Nur eine Ohrfeige (ein Hörspiel von Christos Tsiolkas, NDR 2023)

  • Inhaltsangabe:

    Ein australisches Barbecue im Freundes-und Familienkreis. Zivilisierte Mittelstandsbürger: Ärzte, Unternehmer, Kreative, Migranten, alles wunderbar bunt, divers und liberal. Als der dreijährige, antiautoritär erzogene Hugo mit einer Schaufel gegen den kleinen Sohn von Harry ausholt, rutscht diesem die Hand aus. Die Angelegenheit eskaliert zu einem großformatigen Drama samt Polizei und Gerichtsverfahren.

    Erscheint als Download am 14.11.


    Quelle Hoerspieltippd.net.

    Einmal editiert, zuletzt von Schulzi (25. Oktober 2023 um 22:58)

  • Schulzi 25. Oktober 2023 um 13:29

    Hat den Titel des Themas von „Nur eine Ohrfeige“ zu „Nur eine Ohrfeige( ein Hörspiel von Christos Tsiolkas, NDR 2023)“ geändert.
  • Oh, super, danke für den Tipp, Schulzi

    Den Stoff gab es mal vor ein paar Jahren als Mini-Serie im Fernsehen, da hat mich die Umsetzung zum Ende hin nicht ganz überzeugt, aber in die Hörspielserie werde ich auf jeden Fall reinhören, denn die Ansätze waren schon bei der Serie nicht uninteressant, und vielleicht bringt man hier die Story über alle Folge ins Ziel.

  • Schulzi 25. Oktober 2023 um 23:06

    Hat den Titel des Themas von „Nur eine Ohrfeige( ein Hörspiel von Christos Tsiolkas, NDR 2023)“ zu „Nur eine Ohrfeige (ein Hörspiel von Christos Tsiolkas, NDR 2023)“ geändert.
  • So, ich habe jetzt auch mal reingehört. Und ich muss gleich mal Mr. Vandyke beipflichten: diese "Musik"-Untermalung ist wirklich beinahe unerträglich, vor allem im ersten Teil. Glücklicherweise nimmt das im weiteren Verlauf ab, ist aber immer wieder mal präsent. Das ist so etwas, was ich an so manchem Radiohörspiel wirklich hasse - ich kann es wirklich nicht anders sagen - : Da werden bewusst Dissonanzen gesetzt, vermutlich um die Verstörtheit der handelnden Personen auf den Zuhörer zu übertragen. Aber so etwas gelingt nicht dadurch, sondern nur durch eine gute inhaltliche Erzählung, die passend inszeniert ist. Diese Form der Untermalung dagegen nervt einfach nur und schadet dem Erzählten massiv!

    Davon abgesehen, hat mir die Geschichte aber sehr gut gefallen. Teil 1 ist ja im Grunde nur so etwas wie ein markantes Grundereignis, bei dem alle Beteiligten des dann Erzählten zugegen sind - und das von ihnen einfordert, sich irgendwie dazu zu verhalten. Es ist quasi der Aufhänger des Ganzen, aber nicht der Kern. Es geht also nicht acht Folgen lang einzig und allein um die Ohrfeige, sondern diese ist eine Art Kristallisationspunkt, an dem sich die unterschiedlichen Prägungen und Entwicklungen bei den Figuren offenbaren.

    Ich fand das durchaus sehr spannend, denn es ist in erster Linie so etwas wie Milieustudie. Die Charaktere haben alle ihre eigenen Narrative, mit denen sie sich vor der Welt rechtfertigen und sich in ihr verhalten, aber durch die verschiedenen Sichtweisen, die durch die einzelnen Episoden offenbar werden, ist man als Hörer immer wieder dazu aufgerufen, diese Narrative zu hinterfragen und den eigenständigen Versuch zu unternehmen, hinter das offensichtlich Erscheinende zu blicken.

    Die Handlung ist, wie so oft bei Radiohörspielen (vor allem älteren Datums, wozu dieses Hörspiel ja ausdrücklich nicht zählt), sehr erzählerlastig, wobei es sich hier um eine eingebettete Erzählerin handelt, die im Grunde immer Teil jeder Szenerie ist und Einblicke in das Innenleben der jeweiligen Personen gibt. Das fand ich eigentlich ganz gut gelungen. Der Spielanteil ist dennoch sehr hoch und die einzelnen Szenen eindringlich erzählt. Die Sprecherinnen und Sprecher sind ausnahmslos hervorragend.

    Wenn also diese jammernden Gitarren und die wild zupfenden Bässe nicht wären, die Teilen der Handlung viel zu prominent unterlegt sind, wäre ich geneigt, dieser Hörspielserie eine sehr, sehr gute Bewertung als Fazit zuzuschreiben. So gilt es jedoch leider, diesen Malus zu berücksichtigen, denn er trübt die Hör-Freude streckenweise schon immens. Für mich ein eindeutiger Produktionsfehler seitens des NDR. Bitte nie, nie wieder so machen, werte Hörspielbearbeiterinnen und -bearbeiter!

    Nichtsdestotrotz erhält dieser Hörspiel-Mehrteiler eine glasklare Hör-Empfehlung von mir, denn inhaltlich ist es wirklich sehr stark.

    :)

  • Das ist so etwas, was ich an so manchem Radiohörspiel wirklich hasse - ich kann es wirklich nicht anders sagen - : Da werden bewusst Dissonanzen gesetzt, vermutlich um die Verstörtheit der handelnden Personen auf den Zuhörer zu übertragen. Aber so etwas gelingt nicht dadurch, sondern nur durch eine gute inhaltliche Erzählung, die passend inszeniert ist. Diese Form der Untermalung dagegen nervt einfach nur und schadet dem Erzählten massiv!

    Danke, sehr gut beschrieben. Ich sehne mich manchmal nach den Radiohörspielen der 70er und 80er zurück, die meist ohne Dauermusikuntermalung und hohen Erzähleranteil ausgekommen sind.

    Ich habe jetzt doch Teil 2 gehört. Die Musikuntermalung ist etwas zurückgefahren, aber mir ist der Erzählanteil zu hoch. Ich hätte es zudem besser gefunden, wenn die Hauptpersonen selbst als Ich-Erzähler fungiert hätten, damit man als Hörer eine engere Beziehung aufbauen kann.

    Ein weiteres Problem vieler aktueller Produktionen findet sich auch hier wieder. Die Sprecherinnen und Sprecher klingen alle zu ähnlich. Wenn die Erzählerin nicht erklären würde, wer gerade spricht, könnte man der Handlung kaum folgen.

    Positiv ist die spannende Geschichte und dass die Geräuschkulisse halbwegs realistisch klingt - leider auch nicht selbstverständlich heute.

  • Bis jetzt habe ich die ersten beiden Folgen gehört. Und bis hierhin bin ich genau wie Hardenberg der Meinung, dass das ein inhaltlich sehr starkes Hörspiel ist. Für die Fernsehserie hatte man ja noch eine Rahmenhandlung in Form eines Gerichtsverfahrens erfunden. DIes schenkt man sich im Hörspiel und verlässt sich scheinbar mehr auf die Romanvorlage selbst. Vor diesem Hintergrund dürfte sich auch der Einsatz der vielbeschäftigten allwissenden Erzählerin erklären. Das ist ein probates Mittel, um das Innenleben der Charaktere zu beleuchten und letzlich auch die literarische Tiefe der Vorlage in das Hörspiel zu transportieren. Ich fand das gut gelöst und nachvollziehbar. Es ist ja auch grundsätzlich nichts Schlechtes daran, eine Erählerin einzusetzen. Ihre Einsätze sehe ich in 'Nur eine Ohrfeige' als Bereicherung an und keinesfalls als überflüssig. Ich habe es also ganz anders erlebt als Mr. Vandyke Dass die Sprecher*innen sehr ähnlich klingen, stimmt allerdings. Da uns die Erzählerin aber durch die Handlung führt, ist das m. E. kein wirkliches Problem.

    Eigentlich eine spannende Geschichte, aber total überfrachtet mit Musik. Das hat mich aus der Handlung immer wieder rausgerissen.

    Wenn also diese jammernden Gitarren und die wild zupfenden Bässe nicht wären, die Teilen der Handlung viel zu prominent unterlegt sind, wäre ich geneigt, dieser Hörspielserie eine sehr, sehr gute Bewertung als Fazit zuzuschreiben. So gilt es jedoch leider, diesen Malus zu berücksichtigen, denn er trübt die Hör-Freude streckenweise schon immens. Für mich ein eindeutiger Produktionsfehler seitens des NDR. Bitte nie, nie wieder so machen, werte Hörspielbearbeiterinnen und -bearbeiter!

    Hier war ich wirklich überrascht. Auf den Gedanken, dass man sich an der Musik stören könnte, wäre ich gar nicht gekommen. Es war für mich nicht so, dass ich ständig aus dem Hörspiel herausgerissen wurde. Es sind ja lediglich manche dissonante Gitarreneinsätze, die sich wirklich in den Vordergrund drängen. Bass und Synths wummern bzw. heulen doch eher im Hintergrund und tuen dort ihre Wirkung. Das passt für mein Empfinden alles ziemlich gut und ist kein Produktionsfehler, schon gar kein eindeutiger. Daher bitte gerne wieder so machen, werte Hörspielbearbeiterinnen und -bearbeiter. ;) Natürlich nur, wenn es so wie in diesem Hörspiel Sinn ergibt.

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

  • Auf den Gedanken, dass man sich an der Musik stören könnte, wäre ich gar nicht gekommen. Es war für mich nicht so, dass ich ständig aus dem Hörspiel herausgerissen wurde. Es sind ja lediglich manche dissonante Gitarreneinsätze, die sich wirklich in den Vordergrund drängen.


    Schön, dass Dir das Hörspiel ebenso viel Freude gemacht hat wie mir. Ich habe es jetzt durchgehört, und mein grundsätzlich sehr positives Fazit bleibt. Auch was die eingebettete Erzählerin angeht, gebe ich Dir ausdrücklich recht.

    Aber bei der "Musik"-Untermalung sieht man dann halt, wie unterschiedlich man es wahrnehmen kann. Mein erster Hör-Eindruck - und ein solcher war es ja, als ich dies monierte - war natürlich noch stark dominiert von den Klängen des ersten Teils. Ich schrieb ja, dass es nachfolgend besser wird, aber beim ersten Teil würde zumindest ich nicht davon sprechen, dass es da "lediglich manche dissonante Gitarreneinsätze" gab, sondern da kreischt und jammert es die ganze Zeit im Hintergrund. Ich fand das wirklich fürchterlich. Und ich habe Vergleichbares auch schon öfters als vermeintliches Stilmittel zum Einsatz kommen gehört. Ich kann damit mal so überhaupt nichts anfangen.

    Aber ist ja prima, wenn Dich das nicht gestört, sondern Dir, im Gegenteil, sogar gut gefallen hat. Das ist zwar wiederum mir völlig schleierhaft, aber so ist das halt mit dem subjektiven Empfinden. :)

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