Fußball Nationsleague

Also spätestens seit gestern brauchen wir hier im Talk auch einen thread zu diesem vor ein paar Jahren bei eingeführten Bewerb.

Das hat 2 Gründe für mich - einerseits spielt mein Österreich heute gegen Norwegen um den Aufstieg zu den A-Nationen. Und zweitens natürlich das gestrige Spiel Spanien gegen Deutschland. 0:6 ist ein Resultat, das man als Deutscher in seinem Leben nur selten erleben muss. 1931 gab es das selbe Ergebnis. Gegen Österreich

Aber da waren wir alle ja noch nicht auf der Welt. Und auch unsere Eltern haben es wohl in den wenigsten Fällen miterlebt.

Wer hat das Spiel gestern gesehen? Wie ist es dazu gekommen? Ich könnte mir vorstellen dass viele die Schuld bei Löw suchen und ihn absetzen wollen. Er ist ja nicht ganz unumstritten mehr. Das wäre ein Thema, das @Cherusker (nicht) gefallen würde

Also ich muss sagen, dass mich Freundschaftsspiele selten wirklich interessiert haben. Ausnahmen gibt es freilich, denke da an die Wieder-Eröffnung des Praterstadions 1984, bei der ich begeistert mit Papa dort war und Österreich gegen Deutschland 4 : 2 Siegen sah. Egal ob dies jetzt mich selbst im aktiven Sport betrifft oder eben auch die Fußballnationalmannschaft. Freundschaftsspiele fehlt das gewisse Etwas. Bei mir muss es immer um „etwas“ gehen. Und daher begrüße ich auch die Nations-League. Weil hier ist eine Konkurrenzsituation. Man will, aus Sicht von Österreich, im Konzert der Großen mit spielen. Und zudem hat man eine zusätzliche Option sich für ein Großereignis zu qualifizieren wenn es über die reguläre Quali nicht klappen würde. Es ist also eine Spielform, die sicherlich nicht für die großen Fussballnationen gemacht wurde, sondern eher für die restlichen Verbände. Und das gefällt mir ebenso.

Und ein 0:6 wird wohl bei den wenigsten unter der Wahrnehmungsschwelle bleiben

Seit seinem Engagement beim FC Tirol und bei der Austria habe ich wirklich Hochachtung vor Löw. Und was er danach erreicht hat, zollt mir größten Respekt ab. Es stimmt natürlich, er hätte es sich leicht machen und nach dem Titel abdanken können. Als Weltmeister hätte er irgendwo noch ordentlich abkassieren und sich ein schönes Leben machen können. Es spricht für ihn dass er das nicht gemacht hat. Und es spricht für ihn, dass er auch in schwierigen Zeiten nicht aufgibt. Trainerarbeit bedeutet immer wieder von vorne anfangen. Ich weiß dass selbst aus eigener beruflicher Trainererfahrung. Löw muss sich natürlich selbst hinter fragen. Natürlich auch ob er noch der beste Mann am richtigen Ort ist. Die aktuellen Ergebnisse scheinen dies zumindest in Zweifel zu stellen. Ich Maße mir da kein Urteil an. Es ist halt im Sport Gang und Gäbe das schwächste Glied in der Kette auszutauschen. Und dies ist für den Fussballfan immer der Trainer. Oft ist aber die fehlende Geduld, falsche Erwartungshaltungen, das reine Orientieren an Ergebnissen und die Nichtberücksichtigung anderer Faktoren Schuld für die „hire & fire“ Mentalität vieler Fans und Vereine im Sport ganz allgemein. Das ist das Los unserer schnelllebigen Zeit. Daher ist für mich (!) das lange Festhalten an Jogi Löw eine wirklich positive und löblich Ausnahmeerscheinung, die zeigt dass man auch so erfolgreich sein kann. Ohne jetzt nachgeprüft zu haben, würde ich doch meinen dass Löw einer der erfolgreichsten deutschen Bundestrainer in der Geschichte ist. Und dies hat man eben dieser Geduld zu verdanken. Zudem waren die Deutschen in Österreich immer für ihren unspektakulären und pragmatischen Spielstil bekannt. Doch seit Löw spielen die Jungs wirklich einen schönen und ansehnlichen Fußball, der auch bei uns durchaus Gefallen findet. Das alles ist natürlich Schnee von gestern und natürlich darf eine Nation wie Deutschland niemals 6:0 verlieren. Daher wird man hier wohl kaum zur Tagesordnung übergehen dürfen. Und wenn dies zur Folge hat, dass Löw und der Verband zum Urteil kommt, dass ein neuer Entscheidungsträger notwendig ist, weil die gestellten Anforderungen und Ziele in den letzten Monaten und eventuell Jahren nicht mehr erreicht/erzielt wurden/werden, dann wäre dies durchaus nachvollziehbar und verständlich und keineswegs einer „hire & fire“ Politik geschuldet.

Kleines Detail am Rande. Österreich hat gestern grottenschlecht gespielt und mit Ach und Krach ein 1:1 gegen die B-Mannschaft von Norwegen erzielt. Damit sind wir Gruppensieger und dürfen uns fortan in der A-Liga gegen Kapazunder wie Deutschland versuchen. Ich denke aktuell wird sich wohl niemand vor einander fürchten

Zitat

Die Nationsleague ist absolut überflüssig.Habe dieses 0:6 überhaupt nicht gesehen.Ich schau an Länderspielen nur Quali oder WM/EM Spiele. Und sonst noch Spiele gegen Mannschaften von der Insel.Aber das braucht doch keiner.Da geht es nur ums Geld.Aber irgendwann ist es auch zu viel!

@Akita Takeo Ich sehe das als Vertreter einer kleineren Fußballnationalmannschaft naturgemäß anders. Die Nations-League sorgt nicht für zusätzliche Spiele sondern ersetzt nur die freundschaftlichen Länderspiele, die es ohnehin gegeben hat. Daneben sorgt sie dafür, dass es eine Möglichkeit gibt sich für EM oder WM zu qualifizieren. Es steht also weniger das Geld im Vordergrund (wobei das im Fußball immer eine Rolle spielt, hier aber in erster Linie bei den Klubs und nicht beim Nationalteam), sondern dass die so wieso so stattfindenden Länderspiele einen sportlichen Anreiz haben. Das mag für die großen Fussballnationen wie Deutschland, Frankreich, Spanien, die sich ohnehin immer für ein Grossevent qualifizieren keine große Bedeutung haben, wenngleich es sicherlich sportlich wertvoll für sie ist sich durchgehend in einem Bewerb bei dem es um etwas geht sich mit Nationen auf Augenhöhe zu messen, aber für kleinere Nationen, die nicht so erfolgsverwöhnt sind, hat das durchaus Sinn, erhöht es doch ihre Chancen sich für EM und WM zu qualifizieren, wenn man sehr gut spielt. Und für mich als Fan meiner Nationalmannschaft, wie oben schon geschrieben, schaue ich lieber einer Partie zu, in der es um was geht, als bei einem freundschaftlichen Länderspiel. Letzteres ist zwar auch nicht überflüssig, schließlich müssen Mannschaften auch testen und proben und versuchen Trainingsinhalte im Wettkampf umzusetzen, hat für mich aber keinen Reiz als Zuseher. Daher sehe ich lieber der Nations-League zu, und freue mich über Siege, als freundschaftlichen Länderspielen, wo es um gelinde gesagt „gor nix geht“.

Ja, das Thema Geld ist immer heikel. Ich kann immer nur Österreich und nicht für Deutschland sprechen, aber der ÖFB ist auf das Geld angewiesen, um die Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Und da geht es jetzt nicht um teure Spieler- oder Trainergehälter sondern um Nachwuchszentrum, Nachwuchsligen, Frauenfußball, Regionalligen bis zur untersten Klasse, also grob den Breitensport zu unterstützen und zu finanzieren. Das wie so oft natürlich auch die UEFA mitkassiert, ist leider so üblich. Letztendlich kommt es aber auch dem kleinen Nachwuchsspieler zu Gute. Daher begrüße ich das. Österreich war drauf und dran ein neues Nationalstadion zu bauen. Auf Grund der fehlenden Einnahmen fällt dies erstmal flach. Und wie geschrieben für mich als Fan ist es so ganz klar reizvoller. Für den deutschen Fussballanhänger, der natürlich erfolgsverwöhnt ist und bei dem ein erster Gruppenplatz oder eine geschaffte WM-Quali eine Selbstverständlichkeit darstellt und man alles was schlechter als ein Halbfinale schon als Enttäuschung ansieht, sind solche Spiele natürlich nur lästig. Und natürlich freuen sich kleinere Nationen wenn sie sich wie jetzt Nordmazedonien über die Nations-League für die EM qualifizieren. Klar spielen die kleineren Nationen in der Nations-League auch mal untereinander. Aber wenn Andorra, San Mariono oder Lichtenstein öfters als einmal im Jahr die Möglichkeit haben zu punkten und zu gewinnen, steigert dies sicherlich auch ihr nationales Selbstwertgefühl, als bei den Qualispielen wo man maximal einen Gegner auf Augenhöhe hat. Daher sehe ich es auch als Wettkampf für die kleineren und schwächeren Nationen an, die eine zusätzliche Chance haben sich qualifizieren zu können. Das gefällt mir persönlich besser, also zum Beispiel die Champions-League wo nur mehr die stärksten und reichsten Ligen bevorzugt werden, dadurch noch mehr Geld einnehmen können und die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird. Das ist hier nicht der Fall. Hier werden mal die Kleineren Nationen unterstützt.

https://kurier.at/sport/fussball…kunft/401106411

Ich denke Löw wird Abschied nehmen (müssen). Das wird dem deutschen Fußballfan wohl freuen.

Es ist auch für einen Trainer keine leichte Entscheidung. Ich habe mir auch immer schwer getan Vereine zu verlassen, weil man ja gemeinsam sehr viel mit einander erlebt hat. So etwas muss schon gut überlegt sein. Aber manchmal passt es einfach nicht mehr. Und damit meine ich gar nicht so die Ergebnisse sondern die Chemie. Ich bin auf jeden Fall gespannt. Und wie schon geschrieben, ich habe Löw bei Tirol, wo er umsonst für die Mannschaft weitergemacht hat, obwohl klar war dass sie bankrott gingen und bei der Austria, wo der damalige Millionensponsor meinte Löw sei kein Trainer mit dem man Erfolg haben kann, als unglaublich sympathischen und geerdeten Menschen erleben dürfen. Im Gegensatz zu manch andere Trainern. Ich freue mich dass er dann später so große Erfolge hatte. Die nimmt ihm auch niemand mehr weg. Und ich gehe davon aus, dass es dauern wird bis Deutschland wieder so erfolgreich sein wird. Gerade deshalb fände ich es sehr spannend wenn Löw geht und wie sich die Geschichte dann entwickelt. War alles nur der Trainer? Oder gibt es andere Schuldige? Oder wird man plötzlich wieder sehr stark und erfolgreich zurück kommen? Spannend