GRUSELKABINETT Doppelfolge 118 + 119: Jules Verne – 20.000 Meilen unter dem Meer

  • Zitat von SciFi Watchman

    Einige von Euch wollen im Laufe der Zeit das Hörspiel ja auch noch hören


    Meinereiner war tatsächlich in der Versuchung mit NEMO mal wieder was aus der Reihe zu hören.
    2 CDs bieten ja ausreichend Platz für die ganzen Abenteuer - dachte ich.
    Nachdem ich aber eigentlich nur negative Rezis/Meinungen gelesen habe - mit unter sehr bis extrem ausführliche und lange -
    zB hier : http://www.hoergruselspiele.de/index.php?thre…unter-dem-meer/
    kann ich mir das - und werde mir bei ähnlichem Ergebnis des "Unsichtbaren" diesen dann ebenfalls - sparen.

    Wie kann man allen Ernstes eine komplette Cd-länge quasi einzig mit dem Prof. 'verschwenden' ,
    während dann die eigentliche Geschichte auf der 2. Cd hopplahopp abgefrühstückt/durchgejagt werden ???!!
    Wäre da dann vlt. nicht sogar ein 3- oder 4 Teiler angebracht gewesen ?
    Ich mag zwar keine überlangen HSP, aber das würde ja wenigstens Sinn ergeben.

    Naja, hab ich wenigstens Zeit gespart und ein Grund mal wieder Gruselkabinett zu hören hat sich somit wieder aufgelöst
    - es soll nicht sollen sein . . . .


    Originalgetreue Umsetzung - egal welches Medium :
    Ich liebe 'Zusammenfassungen' und auch freie Interpretationen.
    Beides sollte aber nicht die Story so verfremden, dass man sie nicht mehr wiedererkennt
    und latürnich, dass das Wesentliche nicht fehlt ...
    Als Bsp. nehme ich eine Geschichte mit 2 unterschiedlichen Versionen auf 2 verschiedenen Medien.
    "Der Graf von Monte Christo" :
    Die HSP-Version von Europa ist nicht nur ein Witz, sondern ein übelst schlechter Scherz.
    Die Verfilmung mit Gerad Depardieu ist mir hingegen zu extrem und dazu noch fehlbesetzt.



  • Wie wichtig ist für Euch eine werkgetreue Umsetzung?

    Früher war mir das sehr wichtig und störte mich bei Filmen und Hörspielen immer an Abweichungen zum Buch. Inzwischen bin ich da sehr gelassen. Ich finde, das was das Buch ausmacht, die Highlights sollten in einer ähnlichen Form enthalten sein. Aber ein paar Änderungen im Detail aus dramaturgischen Gründen sind nicht schlimm. Dennoch interessieren mich Gegenüberstellungen Buch - Interpretation (Film/Hörspiel) immer noch sehr.

  • Ich sag mal so, es ist eine Adaption. Änderungen sind daher okay, wenn sie sinnvoll sind.
    Was aber nicht sein darf sind laaaaaaaaaaaange Erklärungen, denn dafür sind Lesungen da. :whistling:
    Auf der anderen Seite mag ich die Art wie Titania den Handlungsaufbau macht, von daher weiß ich nicht, ob ich nicht doch irgendwann da rein höre!!

  • Zusammenfassung: Generell sind Aenderungen nicht unbedingt schlecht, aber oft sind Aenderungen nicht besser und dann frage ich mich: warum hat man sich die Muehe gemacht, es schlechter zu machen?

    Eine werkgetreue Umsetzung ist fuer mich nicht wichtig wenn ich das Endresultat geniessen kann. Ich geniesse z.B. einen Film sehr gerne, auch wenn er anders als die Vorlage war, solange das ganze Sinn macht und gut verstaendlich ist. Also wenn eine Aenderung es besser macht, dann bin ich dafuer offen. Es gibt da jedoch auch Ausnahmen. In wieweit das erfolgreich ist, haengt meiner Meinung nach davon ab, in welche Richtung die Vorlage geaendert wurde und ob es das Kunstobjekt besser macht. Hier ist ein Beispiel, dass voellig in die Hose ging.

    Es gibt einen Film "Relic" nach der Vorlage von Preston/Child. Ein sehr gutes Buch welches dann als Film umgesetzt wurde. Der Skandal war jedoch, dass die Figur Pendagast (die sich zu einem Kult-Charakter ueber eine ganze Pendergast-Serie entwickeln sollte) aus dem Film herausgeschrieben wurde und dort gar nicht mehr auftrat. Wenn man das Buch nicht kennt, faellt einem das wahrscheinlich nicht auf und man koennte den Film auch so geniessen. Aber wenn man das Buch gelesen hat, kann man den Film ohne diesen Charakter nicht geniessen. Das ist so als ob man den Hund von Baskerville liest und bei dem Film ist Sherlock Holmes nicht mehr dabei. Hier hat der Script-Schreiber des Films die Wichtigkeit (Importance) des Charakters Pendergast voellig unterschaetzt und der Film hat sich letztlich unter Wert verkauft, da dieser wunderbar interessante Charakter einfach ausgelassen wurde.

    Oder wie ist es mit dem Film "Inferno", der gerade in den Kinos laeuft. Da wurde das Ende dratisch veraendert. Ist das gut oder nicht? Ich persoenlich finde das Buchende besser aber die Filmmacher haben wohl gedacht, dass dies fuer einen Film zu komplizieret waere zu erklaeren. Ich fand das schon ein wenig komisch und eigentlich nicht notwendig und denke, dass die meisten Personen, die den Film sehen, das Buchende besser gefunden haetten.

    Oder auch im Jesus Video Film, der auch an wichtigen Stellen abgeaendert wurde (da wurde eine Aktionszene am Ende eingefuegt, die es im Buch nicht gibt). Und Charaktere werden alle in den ersten 15 Minuten eingefuehrt (was wohl eine Film-Regel ist) obwohl das im Buch nicht so war und dadurch vieles unnoetig durcheinander kam. Und die Thematik der Zeitreise wird hier voellig anders interpretiert als im Buch, was ich schade fand.

    Oft sind Aenderungen sinnvoll wenn man eine Geschichte auf ein anderes Medium uebertraegt (z.B. um Sachverhalte einfacher darzustellen). Oder sie sind so minimal, dass keiner sich darum kuemmert (z.B. dass in dem Film "Die Akte" der Rechtsanwalt einen Mercedes als Geschenk bekommt waehrend das im Buch ein BMW war - da hat Mercedes wohl fuer bezahlt. Aber das kuemmert keinen, da diese die Geschichte nicht aendert). Aber manchmal werden unsinnige Aenderungen gemacht (wie Pendergast aus der Geschichte rausschreiben). Jedoch wer bestimmt, was sinnvoll ist oder nicht?

  • Vielen Dank dafür, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, mir auf meine Frage zu antworten. :thumbup:

    Was meine eigene Haltung in der Sache angeht:

    Für mich muss eine Adaption in erster Linie aus sich selbst heraus bzw. für sich genommen funktionieren. Weicht der Skript-Autor von der Vorlage ab, indem er sie kürzt oder sogar erweitert, damit sich beispielsweise ein stimmigerer Handlungsbogen ergibt, dann ist das für mich absolut in Ordnung. Jedes Medium oder Erzählform hat seine eigenen Möglichkeiten und Gesetze, nach denen sich auch eine Adaption zu richten hat. So sind detaillierte Beschreibungen in einem Roman absolut legitim; in einem Hörspiel würden sie jedoch zu ewigen Erzählerparts führen, die auf die Dauer ermüdend wären. In diesem Falle wäre es dann besser, sich auf Basics zu beschränken und mittels der Soundkulisse die Phantasie des Hörers anzuregen, die dann die Lücken auffüllt.

    Kurz gesagt: Solange der Geist der Vorlage, die zentralen Themen und die entscheidenden Momente erhalten bleiben, sind für mich Abweichungen von Ausgangsmaterial durchaus in Ordnung.

  • Gute Idee. Meine Meinung zum Hörspiel findet sich im Forum hier: Gruselkabinett Folge 118/119: Jules Verne - 20.000 Meilen unter dem Meer (Titania Medien)

    Ich hätte mir auch gewünscht, man wäre nicht nur auf das Gebiss-Thema meiner Rezi eingegangen, denn ich habe ja durchaus auch etwas zum Inhalt geschrieben. Aber wahrscheinlich war es ein strategischer Fehler, das Gebiss gleich am Anfang zu erwähnen. :D

  • @ SciFi Watchman: Deine Rezi ist natürlich ausführlicher als meine ;) , aber in weiten Teilen deckt sie sich mit meiner eigenen Meinung zu diesem Zweiteiler, den ich unterm Strich für misslungen halte. Ich will mich jetzt nicht wiederholen, aber auch ich musste kräftig die Stirn runzeln, als Teil 1 endete, kurz nachdem Aronnax, Conseil und Ned Land an Bord der Nautilus kommen. Wie viel Hörspielplatz man dadurch verschenkt hat, dass man die Vorgeschichte so dermaßen überflüssig ausführlich umgesetzt hat! X/ Hätte man Teil 1 dazu genutzt, bereits die ersten Abenteuer auf der Nautilus zu vertonen, hätte das Ganze wirklich gut und rund werden können!

    Auf den Vergleich der Beziehung des Professors zu seinem Diener mit der eines Herrchens zum Hund bin ich nicht gekommen, aber er passt sehr gut. ^^ Ich kann allerdings nicht beurteilen, inwieweit dies mit der literarischen Vorlage übereinstimmt.

    Noch ein kurzes Wort zu den Sprechern: Ich bin wie gesagt mit der Europa-Fassung groß geworden. Und da kann ein Uli Krohm einfach einem Horst Frank nicht das Wasser reichen - ebenso wenig wie Dietmar Wunder einem Heinz Trixner.

    Fazit (wie du auch schon sagtest): Wenn das Ganze ein Vorgeschmack darauf ist, wie Titania Medien mit Science Fiction-Vorlagen umgeht, kann man den Wells-Vertonungen in der Tat mit gemischten Gefühlen entgegen sehen ...

  • Jules Verne zählt zu meinen Lieblingsautoren und "20.000 Meilen unter den Meeren" zu meinen Lieblingsbüchern, keine Frage. Ich habe auch nichts gegen Abweichungen von der Vorlage. Die Verfilmung von Disney oder die Vertonung von Europa mag ich sehr. Aber was Titania hier gemacht hat, geht gar nicht. Auf der ersten CD werden die Handlungselemente zwar deutlich gestrafft. Gleichzeitig wird die verbliebene Handlung aber durch unendlich lange und trockene Dialoge in die Länge gezogen wie ein Kaugummi. Es passiert kaum mehr, als dass Professor Aronax, Conseil und Ned Land an Bord der Nautilus gelangen. Da hätte mehr geschehen sollen. Dem Sprecher des Professors hört man sein hohes Lebensalter deutlich an. Das passt weder zum ca. 40-jährigen Professor aus dem Buch noch zu den Abenteuern, die auf der Unterseereise zu bestehen sind. Dazu nervt Conseil mit seinen ewigen und gestelzten Sprüchen. Den Musikeinsatz empfinde ich teilweise auch als eher unpassend. Die Nautilus wird mit einer Kanone beschossen und dazu ertönt eine allzu ruhige Melodie.

    Leider muss ich mich den Vorrednern anschließen. Gruselig ist an dieser Folge leider nur die Umsetzung. Ich bin gespannt, ob die zweite CD das wenigstens noch ein bisschen herausreißen kann.

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