NAVIGATOR - DAS HÖRSPIEL (ein SF-Hörspiel von wortpersonal) ...

  • Auf dieses Hörspiel war ich sehr gespannt. Einerseits fand ich den Klappentext interessant und zweitens finde ich Erstlingswerke immer besonders spannend.
    Ich muss sagen, dass sich das für ein Debüt sehr sehr gut hören lassen kann. Die Story ist vielleicht nichts bahnbrechendes, aber passt in unsere volldigitalisierte Lebenswelt sehr gut rein. Die Tücken der Neuzeit und die ständige Form der Überwachung werden hier sehr schön geschildert und hat mich als Hörer an der einen oder anderen Stelle doch mal nachdenken lassen. Sowas finde ich immer klasse, wenn man sowohl während des Hörspiels als auch im Anschluss weiter nachdenkt und auch die eigene Realität in Verbindung setzt. :)

    Die Geschichte hat genau die richtige Länge und wird von Bernd Rhese, den ich persönlich noch nie gehört habe, getragen. Chapeau!

    Das Sprecherensemble ist insgesamt sehr klein ausgefallen, aber für die Story selbst brauch es auch gar nicht mehr Personen, da die Message der Geschichte auch so sehr gut überliefert wurde.

    Ich würde jedem empfehlen mal ein Ohr zu riskieren. Mir hat es super gefallen. :)

  • Zitat von SashOne87

    Ich würde jedem empfehlen mal ein Ohr zu riskieren.


    Habe ich dann mal gemacht - auf meinem Stapel liegts seit VÖ, nun war es endlich dran.

    Ich brauchte allerdings 2 Durchläufe, um in die Story richtig reinzukommen.

    Denn ich hatte u.a. stellenweise Probleme mit den eingesetzten Geräuschen und auch widersprüchlichen Inhalten.
    zB - das kann man ruhig spoilern, denn da gibt's nix zu spoilern - also u.a. :
    Erst wird erklärt, dass man zwar noch in den Regalen der Geschäfte alles kaufen kann, aber es kaum noch gemacht wird
    und später heißt es , dass man nix mehr im üblichen Handel bekommt , wenn es überhaupt noch welche gäbe ...
    Dann ist die Rede von summenden Autos, allerdings auf der Autobahn hört man 'normales Brummen' .....
    In Deutschland gibt es in spätestens 20 Jahren also keine Feiertage mehr - zumindest keinen Tag der Dt. Einheit
    u.u.u. . . . .

    Nun ja, die hier beschrieben Zukunft ist gar nicht mal so weit von der jetzigen/heutigen Gegenwärtigkeit entfernt
    und beschreibt quasi den Zustand, den wir jetzt eh schon haben, nur eben noch ein paar Stufen weiter
    - also nix völlig fiktionales oder abstrakte Visionen ... etc. - Alles nachvollziehbar - alles so nah und doch irgendwie fern.
    Fern deshalb, weil man es nicht wahr haben will, obwohl wir alle volles Roh genau darauf zulaufen und nah weil wir teils schon mittendrin sind
    - wir erkennen jetzt schon und wehren uns augenscheinlich, aber letztlich spielen wir alle das Spiel mit ....


    Der Cast ist sehr gering und bis auf 3 Rollen sind es alles auch nur 1-2 Sätze Dialoge.
    Der Hauptcharakter Kevin hat einen sehr hohen ICH-Erzähler Anteil
    Computer-Sandra erklärt sich von selbst und Herr Niemand hat irgendwas von Günter Wallraff.
    Er klärt zwar nicht im großen Rahmen auf, aber er tut es und die Art des Sprechens tut alles weitere.
    Ein großes Plus fm, es sind gute unverbrauchte Stimmen - selbst Scheppmann hört man in HSP ja auch nicht 'ununterbrochen'.

    Das Ende bietet theoretisch die Möglichkeit einer Fortsetzung
    - was nicht sein muss, aber durchaus interessant werden könnte ....


    Bei der Bewertung bin ich hin und her gerissen.
    Inhalt und Umsetzung sind durchaus gelungen und auch die kurze Laufzeit bietet keine Längen
    - das HSP ist durchaus empfehlenswert, aber auch nicht unbedingt ein Oberkracher
    und auch, wenn ich 'nur' eine 2-3 vergebe, sollte man IMO durchaus ein bis zwei Ohren riskieren
    - auf Grund der Thematik kann man da nix falsch machen - selbst wenn es einen nicht umhaut.



  • Es gibt noch Hörspiele, die damals komplett an mir vorbei gegangen sind, die wirklich gut sind und über die man dann später zufällig stolpert und mitnimmt. Der Navigator ist genau so ein (Zu-)Fall. Eine SF-Geschichte, die uns allen aber in Zeiten von SIRI, ALEXA, AMAZON, selbstfahrende Teslas und vieles mehr bekannt vor kommt. Unheimlich, realistisch und erschreckend. Ich hab mich gut unterhalten gefühlt. IMG_9302.jpg

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • DySFunCtiON Sollte es doch im Streaming geben? Ansonsten einfach das Label oder Produzententeam anschreiben. Die stelken Dir das Hörspiel sicher gern zur Verfügung.

  • Ich finde das richtig spannend. Mal sehen woher ich das noch bekomme.

    Ich höre mittlerweile ausschließlich am Handy, daher keine CD

    Vielleicht lohnt es sich das Label anzuschreiben. Ich denke die werden weiterhelfen können. Abgesehen davon ist es zum Beispiel bei Amazon als Download zu erwerben. Audible hat es auch im Programm.


    -- Bevor ich mich ärgere, ist es mir halt egal --

  • Heute früh endlich gehört und etwas zwiegespalten, wie ich es denn nun finden soll. So richtig mitgerissen wurde ich nicht, auch ist die Geschichte sicherlich nicht neu, doch die bewusst artifiziell-ausstaffierte Inszinierung in ihrer Geradlinigkeit weiß konzeptuell mit dem technisierten Zeitgeist als kohärente Zukunfterscheinung zu überzeugen.

    Sicher, die Handlungsspirale zieht ihre technoiden Kreise durch eine hypnotisch-sterile Kölner Zukunftskulisse, eine Vision aus Glas und Stahl inmitten der Protagonist Kevin durch klinisch porenreine Korridore in knochenweißen Designerlofts mithilfe des omnipräsenten KI-Wegbegleiters navigiert. Er bewegt sich mental ferngesteuert in vollautomatisierten Limousinen durch begrünte Umlandstexturen, währendessen im Hintergrund mattweiches Sonnenlicht die spiegelnden Fassaden der neo-futuristischten Metropole mit intrinsischen Strahlenwinden umspielt. Dazu dezent getupftes Klavierspiel als abrundender Faktor einer unaufgeregt präsentierten Mätopie. Auch mag ich Sprecherleistungen wie Grundatmosphärik, die Geschichte hat aller Visionsstruktur zum Trotz ein für den Hauptcharakter moralisch klar definiertes (doch in der Folge aufgrund der finalen Entscheidung offenes) Ende. Somit erhält der Hörer eine abgeschlossene Skizzierung eines manipulativ operierenden Überwachungsstaats, in dem einzelne Individuen den Ausbruch aus der gleichgeschalteten Mental-Isolierung wagen, mit ungewissen Ausgang, doch voll beseelten Optimismus.

    Einmal editiert, zuletzt von DySFunCtiON (17. April 2024 um 15:14)

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