Man kann hier schon heraus lesen wie schwer es für die Labels sein muss alte Klassiker wieder zu veröffentlichen. Denn egal für welchen Weg man sich entscheidet, es wird Kritik geben.
Ist das denn wirklich so? Ich habe bisher noch keine Kritik gelesen, wenn Klassiker unverändert wiederveröffentlicht wurden. Wenn der DLF das Hörspiel einfach online gestellt hätte, hätte sich dann wirklich Leute aufgeregt? Die Diskussion ist ja dadurch entstanden, dass das Hörspiel "im Giftschrank" gelandet ist.
Da sind einfach Rundfunk-Leute, die den eigenen Ansprüchen gerecht werden wollen und dabei übers Ziel hinausschießen. Das sind keine "charakterlich ganz minderwertigen Menschen", wie es hier im Thread mal genannt wurde. Solche Fälle gab’s auch schon früher. Der RIAS hat in den 80ern das Skript von "Professor van Dusen im Orientexpress" abgelehnt, weil es den Redakteuren geschmacklos erschien (es ging u.a. um Kannibalismus). Die Folge wurde dann mit anderen Protagonisten vom WDR vertont.
Die Fall selbst ist durchaus hörenswert, denn er setzt sich kritisch mit Kolonialverbrechen und sogenannten Völkerschauen auseinander – van Dusen und Hatch äußern sich dazu sehr deutlich. Ja, der Begriff „Negerin“ fällt mehrfach – und man hätte ihn 1989 sicher auch schon sensibler ersetzen können. Aber die Geschichte spielt im Jahr 1903, und in diesem historischen Rahmen ist der Sprachgebrauch realistisch. Die von Ursula Heyer gesprochende schwarze Frau wird außerdem als selbstbewusst und gebildet dargestellt.
Ich gehe davon aus, dass Maritim bald mit der CD-Veröffentlichung weitermacht und die Folge ganz normal und ohne Disclaimer bringt. Von daher muss man sich jetzt auch nicht zu sehr aufregen. Fans werden dann hoffentlich bald die Möglichkeit haben, die Folge in guter CD-Qualität hören zu können.