Halloween - Hörspieltalk - Extra
Halloween ist spätestens seit John Carpenters gleichnamigen Filmerfolg auf der ganzen Welt Synonym für Horror und Grusel. Sowohl in der Filmbranche wie auch in der Literatur gibt es eine Vielzahl an Geschichten, die sich dieser Thematik angenommen haben. Halloween bietet aber wesentlich mehr Material als einen psychopatischen Massenmörder namens Michael Myers. Keltisches Brauchtum, Glaube an Geister, sowie das Gedenken an die Verstorbenen sorgen jedes Jahr für eine mystische, unheimliche, aber auch sehr religiöse Stimmung rund um Allerheiligen und Allerseelen.
Wie hat denn die Hörspielbranche auf die Halloweenzeit reagiert? Gibt es Produktionen, die sich damit auseinander gesetzt haben und die es wert sind zur Halloweenzeit am Abend bei Kerzenschein und ausgeschnittenen Kürbissen im Freundeskreis gehört zu werden? In den folgenden Kurzrezensionen gehe ich auf einige dieser Produktionen ein und gebe meine persönliche Meinung darüber ab:
Geisterjäger John Sinclair - Blutiger Halloween – Tonstudio Braun:
Das in Wiesbaden beheimatete Tonstudio Braun wurde in den 80iger Jahren mit den Gruselgeschichten rund um den Scotland Yard Beamten John Sinclair, der sich als „Sohn des Lichts“ im Kampf gegen Dämonen behaupten muss, einen Namen gemacht. Für die Jubiläumsfolge 50 hatte sich Max Braun entschieden das Taschenbuch „Blutiger Halloween“ zu vertonen. Die Laufzeit dieser Folge betrug über 70 Minuten. Für damalige Verhältnisse ein Novum. Der Inhalt der Horrorgeschichte präsentiert sich schlicht. Ein vermeintlich totes Opfer rächt sich Jahre später zu Halloween an ihren Peinigern. John Sinclair und seine Sekretärin Glenda versuchen dem Täter Einhalt zu gebieten.
Nicht-Kenner des „John Sinclair Universums“ werden keine Schwierigkeiten haben der Geschichte zu folgen. Blutiger Halloween überzeugt durch eine dichte und unheimliche Atmosphäre. Gewöhnungsbedürftig für Hörspielfans von heute ist sicherlich die Musikuntermalung. Diese erfolgt ausschließlich durch eine Orgel.
Die eingesetzten Sprecher stammen aus den verschiedenen Theaterhäusern der näheren und weiteren Umgebung von Wiesbaden und überzeugen sowohl durch passende, markante Stimmen, wie auch durch ihre schauspielerischen Fähigkeiten. Die Sprachaufnahmen wurden in Gruppenaufnahmen durchgeführt. Dadurch entstand eine „lebendige“ Atmosphäre.
Fazit: GUT - „Blutiger Halloween“ hat trotz seines Alters nichts von seiner Klasse eingebüßt. Gruselstimmung und Atmosphäre sind einzigartig und machen dieses Hörspiel trotz schlichter und einfacher Handlung nicht nur für TSB-Fans zu einem Halloween-Ohrenschmaus.
Halloween-Faktor: HOCH
Geisterjäger John Sinclair - Blutiger Halloween – EDITION 2000:
Wort Art hat Anfang des neuen Jahrtausends John Sinclair und dem Hörspielgenre neues Leben eingehaucht. Unter Regisseur Oliver Döring veröffentlichte LÜBBE-AUDIO Neuaufnahmen mit dem Geisterjäger John Sinclair. In Anlehnung an vielen Kinofilmen wurde dem modernen Geisterjäger eine Vielzahl an bekannten Synchronsprechern spendiert. In jedem Hörspiel wurden zu dem Effekte und Geräusche eingesetzt, die dem Hörer in eine atemberaubende akustische Kulisse versetzte – man war auf einmal mitten drin statt nur dabei.
All diese positiven Attribute passen auch auf die Halloween - Folge. Synchronsprecher, Schockeffekte und Geräuschkulisse sorgen für Kinofeeling. Die Geschichte bleibt schlicht und einfach, erinnert den Hörer ein wenig an Horrorfilme wie Scream. Hielt sich die TSB-Version sehr eng an der Vorlage, so machte Döring doch die eine oder andere Änderung. John Sinclair wird anders als in der Vorlage oder im Tonstudio-Braun-Hörspiel von seiner Freundin Jane Collins und nicht von seiner Sekretärin Glenda Perkins begleitet. Auch wenn sich mir der Grund dieses Eingriffes des Regisseurs in die Handlung nicht wirklich erschließt, schadet dies dem Hörspaß in keiner Weise.
Fazit: GUT – Döring präsentiert uns ein Horrorhörspiel in bester „Schlitzer“-Manier. Ein hohes Tempo und viel Action sorgen dafür, dass beim Hörer keine Langeweile aufkommt, auch wenn dadurch manchmal die Gruselstimmung etwas zu kurz kommt.
Halloween-Faktor: HOCH
FAITH – Mörderisches Halloween – Season 1 / Episode 9:
Warum gibt es in Gruselhörspielen immer nur einen männlichen Titelhelden? So oder so ähnlich müssen sich die Macher des Hörspiellabels Russel & Brandon Company die Frage gestellt haben, als sie ihre weibliche Titelheldin Faith van Helsing nach Vorbild der amerikanischen TV-Horrorserie BUFFY erschaffen haben. Der Teenager Faith ist auf der Jagd nach Dämonen, Vampiren und anderen finsteren Gesellen. Alle Geschichten bieten Horror- und Gruselspaß wobei Wortwitz und klassische Teenagerprobleme viel Platz eingeräumt wird.
Die neunte Folge der ersten Staffel spielt zur gruseligsten Zeit des Jahres – Halloween. Eine Mutantin als Killerin macht Faith und ihrem Team im wahrsten Sinne des Wortes das Leben zur Hölle.
Für Nicht-Kenner der Serie gibt es am Anfang der Folge eine kurze Einführung durch Faith. Vorkenntnisse der vorigen Folgen sind nicht unbedingt notwendig, wären aber für das Verständnis aller Geschehnisse in dieser Folge von Vorteil. Die Geschichte ist trotz der einen oder anderen lustigen Einlage überaus brutal und daher nichts für Kinder. Wer in nächster Zeit vor hat den Zahnarzt zu besuchen, der sollte diese Folge erst später anhören. Die Sprecher sind das „Who is who“ der Synchronszene. Der Button „Mit Starbesetzung“ auf dem Cover ist nicht zu Unrecht angebracht. Die Sprecherleistung überzeugt in jeder Phase des Hörspieles. Musik und Geräuschkulisse ist in ähnlich hoher Qualität angesiedelt und hilft mit den Hörer in seinen Bann zu ziehen.
Fazit: GUT – Zartbesaitete Hörer sollten auf Grund des Inhaltes einen Bogen um dieses Hörspieles machen. Die Folterszenen sind nichts für schwache Nerven. Die Mischung von Wortwitz, Teenagerhumor, Grusel und Brutalität machen dieses Hörspiel aber für jeden Horrorfan zu einem Pflichtkauf.
Halloween-Faktor: HOCH
BURG FRANKENSTEIN – Schreckensnacht auf Burg Frankenstein:
Dreamland hat sich vor einigen Jahren das Ziel gesetzt Hörspiele im „back to the roots“ Stil zu produzieren. Dabei waren besonders die HG Francis Gruselserie, aber auch die Dan Shocker EUROPA Hörspielumsetzungen ein Vorbild gewesen. Was lag für Produzent Thomas Birker näher sich eines Dan Shocker Stoffes anzunehmen und mit Erlaubnis des Schriftstellers zu vertonen? Burg Frankenstein nach dem Roman von Dan Shocker war die erste kommerzielle Hörspielproduktion aus dem Hause DLP.
Die Handlung spielt an Halloween und nimmt sich dem Thema "was wäre, hätte es Frankensteins Monster wirklich gegeben und wo wäre es jetzt" an. Die Geschichte ist sicherlich nicht das Beste, das der verstorbene Autor zu bieten hatte. Teenager erwecken Frankensteins Monster und lösen damit eine Katastrophe aus.
Rainer Schmidt und Heidi Shaffrath sorgen aufgrund ihrer gemeinsamen EUROPA/BRENT-Vergangenheit für "Dan Shocker-Stimmung". Andreas von der Meden hat leider eine kleine Rolle, aber ist toll anzuhören, Kerstin Draeger "fürchtet sich so gut wie eh und je". Peter Joseph Schmitz, bekannt aus vielen TSB-Hörspielen, spricht ein großartiges Monster und Christian Rode erweist sich in der Rolle des Erzählers als legitimierter Günther König Nachfolger. Negativ können dem kritischen Publikum sicherlich die hohe Anzahl an Amateursprechern, Konrad Halver in einer für ihn doch viel zu jungen Sprecherrolle und die stellen weise zu langen Erzählpassagen auffallen. Die Geräuschkulisse ist wie in Hörspielen aus vergangener Zeit nicht übertrieben eingesetzt. In einer Szene wird damit aber übertrieben, denn eine Massenpanik sollte auch danach klingen. Dafür weiß die Musik von Tom Steinbrecher zu gefallen. Das rockige Hauptthema passt der Serie gut zu Gesicht. Auch die anderen Musikeffekte, die man je nach Situation einsetzt, passen und sorgen in der einen oder anderen Szene für eine Gänsehaut. Als Extra gibt es ein rund 6 Minuten langes Interview mit Rainer Schmitt.
Fazit: BEFRIEDIGEND – In der ersten professionellen Produktion von Dreamland feiern die goldenen EUROPA 80iger ihre Auferstehung. Trotzdem ist nicht alles Gold was „back to the roots“ verspricht. Eine durchschnittliche Story, eine hohe Anzahl an Amateursprechern und ein paar kleine Schönheitsfehler trüben den Hörspaß. Letztendlich bleibt eine durchschnittliche Produktion, die aber als Hörspiel-Debüt durchaus Applaus und Respekt verdient. Mit den neueren Produktionen aus dem Hause Birker & Co kann dieses Hörspiel allerdings bei weitem nicht mehr mithalten.
Halloween-Faktor: MITTEL
WENDERNOACHT – Ein Mysteryhörspiel
Hörfabrik assoziiere ich in erster Linie mit der Serie ADF, also mit Horrorhörspielen mit Humor und ambitionierten Amateurhörspielen. Dass die Hörfabrik aber auch anders kann, beweist Horst Kurth & Co mit dem Einzelhörspiel Wendernoacht. Keine Spur von flapsigen Sprüchen, Trash und Humor, sondern Spannung und unheimliche Atmosphäre.
Eine Geschichte, wie man sie schon oft gehört, gelesen und im TV gesehen hat, die aber dennoch zu fesseln verstehen konnte. Der junge Schriftsteller Arved Richter möchte in einem kleinen verschlafenen Örtchen im Taunus sein neues Buch schreiben. Die Freundlichkeit der Ortsbewohner ist nur von kurzer Dauer. Etwas stimmt nicht und der Schriftsteller wird neugierig…zu neugierig. Einige Zeit tappt der Hörer im Dunkeln, was denn in diesem Ort falsch läuft. Nach und nach lüftet sich das Geheimnis. Das Ende birgt Überraschungen. Die Sprecher waren allesamt gut, ob hier Profis oder nicht am Werk waren, habe ich nicht rausgehört. Musik und Geräusche halten sich im Hintergrund, was wiederum der gesamten Atmosphäre gut tut.
Fazit – GUT Die Geschichte ist zwar nicht besonders originell, aber gerade diese schnörkellose Einfachheit in vielen Belangen weiß zu gefallen. Ich würde mir mehr Geschichten aus dem Hause Hörfabrik wünschen, die so oder auf ähnliche Art und Weise aufgebaut sind.
Halloween-Faktor: NIEDRIG
GRUSELKABINETT – Der Hexenfluch
TITANIA Medien haben sich zum Ziel gesetzt schaurige, gruseligromantische Romane zu vertonen. Die dabei als Grundlage verwendete Literatur hat zu meist schon viele Jahrzehnte auf dem Buckel. Beim Hexenfluch jedoch nimmt man sich entgegen der sonstigen Firmenphilosophie einer modernen Thematik, nämlich dem Halloweenfest im 20.Jahrhundert an.
Die Geschichte nimmt im Jahr 1662 ihren Anfang. Die Hexe Katrina van Kampen wird als Hexe verbrannt und schwört ihrem Peiniger und deren Nachfahren blutige Rache. 300 Jahre später fürchten die Schwestern Harper immer noch deren Rache. Die Dinge nehmen zu Halloween ihren Lauf. Aber anders als erwartet…!
Die Handlung besticht durch viele kleine und große Wendungen, die den Hörer mehrmals überraschen können. Die ganze Zeit hindurch ist eine unheimliche Stimmung, wobei weder der Hörer noch die Protagonisten im Klaren sind, ob es sich um Einbildung oder tatsächlich um gefährliche Realität handelt. So baut sich die Spannung mehr und mehr auf und endet in einem grandiosen Finale, dass einem Gruselklassiker würdig ist.
Die Sprecher, allen voran die beiden Damen, namentlich Marianne Wischmann und Edith Schneider, bieten eine gelungene Kostprobe ihres Könnens ab. Seit HG Francis Gruselfolge „Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf“ hat die Hörspielwelt kein so kongeniales älteres weibliches Duo mehr gehört. Ich würde mir wünschen, dass man in Zukunft noch mehr von den beiden Damen zu hören bekommt. Musik und Geräuschkulisse sind wie von TITANIA nicht anders zu erwarten erste Sahne und sorgen für eine dichte und unheimliche Atmosphäre.
Fazit – SEHR GUT So sollten sich Gruselhörspiele anhören. Unheimlich, düster, spannend und packend bis zum überraschenden Ende – Der Hexenfluch vereint all diese Attribute und ist ein Leckerbissen für jeden Gruselfan. Wenn ein Hörspiel zu Halloween gehört werden sollte, dann auf alle Fälle dieses!
Halloween-Faktor: HOCH
DIE DREI ??? – Der Feuerteufel
Wem von euch haben Justus, Peter und Bob in der Kindheit nicht schon spannende Stunden vor dem Kassettenrekorder beschert? Die ??? sind wohl ein fixes Hörspielinventar in jeder Sammlung eines Kassettenkindes. Bei über 100 Folgen darf man sich nicht wundern, dass auch unsere 3 Detektive ein Abenteuer zu Halloween bestehen müssen.
Die Geschichte beginnt ganz harmlos. Peter ist auf der Suche nach einer passenden Halloweenmaske und trifft dabei den Gruselautor Aaron Moore. Dieser wird von einem dämonischen Feuerteufel bedroht. Die ??? bieten ihre Dienste an…
Eine Story, die passend zu Halloween schön gruselig daher kommt. Seit dem Gespensterschloss habe ich keine so unheimliche Folge unserer 3 Freunde mehr gehört. Vom Kampf gegen Geister und Dämonen bis hin zum Öffnen eines Grabes bietet „Der Feuerteufel“ viel Stoff für unheimliche Unterhaltung. Das Ende hat es in sich.
Über die ???-Sprecher braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Man merkt, dass ihnen die Rollen nach so vielen Folgen wirklich auf den Leib geschneidert sind. Ich habe mich besonders über den Auftritt von „Don Johnson“ Rent Reins gefreut, auch wenn er schon einmal „lebendiger“ gesprochen hat. Musik und Geräuschkulisse bieten eine ???-typische Kost, die mich aber auch in den vielen anderen neueren Folgen nicht überzeugen konnte. Hier könnte man sich von Konkurrent Point Whitmark doch einiges „abhören“, die wirklich gekonnt Atmosphäre und Stimmung durch Musik aufbauen können.
Fazit: GUT – Endlich mal wieder eine gelungene Gruselfolge von den ???. Auch wenn die Musik für meinen Geschmack wie so oft zu wünschen übrig lässt, sorgen Inhalt und Sprecher für eine unterhaltsame und unheimliche Halloweenfolge.
Halloween-Faktor: MITTEL
Es gibt sie also doch – Halloweenhörspiele zum Gruseln und Fürchten. Brennende Kerzen in hohlen Kürbissen malen ein stimmungsvolles Bild. Der Wind pfeift draußen über die Dächer, die Bäume verlieren ihre bunten Blätter und im CD-Player sorgen Hexenfluch & Co für ein schauriges Gruseln unter der Bettdecke – HAPPY HALLOWEEN liebe Talkfreunde!
Weitere Informationen rund um Halloween:
http://de.wikipedia.org/wiki/Halloween