Die negativen Seiten der ständigen Verfügbarkeit im Streaming

  • Dank des Streamings sind wir in der Lage immer und überall genau das Hörspiel zu hören, auf das wir gerade Lust haben. Spontan befinden wir uns in einem Schlaraffenland. Aber ergeben sich durch diese ständige Verfügbarkeit von Hörspielen für Euch(!) auch mal negative Konsequenzen, die ihr früher aus der Kassetten- und CD-Zeit nicht kanntet?

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Markus G. 7. November 2023 um 08:31

    Hat den Titel des Themas von „Die negativen Seiten der ständigen Verfügbarkeit“ zu „Die negativen Seiten der ständigen Verfügbarkeit im Streaming“ geändert.
  • Ich finde das "magische" und "besondere" Gefühl geht dadurch ein bisschen verloren. Ich weiß noch als ich damals meine ersten selbst gemachten Bilder ins Geschäft gebracht habe und wieviel Vorfreude ich darauf hatte die entwickelten Bilder dann endlich abholen zu können. Heute kann man auf Knopfdruck das Bild direkt auf dem Handy haben und das ist auch wirklich super, aber irgendwie fehlt das gewisse Etwas.

    Beim Hörspiel könnte das ähnlich sein, dieser besondere Moment, wenn man wieder eine neue CD/Kassette bekommen hat und sie dann endlich zuhause anhören kann. Das war einfach etwas Besonderes und die Vorfreude war groß. Heute suchst du dir unterwegs eines von 10000 Hörspielen aus und hörst es wann du willst. Das ist zwar auch wahnsinnig toll, dass so etwas überhaupt geht, allerdings ist es schon lange nichts Besonderes mehr. Es ist wohl einfach ein Gewöhnungseffekt eingetreten.

  • Immer und überall konnte und kann ich die Hörspiele auch ohne Stream hören, dank meines großem digitalen Archivs. Daher empfinde ich den Stream auch nicht mehr so sehr als Schlaraffenland. Es steht mir schließlich nicht mehr Hörzeit zur Verfügung und mir müssen die Hörspiele im Stream auch erst einmal alle gefallen. Meist picke ich mir da meine Lieblinge raus und ignoriere mittlerweile den großen Rest. Anfangs, wo der Stream noch neu war, habe ich vielleicht noch mehr aufgesogen, aber jetzt hat es sich bei mir von der Hörmenge längst beinahe auf das alte Niveau eingependelt. Geändert hat sich durch den Stream allerdings ganz gravierend der Preis. Ich gebe für Hörspiele mittlerweile SEHR viel weniger aus, als noch vor Jahren.

    Einmal editiert, zuletzt von hoerspiel (7. November 2023 um 10:00)

  • Letztendlich wird es einmal auf einen Test hinauslaufen: wird ein Label mal eine oder mehrere Serien für Jahre aus den Streams entfernen, um zu prüfen, welchen Unterschied es macht? Hat sich die Realität so weit geändert, dass das, was nicht permanent verfügbar ist, schnell vergessen und auch nicht mehr nachgefragt wird? Würde -- um ein radikales Beispiel zu nennen -- der Schritt, die ??? für zwei Jahre aus allen Streamerportalen zu entfernen, dazu führen

    • dass es auf den illegalen Downloadportalen wieder Bewegung gibt,
    • oder dass die CD- resp. Download-Verkäufe wieder anziehen,
    • oder dass sich bei einem Wiedereintritt keiner mehr an die Serie erinnert, weil sie auf keinen aktiven Playlists weitergegeben auftaucht, und sie damit dann "tot" ist?

    Interessante Fragen.

    Ich denke schon, dass es in der Wert-Wahrnehmung einen großen Unterschied macht. Was sofort, immer und praktisch kostenlos verfügbar ist, bekommt keinen Wert zugewiesen. Es ist nicht mehr mit einem "Status" verbunden. In den Kassettenkinderjahren hatte der Erste, der die neue Folge irgendwo in einem Plattenladen gefunden hatte und zudem noch Taschengeld hatte, um sie sich zu kaufen, sofort einen Bonus. Man traf sich bei ihm/ihr, um die Geschichte anzuhören und nachzuspielen. Das war eine starke Motivation, das eigene Taschengeld anzulegen, und die neue Folge hatte ab dann einen hohen Erinnerungswert. Dass nicht so viele verfügbar waren, führte dazu, dass man sich die einzelne Folge auch viel häufiger anhörte, sie fast auswendig lernte.

    Natürlich ist dann Jahre später das Wiederhören dieser intensiv prägenden Erinnerung mit Nostalgie verbunden.

  • Martin Seebeck Schöne Gegenüberstellung der möglichen Pros & Contras. Aber wo siehst Du für Dich ganz persönlich die negativen Seiten?


    Ich selbst merke für mich ein wenig ein Gefühl wie wir es auch beim „All-you-can-eat“-Buffet. Man überfrisst sich, weil man entweder alles ausprobieren will was da ist, trifft auf mich weniger zu oder man holt sich immer und immer wieder das was einem sehr gut schmeckt bzw. hört. Und dieses Phänomen merke ich bei mir. So ist die Zahl der „Das Geheimnis des Bermuda Dreieck“-Hörsessions eklatant in die Höhe gegangen. Und natürlich wirkt sich das irgendwann auch negativ auf das Hörerlebnis aus. Bei mir. Da gibt es nun einige Hörspiele, auch Die Familie des Vampirs, HG Francis Gruselserie und und und, die Dank des Streamings sehr oft oder zu oft gehört werden.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Schöne Diskussion der Kinder der 1970 und 1980er Jahre :)

    Aber auch nicht mehr, keine Relevanz außerhalb dieser Zielgruppe. Statt Nabelschau besser auf die Kinder schauen, es ist überhaupt nicht wichtig, dass theoretisch alles verfügbar ist, die wollen genau wie wir damals was ganz bestimmtes hören und das 1000x.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Schöne Diskussion der Kinder der 1970 und 1980er Jahre :)

    Aber auch nicht mehr, keine Relevanz außerhalb dieser Zielgruppe. Statt Nabelschau besser auf die Kinder schauen, es ist überhaupt nicht wichtig, dass theoretisch alles verfügbar ist, die wollen genau wie wir damals was ganz bestimmtes hören und das 1000x.

    Da ist was dran!

  • Ich würde das Gegenteil behaupten. Die Relevanz im Umgang mit neuen Medien, wie Internet, Streaming, Smartphone etc. sowie die negativen Konsequenzen daraus betrifft keineswegs nur die 70iger und 80iger Generation sondern auch die jüngeren Generationen. Gerade die jüngere Generation. Wir wissen noch wie es war Musik nicht immer und überall hören zu können. Wir wissen noch dass man auch ohne das Smartphone das Haus verlassen kann. Wir wissen noch dass man auch ohne Internet Informationen einholen kann. Wir wissen noch, dass das Hören von Hörspielen auch mit anderen Geräten als Alexa und Handy möglich ist. Die neue Generation weiß dies nicht. Kennt dies nicht. Und daraus, eben aus dieser immer und überall Verfügbarkeit wie Erreichbarkeit erwachsen sich viele viele positive Dinge und Möglichkeiten, aber auch eine Reihe von negativen Konsequenzen. GERADE für diese junge Generation. Für unsere Kinder und Kindeskinder. Ich habe darüber erst einen Artikel im Kurier gelesen. Hier ist er recht einfach zusammen gefasst: https://kurier.at/amp/einfache-s…achen/400391909 Zu schreiben die negativen Seiten der Immer und überall Verfügbarkeiten des heutigen Lebens hätte keine Relevanz für die Jugend ist meiner Einsicht nach falsch. Das Gegenteil ist der Fall. Die Auswirkungen, negativ wie positiv, sind gerade dort zu sehen!

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Wir wissen noch wie es war Musik nicht immer und überall hören zu können.

    Da ich zu der Walkman Generation gehöre, weiß ich dies nicht, erzähl doch mal. ^^

    Wir wissen noch, dass das Hören von Hörspielen auch mit anderen Geräten als Alexa und Handy möglich ist. Die neue Generation weiß dies nicht.

    Na ja, die jüngere Generation ist ja nicht blind und wenn nicht von zu Hause, bekommt sie dies spätestens über ältere Filme auch mit. Bleibt nur die Frage, warum sollte sie alte Abspielgeräte nehmen, haben wir doch auch nicht gemacht.


    Markus G. Was übrigens die Handysucht angeht, dies betrifft absolut nicht nur die jüngere Generationen. Gefühlt sehe ich am Bahnhof auch viele ältere Semester nur auf das Display starrend rumlaufen. Im Zug zählt man mittlerweile sogar zur absoluten Ausnahme, wenn man kein Handy in der Hand hält, alterunabhängig.

  • Na klar, betrifft uns alle. Und zeigt bei uns allen Wirkung. Nur wir wissen auch noch wie es „anders“ war, während die Kinder heute damit quasi aufwachsen und nix anderes kennen. Dadurch wird manches, auch Negatives, selbstverständlich für sie. Für uns nicht.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Würde ich nicht sagen. Aber jede Sache hat zwei Seiten. Eine gute und eine schlechte. Ist bei allem so. Und auch das Streaming betreffend, ich bin ein begeisterter Streamer, fallen mir doch auch negative Begleiterscheinungen bei meinem Konsum auf.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Bei mir ist die große Auswahl das negative. Ich kann mich bei der verfügbaren Masse manchmal gar nicht recht entscheiden, welches Hörspiel ich hören möchte.

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    Ich bin heute so farbenfroh, ich habe fünf verschiedene Schwarztöne an.

  • Früher war alles besser, bis auf die eine Sache, dass wir früher kein Smartphone hatten. :)

    Genau das vermisse ich mittlerweile.
    So ziemlich jedes Mal wenn ich Jugendliche oder Kinder in Gruppen irgendwo sitzen oder rumstehen sehe und wirklich jeder hat da sein Smartphone in der Hand... da kann ich nur den Kopf schütteln - schreiben die sich dann per Whatsapp statt sich zu unterhalten?

    Das gleiche auf Konzerten, da sieht man nur noch hochgestreckte Smartphones im Publikum - es gibt ja noch nicht genug verwackelte Konzertmitschnitte bei Youtube... usw.

    Da wünsche ich mich manchmal schon in die Vergangenheit zurück.

    Mein Name ist Dorian Hunter, und ich bin der Sohn des Teufels. Ich war der Sohn des Teufels, denn ich habe ihn getötet! :evil:

  • Bei mir ist die große Auswahl das negative. Ich kann mich bei der verfügbaren Masse manchmal gar nicht recht entscheiden, welches Hörspiel ich hören möchte.

    Genau so sieht es bei mir auch aus. Irgendwie hab ich ständig das Gefühl, ich müsste ja noch dies, das, Ananas hören und kann mich dann kaum entscheiden. Oft ist das dann auch nur noch reiner Konsum und hängen bleibt meist wenig. Viele Reihen laufen ja auch noch endlos weiter und dann ist es auch klar, dass das die Qualität verwässert und einfach viel Durchschnittsware rausgehauen wird.

  • Schöne Diskussion der Kinder der 1970 und 1980er Jahre :)

    Aber auch nicht mehr, keine Relevanz außerhalb dieser Zielgruppe. Statt Nabelschau besser auf die Kinder schauen, es ist überhaupt nicht wichtig, dass theoretisch alles verfügbar ist, die wollen genau wie wir damals was ganz bestimmtes hören und das 1000x.

    Nun ja, die Frage richtet sich ja an die Userinnen und User dieses Forums, insofern ist natürlich klar, dass ein Stück weit Nabelschau betrieben wird. Da ist doch auch nichts dabei. ;)

    Was die Kinder angeht, so hast Du im Grundsatz sicher recht. Auch da entwickeln sich Favoriten, aber ich denke schon, dass es etwas komplett Anderes ist, ob man eine begrenzte Auswahl an Hörspielen auf Tonträgern zur Verfügung hat, die man rauf und runter hört, weil jedes weitere Geld kostet - oder ob man durch Mami und Papi Zugriff auf viele, viele tausend Hörspiele hat. Deine Kiddies sind vermutlich noch in einem Alter, in dem das Hören eh meist noch über die Eltern läuft. Da wird dann gerufen: Ich will jetzt Bibi hören!, und dann machen das die Eltern rein.

    Mein Sohn ist schon ein wenig älter. Und der sucht nicht im Spotify-Register danach, was ihn interessieren könnte. Wenn überhaupt, dann sucht er gezielt nach etwas. Und dass er etwas mehrmals hört, wüsste ich auch nicht.

    Die einzigen Hörspiele, die er tatsächlich rauf und runter hört, sind die Hörspiele, die wir auch auf CD kopiert haben. Da ist schon ein deutlicher Unterschied zu erkennen.

    Wie es damit weitergehen wird - keine Ahnung.

    Aber insofern kann ich den Punkt, den hier einige zu machen versuchen, durchaus verstehen. :)

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