscher profilieren darf, schlägt dann jedoch für den Rest der ersten Stunde eine recht gemächliche Gangart ein. Es hat einen guten Grund, warum bei früheren Adaptionen jener Teil der Geschichte bis zum Zusammentreffen der Abraham Lincoln mit der Nautilus mächtig gestrafft wurde: Er ist einfach nicht wirklich spannend. Marc Gruppe glaubt hingegen scheinbar, es besser zu wissen, und räumt diesem Abschnitt genau so viel Spielzeit ein wie den Abenteuern unter den Weltmeeren. Als Konsequenz daraus passiert in CD 1 nicht besonders viel (einziges Highlight ist die Havarie der Abraham Lincoln), während für CD 2 dann so viel an Plot übrig bleibt, dass nicht alles davon als Spielhandlung dargeboten werden kann: Beispielsweise hätte man als Hörer gerne erlebt, wie Kapitän Nemo Aronnax und Co die Ruinen des versunkenen Atlantis zeigt, doch stattdessen wird es vom Professor (gleichzeitig der Ich-Erzähler in diesem Hörspiel) fast schon beiläufig lediglich erwähnt. Eine andere dramatische Szene, in deren Verlauf ein Crewmitglied schwer verletzt wird, bekommen die Protagonisten erst gar nicht mit, weil sie von Nemo vorher betäubt wurden. Die spätere Beerdigung des Seemanns auf dem Boden des Ozeans hat es ebenfalls nicht in die Spielhandlung geschafft – Aronnax berichtet lediglich in knappen Worten davon. Immerhin bekommt man eine - wenngleich nicht sonderlich spannende – Begegnung mit einer Tiefseespinne geboten und den durchaus reizvoll inszenierten Kampf gegen den Riesenkalmar. Diese Actionszenen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Produktion ein mächtiges Problem mit dem Timing hat. Ein wirklicher Spannungsbogen baut sich nicht auf, und gegen Ende hat es der Plot dann sehr eilig: Die Wandlung von Kapitän Nemo vom Misanthropen zum komplett Wahnsinnigen vollzieht sich sehr abrupt; und während dieser geisteskrank in die Tasten seiner Orgel haut, entkommt das Protagonisten-Trio ohne große Hindernisse von Bord der Nautilus. So weit, so bekannt. Diesen Plot hätte man auch in 80 Minuten bzw. auf einer CD erzählen können.

    Was die Besetzung angeht, so vertraut Titania Medien auf die Dienste von bewährten Stimmen wie die von Jürgen Thormann (als Prof. Aronnax), Dietmar Wunder (Ned Land), Uli Krohm (Kapitän Nemo) und Julian Tennstedt (Conseil). Thormann ist als erfahrener Wissenschaftler absolut glaubwürdig, und auch die geradezu kindliche Neugier, mit der er auf das technische Meisterwerk namens Nautilus und die Wunder der Meere reagiert, transportiert er greif- und nachvollziehbar. Dafür, dass Aronnax etwas zu spontan vom Ein-Unterseeboot-gibt-es-nicht-Skeptiker zum Nemo-Fan mutiert, kann er nichts. Das geht komplett auf die Kappe des Dialogbuchs. Dietmar Wunder grummelt sich als bodenständiger Harpunier Ned Land durch seine Takes und bildet dadurch einen schönen Kontrast zu seinen Mitspielern. Insbesondere zu Julian Tennstedt, der die undankbare Rolle des Dieners Conseil zu verkörpern hat: Wenn der Ankündigungstext von Conseil als Aronnax' „äußerst ergebenem jungen Diener“ spricht, dann ist das fast schon ein Euphemismus, denn Conseil tritt das ganze Hörspiel über dermaßen devot auf, dass der Eindruck entsteht, Aronnax habe seinen Bediensteten aus einem einschlägigen Etablissement im Pariser Rotlichtbezirk abgeworben. Spätestens dann, wenn der Professor eine der unzähligen, vor Unterwürfigkeit triefenden Äußerungen seiner Dieners mit einem knappen „Brav“ quittiert, erinnert das Verhältnis zwischen den beiden an das zwischen einem Hundebesitzer und seinem Vierbeiner. Nur bekommt Conseil von seinem Herrchen keine Leckerlis. Daran sollte er für Zukunft mal arbeiten. Ansonsten verharrt Conseil in jenem Status des Stichwortgebers ohne Eigeninitiative, der von jeher für ihn reserviert ist. Tennstedt muss man hingegen zu Gute halten, das beste aus einer Rolle gemacht zu haben, die einem leider aus den falschen Gründen im Gedächtnis bleibt. Uli Krohm besitzt die nötige stimmliche Präsenz, um einen ansprechenden Kapitän Nemo abzugeben, doch kann er die Facetten seines Könnens nur bedingt entfalten, weil das Drehbuch Nemo sich hinter Andeutungen verschanzen lässt, anstatt durch Offenlegung seiner Vergangenheit ein klares Bild davon zu zeichnen, was diesen genialen und vermögenden Mann zum Rächer auf und unter den Meeren hat werden lassen. Die Ambivalenz seines Wesens - einmal ist Nemo schroff und abweisend gegenüber seinen unfreiwilligen Gästen, im nächsten Moment im Umgang mit ihnen verbindlich und entgegenkommend – wird zwar angedeutet, doch diese Puzzleteile ergeben unterm Strich keinen wirklich greifbaren Charakter. Die Figur bleibt bis zu ihrem vermeintlichen Ende (was aus ihm wird, bleibt unklar) nebulös; Krohm müht sich, agiert zweifellos souverän, kann aber nicht jenes Bild eines gebrochenen Menschenfeinds vermitteln, das möglich gewesen wäre, wenn die Macher mehr wert auf diesen Aspekt der Geschichte gelegt hätten.

    Bei der Gestaltung der Geräuschkulisse gibt sich Titania Medien hingegen keine Blöße: Man lässt das Meer rauschen, krachend die Abraham Lincoln untergehen und versteht es, das Geschehen an Bord der Nautilus atmosphärisch zu gestalten. Auch das Kampfgetümmel bei der Abwehr des Riesenkalmars hat man im Griff. Gruselkabinett Folge 118/119: 20.000 Meilen unter dem Meer klingt so, wie man es im Jahre 2016 von einer kommerziellen Produktion erwarten kann und darf. Akustische Wunder bleiben aus, sind aber angesichts der Geschichte auch nicht von Nöten. Der Soundtrack begleitet das Geschehen stimmungsvoll, wenngleich bisweilen einzelne Stücke etwas zu modern für die Ära um 1867 klingen. Titania geht zwar nicht gerade sparsam mit dem Einsatz von Musik um, setzt sie jedoch begleitend ein und vermeidet es, dass sie sich in den Vordergrund drängt. Stattdessen wird sie zum Bestandteil einer ausgewogenen Klangkulisse, vor deren Hintergrund sich die Handlung vollzieht. In diesem Punkt wird die Produktion den Erwartungen durchaus gerecht. Als optische Einstimmung auf das Hörspiel wurden von Ertugrul Edirne zwei Cover gestaltet, die eine Szene des Hörspiels aus unterschiedlichen Perspektiven zeigen, stilistisch das Flair der damaligen Zeit einfangen und zudem auch eine Reverenz an das Cover der klassischen Europa-Version darstellen. Eine schöne Idee.


    Was den Nachweis der Existenzberechtigung angeht, so kann Gruselkabinett Folge 118/119: 20.000 Meilen unter dem Meer diesen eher bedingt erbringen. Das Hörspiel erzählt kaum mehr als die vorherigen Fassungen, braucht dafür aber doppelt so lange. Dabei lässt Marc Gruppe in der ersten Hälfte jede Menge Zeit liegen, die dann in Teil 2 fehlt, um Kapitän Memo als eine faszinierende, weil vielschichtige Persönlichkeit darzustellen. Im Gegenteil: Die aktuelle Titania-Version fällt sogar hinter das zurück, was in früheren Adaption bereits erreicht wurde. Prof. Aronnax bekommt dieses Mal zwar mehr Aufmerksamkeit, doch das hilft der Geschichte nicht, da Nemo nun einmal der interessantere der beiden Figuren ist. Das Portrait des Dieners Conseil wirkt befremdlich; einzig die Charakterisierung von Ned Land kann vollauf überzeugen. Dem Umstand, dass von Titania in Sachen Sprecherauswahl, Sounds und Musik ordentliche Arbeit geleistet wurde, hat es das Hörspiel in der Endabrechnung zu verdanken, dass man über ihm den Stab nicht brechen möchte. Mächtig gebogen hat er sich allerdings schon. Und von bedingungslosem Durchwinken ist diese Produktion auf jeden Fall meilenweit entfernt.

    Denkt man an die Wells-Vertonungen im nächsten Jahr, dann lässt der Eindruck, den das vorliegende Hörspiel hinterlassen hat, einen diese eher mit gemischten Gefühlen entgegensehen. Hinsichtlich der Besetzung, der Soundkulisse sowie der Musik braucht man sich wohl keine Sorgen zu machen. Und auch die Cover, die Titania Medien bereits auf seiner Website veröffentlicht hat, sehen wirklich schön aus. Es stellt sich nur insbesondere im Hinblick auf die Doppelfolgen Der Unsichtbare und Der Krieg der Welten die Frage, ob die Macher dann ein besseres Timing und einen stimmigen Spannungsbogen hinbekommen werden. Warten wir es ab. In sechs Monaten sind wir schlauer...

  • Wie wäre es, wenn sich die Diskussion eher um das Hörspiel an sich drehen würde?

    Vielleicht können wir die Diskussion hier mal wieder...hin zu dem Hörspiel selber bewegen.

    Gute Idee. Meine Meinung zum Hörspiel findet sich im Forum hier: Gruselkabinett Folge 118/119: Jules Verne - 20.000 Meilen unter dem Meer (Titania Medien)

  • Danke SciFi Watchman für die sehr schöne Rezension :)
    Ja ich hatte auch schon überlegt mir das Hsp zu kaufen. Aber nach der Rezension eher nicht ;).

    „Es gibt, wie bereits festgestellt wurde, zwei Typen von Menschen auf der Welt. Da sind jene, die - wenn man ihnen ein exakt halbvolles Glas reicht - sagen: 'Dieses Glas ist halbvoll.' Und dann gibt es jene, die sagen: 'Dieses Glas ist halb leer.' Die Welt gehört jedoch jenen, die das Glas anschauen können und sagen: 'Was ist mit diesem Glas los? Entschuldigen Sie? Entschuldigen Sie? Da soll mein Glas sein? Mein Glas war voll! Und es war größer!'" (Terry Pratchett)

  • Danke für die tolle und sehr ausführliche Rezension SciFi Watchman. :)
    Habe aber zugegeben ein paar Stellen deiner Meinung übersprungen, damit mir nicht zu viel verraten wird. Schließlich möchte ich das Hörspiel noch genießen. Und so oft habe ich die Story nun noch nicht als Hörspiel gehört. Ich glaube nur 1x!
    Also schon eher etwas Neues für mich. Obwohl einem die Story an sich ja schon bekannt ist.
    Jedenfalls schön das es hier auch noch Reaktionen auf Rezis und Meinungen gibt. ;)
    Und mit dir hat Titania ja durch dieses Hörspiel einen neuen Käufer gewonnen. Und die anderen werden wohl sicher weiter zugreifen.
    Gut gemacht.
    Meine Meinung schreibe ich sobald gehört.
    Kann aber noch einige Zeit dauern. Habe einfach zu viele Hörspiele (ca. 80 neurere und bestimmt 300 alte Hörspiele) die ich noch hören muss. Und dann kommen ja auch noch laufend neue dazu. Das ist auch gut so. Nur der Platz wird langsam eng.

  • Kaufen werde ich mir das Teil trotzdem. Prinzipiell finde ich es interessant wenn eine weitere Hoerspielversion, den Aspekten des Hoerspiels eine andere Gewichtung gibt als die schon erschienenen Hoerspiele. Ich habe es zum Beispiel oft erlebt, dass die wunderbar kurz-und-knackig Hoerspiele aus den 70ern und 80ern, einige Kernaussagen der Geschichte ausgelassen haben. Damit wurde es "leichter" und knackiger aber die unterschwellige Aussage der Geschichte wurde da ausgelassen. Es scheint ja so zu sein, dass die erste CD viel Stoff abhandelt, die ich bisher von den anderen Hoerspielen nicht kenne. Das kann interessant sein, kann aber auch langgezogen sein. Ich denke auch, dass die Konflikte mit Nemo das interessanteste der Geschichte ist, und wenn das zu kurz ist, dann sehe ich das eher kritisch. Ich werde mir mein Bild machen. Meine Erwartungshaltung ist durch die Rezi auf jeden Fall schon mal ein bisschen zurechtgerueckt.

  • Zunächst einmal ein großes Dankeschön meinerseits für Euer Feedback zu meiner Rezension. Das freut mich sehr und ist eine tolle Motivation.

    Einige von Euch wollen im Laufe der Zeit das Hörspiel ja auch noch hören, und ich bin auf Eure Reaktionen schon sehr gespannt. Im Netz sind die Meinungen über die Produktion bislang sehr geteilt: Von großem Jubel bis hin zu „Enttäuschendes Hörspiel“ ist alles vertreten. Und ich denke mal, dass es bei den Wells-Vertonungen im nächsten Jahr vielleicht ähnlich sein wird. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es bei der Beurteilung eine Rolle spielt, ob die Hörer den Vergleich zu den literarischen Vorlagen ziehen oder nur das Hörspiel selbst bewerten.

    Darum mal meine Frage in die Runde: Wie wichtig ist für Euch eine werkgetreue Umsetzung?

    Ich frage auch deshalb, weil ich mir überlegt hatte, zumindest einige der den Wells-Hörspielen zugrunde liegenden Romane im Vorfeld noch einmal zu lesen, um dann den Aspekt, ob sich das Hörspiel an den Roman hält, in die Rezensionen einfließen zu lassen. Wäre solch eine Gegenüberstellung für Euch überhaupt von Interesse? Oder reicht es Euch, wenn das Hörspiel isoliert betrachtet wird, da es für Euch darauf ankommt, dass das Hörspiel für sich genommen funktioniert? Eure Meinungen dazu würden mich sehr interessieren.

  • Darum mal meine Frage in die Runde: Wie wichtig ist für Euch eine werkgetreue Umsetzung?

    Diese Frage kann ich eigentlich immer wieder nur mit ... ist mir nicht so wichtig ... beantworten. Im Gegensatz zum Hörbuch, sehe ich das Hörspiel eher als Kinofilm ohne Bild. Und, auch beim Kinofilm wird nicht immer auf eine haargenaue 1:1 Umsetzung wert gelegt.

    Danke, auch von mir @SciFi Watchman für deine sehr ausführliche Rezi zu 20 000 Meilen unter dem Meer. Ohne, das Hörspiel bisher gehört zu haben, hatte ich mir fast schon gedacht, dass es sich teilweise in die Länge ziehen würde. Da ich die alten Produktionen fast alle kenne, kamen mir beim Anblick von 2 CDs Zweifel auf. Ich verstehe die Produzenten nicht, warum müssen Hörspiele heute immer länger und länger werden. Vor allem, wenn es der Roman nicht hergibt. Früher hatte man, nach meiner Meinung, einfach mehr Mut zum Kürzen und Umschreiben von Stoffen.
    Allgemein gesagt, ist mir eine flotte und knackige Hörspiel Umsetzung viel lieber, als eine 1:1 Produktion, die sich quälend in die Länge zieht.
    Von daher reicht mir eine "isolierte" Betrachtung des Hörspiels. Natürlich ist es interessant, es mit dem Buch zu vergleichen, ich fürchte nur, dass man dann automatisch wieder abwertet, wenn das Hörspiel zu stark vom Buch abweicht. Was schade wäre, denn für sich alleine gestellt, kann das Hörspiel ja trotzdem top sein.

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