Die STIL-Hörspielserie: "Prof. Sigmund Freud"

  • Eine Serie, die ich jetzt schon ein paar Monaten hier liegen hatte. Mal fand ich nicht die Zeit dazu und mal hatte ich nicht die richtige Stimmung die Hörspiele zu hören. Ich erwartete schwere Kost und habe daher gewartet, bis ich die nötige innere Ruhe hatte. ;)

    Nachdem ich nun alle 8 Folgen gehört habe, muss ich sagen, dass ich die Hörspiele weit weniger schwerfällig fand als gedacht.

    Ich bin kein großer Freund der Psychoanalyse und ähnlichen Dingen. Da wird mir persönlich meist zu viel hineininterpretiert.

    Ich fand es innerhalb der Hörspiele aber sehr angenehm und die Fälle samt psychologischer Tiefe fand ich sehr abwechslungsreich im Gegensatz zu anderen Krimiserien im Hörspielbereich. Damit hat man auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal und kann daher bei mir punkten.

    Die einzelnen Fälle fand ich durch die Bank hervorragend. Es wurden viele Themen wie Judenhass, Vergewaltigung in der Ehe oder auch die Folgen des Krieges thematisiert, die nicht alltäglich sind und mich daher in vielen Momenten auch sehr berührt haben. Da musste ich stellenweise schon arg schlucken.

    Die Sprecher sind allesamt klasse und mir ist schon bei Sonderberg bewusst geworden, dass Andreas Fröhlich einfach ein super Hörspielsprecher ist. Auch hier finde ich ihn wieder klasse. Sehr vielseitig einsetzbar. :) Auch Felicitas Woll, die mir noch nie in einem Hörspiel begegnet ist, hat sehr gut zur Rolle der Anna gepasst. Da würde ich gerne mehr von ihr hören. :)

    Einzig die Zusätze am Ende von manchen Folgen hätte ich persönlich nicht gebraucht. Das war mir einfach teilweise zu viel und bei einer Folge hat sich die Expertin auch irgendwann irgendwie in ihren Erklärungen etwas verloren und ich war mir gar nicht mehr so sicher, ob das überhaupt zur Folge passte. :D Das war mir insgesamt zu dröge vorgetragen, auch wenn es inhaltlich vielleicht ganz ansprechend gewesen sein mag. Das Gefühl einer Psychologievorlesung hätte es für mich nicht gebraucht. ;)

    Alles in allem eine tolle Serie, die leider nur bei 8 Folgen geblieben ist. Da hätte ich gerne noch mehr von gehört...

  • Wer von Euch kann sich noch an diese Serie erinnern?

    Ich habe heute Folge 1 angehört und komme sofort wieder ins Schwärmen. Großartige Sprecher, eine ganz eigene Dichte Atmosphäre, eine reale Persönlichkeit und reale Orte und Schauplätze, die in einer fiktiven Geschichte eingebaut werden. Ein Krimi gesehen aus einer etwas anderen Sichtweise. Die knappe Stunde verging wie im Flug. So startet man gerne in den Tag.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ja, natürlich kann ich mich noch an die Serie erinnern. Eine wunderbar, düstere Krimi-Atmosphäre mit stets sehr interessanten Themen. Die Sprecher waren großartig. Da hätte es gerne mehr Folgen von geben können. Höre sie auch ab und an mal gerne wieder.

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    Ich bin heute so farbenfroh, ich habe fünf verschiedene Schwarztöne an.

  • Ich hab die letzten Herbst noch gehört, weil ihr sie ja häufiger sehr positiv hier erwähnt habt.

    War jetzt tatsächlich nicht ganz so mein Fall, obwohl ich nicht einmal genau sagen kann woran das liegt.
    Ich arbeite viel mit psych. Kranken, vielleicht liegts daran. Es war für mich bei der düsteren Grundstimmung vielleicht einfach zu realistisch um sich noch als nette Freizeitbeschäftigung anzufühlen

  • Ja, durchaus! Es hat eine durchwegs düstere, leicht melancholische und auch depressive Atmosphäre. Sicherlich etwas für die richtige eigene Grundstimmung, damit es einem nicht zu sehr hinunter zieht. Als Wiener habe ich die realen Schauplätze und die schönen im Booklet der CD zusammen getragenen Begrifflichkeiten der damaligen Zeit einfach sehr genossen. Wenn ich Hörspiel-Besuch aus Deutschland habe, dann versuche ich ja auch immer ein klein wenig unsere Hörspielleidenschaft mit dem Sightseeing zu verbinden. Und da eignen sich Serien wie FREUD natürlich perfekt dazu. In Folge 1 geht es ja um das Wiener Burgtheater an der Ringstraße. Das ist natürlich immer ein schöner Blickfang von außen.

    Ich werde wohl nun neben meinem Hörbuch, das ich seit ein paar Tagen mit Begeisterung höre auch diese Serie aus meiner Sammlung Wiederhören :love:

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Diese Serie wartet schon viel zu lange darauf, endlich mal wieder von mir gehört zu werden.

    Neben den tollen Skripten fand ich vor allen Dingen die Hauptdarsteller*innen Hans Peter Hallwachs, Felicitas Woll und Andreas Fröhlich großartig. Eine absolute Traumbesetzung.

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

  • Folge 2 heute gehört! Sehr psychologisch, aber sehr gut. Was im ersten Moment komplett unvorstellbar und unverständlich ist, ist am Ende durchaus nachvollziehbar.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Neben den tollen Skripten fand ich vor allen Dingen die Hauptdarsteller*innen Hans Peter Hallwachs, Felicitas Woll und Andreas Fröhlich großartig. Eine absolute Traumbesetzung.


    Ich erinnere mich da an eine Szene während einer Fallbesprechung, wo Hallwachs (Freud) anfängt, sich in kruden Freudschen Theorien zu ergehen - irgendwas mit Kot und Penisneid -, und Fröhlich (Gruber) irgendwann sagt "Ääääh, ich komme dann später nochmal wieder." Was die Sprecher wohl bei solchen Aufnahmen für einen Spaß haben müssen... :D

  • Fröhlich (Gruber) irgendwann sagt "Ääääh, ich komme dann später nochmal wieder." Was die Sprecher wohl bei solchen Aufnahmen für einen Spaß haben müssen...

    Vermutlich gar keinen, weil ja ge-ixxt wird und er ja nur "Ich komme später mal wieder" sagt, ohne zu wissen, wie Hallwachs dies angelegt hat und/oder (falls er erst nach ihm spricht) anlegen wird.... :evil: :saint:

  • Bei dieser Produktion wäre ich mir aber gar nicht so sicher ob ge-xt wurde und ob sie nicht doch alle im Studio waren und gemeinsam aufgenommen haben. #gruebel#

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ich habe heute Folge 3 und Folge 4 gehört. Bei der 3 hatte ich wirklich am Ende Tränen in den Augen. Hat mich irgendwie emotional gepackt! Starke Folge, bei der es um Kriegserlebnisse und die Ausbildung zum Soldaten geht. Das alles an Wiener Originalschauplätzen, die ich alle samt sehr gut kenne. Folge 4 handelt um Antisemitismus. Ebenfalls eine sehr gelungene Folge!

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Nach einer Pause habe ich heute mit Folge 5 weitergemacht. Sehr interessant. Die Hauptgeschichte führt Freud, Karl und Anna ins Prostituierten-Milleu. Interessant ist auch die Nebengeschichte, Freuds Patientin. Man sieht wie schwierig es für Freud in der damaligen Zeit war seine Thesen und seine Hilfestellungen anzubieten. Tolle Folge!

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Folge 6 hatte ich nicht mehr besonders im Kopf. Die Sitzungen von Freud mit seinen Patienten werden interessanter. Der Fall war relativ unspektakulär, hatte aber ein tolles überraschendes Ende zu bieten. Das „Wiener Flair“ hat diesmal ein wenig gefehlt. Macht aber nix…

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Auch Folge 7 gehört. Eine sehr traurige Geschichte. Wieder eigentlich ein Mordfall, so tragisch er auch war, der jetzt durchaus leider sehr häufig vorkommt. Aber die psychologischen Begleiterscheinungen und Erklärungen machen es zu etwas ganz Besonderes. Morgen höre ich noch vor meiner Reise nach Vorarlberg die 8.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ich habe heute mit Folge 8 die Serie abermals abgeschlossen. Die 8 hatte ich gar nicht mehr im Kopf. War wie ein Neuhören. Es gab 3 Verdächtige. Man konnte richtig miträtseln. Auf diese Person hätte ich nicht getippt. Nur wie Freud auf ihn kommt, fand ich zu konstruiert, aber egal. Schöner Abschluss und schade dass es danach nie mehr weiter ging!

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

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  • Ich habe gestern mit Folge 1 begonnen und mir vorgenommen, die Serie 'in unregelmäßigen Abständen' noch einmal komplett zu hören. Es war schon so, dass ich mich kaum noch an den Inhalt der Folge erinnern konnte.

    Es passt von Beginn an alles: 1A-Sprecher*innen, originelle Charaktere, ein intelligentes Skript mit ausgefeilten Dialogen und die stimmungsvolle Klaviermusik: Besser geht's nicht. Neben dem eigentlichen Kriminalfall müssen natürlich noch die Figuren eingeführt werden und es muss erklärt werden, warum Sigmund Freud nun auf Verbrecherjagd geht und weshalb die Welt davon nichts weiß. Das gelingt, ohne dass es zu sehr 'an den Haaren herbeigezogen' wirkt. Kurios fand ich, dass bereits in Folge 1 die Rollen aufgeweicht werden: Freud wollte ja der sein, der sich die Informationen bringen lässt und sie dann einordnet. Aber gleich zum Auftakt muss er selber aktiv ins Geschehen eingreifen.

    Dass man ausgerechnet in der Einstiegsfolge die

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    multiple Persönlichkeitsstörung, bei der sich Experten streiten, ob es die überhaupt gibt,

    als Erklärung für das Verbrechen heranzieht, ist sicherlich gewagt, denn man begibt sich damit natürlich auf dünnes psychologisches Eis. Manch einer mag die Serie daher nach Folge 1 als unwissenschaftlichen Mumpitz abgetan haben. Durchschnitts-Krimi-Hörer*innen wird das aber vermutlich egal sein. Die dürften sich eher über das sehr langsame Erzähltempo wundern, das für Krimi-Hörspiele ungewöhnlich ist.

    Am Ende der ersten Folge wird der Fall noch von einer Expertin (Psychologin?) analysiert. Das fand ich eine gute Idee, allerdings hat sie für mein Empfinden zu wenig eingeordnet und eher noch zusätzliche Verwirrung gestiftet. Was mich darüber hinaus gestört hat: In den Passagen, in denen ES, ICH und ÜBER-ICH miteinander kommunizieren, kann man das ES kaum verstehen. Über Lautsprecher geht es komplett unter, mit Kopfhörer konnte ich auch bei sehr konzentriertem Zuhören nur einen Teil verstehen.

    Mein Fazit zu 'Das zweite Gesicht':
    Ein unglaublich gute Einstiegsfolge, die alles anders macht als andere Hörspiel-Krimis und gerade deshalb wunderbar funktioniert. Man fragt sich ernsthaft, ob dieses hohe NIveau gehalten werden kann und was da wohl noch kommen mag.

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

  • War die erste Folge schon gut, so ist die zweite mit dem Titel 'Familienersatz' ein absoluter Überflieger.

    Die Handlung spielt sich komplett in Freuds Praxis ab. Ein Patient gesteht ihm den Mord an seinem Vater und bedroht Freud mit einer Schusswaffe, damit dieser die Schuld von ihn nehme. Und während Freud eine Art 'Familienaufstellung' mit dem Patienten macht, beratschlagen Anna und Gruber, wie man den Mann außer Gefecht setzen kann. Nach und nach erfahren wir die Hintergründe der anfangs unfassbaren Tat in Rückblenden, die sich aus den von Freud inszenierten Aufstellungen ergeben.

    'Familienersatz' ist psychologisch um einiges stimmiger als der Erstling, vielleicht auch nur weniger kontrovers. Die Gespräche zwischen Freud und seinem gefährlichen Patienten sind Dialoge auf allerhöchstem Niveau, der Spannungsbogen zieht immer mehr an. Denn das alles beherrschende Merkmal dieser Folge ist tatsächlich die enorme Spannung, die durchgängig gehalten wird. Und das ist schon bemerkenswert, denn in Gefahr befinden sich ja lediglich die drei Hauptfiguren der Serie, von denen wir wissen, dass sie überleben werden. Trotzdem hängt man gebannt am Lautsprecher, denn man will unbedingt erfahren, warum die schreckliche Tat begangen wurde, was die genauen Hintergründe sind und wie es für den unglücklichen Mörder ausgehen wird. Man kann also Hörer*innen auch in ihren Bann ziehen, ohne es ständig krachen zu lassen oder eine Bedrohung nach der nächsten aufzubauen.

    Die Musik ist erneut von der Instrumentierung her eher zurückgenommen, aber dafür ungeheuer atmosphärisch, effektvoll und beeindruckend. Kaum eine erkennbare Melodie, aber jede Menge Stimmungen, Dissonanzen und Akzentuierungen. Eine tolle Untermalung und Verstärkung der Handlung. Die Sprecher*innen sind natürlich wieder toll, die Geräuschkulisse erscheint eher wenig aufwändig, ist aber hochwertig und passend. Handwerklich also erneut alles mehr als gelungen.

    Wenn man denn unbedingt etwas bemängeln möchte, dann zweierlei:
    Erstens wendet Freud hier eine Therapieform an, die es zu seiner Zeit noch gar nicht gab, nämlich die sogenannte Familienaufstellung. Dies wird auch korrekt von der Expertin, die am Ende noch ein paar Erläuterungen abgibt, angemerkt. Im Hörspiel erscheint das als spontaner Einfall des Professors, was natürlich eher unwahrscheinlich ist. Aber sei's drum, schließlich ist das hier nicht der 'echte' Freud, sondern eine fiktive Person.
    Zweitens fragt man sich, wie es zusammenpasst,

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    dass die Truhe einerseits praktisch luftdicht gewesen sein soll, andererseits die Kinder dort zur Bestrafung über Stunden eingesperrt wurden.

    Mein Fazit zu 'Familienersatz':
    Ein überragendes Hörspiel, das Spannung komplett anders definiert und erzeugt als erwartet. Für mein Empfinden ein Meisterwerk.

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

    Einmal editiert, zuletzt von Stollentroll (13. Juni 2023 um 20:28)

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