HÖRSPIELKOLUMNE „GEDANKEN EINES HÖRSPIELFANS 5/2019“ Über Müll, Kram, Rotz & Co in der Hörspielbranche"

  • Wenn man in Foren, facebook, Youtube und anderen Orten des Austausches quer liest, dann bemerke ich des öfteren, dass wir dazu neigen Hörspielen, die nicht unserem Geschmack treffen mit deftigen schriftlichen Vergleichen zu versehen. Da wird rasch etwas als größter Mist der Sammlung, als Kram, als dahin gerotzt, als Schrott, als Müll, als Griff ins Klo und ähnliches bezeichnet. Viele machen sich dabei nicht die Mühe die Kritikpunkte neben den blumigen Vergleichen sachlich nieder zu schreiben. Darauf wird meist verzichtet. Mit Rotz, Müll und Mist ist ohnehin alles gesagt und geschrieben. Alles muss in Zeiten von SMS, WhatsApp, Instagram, Twitter und Facebook kurz und prägnant und möglichst "laut" und am besten möglichst "derb" rüberkommen, damit man auffällt und damit die eigene Meinung auf diese Art und Weise richtiger daher kommt als die der "leiseren" Poster.

    Ich finde dies aus mehreren Gründen sehr schade. Einerseits werden Hörspiele und damit unser Hobby, dem wir Tag für Tag nachgehen mit all seinen großartigen Facetten und seiner Vielfalt auf etwas reduziert, dass mit dem Hörspiel im Grunde gar nichts zu tun hat. Man muss bei all der berechtigten Kritik, die man bei einem sehr schlechten Hörspiel, zu Recht nennen kann, immer daran denken, dass hier Menschen am Werk waren, die hier Zeit, Geld und Arbeit investiert haben. Da empfinde ich, egal wie schlecht das Hörspiel nun auch in unseren Ohren gewesen sein muss,dass als Konsument ein Mindestmaß an Respekt gegenüber den Machern angebracht sein sollte. Respekt, der sich meiner Ansicht nach in angebrachter Sprache und Ausdrucksweise zu zeigen hat. Darüber hinaus gibt es viele Menschen, denen stark kritisierte Hörspiele und Hörspielserien trotz der genannten Schwächen gefallen. Hier sollte man als Kritiker zumindest so emphatisch argumentieren, dass man den Liebhabern dieses Hörspiels oder dieser Serie/Reihe nicht persönlich verletzt. Niemand von uns mag Müll, Kram oder Mist. Eine Bezeichnung eines Hörspiels als solches bedeutet gleichzeitig auch, dass der Fan dieser Produktion Müll, Kram oder Mist mag und somit keinen Geschmack hat. Das muss nicht sein. Zudem wird damit auch jene die anderer Ansicht sind auf den Plan gerufen eine möglichst derbe Gegenantwort zu posten. Wohin dies führt, wissen wir alle.

    Hier würde ich mir manchmal ein wenig Fingerspitzengefühl und Argumentation statt deftig laute Worte wünschen. Von uns allen. Und vor allem von mir selbst! Wenn dies schon nicht „die Trumps dieser Welt“ können, dann sollten wir Hörspielfans da mit gutem Beispiel voran gehen.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Schon den kleinsten Kindern versucht man doch beizubringen, beim Essen nicht Igitt oder gar Schlimmeres zu sagen, wenn mal was nicht schmeckt. Warum? Den Mitessern, denen es eigentlich schmeckt, kann sowas trotzdem schonmal den Appetit verderben.

    Später vergessen wir anscheinend Vieles, was man uns als Kind beizubringen versuchte oder denken, dass es für uns als Erwachsene nicht mehr gilt... schade eigentlich!

    Plattenspieler ausmotten: Es gibt wieder neue Hörspiele auf Vinyl! Juhu, die Hörspielwelt wird wieder eine Scheibe! 8o

  • 100 % Zustimmung @Markus G.

    Die Gesellschaft stumpft halt schon seit einigen Jahren durch Social Media usw. ab und Grundwerte wie du sie
    richtigerweise forderst gehen verloren.

    Echt traurig aber.

  • Sehr schön geschrieben ihr Lieben, konstruktive Kritik ist super und ist wenn man die annimmt sehr hilfreich. Deftige unberechtigte Verrisse, am besten noch in unangbrachter Sprache, bringt hingegen nichts.
    Wir haben immer viel Wert auf die Meinungen unserer Hörer gesetzt und uns stetig verbessert. Nicht umsonst sind wir seit fast 15 Jahren und fast 100 Hörspielen auf dem Markt.
    Ich finde ein Miteinander sehr wichtig.
    Es ist immer leicht jemanden zu kritisieren, erst mal selber besser machen heißt es da.
    Auf noch viele schöne gemeinsame Hörspielstunden.

  • Das ist natürlich eine auch eine Zeiterscheinung. Attribute wie Höflichkeit und Freundlichkeit zählen scheinbar wenig in unserer "Schneller, höher, weiter!"-Gesellschaft.

    Zudem zeugt es einfach auch oft von Empathielosigkeit - da gibt sich jemand Mühe, macht sich Gedanken und der "Kritiker" scheißt gedankenverloren darauf und verarbeitet sich selber mit übelstem Vokabular.

    Darüber hinaus ist das Internet natürlich perfekt für solche verbalen Entgleisungen. Im Umkehrschluss denke ich da an Leute aus der Branche, die im Netz gerne den harten Macker markieren und dann schwitzig, schüchtern und verdruckst auf einschlägigen Messen herumstehen.

    Es ist eben so (ich selber nehme mich da nicht aus): man haut gerne mal unhöflicher etwas heraus, weil man ja nicht auf Augenhöhe miteinander kommuniziert.

  • Wir leben in einer lauten Zeit, in der die Lauten immer lauter und die Leisen immer leiser werden. Um aus der Masse an Lauten aufzufallen, muss man schon ordentlich auf den Putz hauen und noch ein Schippchen drauf legen. Dabei geht teilweise Respekt und Empathie sowie „Inhalt“ verloren. Dies merkt man auch in der Hörspielszene. Klar können in der Hitze des Wortgefechts auch Wörter fallen, die man der Emotion zuschreiben kann. Das ist auch nachvollziehbar und nur allzu menschlich. Das ist uns allen schon passiert. Manche machen dies aber schon aus Kalkül und ganz bewusst, für Provokation und um den anderen zu kränken. Künstler wie Hörspielmacher haben es hier nicht einfach den richtigen Weg einzuschlagen. Ohne eine Fanbasis geht es nicht und man muss sich auch mit Kritik auseinandersetzen. Aber wenn man manchen unverschämten Aussagen folgt und sie zu Herzen nimmt, wird man sich als Macher sicher bald komplett „aufgerieben“ haben und den Spaß am Hörspiel verlieren. Sie müssen wohl auch lernen die „Leisen“ von den „Lauten“ auszusieben und die richtigen Kanäle zu den Fans offen zu halten.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ja die Zeit des Miteinanders ist ungemütlicher geworden und gerade durch das Internet wo man schön anonymisiert (gilt natürlich nicht für alle, aber die Möglichkeit sich hinter Pseudonyme zu verstecken ist einfach gegeben) lospoltern kann macht es frustrierten Menschen einfach auf andere ohne Hemmungen einzuschlagen. Dem Einhalt zu gebieten ist ein sehr schwieriges Unterfangen und wir müssen wohl oder übel damit leben. Auch wenn immer wieder neue Gesetze und Regeln seitens der Regierung verabschiedet werden, wird es nicht weniger.
    Was mir sehr oft im persönlichen Umgang mit Kollegen und "fremden" Menschen auffällt ist, dass anscheinend kaum jemand sich einmal selber reflektiert. Meistens habe ich das Gefühl jeder denkt er ist unfehlbar und verhält sich immer richtig gegenüber seinen Mitmenschen. Viele kommen gar nicht erst auf die Idee das sie sich nicht korrekt verhalten, es sind meist die Anderen.

    Um wieder auf das Hörspieluniversum zurück zu kommen spiegelt es sich hier ebenfalls wieder. Es gibt einige Macher die meinen wenn sie tatsächlich auch mal sachlich kritisiert werden, das die "kleinen" Fans von allem ja gar keine Ahnung haben und besser mal den Mund halten sollten und das geht soweit, dass wieder mit Rechtsmitteln gedroht wird. Da kann ich einfach nur den Kopf schütteln. Aber auch wir Fans tätigen schnell Aussagen die ziemlich derbe und nicht den nötigen Respekt ausdrücken den Macher von Hörspielen verdient haben.

    Schade an der ganzen Sache finde ich aber gerade wenn berechtigte und begründete Kritik völlig ignoriert wird, da ist Dreamland mit einer der rühmlichen Ausnahmen, aber speziell Sony/Europa (ja ich hau schon wieder auf Sony/Europa :D ) reagiert da Null drauf. Hier sind die Krankheiten, welche viele Hörspiele von Europa ausmachen, klipp und klar genannt und ich behaupte mal auch bei Europa bekannt. Aber da wird stur der gleiche Streifen weitergefahren. So etwas finde ich als Fan ein wenig schade, kann es aber leider nicht ändern, außer ständig zu wiederholen was aus meiner Sicht die Hörspiele kranken lässt. Und ich weiß ich stehe mit dieser Meinung nicht alleine da. Und Europa ist ja auch nicht das einzige Label was partout nicht auf Kritik reagiert (Zumindest ist es mir bis dato noch nicht hörbar aufgefallen dass sich da mal jemand etwas zu Herzen genommen hat).

    Niemand kann so hart zuschlagen wie das Leben.

  • Danke für den schönen Beitrag @Angel 74. Wir hatten hier schon mal das Thema Labels und deren Produktionen, die Vorschläge oder Kritikpunkte von Fans umgesetzt haben , dass ich gleich dem Anlass entsprechend reaktivieren werde :thumbup:

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Um wieder auf das Hörspieluniversum zurück zu kommen spiegelt es sich hier ebenfalls wieder. Es gibt einige Macher die meinen wenn sie tatsächlich auch mal sachlich kritisiert werden, das die "kleinen" Fans von allem ja gar keine Ahnung haben und besser mal den Mund halten sollten und das geht soweit, dass wieder mit Rechtsmitteln gedroht wird.

    Ja, es ist wahrlich ein sehr zweischneidiges Schwert. Mangelnder Respekt vor dem Hörer ist leider kein seltenes Phänomen, das fängt mit den Produktionsschlampereien a la "Die Hörer sind eh zu doof, um irgendwas mitzukriegen"an und endet bei den Publikumsbeschimpfungen.

    Dergleichen hat ja leider Seltenheitswert und ist die rühmliche Ausnahme:

    Ich bin leider noch ganz und gar nicht zufrieden. Das heißt es wird noch ein oder zwei Wochen länger dauern. Oder eine etwas längere Pause. Erstmal ausatmen. Und später nochmal genau darüber schauen.Was stört mich am Skript?- zu wenig Detektivarbeit.- Dramaturgie nicht so prickelnd

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Hier sind die Krankheiten, welche viele Hörspiele von Europa ausmachen, klipp und klar genannt und ich behaupte mal auch bei Europa bekannt. Aber da wird stur der gleiche Streifen weitergefahren.

    Ich verstehe schon, was du meinst, aber aus der Sicht von Europa gibt es für Änderungen keinen Grund.
    Wenn täglich 1.000 Leute zu deinem Imbiss kommen und eine Currywurst kaufen, wirst du dein Rezept oder deine Zutaten nicht ändern, nur weil ein oder zwei Leute sagen, dass ihnen die Soße nicht scharf genug ist. Scharfe Soße schmeckt doch viel besser, vor allem mit Chili und Peperoni! Weiß doch jeder! Warum wird das rezept denn nicht geändert?! Völlig unverständlich... Und vor allem, wie können denn diese ganzen anderen Leute nicht bemerken, wie lasch und lapprich das schmeckt? Ganz im Gegenteil, die kommen regelmäßig wieder und kaufen diese Wurst.

    Durch Facebook und manches Forum hat man sicher den Eindruck, es gäbe ganz viele Menschen, die dieses und jenes stört und meint, dort Trends ablesen zu können und eine allgemeine Haltung gegenüber einem Produkt, aber das ist eine Fehlannahme.

    Die beste Maßnahme, wenn einem ein Produkt nicht gefällt, ist immer noch, es nicht zu kaufen. Nur am fehlenden Geld bemerkt der Hersteller, dass er schleunigst etwas ändern sollte. Nun leider werden gerade die Europa-Hörspiele von vielen gekauft (logisch, ist ein Mainstream-Lieferant), z.B. auch oft nur noch, damit die einmal begonnene Sammlung vollständig ist.

  • Da hast du Recht @Mike Ford, und dessen bin ich mir bei Europa auch bewusst.Trotzdem schade und halt einfach Pech für mich. Aber ich habe mein Konsequenzen da bereits gezogen und kaufe keine aktuelle Serie mehr. Ausser den Drei??? Wobei ich die nur noch gebraucht kaufe und wo ich sofort zuschlage sind halt die Klassiker wie zuletzt Tim und Struppi.

    Niemand kann so hart zuschlagen wie das Leben.

  • Der Gedankengang schwirrt in mir jetzt schon länger und ich möchte gerne die Beiträge um einen psychologischen Aspekt erweitern.

    Du wirst ja nicht einfach Hörspielproduzent, sondern in vielen Fällen machen dich die Lebensumstände dazu.

    Beginnen wir mal so: Du bist Anfang 30/Ende 20, typisches Kind der Kassettengeneration, hast etwas gelernt, vielleicht sogar ein Studium absolviert. Aber irgendwie wird es nicht so richtig, der berufliche Erfolg als wasauchimmer bleibt aus, man hangelt sich so durch und kommt irgendwann ganz unten an, Paketbote, Callcenter-Agent, Zeitarbeit usw.

    Das Selbstbewusstsein leidet natürlich darunter, links und rechts ziehen die anderen vorbei, arrivieren sich, nur du selbst siehst keinen Horizont und verharrst in einer Hoffnung auf bessere Zeiten. Es muss sich etwas ändern; hier mal ein Praktikum, dort mal reingeschnuppert. Und dann formst du den verhängnisvollen Gedanken: "Warum machst du denn nicht selber Hörspiele?" Klar, du hörst ja selbst seit Jahren, hast auch schon mal für den offenen Kanal in Bielefeld was gemacht. Und wenn man bedenkt, wie erfolgreich die ??? und John Sinclair sind - da dürfte doch was gehen, schließlich willst du etwas ganz Neues, noch nicht am Markt etabliertes anbieten. Freunde und Bekannte finden das toll. Und es gibt ja schon kleinere Labels, die sich am Markt halten können.
    Und irgendwie hast du ja auch keine Wahl - irgendwo an der Tankstellenkasse, im Buchladen oder als Nachhilfelehrer versauern darf es nicht sein.

    Der verhängnisvolle Gedanke formt sich nun langsam zum eigentlichen Verhängnis. Du klopfst bei anderen Labels an, alles nette Leute, klar, man hilft sich in der Branche, wir sitzen ja alle im selben Boot und sind alles coole Hörspiel-Nerds.
    Was du nicht wahrhaben willst in deiner Goldgräber-Euphorie: Labelchef A ist eigentlich von Beruf Sohn, Papi hat ihm ein paar Mietshäuser vererbt, davon kann man schön leben und so tun als wäre man ein erfolgreicher Hörspiel-Produzent. Labelchef B ist da sehr viel bodenständiger, er schafft als Schichtleiter in der Molkerei und seine Freizeit verbringt er mit seinem Lieblingshobby, den Hörspielen.
    Aber du selber hast kein Netz und keinen doppelten Boden: du nimmst Kredite in kleinerer fünfstelliger Höhe auf, um dein Ding, deinen Traum, deine Bestimmung wahr werden zu lassen. Dein eigenes Hörspiellabel ist geboren! Dein Mut und deine Kreativität werden belohnt. In einschlägigen Foren brandet Applaus für deine Hörspiele auf, du konntest sogar Sprecher-Legenden wie Horst-Oliver XYZ für deine Produktionen gewinnen, und sogar einen Preis gibt es, den du auf einschlägigen Veranstaltungen mit Stolz entgegen nehmen darfst. Auf der begleitenden Messe konntest du schon so einiges verkaufen und, na klar, das muss alles erstmal anlaufen, das wird schon. Man muss halt einfach in den Foren und bei Facebook die Werbetrommel rühren, dann kommt da schon was bei raus.
    Dennoch - so richtig läuft es auch ein Jahr später nicht. Jetzt müsste man eigentlich die Notbremse ziehen, denn kaufmännisch kannst du dein Wagnis nicht mehr rechtfertigen, nur noch psychologisch. Und so kommt der nächste Fehler, man finanziert notdürftig mit anderen Erwerbsquellen seine eigenen Produktionen.......
    Auch sonst scheint ein wenig die Luft raus. Neid untereinander in der Branche, Besserwisserei und Nörgelei bei den Kritikern (die eigentlich gar keine Ahnung haben) in den Foren sowieso, unverhohlene Häme von anderen Strategen, die Arroganz von drittklassigen Theaterschauspielern, die mit dem Sprecherskript nicht klar kommen.
    Finanziell wird es immer enger. Die Wohnung kostet, Equipment kostet, Produktion kostet, Krankenversicherung, Rentenkasse, Finanzamt, der Kredit ist ja auch noch offen, der doofe Streit um noch offene Rechnungen etc. pp.
    Ein Auto hast du schon lang nicht mehr, Restaurantbesuche werden immer seltener, Urlaub findet nicht statt. Selbst eine Tastatur für den Rechner ist gerade nicht drin.
    Es geht bergab. Finanziell und menschlich.
    Freundschaften und Beziehungen gehen den Bach runter. Die Freundin hat die Schnauze gestrichen voll, Mama und Papa rollen nur noch mit den Augen, wenn es um das "Business" geht, neulich wurdest du gefragt: "Was machen Sie? Was ist das denn?" Misserfolg macht eben auch nicht sexy und der große Kloß aus Wut, Enttäuschung und Demütigung wächst und wächst. Daneben etwas Selbstreflexion: "Warum gerade ich?". Im Internet gibt man sich dir gegenüber zunehmend ungezwungener: "Schön, dass du Arsch bald weg vom Fenster bist!".

    Also wird zurück geschossen, sämtliche Dämme sind gebrochen. Die anderen haben keine Ahnung, sind sowieso nur neidisch, können dich mal kreuzweise. Das letzte bißchen Selbstwertgefühl wird zu einem Klumpen aus Erfolgsmeldungen und ordinärer Kraftmeierei geformt und ins Internet geworfen. Die letzte Tünche aus Selbstbeherrschung, Höflichkeit und Empathie ist längst bei beiden Seiten abgeblättert.
    Im richtigen Leben bleibt nur die große Leere im Herzen....

    Und? Ist es das alles wert? Bleibt da wirklich nur Häme, Hass, Verfolgungswahn und dieser brennende, ätzende Frust auf der Seele?
    Davor haben uns die drei Fragezeichen und Jan Tenner nie gewarnt, menschliches und kaufmännisches Scheitern konnten die uns nie vermitteln.

    Und daher hat Markus G. recht. Man sollte Hörspiel und Produzent voneinander trennen, man darf Kritik nur konstruktiv formulieren und man darf nicht vergessen, dass wir alle nur unfertige Menschlein sind, mit Ängsten, Sorgen und Nöten.

  • @Mr. Smathers
    Großartige Beschreibung! Ich würde deinen Beitrag gern liken, kann das aber aus vermutlich technischen Gründen nicht, weil ich nirgendwo mehr einen Like-Button habe. (Geht es nur mir so...?)

    Jedenfalls ist das mMn eine sehr treffende Beschreibung der Situation bei manchem Produzenten, die ich sehr gut nachvollziehen kann. Dass man dann sehr gereizt und dünnhäutig wird, wenn die Kundschaft das Ergebnis nicht schätzt sondern in Grund und Boden schreibt, ist ganz logisch. Ich nenne hier keine Namen, bin mir aber sicher zu wissen, wen du bei der Beschreibung im Kopf hattest. ^^

  • Am Handy ist es z.B. kein Button sondern man klickt auf das Menü rechts oberhalb des zu likenden Beitrags und kann dann "Beitrag gefällt mir" auswählen - die Funktion ist jedenfalls nicht deaktiviert ...

  • Hallo @HP. Göldner, vielen Dank für die schnelle Rückmeldung!

    Bin am Desktop und bis gestern (?) ging alles problemlos.
    Hoffe ja nicht, dass alle Likes für diesen Monat schon aufgebraucht sind. :D
    Ist nicht schlimm, will hier kein großes Ding draus machen, ist ja nicht lebenswichtig. Löscht das auch gern hier raus, ist ja OT.

    EDIT: Gerade mal übers Handy eingeloggt. Dort habe ich oben rechts das Beitragsmenü, aber auch keinen Like-Button, sondern auch nur wie beim Desktop "Zitieren/Melden/Seitenanfang". Seltsam.

  • Ich hatte dabei mehrere Personen im Kopf und ich konnte natürlich auch nur über das schreiben, was ich eben so an öffentlicher Selbstdemontage mitbekomme.

    Prinzipiell bin ich aber schon länger am Kopfschütteln über das Thema "Ich mache ein Hörspiellabel". Als ein uns allen bekanntes Label verkündete, dass man den Hörspielmarkt verlassen und nun den Buchmarkt erobern wolle, denn "es liegen ja viel mehr Bücher auf den Nachtschränken als Hörspiele", da wollte ich in den Bildschirm reingreifen, so weh tat das.......

    Man darf eben nicht nur "Künstler", "Chef" oder "Kleinkulturschaffender" sein, man muß auch Kaufmann sein - und dann Konsequenzen ziehen.

  • Ja, auch bei den Machern gibt es zumindest Zwei die gerne auf den Putz hauen und die gute Kinderstube vermissen lassen. Aber davon ab sind es doch oft Hörspielfans, die manchmal vielleicht auch etwas gedankenlos ihren Frust in die Tasten hauen und dabei vergessen, dass da Menschen am werken sind und keine gefühlskalten Maschinen. Da können manche Worte wirklich weh tun. Da muss sich jeder von uns selbst an der Nase nehmen.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

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