Disclaimer bei EUROPA-Hörspielen

  • Als ich mir heute früh „Gräfin Dracula, Tochter des Bösen“ im Stream angehört habe, kam statt der sonst an dieser Stelle befindlichen Anfangsmusik ein sogenannter Disclaimer, bei dem der Hörer darauf aufmerksam gemacht wird, dass es sich bei diesem Hörspiel um eine Produktion von vor vielen Jahren handelt. Ich habe daraufhin sofort Europas Homepage aufgesucht: https://www.play-europa.de/ueber-europa/informationen-faq

    Dort kann man noch einmal den Hintergrund zum Disclaimer nachlesen.

    Ist Euch der Disclaimer auch bereits aufgefallen?
    Was meint ihr dazu?
    Gute Idee um ein älteres Hörspiel „Original“ wieder zu veröffentlichen?

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ich hab jetzt mal kurz „quer-gehört“. Also bei Gruselserie alt, TKKG Retro-Archiv oder Die Originale „Onkel Toms Hütte“ ist der Disclaimer voran gestellt. Bei den ??? Folgen nicht. Ebenso, für mich überraschend, bei den ersten Fünf Freunden ebenfalls nicht….

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Markus G. schrieb…

    Zitat

    Ist Euch der Disclaimer auch bereits aufgefallen?

    Nein, ist mir bisher noch nicht untergekommen, was wohl aber auch daran liegt, dass ich die meisten alten Hörspiele aus meinem persönlichen Archiv höre.
    Laut Info auf der EUROPA Homepage warnt dieser „Disclaimer“ vor „Diskriminierungen“. Hätte ich jetzt spontan bei dem Hörspiel „Gräfin Dracula, Tochter des Bösen“ nicht erwartet. Ich befürchte, dann wird dieser Hinweis wohl zukünftig vor jedem zweiten Klassiker laufen. Bin mir noch nicht sicher, was ich davon zu halten habe. Auch wenn ich es an sich in Teilen nachvollziehen kann, finde ich es persönlich einfach übertrieben.

  • Markus G. schrieb…

    Zitat

    Bei den ??? Folgen nicht. Ebenso, für mich überraschend, bei den ersten Fünf Freunden ebenfalls nicht….


    Was? Absolut gar keine „Diskriminierungen“ in den alten drei ??? Folgen? Ich mag es nicht so ganz glauben. :rolleyes:
    Klar bei den alten Fünf Freunde müßte man eigentlich definitiv den Disclaimer einblenden.

  • Jupp, die sind seit kurzem zu hören und ich finde es gut. Lieber bei einem kurzen Track darauf hinweisen, dass hier Sachen erzählt werden, die heute nicht mehr auftauchen. Lieber so als wenn die Hörspiele aus dem Sortiment genommen werden.

  • @Chris2710 schrieb…

    Zitat

    Lieber so als wenn die Hörspiele aus dem Sortiment genommen werden.


    Ich könnte mir vorstellen, dass solche Disclaimer vor Hörspielen nur den Anfang darstellen. Vielleicht ist dies wirklich alles auch durch die aktuelle Diskussion über die vor kurzem aus dem Programm genommen Ravensburger Bücher zum neuen Winnetou Film ins Rollen gekommen?
    Wer Hörspielklassiker öfter hören will sollte sich nach meiner Meinung zukünftig wieder besser die CD oder den Download kaufen, denn ich denke ein nächster Schritt könnte auch sein, dass die Streaming Anbieter solche alten Hörspiele aus ihrem Sortiment verbannen. Dagegen würde dann auch ein Label nichts machen können.

  • Bald waren die Schnitte bei FSK 18 Filmen pillepalle. Mit dem Disclaimer kann man noch leben, aber da kommt wahrscheinlich noch mehr. Warum muss es eigentlich Disclaimer heißen? Gibt auch Leute die das nicht verstehen. Naja, heißt es halt 40sek immer skippen.

  • Geht es nur mir so, oder fühlen sich andere auch noch von der neuen Wokeness die durch Deutschland zieht, genervt?

    Natürlich ist es nicht schön wenn Minderheiten gebasht werden, einfach nur weil sie zu wenige sind um sich gegen die Masse zu wehren.

    Aber wenn man jetzt schon pauschal Entschuldigungen voranstellen muss, bevor man etwas sagt, danit sich ja niemand diskriminiert fühlen könnte, ich glaube dann läuft irgendetwas falsch.

    So verurteile ich den Disclaimer.

  • Ich verurteile grundsätzlich den Disclaimer nicht. Er hat durchaus seine Berechtigung in bestimmten Fällen. Und wenn er das Label, den Verlag schützt und so verhindert das Serien aus dem Verkehr gezogen werden müssen, dann kann ich damit leben. Aber ich finde es in den meisten Fällen überzogen und extrem.

    Zitat

    Naja, heißt es halt 40sek immer skippen.

    Wenn man skippen könnte. Aber wenn man zum nächsten Track geht, fehlt einem ein Teil der Vorgeschichte. DAS finde ich persönlich störend. Und aktuell nicht gut gelöst. Und jedesmal den Punkt im Track 1 suchen, wo es wirklich los geht, finde ich mühsam. Gerne einen Disclaimer voran stellen. Dann aber bitte einen eigenen Track spendieren. So kann man weiter skippen und kommt mit Track 2 zum eigentlichen Hörspiel. So wird in meinen Ohren in das Hörspiel selbst eingegriffen. Und das finde ich unglücklich.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ich finde das Thema zu komplex, um es in schlichte Schwarzweiß-Kategorien zu pressen. Pauschalurteile helfen nicht weiter, finde ich. Es gibt gute Gründe für die Debatte. Andererseits gibt es natürlich auch Übertreibungen. Ich denke, wir sind alle miteinander gerade in einem Prozess, in dem die "richtige" Mitte erst noch gefunden werden will. Darum ist es wichtig, darüber zu diskutieren und Argumente auszutauschen. Aber eben sachlich.

    Was das Vorgehen hier angeht, möchte ich aber darauf hinweisen, dass es sich um Hörspiele handelt, die sich explizit (oder heute zumindest auch) an Kinder richten. Da sind für mich eh andere Maßstäbe anzulegen. Da sind bei bestimmten Darstellungen und Äußerungen für mich auch Disclaimer eigentlich nicht genug, denn ich möchte eigentlich darauf vertrauen können, dass in Hörspielen, die Kindern auf einer normalen Plattform zugänglich gemacht sind, bestimmte rassistische Begrifflichkeiten nicht vorkommen. Zumindest etwa beim N-Wort sollte da heutzutage Konsens bestehen, denke ich.

    Bei Medien für Erwachsene haben natürlich ganz, ganz andere Maßstäbe zu gelten.

  • Markus G. schrieb…

    Zitat

    Und wenn er das Label, den Verlag schützt und so verhindert das Serien aus dem Verkehr gezogen werden müssen, dann kann ich damit leben.


    Aber bestimmen jetzt schon einige Menschen in sozialen Medien, ob ein Buch erscheinen darf? Irgendwie stört mich der Gedanke, wie es momentan abläuft. Bleibt da die Frage, ob der Hinweis am Anfang genügt. Ich befürchte immer mehr, es läuft bei den Hörspielen irgendwann wie im aktuellen Winnetou Fall.

  • Markus G. schrieb…

    Zitat

    Wenn man skippen könnte. Aber wenn man zum nächsten Track geht, fehlt einem ein Teil der Vorgeschichte. DAS finde ich persönlich störend. Und aktuell nicht gut gelöst. Und jedesmal den Punkt im Track 1 suchen, wo es wirklich los geht, finde ich mühsam. Gerne einen Disclaimer voran stellen.


    Echt jetzt? X( Dies geht auch in meinen Augen gar nicht, schon weil ich dann befürchte, dass der Hinweis auch im Kauf-Download sein wird. Meist sind in den Portalen beide Versionen gleich. Ich wäre auch definitiv für einen extra Track vorweg!

  • Eine tolle Idee, könnte von mir sein. Ich hab erst kürzlich zu einem Kumpel gemeint, das bei alten Produktionen einfach so ein Hinweis hingehört und gut ist.
    Geanau so geht man mit "Geschichte" um. Wie soll man sonst die Fehler aus der Vergangenheit vermeiden? Wenn man die Vergangenheit verteufelt und alles veribietet....
    Ein guter und richtiger Schritt!

    . Hätte ich jetzt spontan bei dem Hörspiel „Gräfin Dracula, Tochter des Bösen“ nicht erwartet.

    Die spezielle Folge kenne ich nicht so gut. Vermutlich falsches Frauenbild? In vielen Grusel-Folgen ist ja die Frau das Dümmchen und/oder Opfer. Das geht aus heutiger Sicht natürlich nicht, da darf nur der Mann dumm und unbeholfen sein!! :evil: :saint:


  • Aber bestimmen jetzt schon einige Menschen in sozialen Medien, ob ein Buch erscheinen darf?

    Was ist das für eine seltsam die Realität verzerrende Frage?
    Nicht Menschen aus den sozialen Medien haben bestimmt, dass ein Buch nicht erscheinen darf - sie haben höchstens ihre Ansicht bekundet, dass es das nicht sollte.

    Entschieden hat der Verlag selbst und niemand sonst.

    Über die Gründe und wie man dazu steht, kann man dann ja gern diskutieren. Aber man sollte das schon auch redlich tun, finde ich.

    Und ein ernstgemeinter Disclaimer bei Medien für Kinder, der sich einfach wegskippen ließe, wäre ja wohl nichts weniger als lächerlich!

  • @Hardenberg Dies ist lediglich Deine Meinung dazu. In meinen Augen unterschätzt du da die Macht und den Druck die bei sowas über die sozialen Medien ausgeht.
    Was den Hinweis angeht, der sollte nach meiner Meinung bitte definitiv in einem separaten Track sein. Im übrigen dürfen Kinder das Streaming sowie nicht selbstständig nutzen. Schau dir mal das Mindestalter in den AGBs an.

  • Die sozialen Medien, das „viral“ gehen, der Shitstorm hat schon heute eine nicht zu unterschätzende Macht. Verlage wissen sich dann einfach nicht zu helfen und fühlen sich gedrängt schnell rasch ohne großartige Analyse zu reagieren und zu handeln. Würde man sich dem Problem, das sich oft deutlich komplexer darstellt, langfristig nähern, Untersuchungen machen und eine großangelegte Analyse machen, würde der Shitstorm bereits komplett über alle Medien ausgebreitet haben und das Image des Verlages wäre stark beschädigt. Also handelt man schnell und rasch um diesen entgegen zu wirken. Oder, wie in diesem Fall EUROPA, bereits vor einem drohenden Shitstorm um diesen entgegen zu wirken. Aber auch hier hat man mMn übereilt gehandelt. Disclaimer ist durchaus nachvollziehbar und eine für mich gute Sache. Aber dann bitte als eigener Track. Wer alle Folgen einer Serie am Stück hören möchte, will nicht jedesmal den Disclaimer hören. Und nicht jedesmal händisch den Beginn des eigentlichen Hörspiels suchen müssen. Von daher sehe ich es wie @hoerspiel , die Macht der sozialen Medien ist extrem groß, weil alles sehr sehr schnell geht, der Druck baut sich ebenfalls sehr schnell auf und die Verlage oftmals keine Möglichkeit haben adäquat darauf zu reagieren. Der Fluch unserer Zeit.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Sorry, aber das hat doch mit Meinung nichts zu tun. Die Behauptung, einige Leute aus den sozialen Medien entschieden darüber, ob ein Buch erscheint, ist sachlich einfach falsch.

    Diskussionen in sozialen Medien können einen immensen Druck aufbauen, sicher. Aber wie damit umgegangen wird, entscheiden letztlich die Unternehmen selbst und sonst niemand.

    Und das tun sie durchaus auf unterschiedliche Weise.

    Alles andere ist einfach völlig verkürzt.
    Wie gesagt: Über die Motive und unsere Meinung dazu kann man dann ja trefflichst diskutieren. ;)
    Da sehe ich vieles durchaus auch sehr, sehr kritisch. Wäre vielleicht mal ein eigenes Thema wert, wenn man das hier wagen mag.

    Aber es so darzustellen, als gäbe es da quasi eine diktatorische Minderheit, eine Art woke Moral-Polizei im Internet, die rechtsverbindlich den Daumen heben und senken kann, ist einfach sachlich unzutreffend.

    Mal abgesehen davon, hat EUROPA schon in den 80'ern auf öffentliche Kritik mit einschneidenden Maßnahmen reagiert. Da gab es noch keine sozialen Medien. Ist also gerade bei diesem Unternehmen nichts völlig Neues. Das Prinzip dahinter ist aber dasselbe: Es geht ums Image.

    Und was den Disclaimer angeht, bleibe ich dabei: Wenn man den ernst meint, sollte er sich eben nicht einfach wegzappen lassen. Sonst ist das eine absolute Nullnummer.

    Ob einem das dann gefällt oder nicht, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Aber es ist sicherlich konsequent, es so zu handhaben. Mehr sage ich gar nicht.

  • Diese Geselschaft macht sich nur noch lächerlich, Meinungsfreiheit ade, ich finde solche Beschnitte und Bashing gegen Produktionen/Verlage/Filmunternehmen etc. ählich wiederwertig und beschämend wie Diskriminierung, Rassismus und Abgrenzungen selbst auch. An sich ist es auch nichts anderes!

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