Vangelis -- der Unterschied zwischen Programmierer und Musiker

  • Einfach irre, was der Mann da nach den Vorbereitungen ab 1'40" live spielt (und so wie ich das sehe auch live komponiert):

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    Das unterscheidet für mich die Musiker von den Programmierern: Vangelis spielt dieses Setup wie ein Cellospieler sein Instrument. Intuitiv. Ohne Multitracks. Auch bei seinen Filmmusiken komponiert er, während er die Bilder zum ersten Mal sieht.

    Vor so etwas kann ich nur den Hut ziehen.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Vor der Kunst, Musik zu machen bzw. zu spielen, ziehe ich immer den Hut...

    Aber wenn die Musik dann nun einmal da ist, quasi das Baby in die Welt entlassen, dann muss sie mir gefallen und der Rest spielt keine Rolle mehr.

    Bin kein Soundtrack-Fan und Vangelis ist mir nur durch Henry Maske und Mark Brandis-"Pitchbend" ( 8) ) ein Begriff.

    Aber so hat halt jeder seine Favourites...

  • Dass er mit seinem "Notenblatt" spielt sehe ich zum ersten mal, aber VANGELIS ist schon ein ganz spezieller Künstler. Er komponiert auch ganz anders. Er komponiert Gefühle, als dieses typische "Mickey-Mousing". Zwar würde so ein Sound niemals auf die Mehrzahl aller Filme passen, aber für so manche Projekte ist er dann doch der richtige. O.k., Blade Runner hätte auch von einem anderen Komponisten mit echtem Orchester sein können, aber würde man sich heutzutage noch an die Musik erinnern? Wohl kaum.

    "Auf Wiedersehen, aber es eilt nicht." (Rainer Brandt)

  • Ich verstehe ohnehin nicht, wie jemand behaupten kann, ein elektronischer Score sei per se "weniger wertig" als einer mit vollem Orchester.

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  • Finde es immer einen rechten Spagat, einerseits soll die Musik ja Stimmungen transportieren, andererseits soll sie ja auch nicht die Bilder übertönen bzw. alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, so sehe ich das zumindest.

    Insbesondere Filme mit elektronischem Score, die vielleicht sogar noch sehr prägnante Themen auch für den Klassik-Ablehner beinhalten, laufen für mich Gefahr, diese Balance nicht halten zu können.

    Insofern sage ich fast ketzerisch - weiterhin her mit den austauschbaren belanglosen Soundtracks für jedermann. :thumbup:

  • VANGELIS ist schon ein ganz spezieller Künstler. Er komponiert auch ganz anders. [...] Blade Runner hätte auch von einem anderen Komponisten mit echtem Orchester sein können, aber würde man sich heutzutage noch an die Musik erinnern? Wohl kaum.

    Gerade Blade Runner ist für mich mit klassischem Orchester unvorstellbar. Wenn bei Minute 2'30" die Sicht auf Hades öffnet, hebt die Musik das Ganze so auf eine andere Ebene, dass alles zu spät ist.

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  • Hatte das Thema als es vor einer Woche eröffnet wurde irgendwie übersehen, schön dass nochmal geantwortet wurde und ich es jetzt mitgekriegt habe!

    Danke für das Video, hatte ich noch nicht gesehen. Vangelis ist einer meiner Lieblingskünstler. Wird ja oft unbedacht in die "Synthie"-Ecke gestellt, mit Tangerine Dream und Klaus Schulze, aber eigentlich passt er da nicht wirklich rein. Ja, seine Musik (besonders die spätere) ist größtenteils elektronisch, aber er ist kein Klangfetischist wie eben diese beiden, sondern sieht die Synthies nur als Mittel zum Zweck -> seine Ideen in Klänge umsetzen zu können. Hat auch einen Hang zum simplen Kitsch, den er dann aber meist auf dem selben Album noch durch einen richtig starken Track kompensiert. Ich mag eigentlich alle seine Alben, abgesehen von den offensichtlichen 2 experimentellen, die für meinen Geschmack einfach in die Hose gingen (Beaubourg und Invisible Connections).

    Wollte aber eigentlich auf etwas eingehen, das Fader im ersten Post schrieb:
    "Das unterscheidet für mich die Musiker von den Programmierern"
    Das verwirrt mich ein wenig, weil es so rüberkommt als wäre es 'entweder oder'. Musik entsteht im Kopf des Komponisten. Wie genau diese Idee jetzt in Klänge umgesetzt wird ist mir eigentlich egal. So geil das Stück in dem Video auch ist, er setzt sich selber auch Grenzen dadurch dass nichts vorprogrammiert ist. Vangelis selbst hat oft genug Sequencer benutzt (und das ist ja eigentlich programmierte Musik). Die ganze Idee, Programmierer vs. Musiker hat so was von alten Leuten, die nur Musik aus den 60ern hören und sagen "jaja, früher war alles besser, das war noch handgemachte Musik". Ja, sorry, Musik wird nicht mit der Hand gemacht, sondern mit dem Kopf. Und da kann mir keiner sagen dass Kraftwerk oder Autechre keine 'richtigen' Musiker sind, nur weil sie heute auf dem Computer produzieren anstatt alles live einzuspielen.

  • Sorry, aber so hatte ich das nicht gemeint. Vengelis hat vor zwei / drei Jahren dem TV-Sender Al Jazheera (sp?) ein längeres Interview gegeben, in dem er über sein Verständnis des Musikmachens, über das Musikgeschäft und über (seine) Kreeativität spricht. Lohnt sich sehr!

    Aus diesem Zusammenhang habe ich den Threadtitel entnommen. Musik hat für ihn immer schon etwas völlig Spontanes. Komponieren und Performen soll ein einziger Schritt sein. Dass die Synthesizer-Musiktechnik das in den 70ern noch nicht leisten konnte, hatte ihn auf den Umweg des Aufnehmens mehrerer Spuren hintereinander gebracht.

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  • Das Interview kenne ich, ist wirklich sehr interessant.

    Nochmal für alle:

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    Zeigt aber auch, dass er irgendwie alt ist und aufgegeben hat. "I don't think music is beautiful today". Ja klar...

  • Ich sehe ihn nicht als alt, sondern als weise!

    Was heisst "beautiful"? Es heisst "voll der Schönheit". In unserer Gegenwarts-Welt ist Schönheit im tieferen, nicht-oberflächlichen Sinn nicht mehr erstrebenswert. Wenn etwas rein aus ästhetischen Gründen entsteht, unterstellt man dem Künstler gern, weltfremd oder kitschig zu sein. Das ist es, was er meint.

    Was mit Menschen passiert, die nach Ästhetik streben und leben dürfen, sieht man, wenn man die Erfolge der entsprechenden Kliniken für Zivilisationskrankheiten untersucht. Wir leben in einer Welt, die wir uns geschaffen haben, die uns aber nicht gut tut.

    Die weiter explodierenden Zahlen an Erkrankten mit Diagnose Depression, Burnout, Demenz, Krebs und Alzheimer zeigen es. Das ist es, worauf Vangelis im Interview hinauswill. Mit Alter oder "Aufgeben" hat das nichts zu tun.

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  • VIelleicht reden wir hier aneinander vorbei, aber es gibt viele Bands und Künstler, die sich nicht der Kommerzmaschine unterwerfen und Musik machen, die ihnen gefällt, und in ihren Sinnen / Ohren "schön" ist.
    Aber Respekt, in 5 Sätzen von "music is not beautiful today" auf Alzheimer und Krebs zu kommen... das hat schon was!

  • R.I.P.

    Bei Conquest of Paradise krieg ich auch nach dem x-ten Mal hören noch Gänsehaut - unglaublich, was der Mann für ein musikalisches Erbe hinterlässt - Danke!

    Mein Name ist Dorian Hunter, und ich bin der Sohn des Teufels. Ich war der Sohn des Teufels, denn ich habe ihn getötet! :evil:

  • Ja, hab es gestern auch gehört aber wie schon geschrieben hinterlässt eine Musikbibliothek, die ihn unvergessen bleiben lässt.
    Überlege auch ob wie demnächst mal eine Sondersendung über Vangelis im "Musikflori-Radio" machen.

  • Soweit inzwischen bekannt ist, hat Vangelis die Musik für zumindest zwei Filme/Shows vollendet, bevor er starb.

    Der eine davon ist nun im bezahlten Streaming:

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    Der andere ("We are stardust") ist eine Planetariumsshow, die ihre Premiere im Oktober im Eugenides Planetarium in Athen haben wird, aber die wohl bald ihren Weg auch ins restliche Europa finden mag.

  • Der andere ("We are stardust") ist eine Planetariumsshow, die ihre Premiere im Oktober im Eugenides Planetarium in Athen haben wird

    Hmm, nix zu finden im Netz. Nur das:

    Quote

    The Eugenides Planetarium will soon begin showing a new movie in its planetarium dome, titled "We are stardust, Tribute to the music and universe of Vangelis". Screenings at the location in Athens should start in the last half of October.

    Auf der Seite des Planetariums (https://www.eef.edu.gr/en/news/) hab ich jetzt mal die ganze zweite Oktober-Hälfte durchgeklickt, da ist kein Termin dafür zu finden.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

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