HÖRSPIELKOLUMNE "GEDANKEN EINES HÖRSPIELFANS 1/2015" - Hörspielszene, gemeinsam oder einsam?

  • Nachdem ich mich vor knapp einem Jahr aus privaten Gründen fast gänzlich aus dem Hörspieltalk und in weiterer Folge auch aus dem Team des Hörspieltalks zurück gezogen habe, möchte ich mich jetzt wieder öfters hier zu Wort melden. Aus diesem Grund werde ich in den nächsten Monaten den einen oder anderen Beitrag in meiner Kolumne posten.

    Die letzten Wochen und Monate waren nicht nur für mich persönlich sehr turbulent. Sondern auch die Hörspielgemeinschaft wurde durch viele Aktionen, Diskussionen und Meldungen durcheinander gewirbelt. Das Hörspiel hören wurde dabei oft zur Nebensächlichkeit degradiert. @hoerspielkassette hat in einem thread nicht ohne Grund den zur Mode werdenden Rückzug vieler Talker/innen wie Labels bedauert und angeprangert, dass man es sich so zu leicht macht. Dem kann man ohne wenn und aber zustimmen. Jedoch gibt es manchmal so verfahrene Situationen im Leben, wo man selbst nicht mehr anders kann, als sich zurück zu ziehen, bevor man sich selbst in Diskussionen, die leider nicht mehr auf einen Konsens hinaus laufen können/wollen, aufreibt und die Freude am Hörspiel hören verliert. Denn dies sollte eigentlich das Hauptanliegen aller, egal ob Label oder Fan, sein. Der von mir trotz aller persönlichen Meinungsunterschiede nach wie vor geschätzte Lukes Danes hat in einer zugegebener Maßen für den Talk nicht sehr schmeichelhaften facebook Diskussion gemeint, dass die Zeit der Foren ohnehin vorbei ist. Dem kann man in Zeiten von facebook und Twitter zustimmen. Ich würde jedoch ergänzend hinzufügen, dass die Zeit der gemeinsamen Hörspielszene vorbei zu sein scheint.

    In den Anfängen der Szene, wo man sich als einzelner Fan plötzlich im Internet in einer Gruppe wieder fand, war die Freude und die Lust zum gemeinsamen Austausch sehr groß. Man lernte sich gegenseitig kennen und war plötzlich nicht mehr ein Freak, der als Hobby Hörspiel hörte. Man war nicht mehr alleine und einsam. Es entwickelte sich ein Gemeinschaftsgefühl. Es stießen Labelbosse zur Gruppe dazu. So manch ein Fan aus der Gruppe wurde selbst zu einem Hörspielmacher und die Euphorie wurde durch den plötzlich aufkommenden Hörspielboom noch verstärkt. So entstanden auch mehrere Foren, die sich durch Nutzer und auch durch Verhaltensregeln und gemeinsame Aktionen unterschieden. Trotz allem stand das Miteinander und das gemeinsame im Vordergrund. Wenn Thomas nun meint, dass die Zeit der Foren vorbei ist, dann würde ich meinen, dass nicht die Zeit der Foren vorbei sind, sondern dass die Zeit des "Gemeinsamen" vorbei ist. Das intensive Miteinander zwischen Labels und Fans funktioniert nicht (mehr). Wobei jede der beiden Gruppen den "schwarzen Peter" gerne dem jeweils anderen in die Schuhe schieben möchte. Mit einer gewissen Distanz und mit "3 großen Schritten zurück um ein größeres Stück vom Bild zu sehen" komme ich doch zum Schluss, dass beide Seiten dafür verantwortlich sind. Von "Schuld" zu sprechen, finde ich verkehrt. Natürlich gibt und gab es Situationen wo eine der beiden Seiten unglücklich agiert hat. Aber letztendlich unterscheiden sich die Interessen von Fans wie Labels doch deutlich von einander. Hier kann auf lange Sicht ein intensives Miteinander in einer großen Gruppe nicht funktionieren. Ich habe seit meinem Forendasein immer ein solches Miteinander angestrebt, aber es klappt einfach nicht. Das ist schade, aber es ist trotzdem nicht dienlich dem anderen deshalb zu verdammen. Denn trotz aller unterschiedlicher Interessen haben beide Seiten eine ganz bedeutende Daseinsberechtigung und ohne dem einen, kann es den jeweils anderen nicht geben. Die Tatsache, dass sich auch die Hörspielfans sehr oft in die Haare kriegen und auch die Solidarität zwischen den Labels manchmal nicht besonders hoch ist, lässt mich doch zum Schluss kommen, dass die Zeit der großen gemeinsamen Hörspielszene vorbei ist und dass diese in der Zukunft wohl in kleinere Gruppen aufgesplittert werden wird. Es bleibt zu hoffen, dass wir nicht irgendwann wieder zu dem einsamen Hörspielfreak werden, der wir Mitte der 90iger waren, als wir noch nicht wussten, dass wir nicht alleine da draußen in der großen Welt unser Hörspielhobby nachhängen.

    In diesem Zusammenhang möchte ich unserem @HP. Göldner ein ganz großes Kompliment und ein ganz großes #danke# sagen. Er hatte und hat es nicht leicht ein so großes Forum wie den Hörspieltalk zu führen. Fans wie Labels machen ihm oft das Leben nicht leicht. Und eine Kritik kommt halt schneller von den Lippen als ein Danke schön. Mein Dank sei Dir sicher #top#

    Über Kommentare in Form von Postings, PMs oder Emails würde ich mich freuen! #winkewinke#

  • @Markus G. du sprichst mit deinem Beitrag vielen an, was mir in den letzten Wochen im Kopf umherschwirrte und bringst es perfekt auf den Punkt. Danke. Die Zeit der Hörspielgemeinschaft bröckelt wirklich langsam. Liegt es vielleicht am Alter der Hörspielhörer? Alles wiederholt sich im Leben. Zuerst kam der Eintritt ins Erwachsensein, wo wahrscheinlich viele Hörer zum ersten Mal das Genere Hörspiel "geleugnet" haben, jetzt kommen viele in ein Alter, wo diese Phase zum zweiten Mal eintritt?!? Ich habe festgestellt, dass man selbst unter Hörspielfans wieder schief angeschaut wird, wenn man zugibt, noch Hörspiele aus der Kinder- und Jugendzeit anzuhören. Ja, sogar teilweise vorgeworfen bekommt, den neuen Erwachsenen Hörspiel-Serien zu Schaden, wenn man diese mit Kritik versieht.
    Keine richtige Erklärung habe ich aber für die richtig gehende Feindseligkeit zwischen Hörern und Label Betreibern gefunden. Was ist da passiert?
    Sind wir am Ende doch nur noch ein sehr kleiner Haufen, dem man es nicht mehr recht machen kann, was die gerade die kleinen Label Betreiber so aufregt? Ich weiß es nicht.

  • Markus, du hast es genau auf den Punkt gebracht. #daumenhoch#

    Mir ist der Gedanke gekommen, dass das Internet in diesem Falle vielleicht auch Nachteile bringt. Früher hatte man als Fan kaum die Möglichkeit ein Label zu kontaktieren. Da musste man meistens einen Brief schreiben und auf Antwort warten. Da das Zeit und Geld (Porto) gekostet hat, hat man das wohl nur selten getran. Heute ist die Überwindung einem Label die Meinung zu sagen, bzw. zu fragen oder zu kritisieren, relativ einfach geworden. Ein Beitrag in einem Forum, eine E-Mail oder ein kurzer Kommentar bei Facebook oder Twitter ist kein Aufwand mehr. Da das natürlich nicht nur ein Fan macht, kostet es den Labelbetreibern auch viel Zeit, alles zu lesen und eventuell zu beantworten bzw. sich zu erklären, warum man etwas gemacht oder auch nicht gemacht hat. Zeitlicher Aufwand, den man früher vielleicht in Produktionen gesteckt hat.

    Durch das Internet ist der ständige und schnelle Kontakt zu Unternehmen heute selbstverständlich. Vielleicht manchmal zu selbstverständlich?

    Ich hoffe mal, dass die Gemeinschaft nicht zerbricht. Das ist zumindest der Vorteil des Internets, dass man mit Fans untereinander in Kontakt bleiben kann. #allelieb#

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    Ich bin heute so farbenfroh, ich habe fünf verschiedene Schwarztöne an.

  • Ich greife mal Cheruskers Beitrag aus dem Hörpanet-Thread hier auf:

    Ich wuerde mich freuen, wenn mir mal wieder mehr ueber Hoerspiele ansich diskutieren wuerden und nicht ueber den Kram drumherum.

    Wäre schön. Aber die Themen die besonders in letzter Zeit aufgegriffen wurden wurden nicht aufgegriffen mitzumachen. Entweder weil man "es" noch nicht oder schon länger nicht mehr gehört hat oder einfach keine Lust hat. Da bringt es nicht viel ein Thread nach dem anderen anzuregen, wenn eh nicht oder wenn dann nur sehr selten oder sehr sparsam reagiert wird. So gesehen kann ich nur sagen, Versuche werden gestartet, wenn dann nichts kommt, kann man sich nicht beklagen, dass nicht über HSP gesprochen wird. ;) ^^

    Und da du, Cherusker, dich ja generell sehr viel hier beteiligst, gilt folgendes auch natürlich nicht für dich. :)
    Mir ist aufgefallen - und das nicht nur hier im Forum -, dass gerade von denen auch, die sich gar nicht (mehr) beteiligen oder nur liken, gefordert oder gewünscht wird, dass man (wieder) (mehr) über HSP redet, von ihnen selber aber gar nichts (mehr) kommt. Anstatt mit gutem Bsp. voran zu gehen ;) , wird quasi nur "verlangt/erwartet", und gewartet, dass was von anderen kommt.
    So mein Eindruck über die letzten Jahre hinweg. Ich lese seit etwa 15 Jahren in den Foren nur mit und war einzig in einem einzigen angemeldet und aktiv. Dann jedoch habe ich mich dazu entschlossen mich im Herbst 2014 dann doch mal anzumelden und aber auch aktiv zu sein (wenn auch mit einer gewissen Anlaufzeit), weil für nur lesen brauch ich mich nicht anmelden. ;)
    Und so kann ich auch Markus´ Ausführungen beipflichten. Wobei angemerkt sein muß, dass die Rückläufigkeit aus Foren schon etwa 2008 oder soagar schon früher stattgefunden hat. Und da nicht immer nur aus Streit, sondern aus diversen anderen Gründen, die die Zeit so mit sich bringt. Und ich finde auch nicht, definitiv nicht, dass die Streitigkeiten "jetzt" erst zugenommen haben. Die hat es immer schon gegeben und die waren damals schon nicht OHNE. Bei weitem nicht. Dagegen ist das was in letzter Zeit hier und bei den Freunden passiert regelrechter "Kindergarten". Das soll nicht heißen, dass man das gut finden soll, aber ich wollte mal die Relationen vor Augen führen und einigen den "Wind aus den Segeln" nehmen, es sei gerade jetzt alles so furchtbar und unerträglich. Das mag auf das subjektive Empfinden zutreffen, das will ich nicht abstreiten, aber objektiv gesehen ist es heute nicht schlechter als früher - einzig die Aktivität von anno ~2000 bis vlt. 2006 ist definitiv nicht mehr vorhanden. Und als der Rückgang began, da war noch nix so mit Facebook und Twitter, so dass man sagen kann, man wechselt einfach die Platformen und deshalb werden Foren immer unattraktiver. Den Grund will ich nicht ganz verleugnen, aber aber man sollte ihn auch nicht großer machen als er ist. ^^

    So nun meine Meinung zur "Situation". Ich hoffe das passt in den Thread. :)



  • Danke für eure Beiträge #danke#

    @hoerspielkassette:

    Zitat

    Liegt es vielleicht am Alter der Hörspielhörer?

    Ich denke, dass dies sicher ein Faktor dafür ist. Anfangs waren wir alle noch jünger und dieses "Finden" von anderen Hörspielfans im Internet war unglaublich spannend. Ich für mich kann auch sagen, dass ich deutlich geduldiger und toleranter war und die Freude einen anderen Hörspielfan zu finden und mit diesem zu plaudern sehr hoch war. Nach fast 2 Jahrzehnten in Hörspielforen ist diese Zusammenkunft schon selbstverständlich und leider nichts Besonderes mehr. Abgesehen davon sind wir alle nun auch älter, haben viel erlebt, dass uns geprägt hat, unser Fokus ist nun mehr auf Familie gerichtet und man kann vieles nicht mehr mit jener jugendlichen Lockerheit wie in den 90igern sehen.

    @S.R.-Fan:

    Zitat

    Durch das Internet ist der ständige und schnelle Kontakt zu Unternehmen heute selbstverständlich. Vielleicht manchmal zu selbstverständlich?

    Ein Segen und ein Fluch. Ich habe schon einmal in einem anderen thread darüber geschrieben, dass das Internet nicht nur Positives und Gutes hervor gebracht, sondern auch gleichzeitig neue Probleme geschaffen hat. Die leichte Erreichbarkeit der Labels ist ganz sicher auch ein Grund dafür, dass manchmal die Wogen hoch gehen. Früher war es in der Tat schwerer Labels zu kontaktieren. Ich selbst habe tatsächlich noch Briefe an TSB geschrieben und Wochen auf Antwort gewartet. Da überlegt man sich ganz genau was man schreibt. Die Antwort war dann auch etwas ganz Besonderes und der Brief gehörte dann genau so zur Hörspielsammlung wie die Hörspiele selbst. Dieses Besondere am Kontakt mit einem Hörspiellabel geht dadurch verloren. Lob und Kritik sind mit einem Klick beim Adressaten und die Antwort kann binnen Minuten wieder da sein. Durch diese "Leichtigkeit" und "Schnelligkeit" kommt Lob wie Kritik ziemlich leicht von der Hand und eine Diskussion oder auch ein heftiger Wortwechsel, der früher Monate gedauert hätte, ist nun binnen kürzester Zeit hinter sich gebracht. Leider wird auch das sogenannte Porzellan viel schneller zerstört als dies früher der Fall war. Manchmal wäre eine "Entschleunigung" durchaus wünschenswert für alle Beteiligten.

    @LskH:

    Zitat

    Mir ist aufgefallen - und das nicht nur hier im Forum -, dass gerade von denen auch, die sich gar nicht (mehr) beteiligen oder nur liken, gefordert oder gewünscht wird, dass man (wieder) (mehr) über HSP redet, von ihnen selber aber gar nichts (mehr) kommt.

    Ja, dass ist ein bekanntes Phänomen. Letztendlich müssen wir uns alle ein wenig hinterfragen ob wir nicht schon zu bequem geworden sind und lieber lesend statt aktiv schreibend durch die Foren tingeln.

  • Ich selbst habe tatsächlich noch Briefe geschrieben und Wochen auf Antwort gewartet. Die Antwort war dann auch etwas ganz Besonderes und der Brief gehörte dann genau so zur Hörspielsammlung wie die Hörspiele selbst.


    Ja, das ist was ganz besonderes :]

    lieber lesend statt aktiv schreibend durch die Foren tingeln

    Das kann jeder für sich so handhaben. Nur darf man sich dann nicht beklagen, dass nicht mehr nach Wünschen diskutiert wird.
    Als Vergleich: Ich beschwere mich, dass die Wälder zugemüllt werden und erwarte, dass andere sauber machen, aber ich bleib zu Hause sitzen und beklage mich weiter ;)



  • @Markus G.: Ein sehr schöner und lesenswerter Beitrag!

    Vieles von dem, was du beschreibst, sehe und beobachte ich ganz ähnlich. Man wird aber auch wählerischer, was manche Themen angeht und überlegt es sich zwei Mal mehr, ob man sich dazu oder dazu überhaupt öffentlich äußern möchte. Der Feind liest schließlich immer mit. Und der ist ein heimtückischer, hinterlistiger, verräterischer und äußerst bösartiger Geselle.

    Deswegen wird dieser "Eure Lieblingsmusik"-Thread auch so langsam aber sicher zu meinem Bevorzugten hier. Musik kann man nun mal mögen oder auch nicht mögen. Aber man wird deswegen nicht ohne weiteres in (unnötigen) Streit / Diskussionen oder sonstige Auseinandersetzungen verwickelt. Notfalls kann man sich ja mit "Like" und "LOL" verständigen, heutzutage. Und den Rest kann man sich dann denken oder den "opinion leaders" überlassen. Gerade für kommunikative Menschen ist das Schweigen zwar nicht immer einfach. Aber eine gute Übung, um aus Silber Gold werden zu lassen.

  • In den Anfängen der Szene, wo man sich als einzelner Fan plötzlich im Internet in einer Gruppe wieder fand, war die Freude und die Lust zum gemeinsamen Austausch sehr groß. Man lernte sich gegenseitig kennen und war plötzlich nicht mehr ein Freak, der als Hobby Hörspiel hörte. Man war nicht mehr alleine und einsam. Es entwickelte sich ein Gemeinschaftsgefühl. Es stießen Labelbosse zur Gruppe dazu. So manch ein Fan aus der Gruppe wurde selbst zu einem Hörspielmacher und die Euphorie wurde durch den plötzlich aufkommenden Hörspielboom noch verstärkt. So entstanden auch mehrere Foren, die sich durch Nutzer und auch durch Verhaltensregeln und gemeinsame Aktionen unterschieden.

    Es bleibt zu hoffen, dass wir nicht irgendwann wieder zu dem einsamen Hörspielfreak werden, der wir Mitte der 90iger waren, als wir noch nicht wussten, dass wir nicht alleine da draußen in der großen Welt unser Hörspielhobby nachhängen.

    Ich stimme dem nicht zu, ich war da nicht "alleine". Aus meiner Sicht waren gerade "Mitte der 90iger" bis Anfang der Nullerjahre die Blütezeit der Hörspielfanszene. Teilweise sicherlich aus den nicht unbedingt lobenswertesten Gründen, Stichwort P2P und Napster in den "Flegeljahren" des Internets. Aber vor allem auch durch die Hörspielnewsgroups im deutschsprachigen Internet. Plötzlich war man wirklich nicht mehr alleine, sondern hatte Kontakt zu all den "Jonas" und "Van Dusen"-Fans quer durchs Land. Und kam endlich an die verschollenen Folgen, die man verpasst hat oder per Bandsalat verloren hat. Die privaten Hörspielfanseiten (heute gibts stattdessen nur mehr die Reziseiten), der berühmte Server von Stephan Fritz, mir würden zahlreiche Dinge einfallen.

    Edith schickt da noch das erste Hörspielcrowdfunding nach, bombastisch erfolgreich (was das Geld angeht, das Hörspiel erschien ja nie. Oder erscheint es jetzt doch in ein paar Wochen auf ganz anderem Weg`:D ), auch wenn es das Wort Crownfunding noch nicht gab und es offiziell "Spendenaktion" hieß.

    Irgendwann verdrängten dann wohl die Foren die Newsgroups und alles andere war/wurde sowieso illegal. Die Szene stob in alle Richtungen und in der Tat hat man sich komplett aus den Augen verloren. Viele kamen sicherlich auch in ein Alter, in dem das Hörspiel nicht mehr ganz so wichtig war. Manche blieben für immer weg, andere haben DDF wieder zurück geholt, zumindest diesen Verdienst kann man der sonst so kritisierten Serie nicht absprechen. Und sicher gibts auch so manchen, der heute hier mitschreibt, aber vor 20 Jahren schon dabei war, aber sich genauso wenig wie ich im Detail erinnert, was wir da alles in der Newsgroup geschrieben haben.

    Die Zukunft des Hörspiels liegt, das dürfte mittlerweile niemand mehr bestreiten, im Streaming, die Hörerzahlen vervielfachen sich ja gerade. Eine uralte Kamelle aus dem Hause Maritim hat plötzlich im April 2015 20.000 Hörer! Andererseits ist das (Über-)Angebot dermaßen gigantisch, dass viele kleine, feine Produktionen scih wahnsinnig schwertun, überhaupt wahrgenommen zu werden.

    Interessante Frage, werden die tausenden neuen Hörer auch den Weg in die (beiden) Foren finden? Oder können die Neulinge nix mit der alten Garde und deren Diskussionen anfangen? Werden Spotify und Napster zukünftig "interaktiver", wird sich alles dahin verlagern? Oder wird es ein Mix aus Streaming und Social Media? Für Pessimismus sehe ich jedenfalls keinen Grund, die Zeiten sind spannender denn je.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Zitat

    Ich stimme dem nicht zu, ich war da nicht "alleine". Aus meiner Sicht waren gerade "Mitte der 90iger" bis Anfang der Nullerjahre die Blütezeit der Hörspielfanszene.

    Danke für Deinen Beitrag! Aber Du hast mich wohl missverstanden, denn Du schreibst genau dass was ich meinte, nämlich, dass ich durch das Internet viele Gleichgesinnte fand und mich erstmals als Teil einer größeren Gruppe fühlte. Bis dahin fühlte ich mich bei mir zuhause, also in meiner Wiener Vorstadt ziemlich alleine. Ich hatte privat vor dem Internet keinen Kontakt zu einem anderen Hörspielfan. Erst durch das Internet fand ich via Maritim-Forum und TSB-Forum andere Hörspielfans, die genau so tickten wir ich.

    Ob wir in Zukunft auch noch in so großen Gruppen bleiben werden, kann ich nicht sagen. Ich denke, die Gruppen werden kleiner und sich mehr und verstärkt auf ihre Hörspielinteressen konzetrieren. Man wird jene Fans finden, die noch Dinos sind, mit Fokus auf MC, CD und LP. Es werden sich Gruppen finden, die Interesse am digitalen Hörspielen wie auch Radiohörspielen finden und womöglich die Fangruppen, deren Hauptaugenmerk auf Streams liegen. Letztere sind sicher eine sehr spannende Geschichte, wobei ich persönlich glaube, dass sich hier in Zukunft noch einiges ändern wird, denn die Finanzierbarkeit so wie es sich jetzt darstellt, ist zur Zeit nicht gegeben. Aber dass gehört jetzt nicht mehr hierher. Da haben wir ja andere threads dafür.

  • Nachdem ich mich vor knapp einem Jahr aus privaten Gründen fast gänzlich aus dem Hörspieltalk und in weiterer Folge auch aus dem Team des Hörspieltalks zurück gezogen habe, möchte ich mich jetzt wieder öfters hier zu Wort melden. Aus diesem Grund werde ich in den nächsten Monaten den einen oder anderen Beitrag in meiner Kolumne posten.

    Das freut mich sehr! Außerdem stimme ich dir vollumfänglich zu.

  • Ahja, dann habe ich Dich in der Tat missverstanden, denn vor Mitte der 90er und dem Beginn des Internets ging es mit ganz genauso wie Dir. Ich war ganz alleine und kannte keinen anderen Hörspielfan (außer meinem Bruder halt :D), denn die Gleichaltrigen, die früher auch DDF und Co. gehört haben, sind alle weggebrochen.

    Die "Sammlerdinos" bleiben bestimmt auch "immer", es gibt ja auch heute noch zB genug Briefmarkensammler, wenngleich natürlich nicht mehr in den Dimensionen von früher.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Zitat

    Vieles von dem, was du beschreibst, sehe und beobachte ich ganz ähnlich. Man wird aber auch wählerischer, was manche Themen angeht und überlegt es sich zwei Mal mehr, ob man sich dazu oder dazu überhaupt öffentlich äußern möchte. Der Feind liest schließlich immer mit. Und der ist ein heimtückischer, hinterlistiger, verräterischer und äußerst bösartiger Geselle.

    @Ascan von Bargen: Das ist aber eine traurige Entwicklung. Mir geht es aber da wie Dir, denn ich weiß auch nicht wie ich adäquat auf diesen Typ Mensch im Internet reagieren soll. Am besten sich das Schreiben nicht verkneifen, sondern eher diesen Typen ignorieren.

    Zitat

    Die "Sammlerdinos" bleiben bestimmt auch "immer"

    Ja, davon bin ich überzeugt. Aber nur von den Sammlerdinos kann eine Serie leider bald nicht mehr überleben.

  • Aber nur von den Sammlerdinos kann eine Serie leider bald nicht mehr überleben.

    Neulich sah ich im TV eine Doku, die komischerweise auch über Hörspielsammler hätte sein können: Die Modelleisenbahner sterben im wahrsten Sinne des Wortes langsam aus. Meist sind die Sammler von Märklin & Co. mittlerweile in einem sehr gesetzten Alter. Und wenn die dann den Kindern / Enkeln ihre teure Sammlung "vermachen" möchten, können die damit so gar nichts anfangen und lehnen entweder dankend ab, oder verscherbeln das "Zeug" auf ebay.

    Deswegen haben die ganzen Modellbaufirmen bereits neue / andere Besitzer, die irgendwann mal sagen: Jetzt hören wir die Herstellung aber langsam wirklich auf!

    Gut, die können das Ende dann auch realisieren, da man z.B. den Big Bobby Car oder was weiß ich noch im Sortiment hat. Wenn ein Hörspiellabel die weiße Fahne schwenkt, ist meist die Existenz des Produzenten erledigt. ...Oh, ich schweife ab, daher beende ich das Geschreibsel an dieser Stelle.

  • Du wirst lachen, ähnliche Gedanken hatte ich vorher auch beim schreiben meines Beitrages. Ich wollte ihn schon mit folgendem thread verlinken:

    Wer bekommt eure Hörspielsammlung?

    Habe ich jetzt hiermit getan. Passt irgendwie doch auch zum Thema "einsam oder gemeinsam"?!

  • Hallo zusammen!

    Also ich hoffe, dass die Zeit der Foren noch lange nicht vorbei sein wird. Zumal Facebook oder Twitter für mich keine Alternativen sind, da ich diese Datensammelstellen ablehne und daher auch nicht nutze.

    Ich habe aber - wie viele andere hier scheinbar auch - die Erfahrung gemacht, dass einzelne Pöbler einem den Spaß an Foren sehr schnell verleiden können. Es gibt leider überall (auch hier, wie ich inzwischen gemerkt habe) Individuen, die sich darin gefallen, arrogant und unhöflich zu sein, andere herunterzumachen, ihre Meinungen nicht anzuerkennen und teilweise auch zu beschimpfen. Wahrscheinlich sind sie im wahren Leben frustriert und müssen dann ihren Hass im Internet auslassen. Es ist klar, dass man dann sauer ist und sich entweder zurückzieht oder umso härter zurückschlägt. Solche Zeitgenossen einfach zu ignorieren, ist leichter gesagt als getan.

    Auch für meinen Geschmack wird viel zu wenig über den Inhalt von Hörspielen geredet und zuviel über das Drumherum. Mich persönlich interessieren die Interna der Labels eigentlich gar nicht, darum habe ich auch noch nie ein Label direkt angeschrieben. Ich höre mir einfach an, was von denen kommt, gebe dann hier oder in anderen Foren meine Meinung ab und das war's. Ob die das lesen oder nicht, weiß ich nicht, und es ist mir auch egal.

    Und was alte Hörspiele aus Kinder- und Jugendzeit angeht: Ich wäre der Letzte, der deshalb jemanden schief angucken würde. Ich höre sie selbst zwar kaum noch (das macht eher mein Sohn), aber ich rede bzw. schreibe immer noch unheimlich gern darüber, weil sich mir diese Hörspiele eben am intensivsten eingeprägt haben. Doch leider steigen nur selten andere darauf ein.

    Dass bei vielen ein neues "Erwachsensein" die Ursache dafür ist, weiß ich nicht. Ich vermute eher, es tummelt sich immer mehr junges Gemüse in den Foren, die diese alten Schoten halt gar nicht mehr kennen - oder zwar kennen, aber damit nichts anfangen können - sowenig, wie ich mit deutschen Schlagern aus den 50er Jahren etwas anfangen kann. War eben vor meiner Zeit.

    Fazit: The band plays on - irgendwie jedenfalls. ^^

  • H. Hatch: Danke für Deinen Beitrag. Grundsätzlich gibt es in großen Gruppen immer verschiedene Typen Mensch. Das macht ja in Wahrheit das Diskutieren und Austauschen auch so spannend, weil man sich mit dem Anderen und seiner Meinung auseinander setzen kann. Der Hörspieltalk war lange Zeit als Kuschelforum verschrieen, weil hier doch sehr auf die Umgangsformen geachtet wurde und wird. Aber jeder hat natürlich seine eigen Reizschwelle und was für den einen schon pöbeln ist, ist für den anderen noch ganz normale Sprache. Von daher sollte man immer vorsichtig mit dem pauschalisieren und schnellen Schubladendenken sein. Der erste Schein kann (muss aber nicht!) trügen. Im Grunde gibt es immer noch genügend Hörspielfangruppen, egal ob dies jetzt Hörspielforen, Labelforen oder Facebookgruppen sind, da kann sich jeder die Gruppe raus picken wo er/sie sich am besten aufgehoben fühlt. Manchmal spielen auch andere Lebensumstände eine Rolle, warum man sich in einem Forum nicht mehr so wohl fühlt. Gerade weil der Ton in vielerlei Hinsicht leider immer rauer wird (oder wir vielleicht sensibler???), sind große Boards wie dieses hier, sicher nicht mehr jedermanns Sache sondern man schließt sich lieber zu kleineren Gruppen zusammen, wo man vielleicht offener sagen kann, was einem selbst beschäftigt, wo man nicht so schnell Kritik dafür erntet, weil die Gruppe so zusammen gesetzt ist und man sich gegenseitig mehr vertraut. Daher bin ich in meiner Kolumne auch zum Ergebnis gekommen, dass die Zeit der großen Foren vielleicht wirklich zu Ende geht, aber dass Fangruppen nach wie vor auch in der Zukunft von Bedeutung sein werden. Und in diesen kleineren Gruppen wird dann genau jene Sprache und jene Diskussionskultur vorherrschen, in der sich die Mitglieder richtig wohl fühlen.

    Trotzdem möchte ich betonen, dass ich mich hier wieder richtig heimisch fühle, auch wenn leider bei mir privat noch nicht alles so rund läuft wie es geplant war. Aber das ist ein anderes Thema und gehört nicht in einen so großen Kreis. Es ist auf alle Fälle wieder schön hier zu sein, zum plaudern, zum diskutieren, zum Meinungsaustausch und auch ein klein wenig zum kuscheln ;) #winkewinke#

  • Auch für meinen Geschmack wird viel zu wenig über den Inhalt von Hörspielen geredet und zuviel über das Drumherum…


    In dem Moment, wenn man als Beteiligter seine eigenen Impulse unter Kontrolle halten kann und NICHT auf jede gepostete inhaltliche Meinung, die einem nicht passt, patzig reagiert, kann genau das eine sehr gute Quelle des Austauschs und Feedbacks sein. Die wenigsten schreiben direkt ein Label an; Abstimmung erfolgt je nach Gefallen über Weiterempfehlung oder Nichtmehrkaufen. Das ist ganz natürlich so; aber wer hat etwas gegen differenzierte Kritik?

    Warum nicht mehr davon?

  • Ich habe aber - wie viele andere hier scheinbar auch - die Erfahrung gemacht, dass einzelne Pöbler einem den Spaß an Foren sehr schnell verleiden können. Es gibt leider überall (auch hier, wie ich inzwischen gemerkt habe) Individuen, die sich darin gefallen, arrogant und unhöflich zu sein, andere herunterzumachen, ihre Meinungen nicht anzuerkennen und teilweise auch zu beschimpfen. Wahrscheinlich sind sie im wahren Leben frustriert und müssen dann ihren Hass im Internet auslassen.


    Also ich lese hier ja schon paar Jahre und das hab ich noch nie so erlebt. Und da würden die Moderatoren auch sofort einschreiten, wenn dem so wäre.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Foren sterben aus weil wir aussterben.
    Wer 10-20 Jahre in Foren aktiv war, der hat normalerweise nicht mehr viel zu sagen. Fallen 5 aktive Leute weg, kommt mit Glück einer nach und es werden immer weniger...bis nur noch eine Handvoll Hardcore Schreiberlinge übrig bleibt.
    Was soll man auch noch groß schreiben, was man nicht schon x-male in x-Foren geschrieben hat?
    Es wiederholt sich alles, lediglich neue Hörspiel und Streit Themen kriegen noch etwas Senf ab. Man hat evtl. keine Lust mehr sich in Hörspiel Diskussionen einzumischen, weil man über viele Jahre gelernt hat das es eigentlich nichts bringt und wird vom Schreiber zum Leser...bis man irgendwann das Posten ganz sein lässt, oder Seiten nur noch aus Nostalgie Gründen öffnet.
    Daran kann man nichts ändern, das ist der Lauf der Dinge plus Abnutzungs Erscheinungen welche die Zeit einfach mit sich bringt.

    Brummel Grummel #kopfschuettel2#

  • Ist es denn wirklich so, dass Foren allgemein aussterben? Ich bin selber nicht so viel in anderen (Themen-) Foren unterwegs und mag dies schlecht beurteilen. Ist es nicht vielleicht auch mehr dem Grund geschuldet, dass die "Schallplatten- und Kassetten-Generation" ausstirbt und die neue heranwachsende Generation einfach nicht das Bedürfnis hat, Meinungen über Hörspiele in Foren auszutauschen? Es wird in der Zukunft wahrscheinlich das Hörspiel nicht so schnell aussterben, wohl aber die Menschen, die es als "Hobby" betreiben.

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