Mamma Carlotta ermittelt - 1. Die Tote am Watt

  • Mamma Carlotta ermittelt - 1. Die Tote am Watt



    Der Sylter Hauptkommissar Erik Wolf bekommt für einige Tage Besuch der Mutter seiner verstorbenen Frau, sodass viel Zeit mit der Familie geplant ist. Doch er kann sich nicht vollkommen auf seine beiden Kinder und seine italienische Schwiegermutter kümmern, da er sich einem Mordfall widmen muss: Eine vermögende Witwe wurde erwürgt aufgefunden. Nicht gerechnet hat er mit der Neugier von Mamma Carlotta, die sich schon bald auf eigene Faust auf Sylt umhört…

    Als Buchreihe hat Autorin Gisa Pauly bereits viele Fans um die quirlige Mamma Carlotta versammelt, nun wurde der erste Band „Die Tote am Watt“ auch als Hörspiel bei Lübbe Audio veröffentlicht – und das ist ja eher ungewöhnlich, da die meisten Bücher in Hörform ja eher gelesen vorliegen. Die Anpassung an das neue Medium ist aber gelungen, weil vor allem auf Dialoge gesetzt wird. Natürlich gibt es auch Erzähltexte – auch mal längere – diese dienen aber meist dazu, allzu umfassende oder konstruiert wirkende Gespräche zu vermeiden. Dennoch wirkt ein Handlungsbogen als Buch noch einmal anders denn als Hörspiel, hat phasenweise ein paar Längen, die aber durch eine gelungene Stimmung und einen reizvollen Fall ausgeglichen werden. Dabei sind die Figuren sehr charmant geraten, allen voran die aufgeweckte und aufgeschlossene Mamma Carlotta, die mit ihrer sprudelnden Art für eine gelöste Atmosphäre sorgt – insbesondere im Kontrast zu den stellenweise etwas kühlen Bewohnenden von Sylt. Dadurch kommt dann auch ebenso italienisches wie norddeutsches Lebensgefühl und immer wieder witzige und humorige Momente, was die Handlung gelungen auflockert. Der Fall ist durch die Vielzahl an verschiedenen Charakteren, Verdächtigen und Zusammenhänge recht vielseitig geraten, ist aber in der Auflösung auch eher schlicht geraten. Dennoch: Das Hörspiel macht Spaß und sorgt für lockere Krimiunterhaltung.

    Chris Nonnast spricht die Rolle der Mamma Carlotta mit so viel energischem Charme und aufgeschlossener Art, dass die typisch italienische Großmutter sehr authentisch wirkt und schnell die Herzen der Zuhörenden gewinnt. Ihr Schwiegersohn Erik Wolf wird von Michael-Che Koch gesprochen, der deutlich nüchterner klingt und dennoch eine authentische und eingängige Art für den Ermittler erschafft. Als Erzählerin ist Julia von Tettenborn zu hören, die ihre Passagen eingängig spricht, aber ruhig noch mehr Höhen und Tiefen einbinden könnte, um ihre teils recht langen Sätze lebendiger zu gestalten. Auch Hannah Schepmann, Benedikt Hahn und Matthias Lühn sind zu hören.

    Insgesamt ist das Hörspiel musikalisch zurückhaltend umgesetzt. Es gibt zwar immer wieder Melodien, die in den Szenenwechsel die Stimmung auflockern, während der Dialoge sind jedoch eher Geräusche zu hören. Diese unterstützen die Dialoge in ihrer Wirkung, hätten für meinen Geschmack aber dennoch auch ein wenig vielseitiger wirken können.

    Die lockere und humorige Stimmung des Hörspiels wird bereits auf dem Cover ausgedrückt: Das Foto eines blökenden Schafs vor einer sanften Küstenlandschaft mit den typisch saftigen Wiesen sorgt mit seinen hellen Farben für eine angenehme Atmosphäre. Dazu ist noch ein Logo zu sehen, das scherenschnittartig einige Motive zeigt, die norddeutsche Gefühle aufkommen lassen.

    Fazit: „Die Tote am Watt“ ist ein locker erzähltes Krimihörspiel, das insbesondere auf eine gelungene Stimmung und liebevolle Charaktere setzt. Mamma Carlotta mischt mit ihrer aufgeschlossenen Art die norddeutsche Gemütlichkeit charmant auf, wobei sie immer wieder auch zum Ermittlungserfolg im Mordfall beiträgt. Dieser ist stimmig und gradlinig erzählt, wobei eine Vielzahl verschiedener Figuren für ein wenig Komplexität sorgt.

    VÖ: 29. Juni 2023
    Label: Lübbe Audio
    Bestellnummer: 9783785786178

    Einmal editiert, zuletzt von DerPoldi (16. Dezember 2023 um 06:23)

  • DerPoldi 16. Dezember 2023 um 06:23

    Hat den Titel des Themas von „Die Tote am Watt“ zu „Mamma Carlotta ermittelt - 1. Die Tote am Watt“ geändert.
  • Ich empfand es eher enttäuschend:

    Wie oben geschrieben, hatte ich den Eindruck, dass es erstmals eine Ermittlerin ist, die es schafft mit ihren Verdächtigungen falsch zu liegen :D Irgendwie hat sie kein richtiges Profil im Hörspiel. Es fehlt ihr an Ecken und Kanten und am „Italienischen“ sowie am passenden Temperament. Dies mag aber durchaus auch darin liegen dass es sehr Erzähllastig produziert wird. Da bleibt die Figur an sich zu wenig lebendig.

    Siehe auch https://www.h%c3%b6rspieltalk.de/forum/thread/2…C3%BCbbe-audio/

    So locker und humorvoll es die meiste Zeit daher kommen möchte, so fürchterlich und damit Gegenteilig erweist sich das Ende für mich. Passt irgendwie nicht. Für eine Produktion von LÜBBE war es in meinen Ohren erschreckend schwach.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Bei wem gab es dieses Hörspiel schon auf die Ohren?

    Bei mir auch. Mich hat der sehr hoher Erzählerinanteil, die komische esoterische Musik und die manchmal unpassenden Geräusche gestört. Die Geschichte war OK, es gibt aber generell bessere Geschichten mit Mamma Carlotta.

    Übrigens fand ich die Mamma längst nicht so authentisch wie du. Ich bin da eher noch die Variante von Christiane Blumhoff aus den Hörbüchern gewohnt.

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