Sinn und Unsinn des Sammelns und von Besitz in der Überflussgesellschaft

  • Es gab durchaus Labels, die ich mit Einzelkäufen unterstützt habe. Aber dass ist und war die Minderheit. Ich sehe es aber auch nicht als schlimm an, wenn ich jemand mit dem Kauf unterstütze. Das Hörspiel hat mir persönlich so viel Freude in meinem Leben gegeben, da kann ich auch gerne was zurück geben. Ich unterstütze da auch nicht nur Labels sondern auch Hörspielfreunde. Ich Schenke und gebe sehr gerne etwas. Klar, nur denjenigen die mir sympathisch sind oder die ich als Freunde bezeichnen würde. Aber diese wenigen Käufen aus Sympathiegründen betreffen fast immer Hörspiele, die mir auch sehr gut oder gut gefallen. Und sie sind eine Minderheit und weit weg davon zu einer Situation des Überflusses zu kommen. Ganz im Gegenteil.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ich stelle mal eine These in den Raum. Ich glaube, dass die Mehrheit der Konsumenten schon immer rein am Konum eines Unterhaltungsprodukts interessiert war und nicht am Besitz. Bisher wurden viele Bild- und Tonträger verkauft, weil es bisher eben nicht anders möglich war, unabhängig von einem Sendeplan etwas zu konsumieren. Vor kurzem kam dann das Internet und hat alles verändert. Besitz ist zum unabhängigen Konsum nicht mehr nötig. Daher kauft die Mehrheit auch nicht mehr, sondern streamt.

    Euer Unbehagen, Tonträger zu verleihen, teile ich vollkommen. Ich weiß noch heute, wer einer teuer gekauften und von mir gern gehörten CD oder LP welchen Schaden zugefügt hat. Ausgeliehen habe ich dann nicht mehr.Für den weit überwiegenden Teil meiner Bekannten waren Bild- und Tonträger immer nur Gebrauchsgegenstände, die meist ohnehin nach einiger Zeit von neueren Titeln verdrängt wurden und damit ohnehin wertlos geworden waren. Entsprechend zufrieden sind sie jetzt auch mit dem Streaming, dass ihnen einen bequemen Zugriff auf alle gewünschten Titel bietet.

    Solch ein Bericht scheint mich zu bestätigen.

  • Für die größere Zahl meiner Bekannten gilt das sicherlich. Einen besonderen Wert scheinen da nur sehr wenige LPs oder CDs zu haben, an die sie persönliche Erinnerungen knüpfen. Vielleicht weil sie das Geschenk eines nahestehenden Menschen waren.

    Wie sehr Tonträger Gebrauchsgegenstände sein können, habe ich erlebt, als sich der Bekannte A vom Bekannten B eine LP lieh. A verließ damit das Haus, ging auf sein Auto zu und nutzte die LP - im Cover steckend - als Schneewischer. Schließlich war die Frontscheibe während des Besuchs zugeschneit. Den Schneeball, den B daraufhin A an den Kopf warf, habe ich dann auch nicht als Körperverletzung, sondern als nur gerecht empfunden. (Immerhin leistete eine LP hier einen Dienst, den kein Streaming ersetzen kann.)

    Daneben gibt es in meinem Bekanntenkreis aber auch eine - allerdings kleinere - Zahl, die den physischen Medien weiterhin sehr verbunden ist und gerne etwa über die Webseiten ihrer Lieblingsbands CDs vorbestellt und bei Bedarf auch vorfinanziert. Für sie steht die CD nach wie vor im Mittelpunkt, wird durch Streamingangebote aber ergänzt.

    Das ist auch der Weg, den ich in naher Zukunft beschreiten möchte.

  • Ein für mich wesentlicher Punkt ist es übrigens auch, das man rein digitale Werke nicht signieren lassen kann

    Muss man ein Werk denn signieren lassen können? Damit überhöht man den Künstler vielleicht auch ein wenig. Letztendlich auch auch ein Künstler "nur" ein Mensch.

  • Zak: Oh ja, das ist auch ein guter Gedanke! Die bandeigenen Shops bieten ihre CDs ja auch häufig signiert an. Und nach einem Konzert habe ich mir auch schon öfter eine LP signieren lassen. Insgesamt bin ich mir auch sehr sicher, dass uns die CD noch lange begleiten wird.

  • Daneben gibt es in meinem Bekanntenkreis aber auch eine - allerdings kleinere - Zahl, die den physischen Medien weiterhin sehr verbunden ist und gerne etwa über die Webseiten ihrer Lieblingsbands CDs vorbestellt und bei Bedarf auch vorfinanziert. Für sie steht die CD nach wie vor im Mittelpunkt, wird durch Streamingangebote aber ergänzt.

    Das ist auch der Weg, den ich in naher Zukunft beschreiten möchte.

    Auch ich halte das inzwischen genau so.

  • @Lenny: Natürlich ist der Künstler auch nur ein Mensch, aber einer, der mir mit seinen Werken schon viel Freude bereitet hat, teilweise seit Jahrzehnten. Wenn man da auf dem Teppich bleibt, sehe ich in der Freude an signierten Dingen keine Überhöhung der Künstler.

  • @Lenny: Natürlich ist der Künstler auch nur ein Mensch, aber einer, der mir mit seinen Werken schon viel Freude bereitet hat, teilweise seit Jahrzehnten. Wenn man da auf dem Teppich bleibt, sehe ich in der Freude an signierten Dingen keine Überhöhung der Künstler.

    Ich verstehe durchaus, dass Menschen Freude daran haben, sich Tonträger signieren zu lassen. Wenn Tonträger einmal wegfallen, wird es Alternativen zum Signieren geben. Poster oder anderes Merchendise. Von dem Punkt her also nicht weiter tragisch.

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  • Tja, wie bei so vielen Dingen im Leben gilt es, dass man das richtige Maß finden muss. Man kann schnell zum Sklaven seines materiellen Besitzes werden und nur noch für dessen Erhalt bzw. Vermehrung leben. Wenn man nicht übertreibt, kann Besitz aber auch Freude bereiten und einen Gegenpol bilden. Ich tauche manchmal gerne für ein oder zwei Stunden in meine materielle Hörspielwelt ab und schaue durch meine Sammlung. Das finde ich einfach entspannend und mancher sonstige Ärger ist dann vergessen. Aber da muss jeder den Weg finden, auf dem er sich selbst am wohlsten fühlt.

  • Wie entscheidet ihr, ob ein Hörspiel in der Sammlung verbleibt oder nicht?

    Ich kann mich an so manches Hörspiel erinnern, welches ich zu Anfang meiner erneuten Hörspiel-Zeit gehört habe und welches mich dann beeindruckt hat. Dennoch stehen eben diese Hörspiele seit über 10 Jahren unbewegt im Regal...

    Alles weg geben?

  • Da wird es wohl viele verschiedene Meinungen geben.

    Ich habe mich bisher nur von meinen rund 400 doppelten Hörspielen getrennt. Alle verschenkt. Der Rest der Sammlung bleibt. Aber natürlich kenne ich das, dass da manches im Regal steht, das ich seit 10 Jahren nicht mehr gehört habe. Ich würde einfach damit beginnen eben diese Hörspiele wieder zu hören. Ich mache ganz bewusst mehrfach „Ich höre meine Sammlung“. Wenn ich jetzt keinen Platz hätte und etwas abgeben müsste und dabei nicht wüsste was, dann wären es jene Hörspiele von denen ich weiß dass ich sie mir nie mehr im Leben anhören würde. Aus triftigen Gründen. Ansonsten ist so ein gefülltes Regal herrlich um mal wieder etwas zu hören, dass ich schon lange nicht gehört habe. Da sind viele schöne Hörspielerlebnisse darunter und manches dass sich vielleicht wie ein erstmaliges Anhören anfühlt.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Wie entscheidet ihr, ob ein Hörspiel in der Sammlung verbleibt oder nicht?


    Schwierig. Das ist ja ein sehr persönlicher Prozess.

    Ob ich Dinge (Hörspiele, DVDs, Tassen, Dekosachen, Schuhe etc.) behalte oder nicht, entscheide ich Stück für Stück. Auch, wenn ich Dinge eine Zeit lang nicht mehr genutzt habe, können sie mir ja trotzdem gefallen und ich würde es bereuen oder mich unglücklich fühlen, wenn ich sie weggeben würde. Es gibt ja im Minimalismus diese goldene Regel, sich von Dingen zu trennen, die man 1 Jahr lang nicht benutzt hat... naja... ja, da ist schon was dran, aber eben nicht *alles. Manches, was ich 1 Jahr lang nicht benutzt habe, mag ich eben trotzdem gern und es darf bleiben. Manchmal ergibt sich auch längere Zeit einfach keine Gelegenheit, etwas zu benutzen oder zu hören.

    Auch, wenn sich das jetzt vielleicht etwas esoterisch anhört: entscheide im Hier und Jetzt. Manches hat dir vor 10 Jahren gefallen. Okay. Aber gefällt es dir in deinem aktuellen Leben immer noch so gut? Oder ist es nur noch da, weil es vor 10 Jahren toll war? Magst du es? Würdest du es vermissen, wäre es für immer weg? Behältst du es wirklich nur für dich oder für andere? Oder weil es mal Geld gekostet hat?
    Nimm es in die Hand. Empfindest du Freude, wenn du es ansiehst und fühlst? Dann darf es bleiben. <3

  • Schön geschrieben @Chiara! Es geht auch darum ob man manches sehr gerne noch einmal entdecken möchte.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ich habe ja noch nicht so viel Auswahl in meiner Hörspielsammlung, aber dennoch die ein oder anderen Hörspiele (für kleinere Kinder :D ), die ich momentan eher nicht höre.
    Diese gebe ich dennoch nicht weg, erstens, weil natürlich Erinnerungen dranhängen, und zweitens, weil es in ein paar Jahren/Jahrzehnten wieder interessant sein könnte, diese anzuhören.
    Dann habe ich noch ein paar wenige, die ich mal fälschlicherweise bekommen habe und die ich eigentlich nicht wollte. Diese werde ich wahrscheinlich bald mal an einen Second-Hand-Laden bei mir in der Nähe geben, es sind aber sowieso nur drei, weswegen das wohl nicht sonderlich ins Gewicht fällt ;) .
    Ansonsten bin ich ja eher der Sammel-Typ und kann mich nur schwer von meinen Sachen trennen-was bei mir gar nicht gehen würde, wäre ein einzelnes Stück aus einer Sammlung herauszureißen, auch wenn diese noch unkomplett ist, wie bei mir die drei ???. Selbst wenn einem diese einzelne Folge nicht so gut gefallen hätte.

  • Gestern habe ich mich über meine BluRay und DVD Sammlung her gemacht.

    Die Hälfte davon habe ich aussortiert und verkauft. Die Pakete sind so gut wie gepackt. Mit den Filmen habe ich auf einen Schlag knapp 300 € verdient.

    Bei Hörspielen habe ich das Gefühl keiner möchte Sie mehr haben. Weder auf CD noch auf MC oder LP. Ich habe nun mehrere Strategien probiert. ebay und ebay Kleinanzeigen, Facebook Gruppen, An und Verkauf Läden. Sogar bei Pop.de habe ich nachgefragt. Niemand möchte sie mehr haben. Für mich ist das bitter, weil ich jetzt auf den Bergen verschiedener Medien sitze. Andererseits zeigt es ja, dass mit Ausnahme von Filmen physische Medien wohl einfach tot sind.

    Ich kann mal von einer Geschichte erzählen. Ich hatte auf Facebook ein Paket mit den ersten 14 Folgen einer Serie für 14 € angeboten. Dazu wären dann noch Porto von 4,39 € bzw. 4,99 € dazu gekommen. Das war dem anfangs interessierten Menschen dann zu teuer...

  • Meinen derzeitigen Beobachtungen im Gebrauchtmarkt gehen sehr wenige bestimmte Hörspielserien sehr gut und werden hoch gehandelt. Hier sind vor allem die alten EUROPA Hörspiele, wie die Gruselserie an der Spitze. In der breiten Masse allerdings wird für viele Hörspiele auf CD nicht mehr viel gezahlt. Die Preise werden zwar künstlich hoch gehalten aber zwischen Verlangen und was wirklich noch am Markt gezahlt wird, klafft oft ein breiter Graben. Oft sind die Sachen auch Monate nach dem Inserieren noch verfügbar.

    @Lenny Was hast du denn noch auf Kassetten anzubieten? Gibt es da eine Liste?

  • @Lenny Was hast du denn noch auf Kassetten anzubieten? Gibt es da eine Liste?

    Ich mache demnächst mal Fotos und schicke sie dir. Das ist einfacher als alles zu tippen. ;)

  • In der breiten Masse allerdings wird für viele Hörspiele auf CD nicht mehr viel gezahlt. Die Preise werden zwar künstlich hoch gehalten aber zwischen Verlangen und was wirklich noch am Markt gezahlt wird, klafft oft ein breiter Graben. Oft sind die Sachen auch Monate nach dem Inserieren noch verfügbar.

    Woran liegt das, deiner Meinung nach?

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