Der Hörspielhammer – Die Hörspielkolumne ohne Rücksicht auf Verluste – Folge I – Der Tag als Streaming die CD als Hörspielmedium Nummer 1 ablöste

  • Folge I – Der Tag als Streaming die CD als Hörspielmedium Nummer 1 ablöste

    Was nicht bedeutet, dass die CD akut vom Aussterben bedroht ist, wie ich schon desöfteren dozierte, das Rieplsche Gesetz gilt auch hier. Und erst recht bei den drei Detektiven aus Rocky Beach, die es weiterhin als MC, CD und gelegentlich auch als Vinyl geben wird, weil der (Sammler-)Markt dafür gegeben ist.

    Aber die analoge Welt geht bedeutungstechnisch mit der digitalen Frühlingsoffensive des immer noch relevantesten Hörspiellabels zu Ende. Und eines muss man sagen, so wie Europa die Eroberung dieses neuen Mediums durchgezogen hat, das ist schon blaupausengeneralstabsmäßig.

    Nicht dass man nicht von Anfang an dabei gewesen wäre. Man war zwar nicht ganz vorne, diese Ehre gebührt ganz eindeutig “Offenbarung 23”, dem Vorreiter, der sich eine breite Fanbasis geschaffen hat, als der Rest der Hörspielwelt erst einmal Ruhe bewahrt hat. Europa war frühzeitig dabei und hat viele Strategien ausprobiert. Sachen wurden reingestellt, rausgenommen, kräftig beworben oder kommentarlos bereitgestellt. Mit einer Serie aus der zweiten Reihe, “Fünf Freunde”, hat man den ersten großen Testballon gestartet und bei Spotify kräftig Werbung in eigener Sache gemacht. Und da nirgendwo sonst auf diesem Planeten Werbung so zielgerichtet auf die Zielgruppe abgeschossen werden kann wie bei den Streamingdiensten, dies auch mit vollem Erfolg. Follower- und Hörerzahlen von “Fünf Freunde” erreicht binnen weniger Tage Wachstumsraten, die es kein zweites Mal zu bewundern gab. Bis heute.

    Ansonsten hielt man die Zugpferde und Cashcows noch zurück. Eile hatte man nicht, warum auch, man verdiente sich damit ohnehin d&d. Natürlich war klar, dass TKKG und DDF plus Spinoffs kommen werden, aber wo, wie und wann? Meine Theorie war, dass man erst einmal auf Apple Music wartet, weil die natürlich die größten Incentives zahlen können. Das ist nicht passiert, Apple hat zwar DDF gleich reingestellt, aber ohne Zustimmung von Europa.

    Nun hat man sich dazu entschieden, dass man voll reinholzt auf allen Kanälen. Bei TKKG hat man mit Deezer noch ein kleinen Exklusivitätsdeal gemacht, aber bei DDF einfach alles auf einmal rausgeknallt und niemanden bevor- oder benachteiligt. Auch wenn man bei Napster und Apple für den einzelnen Hörer mehr bekommt, die Masse ist halt bei Spotify.

    Damit habe ich nicht gerechnet, aber die Strategie ist nachvollziehbar.

    Ebenso clever die Veröffentlichungspolitik, zehn Folgen sofort, ab dann jeden Freitag fünf weitere. Bis der Katalog komplett veröffentlicht ist, erzieht man sich die Hörer dazu, brav jede Woche fünf Folgen zu hören. Für die Konkurrenz ist das etwas nervig, bisher war der Freitag ja für den Vertieb von Highscore und deren wöchentliche Hörspielpackung reserviert. Ob man sich da jetzt einen anderen Tag sucht, den Donnerstag zum Beispiel?

    Viele Alteingesessene sind in der neuen Welt noch nicht angekommen, das beweisen Sätze wie “ob es einen merklichen Rückgang der CD-Verkäufe geben wird?”. Selbstverständlich wird es den geben und die CD wird zukünftig den Stellenwert haben, den die MC jetzt hat. Für Sammler weiter zum physischen Einkauf bereitgestellt, aber das ganz große Geld wird an anderer Stelle verdient.

    Für den Hörer ist die Frage, ob Europa zukünftig statt drölf Millionen drölfquadrat Millionen mit seinen Hörspielen verdient, irrelevant. Interessanter ist da schon die Frage, ob die neuen Folgen zukünftig dann zeitgleich mit der CD/MC/Download veröffentlicht werden. Meine Prognose lautet ja. Denn Europa ist ja ein Label, das auch zuletzt wirklich noch in großem Ausmaß Geld an die Piraten verloren hat. In den Börsen(nachfolgern) und auf den Kokosnussinseln waren die Hörspiele bis gestern noch der verbliebene große Renner. Insgesamt angesichts der bombigen Verkaufszahlen kein großes Problem, aber ich denke, dass man sich auch diese Umsätze zurückholen will. Und dafür muss man halt für die Ungeduldigen sofort liefern.

    Auch wenn ich demnächst sicherlich wieder in alte und neue DDF-Folgen reinhören werde, mehr interessiert mich bei dieser Geschichte die Entwicklung der Hörspielszene an sich. Ich bin extrem gespannt auf wie viele Hörer der Superpapagei in diesem Monat kommen wird, wo ist die Decke? Bei einer niedrigen sechsstelligen Zahl oder erst bei einer halben Million? Für alle anderen Hörspielmacher gilt es nun, sich ihr Stück vom Kuchen zu sichern. Die neuen Hörer (vermutlich hören ja zwei Drittel aller DDF-Hörer nur DDF und ignorieren die übrige Hörspielwelt) sind jetzt auf dem Silbertablett serviert, jetzt müssen sie abgeholt werden. Am einfachsten geht das natürlich über Werbung bei Spotify für die DDF-Hörer, aber auch mit einer gut gemachten Präsenz dort kann man sicherlich punkten, ebenso mit Social-Media-Aktivitäten. Mal sehen, ob sich ein Label hier jetzt hervortut oder ob es weiter nur heißt, dass die kleine Nische bald ausstirbt und kein Geld da ist.

    Neu erfinden muss sich freilich auch die freie Szene, der Wettbewerbsvorteil der freien Verfügbarkeit ist jetzt weg. Aber die halte ich durchaus für anpassungsfähig genug.

    Spannende Zeiten hatten wir vorher schon, jetzt werden sie noch spannender!

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

    Einmal editiert, zuletzt von Chris (1. April 2016 um 17:10)

  • aber das ganz große Geld wird an anderer Stelle verdient.

    Da bin ich mal gespannt, ob und wie jenseits solcher Ausnahmeerscheinungen wie DDF das große Geld verdient werden soll. Per Streaming wohl nur, wenn der Nutzer demnächst pro Abruf zahlt, und zwar deutlich mehr als die bisherigen paar Centbruchteile, die vom Streamingportal überwiesen werden. Die Abrufzahlen, die es braucht, um mit Streaming Geld zu verdienen, sind derzeit ja doch enorm hoch.

    Ich kann die Euphorie, die mancherorts um Streaming im Hörspielbereich verbreitet wird, einfach nicht nachollziehen. Zumindest für kleine Label liegt die Zukunft m. E. im Sammlermarkt und nicht im Streaming (und das muss nicht zwingend heißen 'auf CD'). Zu glauben, dass die Veröffentlichung von DDF nun nennenswert Hörer zu anderen im Streaming verfügbaren Serien treibt ist eine schöne Hoffnung. Sie wird genauso wenig aufgehen wie die Rechnung, dass DDF-Hörer andere Hörspiele auf CD kaufen, weil die im Regal nebenan stehen, aufgegangen ist. Der einzige tatsächlich belegbare Vorteil des Streamings ist es, dass illegale Angebote an den Rand gedrängt werden, sonst aber auch nichts.

    Aber schaun wir mal. Ich hätte ja nichts dagegen, falls @Chris am Ende doch Recht behalten sollte...

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

  • Ich hoffe mal, dass bald der Sammlermarkt ins Auge der kleinen Label rückt, denn das würde - so hoffe ich - auch mal mehr als nur CD als physikalisches Medium bedeuten.
    Ich würde mich viel mehr auf MC und LP Versionen für Sammler freuen als auf eine CD Variante.

    mfg
    warbird

    Life is a journey not a destination.

  • Danke für Deine Kommentare, Stollentroll.

    Da bin ich mal gespannt, ob und wie jenseits solcher Ausnahmeerscheinungen wie DDF das große Geld verdient werden soll. Per Streaming wohl nur, wenn der Nutzer demnächst pro Abruf zahlt, und zwar deutlich mehr als die bisherigen paar Centbruchteile, die vom Streamingportal überwiesen werden. Die Abrufzahlen, die es braucht, um mit Streaming Geld zu verdienen, sind derzeit ja doch enorm hoch.


    Das ganz große Geld wird sicherlich auch weiterhin nur Europa verdienen. Eine Bezahlung durch die Nutzer in Höhe von über 10 Euro pro Monat, 120 Euro pro Jahr halte ich aber für nicht darstellbar. Pro Abruf erst recht nicht, die Zeiten sind wohl endgültig vorbei, so wie eine Abrechnung der Internetnutzung nach verbrauchten Megabyte ;)

    Und es gibt zwar in der Tat bei den kleinen Hörspielschmieden viele, die sagen, meine Produktionen sind so geil, dafür zahlen die Leute bestimmt 10 Euro für ein einziges Hörspiel statt wie bei den Konkurrenzprodukten für alle pro Monat, aber ich hege doch erhebliche Zweifel daran, dass dieses Modell so funktionieren wird. Wer jetzt schon einen guten Namen und eine Hadwaresammlerfanbase hat, klar, der kann das noch einige Zeit durchhalten, aber für Newcomer sehe ich da null Chance.

    Zumindest für kleine Label liegt die Zukunft m. E. im Sammlermarkt und nicht im Streaming (und das muss nicht zwingend heißen 'auf CD').


    Stellt sich mir die Frage, wie definierst Du ein "kleines Label". Einen Hörspielkatalog von 10, 20, 50 oder 100 Hörspielen? Und was sind zukünftig die üblichen Hörerzahlen für ein kleines Label? 1.000, 10.000 oder 50.000 im Monat? Das weiß ich alles auch nicht, aber ich habe in den letzten zwei Jahren schon eine gewaltige Steigerung gesehen.

    Zu glauben, dass die Veröffentlichung von DDF nun nennenswert Hörer zu anderen im Streaming verfügbaren Serien treibt ist eine schöne Hoffnung. Sie wird genauso wenig aufgehen wie die Rechnung, dass DDF-Hörer andere Hörspiele auf CD kaufen, weil die im Regal nebenan stehen, aufgegangen ist.


    Warum so pessimistisch? Letztlich kommen "wir" ja zu einem nicht unerheblichen Teil aus der DDF-Hörerschaft, die sich mit der Wiederentdeckung der alten Lieblinge aus Kindertagen vom reinen Radiohörspielhörer auch den kommerziellen Produktionen zugewandt haben. Wieso sollen Leute, die bei Spoti DDF hören, nicht auch auf Entdeckungsreise gehen und beispielsweise in den "Ähnlichen Künstlern" stöbern? Die Hemmschwelle ist ja anders als beim Blindkauf einer CD im Laden nicht mehr gegeben.

    Ich habe übrigens vorhin einen Aspekt vergessen. Europa hat ja die DDF-Hörspiele neu eingeteilt und sich dabei einen großen Vorteil, den die Hörspielbranche gegenüber der Musikbranche hat, zunutzte gemacht. 45 Hörspielminuten in 40 Tracks einteilen, das geht bei einem Musikalbum mit zwölf Liedern halt nicht...

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Weil das die Hörerschaft hoffentlich nicht zulassen wird.

    Und bei DDF hat man die ersten zehn Folgen plus Sonderfolgen rausgehauen.
    Würde ich jetzt nicht unbedingt "voll reinholzen" nennen.
    Und jeden Freitag sollen fünf Folgen hinzukommen.

  • Zu @Chris umfangreicher Kolumne sind mir folgende Gedanken gekommen:

    Ich kann in Europas Entschluss im Bezug auf DDF irgendwie nichts Revolutionäres entdecken, das hinsichtlich der Gesamtsituation im Hörspielmarkt den Charakter eines Game Changers hätte. Denn das Label tut doch nur Folgendes: Eine umfangreiche Backlist an jahre- und jahrzehntealten Titeln, die ihre Produktionskosten längst wieder eingespielt haben und von denen ohnehin kaum noch CDs verkauft werden, kommen nun via Spotify & Co. abermals zur Auswertung. Maritim tut dies mit dem von VGH übernommenen Katalog von länger, und Europa selbst hat das mit seinen „Originalen“ oder mit „Fünf Freunde“ bereits früher schon praktiziert. Wo liegt in Europas DDF-Entscheidung also das „revolutionäre Potenzial“?

    Die Serie verdankt die Tatsache, heute noch zu existieren und insbesondere die 1990er Jahre überlebt zu haben, der Tatsache, dass sie über eine sehr loyale Fanbase mit einer über lange Zeit aufgebauten DDF-Kassetten- und CD-Sammlung verfügt. Und diese Leute werden ihre Kollektionen auch in Zukunft weiterhin pflegen. Dass DDF nun auch gestreamt werden kann, ist für diese Klientel lediglich eine Fußnote. Und ob man Sauger dadurch, dass die Serie nun via Stream verfügbar ist, von ihrem illegalen Verhalten abbringen kann, muss sich erst noch zeigen.

    Knackpunkt ist und bleibt die lächerlich geringe Vergütung pro gestreamten Track. Bei 1/8 Cent je Track bringt selbst ein in 50 Teile zerhacktes Hörspiel dem Label nicht einmal 7 Cent, wenn es komplett gestreamt wird. Jeder darf gerne einmal durchrechnen, wie oft ein Hörspiel vollständig gestreamt werden muss, bis auf diesem Wege jene 3500, 5000 oder mehr Euro zusammengekommen sind, die es für die Refinanzierung der Produktionskosten braucht, um sich dann anschließend zu fragen, ob es wirklich derart viele Hörspielfans gibt, dass diese Rechnung am Ende tatsächlich aufgeht. Nicht einmal Spotify selbst kann von seinem Geschäftsmodell leben: Das Unternehmen hat allein im letzten Jahr 162 Mio. Euro Verlust gemacht und musste sich unlängst von Heuschrecken 1 Milliarde Dollar zu sehr ungünstigen und für Spotify sehr riskanten Konditionen leihen. Und das, obwohl man nach eigener Aussage weltweit 100 Millionen Kunden hat.

    Zwar kann es einem als Kunden kurzfristig gleich sein, wie viel Geld ein Unternehmen mit dem Verkauf seiner Produkte verdient. Doch bereits mittelfristig sieht es anders aus, denn die Ertragslage hat massive Auswirkungen auf das Angebot, aus dem der Kunde auswählen kann. Was nützt es dem Hörspielfan, wenn er den Europa-Kinderkram kostenfrei hören kann, die ganzen kleinen Label aber den Betrieb eingestellt haben, die für die Vielfalt und nicht zuletzt jene Erwachsenenhörspiele sorgen, an deren Produktion die „Kinderwelt Europa“ keinerlei Interesse mehr hat? Audible hat keine Lust darauf, sich von Spotify & Co mit Winzlingsbeträgen abspeisen zu lassen, und setzt auf den Verkauf von Downloads. Wird man auch weiterhin neue Sachen produzieren, wenn Hörspiele zu verkaufen kein tragfähiges Modell mehr ist?

    Damit wir uns richtig verstehen: Ich bin kein Feind des technologischen Fortschritts und mir zudem überaus bewusst, dass sich Handels- und Vertriebsmodelle im Lauf der Zeit immer wieder verändert haben. Als ich Kind war, wurden Telefongespräche noch nach Minuten abgerechnet, wobei zwischen Orts- und Ferngesprächen unterschieden wurde. Heute ist für mich eine Flatrate selbstverständlich. Doch im Gegensatz zu den Telekommunikationsunternehmen können derzeit weder die Betreiber der Streamingportale von den Flatrates leben, noch die Content-Provider mit dem über die Runden kommen, was ihnen je Stream überwiesen wird. Meine Befürchtung ist daher, dass wir als Fans am Ende die Leidtragenden sein werden, wenn es tatsächlich zu jenem Prozess der Monopolisierung auf Seiten der Label und jener der Betreiber von Streamingplattformen kommen sollte, der aus meiner Sicht zu erwarten ist, wenn das Modell „kommerzieller Audiostream“ nicht bald auf gesunde Füße gestellt wird.

    Es sind in der Tat spannende Zeiten, die wir erleben. Schauen wir mal, wohin die Reise noch geht. Und hoffen wir, dass das Licht am Ende des Tunnels kein entgegenkommender Zug ist.

  • Danke für Deine Anmerkungen!

    Ich kann in Europas Entschluss im Bezug auf DDF irgendwie nichts Revolutionäres entdecken, das hinsichtlich der Gesamtsituation im Hörspielmarkt den Charakter eines Game Changers hätte. Wo liegt in Europas DDF-Entscheidung also das „revolutionäre Potenzial“?


    Selbstverständlich ist die digitale Auswertung eines riesigen Kataloges nicht revolutionär. Ich habe das auf die Hörspielhörerzahlen insgesamt in den Streams bezogen. Die werden jetzt fraglos explodieren, in diesem Punkt halte ich das Eigenlob von Europa in der eigenen Pressemeldung nicht für übertrieben:

    Zitat

    ‚Die drei ???’ werden Hörspielhören über Streaming-Dienste pushen‚Die drei ???’ sind mit 180 Folgen und über 46 Mio. verkauften Tonträgern die erfolgreichste Hörspielserie aller Zeiten. Erst im März wurden die Sprecher der drei ??? Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw) und Andreas Fröhlich (Bob Andrews) mit dem Deutschen Hörbuchpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Seit Jahren sind die ‚Die drei ???’ die unangefochtene Nr. 1 der GfK-Hörspielcharts. Über 100 Hörspielfolgen tragen den offiziellen GOLD-Status vom Bundesverband Musikindustrie. Zur letzten Live Tournee 2014/15 mit 35 Shows kamen rund 240.000 Zuschauer. Noch im Jahr 2015 haben ‚Die drei ???’ ca. 80.000 Kassetten verkauft. Sie sind damit maßgebend, dass dieses Medium weiter lebt. Ebenso werden ‚Die drei ???’ der Bedeutung des Hörspielhörens über Streaming-Dienste einen maßgeblichen Schub geben.

    Knackpunkt ist und bleibt die lächerlich geringe Vergütung pro gestreamten Track. Bei 1/8 Cent je Track bringt selbst ein in 50 Teile zerhacktes Hörspiel dem Label nicht einmal 7 Cent, wenn es komplett gestreamt wird.


    Ich halte diese 7 Cent jetzt keineswegs für lächerlich und glaube nicht, dass das mehr wird. Aber es ist ja nur eine Säule, von den Konkurrenten ohne werbefinanziertem Angebot gibt es ja deutlich mehr.

    Audible hat keine Lust darauf, sich von Spotify & Co mit Winzlingsbeträgen abspeisen zu lassen, und setzt auf den Verkauf von Downloads. Wird man auch weiterhin neue Sachen produzieren, wenn Hörspiele zu verkaufen kein tragfähiges Modell mehr ist?


    Amazon/Audible fährt ja nun ein ganz andere Schiene und orientiert sich am amerikanischen Pay-TV. Dafür gibt es auch sicherlich weiterhin einen Markt, bzw. kommt dieses Produkt immer besser an wie mir scheint. Mit dem Verkauf einer Stunde Hörspielspaß für 10 Euro hat aber auch das nichts zu tun.

    Was die kleinen Label und Newcomer angeht, da bin ich völlig bei Dir, hier ist weit mehr gefragt als das Hörspiel in die Streams stellen und auf Hörer hoffen. Dieses Thema werde ich im Laufe des Jahres auch noch aufgreifen.

    "Unproblematisch" sehe ich die Millionenverluste bei Spotify. Dieses Geschäftsmodell lässt ist nicht ohne gigantische Anfangsverluste aufziehen. Die "Heuschrecken-Milliarde" hat zwar für die Altaktionäre wenig erfreuliche Konditionen, aber das beeinträchtigt nicht das operative Geschäft.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Zitat von Chris

    Ich halte diese 7 Cent jetzt keineswegs für lächerlich


    Im Hinblick auf EUROPA und das was der markus eben geschrieben hat, bestimmt.
    Für alle anderen ist es lächerlich.


    btw :
    Taylor Swift, die Anti-Streamerin schlechthin, macht jetzt Werbung für Streaming ....
    hm... mit Geld schwinden sogar die Prinzipien ....
    - ich sag ja, jeder ist käuflich, es muss nur der Preis stimmen ... :whistling:



  • Ich finde das Thema nachwievor interessant, obwohl ich mich auch immer noch gegen Streaming ausspreche. Zumindest aus "Produzentensicht".

    Sicher, wie z. B. der markus bereits schrieb, hat Europa ihre Produktionskosten bereits noch und nöcher eingespielt. Von daher ist es für sie natürlich eine schöne Sache, die ollen Kamellen noch einmal zu versilbern. Auf Grund der Anhängerschaft kann ich mir auch vorstellen, dass sich das so einige Leute reinziehen werden, wodurch dann selbst bei den Minivergütungen am Ende etwas Geld in die Kasse kommt.
    Ähnlich wie Highscore/ Maritim derzeit die alten Hörspiele via Spotify verfügbar macht - das Geld wird mitgenommen, vor allem, da ja nicht nur Streaming angeboten wird. So lässt sich der Rechtekauf schon über die Zeit finanzieren.

    Problematisch sehe ich das immer noch bei kleinen Produktionen: Es ist schlicht und ergreifend unmöglich, nur mit dem Streaming zu existieren, wenn man keinen riesen Bekanntheitsgrad hat. Wenn ich mir mal folgendes Beispiel überlege: Wenn wir ein Hörspiel mit 40 Tracks bei Spotify einstellen würden und die Vergütung tatsächlich 1/8 ct pro Track betrüge, dann müsste das gesamte Hörspiel 100 Mal gehört werden, damit wir fünf Euro verdienten. Also der Gegenwert, den der Verkauf einer einzigen CD (!) bringt. Das ist einfach krank.

    Also: Als Zweit- oder Drittgeschäft ist Streaming eine Option. Als alleinige Vertriebsoption ist's Selbstmord. Selbst "Sherlock Holmes neue Fälle" bringen nur Geld ein, weil neben dem Stream CDs und Downloads verkauft werden. Streaming allein hat keine Zukunft, es sei denn, es gäbe nur noch die Marktriesen (Gleichschaltung ahoi - wer braucht schon Abwechslung?), eine höhere Vergütung (glauben kann ich's aber nicht) oder einfach nur Altlasten ohne Neuproduktionen.

    Dennoch, um zu meinem ersten Satz zurückzukehren: Ich find's weiterhin spannend und interessant, wie sich das Thema weiterentwickeln wird.

  • Super, dass Du Dich als Hörspielmacher auch zu Wort meldest, d_c!

    Natürlich muss man die Rolle der Kleinstlabel ganz anders beurteilen, ich werde darauf im Laufe des Jahres mal genauer eingehen. Oder zumindest es versuchen.

    Als alleinige Vertriebsoption ist's Selbstmord. Selbst "Sherlock Holmes neue Fälle" bringen nur Geld ein, weil neben dem Stream CDs und Downloads verkauft werden.


    Die Mischung macht es aus und das Kraut fett, sicherlich. Aber "Sherlock Holmes neue Fälle", bist Du Dir der Hörerzahlen bewusst? Jede neue Folge schnalzt da alleine in der ersten Woche auf 20.000 Hörer hoch, im Lauf der Zeit stehen da wohl sechsstellige Zahlen für jede Folge zu Buche, da muss eine alte Oma ganz schon viele CDs stricken. Alles nur Spoti, dazu kommen noch die höheren Vergütungen von Napster, GooglePlay und Apple.

    Auf Grund der Anhängerschaft kann ich mir auch vorstellen, dass sich das so einige Leute reinziehen werden, wodurch dann selbst bei den Minivergütungen am Ende etwas Geld in die Kasse kommt


    Auch hier behaupte ich, dass letztlich mit Streaming mehr Geld verdient wird als mit MC, LP und CD verdient wurde. Nach einem Wochenende schon 21.500 Follower und etliche zehntausend Hörer für den "Superpapagei". "Etwas Geld" sind wohl in ein paar Jahren mehrere Millionen Euro auf dem Europa-Konto.

    Ich fange nicht von den 120.000 Hörern von "Bibi & Tina - Mädchen gegen Jungs" an, klar, das sind halt die Leuchttürme. Und für unsere Diskussion nur insofern interessant, weil es sehr spannend ist, wo überhaupt die Decke ist auf dem deutschen Hörspielmarkt. Aber ich bin mir sicher, es wird auch Erfolgsgeschichten aus der 2. und 3. Reihe geben.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Um mal bei der ersten Folge der drei ??? zu bleiben. Bis zum Schluß, also Track 40, haben 16.296 das Hörspiel gehört. Um mal ganz grob den Mindestumsatz zu berechnen:

    Folge 01: 16.296 * 0,125 cent * 40 Tracks = EUR 814,80
    Folge 02: 11.477 * 0,125 cent * 40 Tracks = EUR 573,85
    Folge 03: 07.874 * 0,125 cent * 40 Tracks = EUR 393,70
    .
    .
    .
    Folge 10: 07.715 * 0,125 cent * 40 Tracks = EUR 385,75

    Wird das so berechnet?

  • Wird das so berechnet?

    Leider nein, die Berechnung ist viel, viel komplizierter.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • interessant finde ich, dass der start der ??? im stream eine gewisse mediale welle ausgelöst hat.

    das "jugendmagazin" der zeit haut einen artikel raus (http://ze.tt/das-sind-die-hoerbuecher-unserer-kindheit/), google bewirbt sich bei youtube selbst... auch wenn das nicht unmittelbar zu signifikanten umsätzen führt, es verschafft dem hörspiel als solchem und dem hörspiel im stream im besonderen doch gerade eine gewisse aufmerksamkeit. und je mehr ???-hörer in den stream hören, umso größer ist doch die chance, dass sie jedenfalls über die empfehlungen auch woanders reinhören. es wurde ja jahrelang darüber diskutiert, dass es zwar zehntausende hörspielhörer gibt, die aber wahlweise zu ignorant, geizig oder unwissend sind, um andere produkte zu hören. hier sehe ich wie chris eine reele chance, die bei einem der anbieter abzuholen und zu überzeugen. anders als im laden, wo ich etwas eingeschweißtes, was ich nicht kenne, zum preis von 9,99 eher mal liegen lasse, kann ich jetzt unmittelbar reinhören. daher sehe ich das schon als chance auch der kleinen, auf sich aufmerksam zu machen

    You're offended. Well so fucking what?

  • google bewirbt sich bei youtube selbst...

    Ja, witzig.

    Die drei Herren haben auch ein paar Spots eingesprochen.

    Einen neutralen von Europa: https://www.facebook.com/DiedreiFrageze…55049267876028/

    Einen für Spoti mit coolem Zeichentrick: http://spotify-diedreifragezeichen.de/

    Einen für Deezer: https://www.facebook.com/DeezerDeutschl…56345917894435/

    Und Spoti hat aus diesem Anlass auch seine Hörspiele- und Hörbücherrubrik aufgepeppt. "Wie Watson den Trick lernte" als Hörspieltipp der Woche, na, da üben wir aber noch...

    Schön fand ich auch diesen Kommentar auf der Facebook-Seite:

    Zitat

    Kenn das gar nicht...wenn ich die app runterlade kann ich das kostenfrei hören????


    Da geht noch einiges in Deutschland und das meinte ich mit "Die neuen Hörer müssen abgeholt werden".

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Zitat von daneel: „Wird das so berechnet?“

    Leider nein, die Berechnung ist viel, viel komplizierter.

    Hier findet sich unter "Music Streaming Service Comparison for DIY artists" eine recht interessante Abhandlung dazu: http://uniformmotion.tumblr.com/

    Und fürs Protokoll, nach knapp zwei Wochen hält der erste Track vom Superpapagei bei 127.780 Hörern.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • So, liebe Kinder morgen gibt es einen neuen Hörspielhammer. Diesmal mit einem Interview, fachgerechter Typberatung, Streaming für die ganz Kleinen und jeder Menge Spiel, Spaß und Spannung für die ganze Hörspielfamilie.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Diesmal mit einem Interview, fachgerechter Typberatung, Streaming für die ganz Kleinen und jeder Menge Spiel, Spaß und Spannung für die ganze Hörspielfamilie.


    Auch Kochrezepte? Schminktipps? Bastelanleitungen für absturzsichere Papierflieger? :D

    Bin schon neugierig... :)

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