Das Hörspiel unter der Lupe 2019/01 & 2021/01 GHOSTBOX

  • ACHTUNG SPOILER - ACHTUNG SPOILER - ACHTUNG SPOILER - ACHTUNG SPOILER

    Dies ist ein Thread für all diejenigen, die das Hörspiel gehört haben oder für diejenigen, die das Hörspiel noch nicht gehört haben und denen es nichts ausmacht, wenn sie Handlung, Inhalt und Auflösung erfahren!!!!

    Ich selbst werde wohl erst am Wochenende meine Meinung, meine Schlüsse und meine Vermutungen dazu schreiben können. Wer aber bereits fertig gehört hat, kann hier seine Theorien und seine Kritiken zum besten geben.

    Zumindest @hoerspielkassette & @Stollentroll haben ja gehört. So können wir Drei uns zumindest darüber austauschen. Aber über mehr Hörmeinungen und Theorien würde ich mich sehr freuen. In meinem Kopf Geistern doch einige Vergleiche herum.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Könnte eine langweilige Runde werden: Ich habe bis jetzt noch niemanden getroffen, dem es nicht gefallen hat (okay, ich kenne auch nur zwei weitere Leute, die es gerade hören). Und die Reaktionen bei audible sind ja auch geradezu euphorisch.

    Ich habe es gestern zwar zu Ende gehört, aber die Müdigkeit hat mir doch einen Strich durch die Rechnung gemacht und mir ist vieles entgangen. Folge 10 muss also noch einmal gehört werden. Aber spätestens am Wochenende sollte ich dann wirklich durch sein.

    Edit: Habe mich gerade aus Versehen selbst geliked. Peinlich...

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

  • So, ich habe gestern endlich fertig gehört. Ich schreibe hier mal meine Gedanken etwas unsortiert auf und bin neugierig wie es euch beim hören so ergangen ist. Vielleicht ergibt sich dadurch ja ein netter Plausch. Das Hörspiel hat mir sehr gut gefallen. Es ist aber meiner Meinung nach deutlich weniger rätselhaft als dies noch bei Monster 1983 der Fall war. Mystery wurde deutlich herunter geschraubt. Auch wird die Geschichte (fast) abgeschlossen. Monster 1983 punktete bei mir mit viel Mystery, viel Rätselhaftes, am Ende auch mit Horrortrash. Diesmal setzte Ivar auf eine deutlich geradlinigere Geschichte, die auch mehr im SF-Bereich angesiedelt ist.

    Der Anfang ließ mich fälschlicher Weise schließen die Geschichte nimmt sich dem Thema Sprechfunk mit Toten an. Dem war aber (leider) nicht so. Der Anfang dient wohl eher damit dem Zuhörer die Figur der Lena vorzustellen. Eventuell wird Ivar auf die Tonbandphänomene in der nächsten Staffel näher eingehen. Eine Frage bleibt für mich in diesem Zusammenhang noch offen, nämlich warum man Lena auf dem Tonband hört, als Markovitz nach den jenseitigen Freunden fragt. Was glaubt ihr? Spricht sie aus dem "Koma" aufs Band, weil sie gerade eine Nahtoderfahrung hat? Oder könnte es mit ihrer Ghostboxreise zu tun haben? Oder gehört diese Szene eigentlich bereits zur Staffel 2?

    Neben dem Wissenschaftsteil rund um die Abspeicherung von Gedanken und deren Auswirkungen bietet die Geschichte ja auch einen waschechten Thriller nach dem Kaktusmörder. Ivar verknüpft diese beiden Handlungsstränge sehr gekonnt miteinander, am Ende gehören sie ja zusammen. Der vermeintliche Mörder ist das "kranke" Opfer. Die am Anfang sehr sympathische Jenny ist die Psychopathin, der moderne Frankenstein, Professor Magnus, ist in Wahrheit ein bemitleidenswerter Vater.

    In der Mitte der Geschichte wird sehr viel "geswitched" und ich habe zumindest für kurze Zeit den Überblick verloren wo und wann ich wirklich bin. Hier muss ich beim nächsten hören sicherlich noch einmal ganz genau zu hören. Hier übertreibt es Ivar fast ein bisserl. Ohne Erzähler war es hier gar nicht so einfach zu folgen. Auch der Kniff, dass die Szenen zwischen der Blumenverkäuferin und Hofmann nicht parallel sondern ein Jahr davor geschehen ist, hat was für sich, sorgt aber nicht unbedingt dafür dass man alles zeitlich richtig einordnen kann. Hier muss ich auf jeden Fall in diesem Wissen, dass dies eben nicht gleichzeitig mit der Lena-Geschichte abläuft, noch einmal genau zuhören.

    Irgendwann war ich beim hören auch sehr verunsichert wer denn hier falsch spielt, wobei Jenny immer eine Verdächtige für mich war und welche Gedanken denn nun echt und wahr und welche Gedanken manipuliert waren und so gar nicht stimmen. Auch hier ist ein neuerliches Hören unbedingt notwendig. Gerade am Ende in der Szene als Magnus von der Polizei noch einmal befragt wird, hat es den Anschein, als sei er manipuliert worden. Oder hattet ihr ein anderes Gefühl? Ich hatte doch den Eindruck, dass Jenny hier noch einmal die Finger im Spiel hatte und Magnus mit Ghostbox und Licht falsche Erinnerungen/Gedanken oder vielleicht sogar eine andere Persönlichkeit drauf gespielt haben könnte. Magnus steht am Ende als Kaktusmörder dar. Es wirkt als hätte Jenny die Phantasien und Gedanken von Hofmann in Magnus Kopf eingespielt. Liege ich da richtig?

    Und wo befindet sich denn nun die Ghostbox? Die Polizei sagte man konnte nix finden. Hat sie Jenny in Sicherheit gebracht? Hat sie diese zerstört? Wohl eher nicht. Hat sie Thomas mit nach Peking genommen? Oder ist sie immer noch auf der UNI und die Polizei konnte die Ghostbox einfach nicht als solche identifizieren.

    Und wie interpretiert ihr das Ende? Command next steht für was? Dafür dass wir überhaupt alles in einer Ghostbox gehört haben und Lena (?) immer noch angeschlossen ist und sich einfach zurück erinnert? Oder sagt sie das einfach nur aus Spass weil sie im TV einfach den Kanal wechselt?

    Und was meint ihr zum Thema "intelligentes B-LED-Licht" von Thomas, dass nun über China doch nach Deutschland kommen soll. Ist das die Handlung der zweiten Staffel? Dann würde man wohl vollends in eine SF-Geschichte abdriften, die sich dann wohl nicht mehr in einer beschaulichen Stadt wie Heidelberg abspielen würde sondern man würde wohl eine deutlich größere (Europa)-Bühne benötigen.

    Und wieso arbeitet Lena nun doch wieder bei der Zeitung unter Knoll?

    Die Geschichte selbst hat sehr viele Erinnerungen an Filmen und Hörspielen bei mir hervorgerufen. Die "Gedankenübertragung" hatte bereits unser guter alter HG Francis in der Gruselserie angedeutet, nämlich bei der Todesratte. Die Wechsel zwischen Realität und manipulierter Realität haben mich an 13th Floor erinnert. Natürlich kam mir auch Anatomie Dank Heidelberg und die Wissenschaft in Erinnerung. Ebenso Echos und Flatliners. Und bei der Frage zwischen Wissenschaft und Ethik hat man auch den guten alten Frankenstein im Kopf. Ivar hat sich hier sicherlich von vielen Filmen und Büchern inspirieren lassen.

    Aus meiner Sicht könnte man eine mögliche zweite Staffel entweder an der Tonbandstimmenforschung (darauf lässt Lenas Stimme auf dem Tonband schließen), oder am B-LED-Licht Thema (darauf lässt der TV-Bericht schließen) oder auch am Kaktusmörderthema (darauf lässt Magnus Wunsch nach Kakteen schließen) oder an der Ghostbox (darauf lässt das command next am Ende schließen) selbst, wo immer sie sich befindet anknüpfen lassen.

    Die Ghostbox war ein sehr gutes Hörspiel, das noch lange in mir nachhallt und über dem ich mich sehr gerne mit anderen austauschen würde. In letzter Konsequenz hat mir aber Monster 1983 besser gefallen, weil es mehr Mystery und Dank 80iger Jahre und amerikanischer Tween Peaks Ortschaft auch mehr Atmosphäre bot. Aber das ist nörgeln auf höchstem Niveau, denn oft wird einem eine so spannende und gelungene Hörspielgeschichte nicht geboten. Bravo Ivar!!!

    So und jetzt bin ich gespannt wie es euch so erging und was für Fragen und Antworten ihr parat habt #winkewinke#

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

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  • Gar nicht so einfach, seine Meinung zu 'Ghostbox' zu Papier zu bringen. Das Werk ist recht vielschichtig und komplex und wirkt in sich geschlossen, so dass man erst einmal einen Anfangspunkt finden muss.

    Also ganz klassisch: Die Produktion ist ausgezeichnet. Die Soundkulisse weiß zu beeindrucken, die Musik ist ebenfalls gut, auch wenn sie nicht immer meinen Geschmack getroffen hat. Ausnahmslos alle Sprecher sind sehr gut, da gibt es keine Ausfälle. Die Dialoge sind stets auf den Punkt, was aller angesichts des nicht vorhandenen Erzählers auch notwendig ist. Handwerklich gibt es an den 10 1/2 Stunden Hörspiel also überhaupt nichts auszusetzen.

    Es gibt einige Regieeinfälle, die ich so noch nicht gehört habe und die das Hörspiel noch weiter aufwerten. Ein Beispiel: In Folge 4 taucht ein Dialog zwischen Lena und Alex auf, der durchgängig erzählt wird, während im Hintergrund die Geräuschkulisse wechselt und so das Fortschreiten des Tages andeutet. Diesen Kniff kannte ich bisher aus Filmen oder dem einen oder anderen Comic. Ich kann mich aber nicht erinnern, so etwas schon einmal in einem Hörspiel gehört zu haben. Wahrscheinlich bedarf es aber sowieso eines zweiten Hördurchgangs, um alle umgesetzten Kniffe auch wirklich wahrnehmen zu können.

    Inhaltlich ist 'Ghostbox' spannend und interessant geraten und kann an der einen oder anderen Stelle tatsächlich auch im Nachgang noch ein wenig zum Überdenken des Gehörten anregen. Man muss Ivar Leon Menger hoch anrechnen, dass er nicht einfach die Erfolgsmuster von 'Darkside Park' und 'Monster 1983' wiederholt hat, sondern etwas Neues und Eigenständiges geschaffen hat.

    'Ghostbox' ist kein Grusel und kein Mystery, sondern in erster Linie Science Fiction, die allerdings in einer sehr nahen Zukunft angesiedelt ist. Man könnte jetzt eine sehr lange Liste von Büchern und Filmen erstellen, die offensichtlich als Inspiration gedient haben. Mir kam beim Hören der 'Frankenstein' in den Sinn, auch an Philipp K. Dicks 'Total Recall' fühlte ich mich ein ums andere mal erinnert. Vermutlich werden andere Hörer auch ganz andere Assoziationen haben. Dieses Bedienen aus vielen Quellen ist meines Erachtens eine Stärke von 'Ghostbox', denn der Autor ließ sich inspirieren und zitiert gerne, kopiert aber nicht.

    Die Erzählweise ist verschachtelt: Häufig kann man nicht zuordnen, wo das Geschehen zeitlich einzuordnen ist. Einzelne Szenen tauchen zudem wiederholt auf, teils mit minimalen Abweichungen. Allerdings ist das Erzähltempo in den ersten fünf Folgen extrem langsam, so dass man dem Ganzen bis dahin dennoch problemlos folgen kann. Zwar mit einigen Fragezeichen auf der Stirn, aber die gehören bei einem Menger-Hörspiel ja sowieso dazu. Ab Folge 6 allerdings wird es knifflig: Das Tempo zieht an, die Wechsel werden schneller und radikaler und wie andere schon geschrieben haben muss man höllisch aufpassen, um nicht den Faden zu verlieren. Ein Hörspiel, das vom Hörer die volle Konzentration einfordert: Das gibt es nicht allzu häufig und ist schon deshalb zu begrüßen.

    Was das Hörspiel weiterhin auszeichnet, ist die sehr intensive, gelungene Figurenzeichnung. Sämtliche Charaktere werden intensiv ausgeleuchtet und sind nicht platt eindimensional, sondern handeln nachvollziehbar und begründet. In fast jedem schlagen da mindestens zwei Herzen in seiner Brust und alle müssen innere wie äußere Konflikte ausstehen. Neben der SciFi-Thematik mit moralischen Fragestellungen, der Thrillerhandlung und der verschachtelten Erzählweise machen insbesondere diese lebensechten Personen 'Ghostbox' tatsächlich zu einem Hörspiel für Erwachsene, wie immer man das auch im Detail definieren mag.

    Umso mehr ärgert es dann, dass ausgerechnet Jenny im Verlauf der Handlung mehr und mehr zu einem Abziehbild der 'irren Wissenschaftlerin' mutiert, die für ihre Ziele bzw. für das anschließende Vertuschen ihrer Taten im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht. Auch sie wird anfangs durchaus gut und vielschichtig porträtiert, am Ende aber ist sie nicht mehr als eine x-beliebige durchgedrehte Mörderin aus einem Groschenroman. Da wäre ohne jede Frage mehr möglich gewesen.

    Ghostbox wird sauber abgeschlossen und erfordert keine Fortsetzung. Eine solche würde ich auch gar nicht unbedingt haben wollen, für mich ist das so wie es ist fertig. Wenn eine zweite Staffel kommt, würde sie meines Erachtens wohl an die China-Fährte anknüpfen - und hören würde ich sie natürlich trotzdem wieder.

    Insgesamt ist 'Ghostbox' ein tolles Hörspiel für Erwachsene, das ich mit großem Vergnügen gehört habe. Um alles zu verstehen erfordert es sicher noch einen zweiten Hördurchgang. Irgendwann werde ich den auch ohne Frage angehen.

    @Markus G. : Ich denke nicht, dass tatsächlich Professor Magnus im Gefängnis sitzt, vielmehr ist das doch der Stalker im Körper des Professors. Wir haben ja vorher nur mitbekommen, dass Jenny irgndwas mit dem Professor gemacht hat, damit er nicht mehr aussagt. Und die Gefängnisszene dient glaube ich nur dazu, uns erfahren zu lassen, was sie getan hat: Nämlich das Bewusstsein des Stalkers in den Professor zu versetzen. Schon der Gebrauch des Wortes 'Kaktusse' statt 'Kakteen' sagt das meines Erachtens aus.

    @alle: Es gibt einen Punkt in der Handlung, den ich überhaupt nicht verstanden habe: Wie kommt Lena an den Bahnhof Heidelberg statt Berlin bzw. Berlin statt Heidelberg und weiß nicht, wo sie ist? Klärt mich bitte auf...

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

    Einmal editiert, zuletzt von Stollentroll (2. Februar 2019 um 12:29)

  • Klasse und ausführliche Meinung! Danke :thumbup:

    Zu Deiner Frage - ich habe es so verstanden dass Lena auf Grund der vielen Ghostboxsitzungen, man soll ja nur einmal pro Tag und nur mit einem Trigger (?) machen, schlicht und einfach den Überblick verloren hat und sie die Gedankenwelt und die Realität verwechselt hat. Alex hat sie ja deshalb gewarnt und ihr Grundregeln mitgeteilt. Jenny hat diese sicherlich absichtlich gebrochen und ihr 2 Trigger gegeben um Lena absichtlich zu schaden.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

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  • Mit großem Interesse habe ich hier eure Beiträge gelesen. Macht auf jeden Fall neugierig. Vielleicht werde ich mir das Werk einmal in Zukunft anhören. Bislang habe ich noch nie was von Ivar Leon Menger gehört.

    Meine ersten Gedanken dazu waren nun auch:

    Okay, klingt für mich irgendwie akut nach „Total Recall”, gewürzt mit dem einen oder anderen Roman von Dean R. Koontz.
    „The 13th Floor” wurde ja auch schon genannt.

    Weitere Storys, in denen es mehr oder weniger um „Bewusstseinsübertragung” geht, da wären sicher noch „Avatar” und „Im Körper des Feindes - Face/Off” (Nicolas Cage und John Travolta) zu nennen. Und am Ende auch der große Anime-Klassiker „Ghost in the Shell” von 1995, der 2017 noch einmal neu verfilmt wurde - mit Scarlett Ingrid Johansson und Juliette Binoche in den Hauptrollen. Aber wahrscheinlich gibt es da noch einige mehr.

  • Ich denke es lohnt sich einmal Geschichten von Ivar zu lesen bzw. zu hören. Er kommt ja aus der Filmbranche und dass merkt man seinen Hörspielen auch an. Und das tolle ist auch dass er sich immer wieder was Neues einfallen lässt. Der Prinzessin, Dodo, Dark Side Park, Monster 1983 und jetzt Ghostbox sind sehr sehr unterschiedlich. Nur Porterville hängt sehr eng an Dark Side Park, war ja quasi die Fortsetzung.

    Dieses Mal habe ich mehr oder weniger mit meiner Frau parallel oder gleichzeitig gehört. So hatten wir auch immer gleich jemanden um über die Geschichte, deren möglichen Verlauf und auch deren Protagonisten zu sprechen. Ivar Geschichten laden regelrecht zum diskutieren und spekulieren ein.

    Dieses Mal bietet die Geschichte ja wenig bis gar nichts Übernatürliches, sondern klassische Krimi/Thrillerkost mit SF-Elementen. Letztere sind jedoch so nahe an der Gegenwart angesiedelt, dass man fast schon von Realität sprechen kann.

    Habt ihr eine Idee zum Ende und wo sich die Ghostbox befindet????

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

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  • Für mich persönlich ging Ghostbox ganz schön stark unter die Haut, weil es ein Thema behandelt, dass bereits in sehr naher Zukunft realistisch sein könnte und schon in dem Hörspiel mit sehr vielen Emotionen und Fragen nach der Ethetik vermittelt wird. Warum sollte man nicht irgendwann mal Gehirnströme und damit vielleicht auch die Gedanken aufzeichnen können. Ein bißchen abstrakter war für mich allerdings die Sache mit dem Licht. Gar nicht gut fand ich, dass man zum Schluß die Geschichte mit der Stimme von der toten Lena auf dem Band gebracht hat. Ok, es hat die Spannung erhöht und in sich war es dann ja auch stimmig, weil Lena ja wohl kurz Tod war. Die Geschichte um die Ghostbox wurde komplett "technisch" erklärt und die Tonbandaufnahme geht da eher in spiritueller Richtung. Dies passte für mich nicht richtig zusammen. Natürlich könnte es sein, dass Lena das Ende gar nicht wirklich gelebt hat und weiter an der Ghosbox hängt und damit diese Handlung um diese Bandaufnahme gar nicht statt findet. Dies kann man aber unendlich spinnen und z.B. auch sagen, dass es die Sache mit dem B-LED-LIcht vielleicht gar nicht gab, wenn man sich die Frage stellt, was Lena überhaupt real erlebt hat. An einem Punkt hatte ich auch mal kurz den Überblick verloren und dachte an Matrix. Ich muß mir wirklich das Hörspiel noch ein zweites Mal antun und noch genauer verfolgen. ;)
    Dies mit dem B-LED-Licht wirft bei mir sowieso viele Fragen auf. Ich muß gestehen, dass ich damit in der Geschichte nicht so ganz klar gekommen bin, im Sinne von dass es mir auf einmal zu plötzlich auftauchte. Die Box klingt für mich richtig plausibel, habe ich mir immer als eine Art Computer vorgestellt, auf dem alles aufgezeichnet wird. Wie konnte das Licht aber so schnell eine so komplexe Erfindung wie die Box komplett ersetzen. Bei der Ghostbox ging sicherlich auch eine sehr lange Entwicklungszeit voraus? Wo kommen denn bei dem Licht die Erinnerungen her, aus welchen Speicher?

    Für mich sehr faszinierend war, wie es Ivar Leon Menger hinbekommen hat ein so verschachteltes Hörspiel komplett ohne Erzähler gestalten zu können. Dadurch habe ich mich sehr oft mittendrin im Geschehen gefühlt. Manchmal kam es mir wirklich so vor, als wäre ich selber dabei.
    Hinzu kommt noch, dass die verschiedenen Handlungsstränge teilweise in verschiedenen Zeitebenen spielten, aber parallel abgespielt wurden. Dies wird im zweiten Teil zwar aufgelöst, wo vieles noch mal aus zusätzlichen Perspektiven nacherzählt wird, aber haben wir da auch wirklich alles erzählt bekommen? War gar nicht so einfach hier die Übersicht zu behalten. Kam mir immer ein wenig vor, als würde ich Puzzle spielen und oft habe ich mich gefragt, ob wirklich alle Steine zusammengesetzt worden sind? Was habe ich überhört?
    Mit einem Erzähler hätte die Geschichte so wohl aber gar nicht funktioniert. Ich befürchte, dieser hätte einfach zu viel verraten.
    Es gab eine Stelle, wo ich dachte hoppla ist Lena jetzt immer noch an der Box angeschlossen, oder ist es schon wieder die Wirklichkeit. Gar nicht so einfach alles in einer geregelten Reihenfolge bringen zu können.

    Zum Schluß habe ich mir auch die gleiche Frage wie @Markus G. gestellt, was ist aus der Ghostbox geworden? Ist es ein so kleines Kästchen, was man ganz schnell verschwinden lassen kann? Sicher gab es auch verschiedene Apparaturen dazu, die nun ebenfalls nicht mehr da sind. Ist es ein Teil der Rechenanlage in der Uni gewesen und immer noch da, aber wird nicht als solche erkannt? Einmal kam bei mir sogar die verrückte Idee auf, dass sie die Ghostbox gar nicht finden konnten, weil es sie schlichtweg nicht gibt, jedenfalls nicht in der Welt, in der Lena sich am Ende aktuell befindet, weil sie halt immer noch an der Maschine angeschlossen ist und es alles nur manipulierte Erinnerungen sind. Hier ist für mich der größte Ansatz zu 2. Staffel, denn wir wissen halt nicht, ob es das Ende so wirklich gegeben hat.

    Ich bin daher skeptisch, dass wir wirklich alles präsentiert bekommen haben. Der Kriminalfall an sich mag sauber abgeschlossen sein, aber gegen Ende kommen für mich so viele kleine Andeutungen ins Spiel, dass ich Zweifel habe, ob dies wirklich das wahre Ende ist, oder hier nicht vielleicht doch noch die Ghostbox läuft.

    Was ich mich noch Frage... als Lena das erste Mal in der Ghostbox abtaucht, erfährt sie ja von der Szene in der Garage, als ihr Mutter gestorben ist. Warum sieht sie da nicht bereits die kompletten Gedanken von ihrem Bruder? Erst später, als Jenny sie über das Licht nochmals einen Gedankenschock aussetzt, bekommt sie die komplette Wahrheit zu sehen. Hat Jenny hier vielleicht falsche Wahrnehmungen zu Hilfe genommen, damit Lena von sich aus springt?
    Aber, vielleicht lag es auch daran, dass die Ghostbox auch nicht unfehlbar ist und manchmal kommt es halt zu Fehlern beim Abrufen von Erinnerungen. Dies hat Axel ihr ja auch am Anfang so erklärt. Diese Tatsache finde übrigens sehr interessant, agiert die Ghostbox dann doch mehr wie ein menschliches Gehirn, als ein Computer, von dem man ja Daten linear abrufen kann. Und, so wissenschaftlich die Geschichte in erster Linie klingt, so fantastisch kommt die Ghostbox dann in dem Hörspiel doch rüber. Alex meint ja zu Lena, dass man gar nicht so genau wissen kann, wohin die Box einem hinbringt. Auch hier wieder eine Funktion, die eher an menschliche Gedanken erinnert, statt an einem Computer.

    Das Thema der Gedankenübertragung war für mich damals in der Folge der Gruselserie "Die Nacht der Todesratte" schon mehr als unheimlich, weil es einfach heftig ist sich vorzustellen, dass die persönlichen Gedanken einfach ausgelöscht und durch denen einer andere Person ersetzt werden. Ähnlich ging es mir auch hier bei Gostbox. Gerade zum Schluß bei Magnus ist mir ein eisiger Schauer überkommen, als Jenny seinen Körper durch die die Gedanken des "kaktussen" Mörder ausgetauscht hat.

  • Ja, mir ging das Thema auch unter die Haut. Weniger jetzt weil es durchaus bald der Fall sein wird, dass wir unsere Gedanken abspeichern können, sondern weil sowohl das Thema Tonbandstimmenforschung als auch die ganze Situation rund um die kranke Charlotte mir sehr nahe gehen. Das langsame Sprechen von Charlotte mit dem Zischen des Leben erhaltenden Gerätes im Hintergrund war für mich kaum zu ertragen. Seit dem ich Vater einer Tochter bin, bin ich diesbezüglich noch deutlich sensibler geworden.

    Zitat

    Dies mit dem B-LED-Licht wirft bei mir sowieso viele Fragen auf. Ich muß gestehen, dass ich damit in der Geschichte nicht so ganz klar gekommen bin, im Sinne von dass es mir auf einmal zu plötzlich auftauchte. Die Box klingt für mich richtig plausibel, habe ich mir immer als eine Art Computer vorgestellt, auf dem alles aufgezeichnet wird. Wie konnte das Licht aber so schnell eine so komplexe Erfindung wie die Box komplett ersetzen. Bei der Ghostbox ging sicherlich auch eine sehr lange Entwicklungszeit voraus? Wo kommen denn bei dem Licht die Erinnerungen her, aus welchen Speicher?

    Das Licht ist scheinbar einfach eine Möglichkeit der "Übertragung". Vorher wurde ja in den Kopf gebohrt und mit Kabeln hantiert um die Gedanken abspeichern zu können. Dank des Lichtes ist das nun nicht mehr notwendig.

    Zitat

    Dies wird im zweiten Teil zwar aufgelöst, wo vieles noch mal aus zusätzlichen Perspektiven nacherzählt wird, aber haben wir da auch wirklich alles erzählt bekommen? War gar nicht so einfach hier die Übersicht zu behalten. Kam mir immer ein wenig vor, als würde ich Puzzle spielen und oft habe ich mich gefragt, ob wirklich alle Steine zusammengesetzt worden sind? Was habe ich überhört?

    Da ging es mir ganz genau so. Es war ein wenig wie bei Zurück in die Zukunft Teil 2 und 3, wo man auch vieles aus anderen Perspektiven zu sehen bekam. Beim Hören wird es noch leichter unübersichtlich zu werden. Und ja, ich denke auch, dass wir hier sicherlich nicht alles zu hören bekommen haben und sich Ivar auch etwas für Staffel 2 aufbewahrt hat. Ich war mir mehrfach nicht im klaren ob es sich nun um manipulierte oder echte Gedanken handelt, die wir zu hören bekommen. Hier ist es ohne visuellen Anker schon recht schwierig dies einschätzen zu können.

    Hat sonst noch wer rein gehört? Hoffe daneel beteiligt sich nach dem hören am spekulieren ;)

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

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  • Hat sonst noch wer rein gehört?

    Zum Mitdiskutieren und -spekulieren muss ich wohl noch mindestens einen Durchgang starten. Je mehr Meinungen und Diskussionen ich lesen, desto mehr habe ich das Gefühl, dass ich anscheinend eine Menge im Hörspiel überhört oder verpasst habe. Könnte aber noch etwas dauern, momentan bin ich in einer ganz komischen Hörspiellaune. ?(

    ___________________________________________________________________________________________________

    Ich bin heute so farbenfroh, ich habe fünf verschiedene Schwarztöne an.

  • @S.R.-Fan Ich muss gestehen, dass ich auf einen zweiten Durchgang von Ghostbox auch (noch) keine Lust habe. Ich werde aber sicher zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal hören. Sicher vor der Staffel 2 bevor diese erscheint. Bei einem 10 Stunden Hörspiel brauche ich (fast) immer einen Abstand vor dem Wiederhören. Ausnahme war hier wirklich Monster 1983. Du kannst also gern was dazu schreiben wenn Dir zu einer Frage oder Thema des Hörspiels etwas einfällt. #jaja#

    Gerade der „Kommissar“ ist ja ein sehr geheimnisvoller Charakter, knapp vor der Pensionierung, sehr erfahren, aber scheinbar ohne Privatleben, Freizeit oder Familie. Seine Beziehung zur Prostituierten ist zwar ein wenig klischeehaft, macht ihn aber interessanter. Dazu ist er gerade das Gegenteil zu seinem jungen und aufbrausenden Partner. Erinnert mich fast ein wenig an Inspector Barnaby, der ja auch oft Hitzköpfe als Partner hat.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

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  • @Markus G. schrieb...

    Zitat

    ...als auch die ganze Situation rund um die kranke Charlotte mir sehr nahe gehen. Das langsame Sprechen von Charlotte mit dem Zischen des Leben erhaltenden Gerätes im Hintergrund war für mich kaum zu ertragen.


    Ging mir genauso. Ein Grund, warum mich das Ende von Magnus auch sehr mitgenommen hat. Dies hat er wirklich nicht verdient! Er war für seine Tochter da und hat durch ihre Krankheit mit Sicherheit viel seelischen Stress durchlebt. Allein seine Grabrede ging mir richtig unter die Haut. Aber, er hat sich mit dem Teufel eingelassen und seine Tochter zuerst in Form einer KI konserviert. Dann kommt auch noch Jenny an, spielt Frankenstein und bringt ihm mit Hilfe der Ghostbox seine Tochter sogar ganz zurück. Man hat seine Gewissensbisse richtig gefühlt. Obwohl er sich in Worten gegen Jenny gestellt hat und immer wieder betonte zur Polizei zu gehen, klang es für mich nicht so überzeugend. In ihm hat bestimmt ein Kampf statt gefunden.
    So mag eine Ghostbox sehr viele Vorteile in der Medizin bringen, so verhindert sie aber etwas entscheiden wichtiges in unserem Menschenleben... das Loslassen.
    Mir hat es vorher schon allein bei dem Gedanken geschaudert, dass er seine Tochter in Form einer KI über einen Computer ansprechen konnte. Man stelle sich dies einfach mal vor, wenn es alltäglich wäre. Würden wir uns so nicht eine gefährliche parallel Welt aufbauen? Besteht dann nicht auch die Gefahr, dass wir nicht mehr nach vorne schauen? Ich kann auf Knopfdruck mit allen Verstorbenen aus meiner Familie interaktiv sprechen. =O

  • Ich hab's jetzt auch durch, brauche aber definitiv einen zweiten Durchgang. Gefühlt habe ich einige Szenen verpasst. Mich hat die Story persönlich nicht so mitgenommen, weil bei dem Thema einfach zu viele Details offen bleiben, wie genau diese Ghostbox überhaupt funktioniert. Dadurch bleibt es für mich mehr fantastisch als realistisch. In einer Szene hat Alex Lena gefragt, ob sie das Foto von Daniel in der Hosentasche hat. Wie soll die Ghostbox das als Trigger erkennen? Müsste das Foto nicht irgendwo eingelesen werden?

    Die verschiedenen Ebenen sind mega verwirrend, aber eigentlich richtig gut gemacht. Wobei ich denke, dass man auch beim hundertsten Durchgang nicht genau zuordnen kann, was wann wo auf welcher Ebene passiert.

    Die Sprecher und Geräusche sind top, keine Frage. Aber der einsame Kommissar mit dem freundschaftlichen Verhältnis zu einer Prostituierten, die Zeitungs-Praktikantin, die nur ihren Kopf durchsetzt und die naive Blumenverkäuferin sind mir irgendwie zu viele Klischees. Weil ich in den Radionachrichten arbeite, habe ich mich auch immer besonders über die Szenen mit Radionachrichten und bekannten Stimmen gefreut. Sogar Jens Riewa von der Tagesschau hat mitgemacht.

    Das Ende kann ich auch nicht so richtig deuten. Aber schon im Krankenhaus hatte Lena nach dem Aufwachen gesagt, der Tod ist nicht das Ende. Hätte sie dann nicht aus der Ghostbox aussteigen müssen, wenn sie noch drin gewesen wäre?

    Achja und hat Ivar was gegen Fitzek? In einer Szene mit Radionachrichten kam nach der Meldung zu Heidelberg, dass Fitzek bei einer Filmpremiere betrunken von der Bühne gefallen wäre :D


  • Achja und hat Ivar was gegen Fitzek? In einer Szene mit Radionachrichten kam nach der Meldung zu Heidelberg, dass Fitzek bei einer Filmpremiere betrunken von der Bühne gefallen wäre


    Der wirkliche Witz daran ist, dass Fitzek den Radiomoderator spricht. :D


    Eins und eins ist zwei - von London bis Shanghai!

  • Ich denke (oder hoffe ;) ), dass Ivar schon weiß was wo auf welcher Ebene spielt. Hier wäre ein entsprechend parallel zum hören laufender Kommentar von Ivar schon sehr interessant.

    Ich glaube auch nicht, dass Ivar was gegen Sebastian Fitzek hat. Im Gegenteil. Wahrscheinlich ist es ja sogar eine Aufwertung wenn er in seinem Hörspiel vorkommt. Die haben sicherlich auf gut wienerisch „eine Hetz“ miteinander gehabt.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

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