Anspruchsvoll oder "nur" unterhaltsam?

Zitat von Dr. Armitage

Eine Frage, die mich hin und wieder beschäftigt, ist, ob ein Hörspiel "nur" unterhaltsam sein muss, um gut zu sein, oder ob es vielleicht auch wichtig ist, wenn mehr dahinter steckt, also wenn z. B. gesellschaftlich wichtige Fragen behandelt werden, oder das Hörspiel den Hörer auf andere Art und Weise dazu bringt, über gewisse Dinge nachzudenken und zu reden? Ich für meinen Teil bemerke, dass ich mit Hörspielen, die nur auf ersteres zielen, immer unzufriedener werde und dass ich "mehr" will, als nur eine Stunde lang bespaßt zu werden. Wie sieht es bei euch aus?

Das kommt auf meine Verfassung an. Es gibt Zeiten wo ich nur unterhalten werden möchte und andere (leider viel zu wenige) wo ich die Konzentrationsfähigkeit aubringe, mich auch mit schwierigeren Themen auseinanderzusetzen.

Schlimmer ist für mich eigentlich, dass ich bei den rein zur Unterhaltung dienenden Hörspielen vermehrt denke: "Jetzt hau endlich das Monster der Woche zu Klump und geh ein Bier saufen."

Aber um noch mal auf den obigen Punkt zu sprechen zu kommen, so muss ich sagen, dass ich es mir kaum vorstellen kann, wie man gesellschaftlich relevante Themen in ein Hörspiel einarbeiten will, ohne dass der moralische Zeigefinger omnipräsent ist oder das Ganze einen Dokustil einnimmt. Die einzige Möglichkeit, die ich sehen würde, besteht darin Geschichten zu erzählen, die ihre Charaktere nicht einfach nur auf gut und böse zurückstuft. Sondern aufzeigt, dass nur weil jemand etwas tut, dass von der Gesellschaft geächtet wird, diese Person nicht gleich böse ist.

Mal so als ein in den Raum geschmissenes Beispiel: Der japanische Walfänger, der von der ganzen Welt angefeindet wird, aber eigentlich doch nichts anderes will, als seiner Familie ein Leben jenseits von Armut zu ermöglichen.

Zitat von schelo

Schlimmer ist für mich eigentlich, dass ich bei den rein zur Unterhaltung dienenden Hörspielen vermehrt denke: "Jetzt hau endlich das Monster der Woche zu Klump und geh ein Bier saufen."

Sehr schön ausgedrückt, wirklich

Aber es hat ja den Anschein als wollen die Leute das auch hören, sonst würde das ja nicht laufen. Das eben und Sherlock Holmes und die drei ???

Zitat von Tobbe_

Sherlock Holmes und die drei ???

Hilfe ein Spin-Off das ich noch nicht kenne "Sherlock Holmes und die drei ???" Spaß bei Seite: Ich mag auch beides, je nach Gefühlslage. Was ich aber nicht mag, wenn ich mich hinsetze und mich auf ein unterhaltsames Hörspiel freue und nur Grütze geboten bekomme. Sei es, weil die Regie schläft, oder kein Geld für ein Autor vorhanden war...

Zitat von Detlef

Sei es, weil die Regie schläft, oder kein Geld für ein Autor vorhanden war...

Als ob DAS ein Label machen würde Jedes Label produziert doch nur aufwändige Hörspiele mit einer Top-Regie und nur den besten Autoren. Asche auf die Häupter aller Zweifler.

Doch, doch, das darf ruhig mal anspruchsvoll sein. Hier stellt sich mir allerdings schon die Frage, inwiefern "anspruchsvoll" definiert wird. Sollten gesellschaftliche/ politische/ philosophische Themen mit behandelt werden? Oder gibt es noch andere Definitionshilfen?

Aber generell ist natürlich alles willkommen, das über "Dämon taucht auf und wütet, Dämonenbekämpfer schaltet sich ein, Dämon ist platt" hinausgeht. Wobei ich diese reine Bespaßung ebenfalls gerne höre, aber es ist eben eher reine Unterhaltung. Was mir noch einfällt: In den frühen Benjamin Blümchen-Folgen (bei Bibi weniger) - die ich übrigens immer noch gerne höre -, und die noch nicht zuuuu verkindlicht waren (insbesondere 1 bis 33, mit Abstrichen bis 50), wurden auch immer wieder Themen aufgegriffen und behandelt, die nicht zwangsläufig direkt Unterhaltung für Kinder waren [Was für ein Monstrum von Satz!]. Alternative Formen des Unterrichts, nicht immer absoluten Gehorsam gegenüber der Obrigkeit, Kommerz von Weihnachten, Vereinsamung von Kindern, Verlust eines geliebten Begleiters usw. Das finde ich schon stark, weil's toll unterhält, gleichzeitig aber auch etwas "mitgibt".

Ich denke, um dem Hörspiel mehr Tiefe zu geben, ist es nötig, den Charakteren ein "Gesicht" zu geben, eine Aufgabe, einen Konflikt. Und wenn es schon mal keine Stereotype sind, geht das natürlich noch viel besser.

Ich will ja nicht schon wieder werben, aber unser nächstes Hörspiel schafft hoffentlich genau das: Neben der reinen Unterhaltung noch Fragen aufzuwerfen, die den Hörer nach Möglichkeit über das Hörspiel hinaus beschäftigen. Mal schauen, ob's klappt ...

Für mich fließt beides in einander. Für mich muss ein Hörspiel einen gewissen „Anspruch“ haben, damit es mich „unterhält“. Oder anders herum: Es „unterhält“ mich, wenn es einen gewissen Anspruch hat.

Letztendlich versteht aber jeder etwas anderes unter Anspruch und inwieweit man das überhaupt auf ein Hörspiel übertragen ist auch so eine Sache...

Für mich ist am wichtigsten, das das Hörspiel mich gut unterhält!
Was heißt denn eigentlich "Anspruchsvoll" für dich? Ich denke das, das nicht für jeden gleich sein muss!
Ich möchte jedenfalls hauptsächlich unterhalten werden! Das ist das wichtigste!

Zitat von Dr. Armitage

Gute Frage! Als anspruchsvoll empfinde ich ein Hörspiel (oder einen Film oder ein Buch) wenn es mich dazu herausfordert, über gewisse dort behandelte Themen länger nachzudenken, die dort vielleicht auf eine nicht alltägliche Art und Weise behandelt werden.

So ein Hörspiel ist für mich Hintergründig. OK: eine Art von Anspruchsvoll! Für mich steht das aber nicht im Vordergrund. Ich bin aber jederzeit auch für ein hintergründiges und nachdenkliches Hörspiel oder Hörbuch dankbar. Muss aber nicht sein!

"Anspruchsvoll UND unterhaltsam" ist sicher das, was die meisten mögen. "Anspruchsvoll" kann sich dabei auf den Inhalt beziehen und / oder auf die Inszenierung des Hörspiels.

Apropos Hörspiel: Heute entdeckt - ein Artikel über eine Hörspielserie bzw. über "die dienstälteste deutsche Boygroup", die vier Mal mehr Tickets für ihre Shows verkauft als Justin Timberlake, und in 35 Jahren 44 Millionen Tonträger an den Mann brachte; mehr als die Beatles!
Ich bin ja bekanntlich kein Fan von "Boygroups", und von dieser Bande schon mal gar nicht. Dennoch, ein mehr als lesenswerter Artikel, den ich euch nicht vorenthalten möchte. Und wer die oben erwähnte Dumpfbacke bei Ticketverkäufen alt aussehen lässt, kann nicht von Grund auf schlecht sein.

Hier geht's zum Artikel.

@ascan

die dumpfbacke ist aber millionär, unsere jungs nich

und warum sich das volk (egal aus welchem land) millionenmal diese youtubedinger von biber und co anklickt werde ich auch nie verstehen