Dabei würde sich hier ein Crowdfunding anbieten.
Was dann vermutlich ebenso krachend scheitern würde.
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Gruseln vor Mitternacht – Die komplette 6-teilige Gruselhörspielreihe
Ein geheimnisvoller Fluch aus dem fernen Indien, ein namenloser Besucher an der Tür, ein ruheloser Wanderer in finsterer Nacht – Gruseln vor Mitternacht entfaltet seinen Schrecken in sechs kurzen Episoden von je rund zwanzig Minuten Länge. Es sind Geschichten, die sich nicht auf das Spektakel verlassen, sondern auf Andeutung, Atmosphäre und den feinen Schauer, der sich langsam unter die Haut schleicht. Ob in der „Schwarzen Rikscha“ oder beim „Finger des Fakirs“ – jede Geschichte ist ein stiller, nostalgischer Blick zurück in eine Ära des subtilen Horrors.
Diese kleine Hörspielreihe aus dem Archiv des NDR ist ein echter Schatz: Gruseln vor Mitternacht stammt aus den frühen 1960er Jahren und trägt den Geist jener Radiotage, als Stimmen, Worte und Stille das Kopfkino beflügelten. Pidax-Film hat das Format aus dem Dornröschenschlaf geholt und erstmals als MP3-CD veröffentlicht – ein Glücksfall für Liebhaber klassischer Radiokunst. Die Geschichten sind zeitlos einfach und entfalten dennoch ihren ganz eigenen Reiz: leise, bedacht, manchmal schalkhaft, immer charmant. Hier geht es nicht um Jumpscares oder Effekthascherei, sondern um das langsame Einweben von Unbehagen in den Alltag.
Die Struktur jeder Episode ist klar und geradlinig. Ein seltsames Ereignis, ein Rätsel, eine Begegnung – und daraus entwickelt sich ganz allmählich ein Moment des Unheimlichen. Die Inszenierungen nehmen sich Zeit. Kein hektischer Schnitt, keine überfrachteten Szenen. Stattdessen ein gemächlicher Aufbau, oft mit narrativen Einschüben, die einen Hauch von Gothic Fiction versprühen. Man spürt, dass hier Geschichten erzählt werden sollten, nicht Dramatik um ihrer selbst willen. Besonders gelungen: die pointierten Dialoge, das präzise Timing, die stets mit einem letzten, nachhallenden Satz endenden Schlussminuten. Keine Episode gleicht der anderen, doch alle eint das Vertrauen in die Wirkung des gesprochenen Wortes.
Ein echter Hochgenuss für Freunde klassischer Radiostimmen. Heinz Piper als Erzähler in „Der Finger des Fakirs“ setzt seine Stimme markant und mit leicht ironischem Ton ein, während Georg Eilert in „Der Wanderer“ einen düsteren Ernst aufbaut, der sich in jeder Silbe wiederfindet. Verena Wiet glänzt in „Die schwarze Rikscha“ mit einer sensiblen, dramatisch aufgeladenen Darstellung. Diese Art der Sprechkunst ist heute selten geworden: hoch artikuliert, bewusst getragen, manchmal fast überhöht – doch nie ohne Wirkung. Weitere Stimmen wie Hans Lothar, Joseph Offenbach, Herbert Lohner oder Heinz Dunkhase machen den Reiz dieser Produktion aus und lassen ein Ensemble entstehen, das sich perfekt ins Zeitbild fügt.
Natürlich darf man keine heutigen Standards erwarten. Das Klangbild ist monaural, leicht verrauscht, aber gerade das gehört hier zum Charme. Die Musik ist typisch für das Radio jener Zeit: oft fast skurril, mal bedrohlich raunend, mal augenzwinkernd verspielt – ein eigenwilliger Mix, der heute fast antiquiert wirkt, aber der Stimmung erstaunlich gut dient. Die Geräuschkulisse ist spärlich, gezielt und nie übertrieben. Sie begleitet das Geschehen, statt es zu dominieren. Gerade das reduziert Nostalgische wird hier zum atmosphärischen Pluspunkt.
Im Mittelpunkt des Covers: ein sepiafarbenes Bild einer altmodischen Puppe mit verschlossenem Blick – ein Klischee, aber eines, das funktioniert. Der Rahmen wirkt wie ein alter Gemälderahmen, und das ganze Design scheint dem Stil der 1960er entsprungen zu sein. Darüber spannt sich der Titel in großen Lettern, darunter die Nennung der Sprecher. Der Gesamteindruck: stimmig, zurückhaltend und mit einem feinen Gespür für den historischen Kontext. Innen finden sich nur knappe Angaben, was dem Anspruch eines Archivreleases entspricht – doch eine kleine Inhaltsübersicht oder Begleittext hätten der Veröffentlichung gutgetan.
Ein stimmungsvolles, zeitgeschichtlich faszinierendes Dokument der Radiokunst – Gruseln vor Mitternacht lebt vom leisen Schauder, dem Zwischen-den-Zeilen-Grusel, dem altmodischen Charme von Theaterstimmen und historischen Studioeffekten. Für Hörer mit Sinn für klassische Hörspielkunst ein kleines Juwel. Kein Spektakel, aber ein Schatz.
VÖ: 7. Juni 2013
Label: Pidax-Film
Bestellnummer: 4260158193061
Der Krieg der Welten (Collectors Box)
London, zur Zeit des viktorianischen Zeitalters. Als mehrere Meteore auf der Erde einschlagen, nimmt zunächst kaum jemand Notiz – bis ein Journalist, Alfred Harmsworth, erste seltsame Parallelen erkennt und sich auf Spurensuche begibt. Doch was er entdeckt, übersteigt jede menschliche Vorstellungskraft: Eine außerirdische Macht hat die Invasion der Erde begonnen – unaufhaltsam, übermächtig, unbegreiflich. Ein Krieg entbrennt, gegen einen Feind, der den Menschen technologisch um Jahrhunderte voraus ist...
H.G. Wells’ Roman The War of the Worlds zählt zu den bedeutendsten Science-Fiction-Werken der Weltliteratur – ein Meilenstein, der über Generationen hinweg inspirierte. Die Neuinterpretation von Der Krieg der Welten durch die Mediabühne wagt Großes: Über viereinhalb Stunden Hörspielzeit, auf vier CDs verteilt, mit viel Raum für Figurenentwicklung, Dramaturgie und Atmosphäre. Entstanden ist keine moderne Action-Adaption, sondern ein klassisch angelegtes, tiefgehendes Hörspiel, das sich Zeit nimmt für seine Welt und seine Figuren. Diese Umsetzung hat eine große Stärke: Sie bleibt trotz technischer Opulenz dem Geist des Originals treu – und das ist in einer Zeit der schnellen Effekte keine Selbstverständlichkeit.
Die Mediabühne inszeniert den Weltuntergang als leisen Schrecken. Die Bedrohung baut sich schleichend auf, beginnt mit wissenschaftlicher Neugier und wächst sich zu existenzieller Angst aus. Besonders gelungen ist die Perspektive: Statt auf globale Bilder zu setzen, erlebt der Hörer die Invasion aus der Sicht einzelner Menschen. Die Figur des Alfred Harmsworth steht im Zentrum – ein Reporter, dessen Recherche zunehmend zum Überlebenskampf wird. Dabei gelingt es dem Hörspiel, nicht nur das Entsetzen über die Maschinen der Marsianer zu zeigen, sondern auch eine intensive psychologische Tiefe zu erzeugen. Der Mensch, konfrontiert mit seiner eigenen Bedeutungslosigkeit – das wird hier nicht plakativ, sondern sehr feinfühlig dargestellt. Die Handlung entwickelt sich langsam, aber stetig, mit dichten Dialogen, glaubwürdigem Figurenverhalten und starken Szenenwechseln. Dass es hier nicht um Action, sondern um existenzielle Furcht, Ohnmacht und Beobachtung geht, ist das große Plus der Umsetzung. Die Geschichte bleibt stets nachvollziehbar, wirkt nie konstruiert – und entfaltet ihre düstere Kraft Schritt für Schritt.
Gordon Piedesack trägt als Alfred Harmsworth diese Produktion mit großem Ernst und bemerkenswerter Energie. Seine Stimme ist präsent, sein Ausdruck punktgenau – jeder Zweifel, jede Erkenntnis, jeder Ausbruch sitzt. Sascha Rotermund als Cillian McBiggs ist eine passende Ergänzung, kantig, deutlich und mit einer gewissen Dringlichkeit in der Stimme. Besonders erwähnenswert ist Andreas Fröhlich, der sich von seiner oft heiteren Klangfarbe verabschiedet und hier mit bemerkenswerter Ernsthaftigkeit agiert – eine echte Bereicherung. Die Nebenrollen mit Santiago Ziesmer, Michael Bideller und Rüdiger Schulski sind allesamt stimmig besetzt und verleihen dem Ensemble Tiefe. Keine Stimme wirkt überzeichnet, alles bleibt glaubwürdig.
Akustisch bewegt sich diese Produktion auf hohem Niveau. Die Geräuschkulisse ist dicht, aber nie überladen, die Balance zwischen Stimme und Umgebung stets gewahrt. Besonders stark ist die Musik, die nicht dominieren will, sondern sich unterlegt – als Verstärkung der Szenen, nicht als Selbstzweck. Sie treibt, hält inne, kommentiert unterschwellig – eine stimmungsvolle, wohldosierte Untermalung. Auch in actionreichen Szenen bleibt alles gut verständlich, was in einer Produktion dieser Größe keine Selbstverständlichkeit ist. Besonders eindrucksvoll: die klangliche Umsetzung der Marsmaschinen – eindringlich, fremdartig, aber nie kitschig.
Die Boxgestaltung ist imposant: eine stabile Pappverpackung mit magnetischem Verschluss, auf der Erde eine riesige Invasion im Gange, darüber kreisende dreibeinige Maschinen, aus dem All kommend. Der Schriftzug ist plakativ, vielleicht etwas zu dominant, aber die Gestaltung ist eindeutig als Sammleredition gedacht – hochwertig und liebevoll gemacht. Jede der vier CDs hat ein eigenes Motiv, das die Handlung visuell begleitet. Im Inneren findet sich ein mehrseitiges Booklet mit Infos zur Produktion und zur Mediabühne. Das Format wird seinem Anspruch gerecht.
„Der Krieg der Welten“ als Hörspiel ist hier nicht nur eine Adaption, sondern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Stoff. In vier intensiven Stunden entfaltet sich eine dichte, psychologisch glaubwürdige und dramaturgisch kluge Geschichte, getragen von starken Sprechern und einer zurückhaltend dramatischen Klangkulisse. Wer nicht auf schnelle Effekte, sondern auf tiefgründige Science-Fiction mit literarischem Anspruch setzt, wird hier bestens bedient. Ein Hörspiel, das seinem literarischen Ursprung würdig ist – und ihn doch mit eigenen Ideen weiterdenkt.
VÖ: 24. April 2017
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-5513-6
Die Schläfer - Unheimliches Erwachen in der Antarktis
Dr. Vincent Lürssen, ein brillanter Neurobiologe, stößt zur Crew einer polarstationierten Forschungseinrichtung in der Antarktis, die sich mit einem geheimnisvollen unterirdischen See befasst. In dieser abgeschiedenen Welt aus Eis und Stille stößt das Team auf etwas Uraltes – ein verborgenes Leben, das niemals hätte erweckt werden dürfen. Doch mit jeder neuen Erkenntnis rückt die Bedrohung näher, und bald verwandelt sich die wissenschaftliche Mission in einen albtraumhaften Kampf ums Überleben.
„Die Schläfer“ ist ein ambitioniertes Hörspiel des Hamburger Labels vitaphon, das gleich mit seiner ersten großen Eigenproduktion Maßstäbe setzt. Science-Fiction trifft auf Öko-Thriller, dazu eine Prise Lovecraft, ein Hauch philosophischer Tiefgang und eine Klanglandschaft, die zu den beeindruckendsten zählt, die in der deutschen Hörspielszene der letzten Jahre erschienen sind. Die Geschichte ist ein Paradebeispiel für gelungene Erzählökonomie: ein konsequent aufgebauter Spannungsbogen, ein klaustrophobisches Setting, das zunehmend an Intensität gewinnt, und eine Atmosphäre, die sich unaufhaltsam verdichtet. Trotz kleiner Schwächen bei der Figurenzeichnung entfaltet sich ein Hörerlebnis, das in Erinnerung bleibt.
Der dramaturgische Aufbau von „Die Schläfer“ ist bemerkenswert: Der Einstieg über ein Radiointerview ist klug gewählt, da er sowohl Kontext als auch Figurenverständnis liefert – ohne dabei künstlich zu wirken. Die erste Hälfte dient dem Aufbau: Die Charaktere, das eisige Setting, die Isolation. In dieser Ruhe liegt eine unheimliche Erwartung. Als die Forscher schließlich mit den „Schläfern“ in Kontakt kommen, kippt die Erzählung schleichend ins Bedrohliche – ein Paradebeispiel für psychologischen Horror. Der Übergang vom wissenschaftlich Neugierigen ins Paranoide, von rationaler Forschung zum existenziellen Albtraum, gelingt mit einer Langsamkeit, die genau den richtigen Ton trifft. Trotz der etwas schablonenhaften Figurenzeichnungen bleibt die Handlung fesselnd – vor allem, weil sie von einem philosophischen Grundton durchzogen ist: Wie weit darf Erkenntnis gehen? Wann kippt Neugier in Hybris? Eine spannende Gratwanderung zwischen Forschung, Furcht und Faszination.
Andre Beyer als Vincent Lürssen trägt mit ruhiger, kluger Stimme den Großteil der Geschichte. Seine Darstellung ist sensibel, konzentriert und von innerer Spannung durchzogen. Arno Abd-el Kader Lüning bringt als Koch Samir genau die Leichtigkeit und das Leben ein, das dem frostigen Setting Tiefe verleiht. Besonders eindrucksvoll ist Petra Springhorn als Meteorologin Lia Orli Ruben – ihre Stimme ist klar, emotional differenziert und wirkt auch in aufgewühlten Szenen sehr präzise. Auch die Nebenrollen mit Andreas Kleb, Stephan Ziwich und Ralf Bettinger sind stimmig und unaufdringlich besetzt. Dass viele Stimmen unverbraucht wirken, ist ein weiterer Pluspunkt: Authentizität statt Hochglanzbesetzung.
Die Produktion ist ein akustisches Erlebnis. Die Klanggestaltung ist detailverliebt, punktgenau und atmosphärisch so dicht, dass man das Eis förmlich knirschen hört. Die Musik bewegt sich zwischen sphärischer Elektronik und minimalistischer Dissonanz – keine klassischen Hollywood-Streicher, sondern fein gearbeitete Soundflächen, die die Bedrohung nicht aufdrängen, sondern spürbar machen. Die Geräuschkulisse verstärkt das Gefühl der Isolation, sei es durch das dumpfe Heulen des Windes, das Knacken der Gletscher oder das nervöse Tropfen im unterirdischen See. Hier hat vitaphon viel Aufwand betrieben – und das hört man. Einzig in vereinzelten Szenen könnte die Sprachverständlichkeit noch einen Tick besser abgemischt sein.
Das Cover ist ebenso unheilvoll wie stilvoll: Ein eisiger Ozean, durch den ein Lichtstrahl in die Tiefe dringt – Symbol für Forschung und Abstieg zugleich. Darüber schwebt das riesige, gelbglühende Auge eines unbekannten Wesens – eine direkte Reminiszenz an klassische Lovecraft-Mythen. Der Titel ist nüchtern gesetzt, das Farbschema in kaltem Blau gehalten – eine treffende visuelle Umsetzung der frostigen, unheimlichen Stimmung. Besonders positiv fällt das Booklet auf: Es enthält ausführliche Informationen zum Thema, zu den Figuren und sogar Fotos der Sprecher – ein seltener, aber sehr geschätzter Bonus in dieser Form.
„Die Schläfer“ ist ein atmosphärisch starker Science-Fiction-Thriller mit philosophischem Tiefgang. Die Geschichte ist klug konstruiert, handwerklich aufwendig umgesetzt und lebt von einer dichten, klaustrophobischen Stimmung. Trotz kleiner erzählerischer Schwächen bei der Figurenzeichnung ist das Hörspiel ein echtes Highlight – mit einem Finale, das lange nachhallt. Für Fans von intelligenter Spannung, düsterem Forscherdrama und psychologischem Horror eine klare Empfehlung.
VÖ: 14. März 2013
Label: vitaphon
Bestellnummer: 978-3-942210-32-4
Black Mirror - Das Geheimnis der Gordons
Cathrin Gordon zieht gemeinsam mit ihrem Ehemann Samuel in das traditionsreiche Anwesen Black Mirror – ein Ort, der düsterer nicht sein könnte. Doch noch ehe sich die junge Frau wirklich eingelebt hat, wird sie von einer mysteriösen Fremden gewarnt: Frauen wie sie sollen in Black Mirror nicht sicher sein. Eine beunruhigende Vorahnung, die sich rasch mit düsteren Details füllt, als Cathrin selbst Nachforschungen anstellt. Wer ist diese Frau wirklich? Und was hat es mit der unheilvollen Geschichte des Gordon-Clans auf sich?
Mit Das Geheimnis der Gordons führt Lübbe Audio die Hörspieladaption der beliebten Black Mirror-Spielereihe fort – diesmal jedoch in völlig neuem Tonfall. Statt einer nahen Nacherzählung der Videospielhandlung präsentiert sich die zweite Folge als eigenständige Mystery-Erzählung mit klassischen Krimi-Elementen und einer neuen Hauptfigur. Im Zentrum steht nun nicht mehr Samuel, sondern seine Frau Cathrin. Der Perspektivwechsel ist ein voller Gewinn: Statt Spielmechaniken akustisch umzudeuten, gelingt es dem Drehbuch, eine eigenständige Geschichte zu erzählen, die atmosphärisch tief, erzählerisch geschlossen und handwerklich stark inszeniert wurde.
Die Geschichte entfaltet sich in einem sanften, aber stetigen Spannungsbogen. Angelehnt an klassische Schauergeschichten à la Rebecca oder Spuk in Hill House entwickelt sich die Handlung langsam – aber umso dichter. Besonders gelungen ist der investigative Erzählstil: Cathrin Gordon beginnt ihre Nachforschungen fast beiläufig, wird aber bald zur Getriebenen in einem Netz aus Andeutungen, Geheimnissen und einer Familienvergangenheit, die schleichend immer bedrohlicher wird. Dabei bleibt die Erzählweise stets elegant: Keine reißerischen Wendungen, keine überzogene Dramatik, sondern leiser Schrecken, der sich aus den Figuren selbst speist. Es ist eine Geschichte über Vertrauen, über Ahnungen und über die dunklen Schatten, die nie ganz verschwinden – atmosphärisch, klug komponiert und mit einer echten Hauptfigur, die man gerne begleitet. Der Spannungsbogen wird bis zum Schluss aufrechterhalten, ohne sich in Klischees zu verlieren. Eine gelungene Abkehr von der Spielmechanik und ein atmosphärisch starker Mystery-Krimi.
Anne Moll brilliert als Cathrin Gordon – sie verleiht der Figur eine Mischung aus Sensibilität und Entschlossenheit, aus Neugier und unterschwelliger Angst. Ihre Stimme ist wandelbar, präzise, glaubwürdig – eine echte Hauptrolle, stark getragen. David Nathan als Samuel Gordon wirkt hier zurückhaltender als im ersten Teil, fügt sich aber als ruhender Pol gut in die Geschichte ein. Tanja Fornaro als Lisa Michaels überzeugt durch klare, unaufgeregte Präsenz, während Uli Krohm und Sabine Schulz-Kirchner markante Nebenfiguren mit Tiefe ausstatten. Oliver Rohrbeck rundet das Ensemble mit gewohnter Routine und Verlässlichkeit ab. Die Besetzung ist sorgfältig gewählt – keine überzeichneten Stimmen, sondern glaubhafte Charaktere.
Die Musik, größtenteils erneut aus dem Spiel übernommen, greift diesmal noch besser in die Handlung ein. Die düsteren, streicherlastigen Arrangements kleiden die Szenen mit einem eleganten Hauch von Verfall und Melancholie. Sie wirken nie dominant, sondern unterstreichen die Stimmungen subtil. Auch die Geräuschkulisse überzeugt durch Präzision: das Knarren alter Türen, das entfernte Bellen eines Hundes, das Rascheln des Stoffs einer Robe – alles dezent, aber wirkungsvoll eingesetzt. Hier ist ein Sounddesign am Werk, das mehr vermitteln will als bloßes Ambiente. Einziger kleiner Kritikpunkt: Die klangliche Abmischung hätte an wenigen Stellen etwas klarer gestaltet sein dürfen – gerade bei mehreren parallel laufenden Stimmen verschwimmen die Dialoge gelegentlich. Insgesamt aber eine technisch starke Produktion.
Das Cover zeigt erneut das Schloss Black Mirror, diesmal aus neuer Perspektive und vor einer dramatisch gefärbten Himmelskulisse. Das wiederkehrende Symbol des umgedrehten Pentagramms – hier in goldenen Linien über dem Grabfeld – verweist klar auf die Verbindung zur ersten Folge. Leider wirkt das Artwork in seiner Gesamtkomposition sehr ähnlich zum Vorgänger, sodass sich die beiden Veröffentlichungen kaum voneinander abheben. Etwas mehr Eigenständigkeit in der visuellen Gestaltung hätte der Folge gutgetan. Das Booklet bleibt inhaltlich spartanisch, liefert jedoch die wichtigsten Basisinformationen.
Das Geheimnis der Gordons ist nicht nur eine gelungene Fortsetzung, sondern vor allem ein erzählerisch eigenständiges Mystery-Hörspiel mit viel Atmosphäre, starken Sprecherleistungen und einem spannend komponierten Drehbuch. Der Perspektivwechsel zu Cathrin Gordon verleiht der Geschichte neue Tiefe, die Inszenierung konzentriert sich auf klassische Spannung statt Spielmechanik. Für Fans der Reihe ein Muss – und für Freunde des gepflegten Mystery-Krimis ein echter Tipp.
VÖ: 16. Oktober 2009
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4303-4
Black Mirror - Der dunkle Spiegel der Seele
Samuel Gordon kehrt nach dem rätselhaften Tod seines Großvaters William auf das düstere Anwesen seiner Familie zurück: das Schloss Black Mirror. Doch anstatt in Trauer zu versinken, regt sich in ihm bald der Verdacht, dass mehr hinter dem tragischen Vorfall steckt – und er beginnt, die Schatten der Vergangenheit zu durchdringen. Was zunächst wie ein Familiendrama wirkt, entpuppt sich bald als düsteres Puzzle aus uralten Flüchen, okkulten Ritualen und tief verwurzelten Abgründen.
„Black Mirror“ – ein Titel, der längst Kultstatus in der Gamingwelt genießt. Dass sich aus dem berühmten Point-and-Click-Adventure auch ein atmosphärisch dichtes Hörspiel machen lässt, war keine Selbstverständlichkeit. Doch Lübbe Audio beweist hier ein feines Gespür für Stimmungen, Dramaturgie und die besondere Kunst, digitale Spielwelten in ein akustisches Erlebnis zu verwandeln. Die Geschichte von Samuel Gordon wird in einer Laufzeit von über zweieinhalb Stunden entfaltet – und das mit der nötigen Geduld, Tiefe und einem klaren Gespür für das Genre zwischen Mystery und Psychothriller.
Der Fokus dieser Hörspieladaption liegt klar auf der Erzählstruktur, die sich eng an der des Spiels orientiert. Der ständige Wechsel zwischen beobachtender Handlung und Samuels Ich-Perspektive erzeugt eine intime Nähe zur Hauptfigur, führt aber auch zu Momenten, in denen die Spielmechanik spürbar durchscheint: Wenn Samuel etwa nüchtern berichtet, welchen Gegenstand er wo einsetzt, fühlt man sich eher wie in einem kommentierten Let's Play. Dennoch gelingt es der Inszenierung, eine dichte, beinahe beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Die Handlung entwickelt sich langsam, fast bedächtig, und spielt dabei geschickt mit klassischen Gothic-Elementen: das alte Schloss als Spiegel der Seele, düstere Familiengeheimnisse, der schleichende Wahnsinn. Die Geschichte lebt weniger von Action, sondern von subtiler Spannung, von schleichender Bedrohung und dem Gefühl, dass hinter jeder Tür ein neues Fragment der Wahrheit lauert. Besonders gelungen ist die Figurenzeichnung: fast jeder Charakter wirkt ambivalent, zwielichtig, verletzlich – das macht die Welt von Black Mirror greifbar und faszinierend.
David Nathan als Samuel Gordon ist ein Glücksgriff – nicht nur, weil er dieselbe Rolle auch im Spiel sprach, sondern weil er mit seiner markanten Stimme den inneren Konflikt der Figur auf beeindruckende Weise trägt. Seine Samuels sind zweifelnd, zögernd, zugleich entschlossen – ein Mann, der spürt, dass etwas nicht stimmt, aber erst lernen muss, was Wahrheit bedeutet. Erich Räuker gibt dem verschlossenen Bruder Robert eine geheimnisvolle, dunkle Färbung, die immer etwas Bedrohliches mitschwingen lässt. Ursula Sieg als Lady Victoria ist würdevoll, altklug, verletzlich – ein fein gespielter Kontrast. Jürgen Thormann und Maria Koschny fügen sich mit gewohnt starker Präsenz ins Ensemble. Insgesamt eine starke Sprecherleistung, getragen von präziser Regie.
Ein besonders atmosphärisches Element ist die Musik – teilweise übernommen aus dem Originalspiel, dort mit großem orchestralen Aufwand komponiert. Die düsteren, langsamen Klangflächen, die schweren Streicher und das gelegentliche Glockenspiel schaffen eine Stimmung, die perfekt zum morbiden Setting passt. Auch die Geräusche sind wirkungsvoll, wenn auch teilweise bewusst zurückgenommen: das Knarren alter Holzdielen, das entfernte Heulen des Windes, ein Knistern im Kamin. Die Klangkulisse wirkt nie überladen, sondern gezielt eingesetzt. Nur gelegentlich stören kleinere Lautstärkeschwankungen, insbesondere bei den Erzählerparts – hier hätte ein feineres Sounddesign noch mehr Immersion erzeugen können.
Das Cover greift gekonnt die Ästhetik des Spiels auf: düsteres Schloss, flammendrotes Pentagramm im Hintergrund, der markante Schriftzug – es ist auf den ersten Blick klar, worum es geht. Fans des Spiels werden sofort abgeholt. Das Booklet selbst fällt dagegen etwas spärlich aus – ein paar Hintergrundinfos zur Entstehung, zum Spiel oder zur Adaption wären schön gewesen.
„Black Mirror – Der dunkle Spiegel der Seele“ ist eine bemerkenswert gelungene Adaption eines Computerspiels, das vor allem durch Atmosphäre und psychologischen Tiefgang überzeugt. Trotz kleiner Schwächen in der Erzählweise bleibt das Hörspiel ein intensives, düsteres Erlebnis – ideal für Fans klassischer Gothic-Stoffe, die Geduld mitbringen und sich gerne auf eine langsame, unheimliche Reise begeben. Die brillante Sprecherleistung von David Nathan, die dichte musikalische Gestaltung und die kluge Dramaturgie machen diese Produktion zu einem echten Geheimtipp im Mystery-Hörspielbereich.
VÖ: 25. September 2009
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4299-0
Das klingt richtig spannend – und die Idee, das Thema Spiele als roten Faden zu nehmen, bietet ja unendlich viele Möglichkeiten! Da lassen sich sicher einige ungewöhnliche, psychologische oder sogar gesellschaftskritische Szenarien draus stricken.
Ich find’s auch super, dass es eine Anthologie wird – das bringt Abwechslung rein und hält die Spannung hoch, weil man nie weiß, was einen in der nächsten Folge erwartet. Und wenn das Ganze dann auch noch in Richtung Thriller geht, bin ich sowieso dabei!
Ich freu mich drauf und bin gespannt, welches Spiel du uns als Erstes servierst. 🎲🃏
Margaret Rutherford - 41. Schreie aus dem Moor
Ein freudiger Anlass führt Miss Rutherford und Mr. Stringer ins beschauliche Pickering – doch was als herzliches Wiedersehen beginnt, nimmt bald eine düstere Wendung. Das benachbarte Moor birgt ein unheimliches Geheimnis, das eng mit alten Feindschaften und unterdrückten Erinnerungen verwoben ist. Als nächtliche Schreie durch die Nebelschwaden dringen, ahnt Miss Rutherford: Hier geht es nicht nur um Vergangenes – sondern um Leben und Tod.
Mit „Schreie aus dem Moor“ taucht die Serie in das klassische Gothic-Krimi-Genre ein – und bietet eine Folge, die atmosphärisch kaum dichter sein könnte. Die Kombination aus nebligem Moor, unterdrückten Konflikten und heimlicher Bedrohung entfaltet eine beinahe gespenstische Wirkung, die sich von der ersten Minute an auf den Hörer überträgt. Christoph Soboll gelingt es auch hier, ein Setting zu erschaffen, das vertraut wirkt und doch immer wieder neue Abgründe öffnet. Die Folge lebt von diesem Spannungsverhältnis: zwischen Freude und Abscheu, Vergangenheit und Gegenwart, Vertrauen und Verrat. Alles in allem eine der erzählerisch stärksten Episoden der Reihe.
Was diese Episode besonders macht, ist die meisterhafte dramaturgische Balance: Soboll versteht es, mit scheinbar einfachen Mitteln ein komplexes Spannungsfeld aufzubauen. Die Geschichte entfaltet sich schrittweise, ohne Eile – und das wirkt gerade deshalb so intensiv. Kleine Dialogszenen bringen Bewegung in das Geflecht aus alten Verletzungen und familiären Spannungen, während das Moor selbst zur stummen, unheilvollen Präsenz wird. Die Handlung folgt dabei nicht den typischen Krimi-Klischees, sondern entwickelt sich aus den Figuren heraus – und das mit einer psychologischen Feinfühligkeit, die man selten in einem Hörspiel dieses Genres findet. Die Bedrohung ist nicht nur äußerlich, sondern oft auch innerlich: Es geht um Schuld, um alte Wunden, um das Verdrängte. Dass sich das schließlich in einem gefährlichen Höhepunkt entlädt, verleiht dem Finale eine starke Wucht – ohne reißerisch zu sein. Ganz großes Hörspiel-Kino, mit leisem Nachhall.
Beate Gerlach brilliert einmal mehr als Margaret Rutherford. Ihre Interpretation ist nicht nur routiniert, sondern voller Nuancen – sie verleiht der Figur Würde, Scharfsinn und Herz. Rainer Gerlach als Mr. Stringer sorgt für die gewohnt liebenswerte Bodenhaftung, immer ein wenig naiv, aber mit echtem Gespür für Zwischenmenschliches. Mark Bremer als Inspektor McLeod bringt eine ruhige Autorität in die Folge, während Nils Kreutinger als Constable Piers jugendliche Entschlossenheit ausstrahlt. Besonders hervorzuheben ist Katharina Weyland als Estella Currie – ihre Stimme trägt eine tiefe Verletzlichkeit, die sehr gut zur Figur passt. Auch Marlen Ulonska als Misses Maisel überzeugt mit einer dunklen, rätselhaften Präsenz. Die Besetzung wirkt durchweg stimmig – hier wurde mit großer Sorgfalt gearbeitet.
Die Abmischung durch Nicolas Ducci und Hans Peter Stoll verdient großes Lob. Das Klangbild ist fein ausbalanciert – nie aufdringlich, aber stets präsent. Die Geräusche des Moors, das Heulen des Windes, das ferne Rufen im Nebel – all das wird so subtil eingesetzt, dass man fast vergisst, dass es sich um ein Hörspiel handelt. Auch die Musik folgt diesem Prinzip der Zurückhaltung: Sie unterstreicht, ohne zu dominieren. Eine stimmungsvolle, technisch einwandfreie Umsetzung, die sehr gut zur Geschichte passt.
Dorothe Wouters’ Gestaltung des Covers ist einmal mehr ein Highlight. Die düstere Landschaft, das schemenhafte weiße Kleid im Moor, die silbrige Typografie – all das transportiert die Melancholie und das Unheimliche der Folge auf einen Blick. Der Stil bleibt der Serie treu, setzt aber gleichzeitig eigene Akzente. Visuell wie inhaltlich ein starkes Gesamtbild.
„Schreie aus dem Moor“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie sehr diese Serie auch in ihrer 41. Folge noch überraschen und begeistern kann. Die Geschichte ist vielschichtig, tiefgründig und atmosphärisch stark, der Spannungsaufbau gelungen, die Besetzung hervorragend – und das Ganze ist mit der nötigen Sorgfalt inszeniert und produziert. Besonders hervorzuheben ist die feine, psychologisch glaubwürdige Vorlage von Christoph Soboll, der hier ein echtes Kleinod klassischen Kriminalhörspiels geschaffen hat. Eine der besten Episoden der Reihe – und ein würdiger Beweis dafür, wie lebendig und kraftvoll gut erzählte Krimis auch heute noch sein können.
... Und habe nicht genau geguckt
. Da bin ich mal nicht online und schon hat Hermann Media was angekündigt. Also, "Dark Game" heißt meine neue Serie.
Aber, ich glaube, ganz vielleicht, kommt da bald noch mehr.
Na sieh mal einer an – kaum ist man mal offline, schon passieren die spannenden Dinge! 😄 Dark Game klingt auf jeden Fall schon mal vielversprechend – allein der Titel weckt direkt Neugier.
Magst du ein bisschen was verraten? In welche Richtung geht die Serie denn – eher Thriller, Mystery, Sci-Fi, Crime? Und weißt du schon, wie viele Folgen ungefähr geplant sind oder ob das Ganze erstmal offen gehalten wird?
Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt.
Margaret Rutherford - 33. Das Gespenst im Schnee
Ein unerwarteter Schneesturm zwingt Miss Rutherford und Mr. Stringer zur Rast – in einem abgelegenen Landhaus tief in einem verschneiten Wald. Die Bewohner, die Familie Brick, zeigen sich zunächst gastfreundlich. Doch schon bald breitet sich eine eigentümliche Nervosität im Haus aus. Irgendetwas – oder jemand – streift nachts durch den Schnee, die Furcht vor einem Spuk nimmt Gestalt an. Miss Rutherford spürt schnell, dass mehr hinter dem „Gespenst im Schnee“ steckt als nur ein Gespenst. Und so beginnt sie zu ermitteln – wie immer charmant, klarsichtig und mit einem inneren Kompass für die Wahrheit.
Mit „Das Gespenst im Schnee“ entführt uns die Serie in ein klassisches Winter-Setting, das sowohl durch seine atmosphärische Dichte als auch durch seine dichte Figurenzeichnung zu überzeugen weiß. Schon der Einstieg gelingt meisterhaft: Man hört das aufkommende Heulen des Windes, spürt fast die Kälte, die sich durch die Mauern des Hauses drückt, und ist mit den beiden Ermittlern unmittelbar mittendrin in einem Szenario, das sich zwischen Kammerspiel und Mystery-Drama bewegt. Die Folge wirkt in sich geschlossen, beinahe wie ein Bühnenstück, das auf engem Raum ein starkes Spannungsfeld erzeugt – mit viel Atmosphäre, psychologischer Feinarbeit und leisen Zwischentönen. Wer sich auf diesen feinen Erzählrhythmus einlässt, wird reich belohnt.
Christoph Soboll hat hier ein Krimistück geschaffen, das meisterlich mit klassischen Motiven spielt, ohne sich in Klischees zu verlieren. Die Handlung ist geradlinig, aber alles andere als vorhersehbar: kleine Verdachtsmomente, gut platzierte Dialoge, clevere Perspektivwechsel – all das sorgt für ein äußerst gelungenes Spannungsgefüge. Besonders hervorzuheben ist, wie geschickt Soboll die Grenzen zwischen vermeintlichem Spuk und tatsächlichem Verbrechen verschwimmen lässt. Die Figuren sind präzise gezeichnet, tragen individuelle Konflikte und werden dramaturgisch sinnvoll geführt. Was diese Folge zudem besonders macht, ist die dichte emotionale Ebene – hier geht es um Angst, Verlust, Schuld und das, was ein Geheimnis mit einer Familie machen kann. Dass dies so berührend und zugleich spannend gelingt, ist das Verdienst eines Autors, der sein Handwerk versteht. Soboll beweist mit dieser Episode einmal mehr, wie sehr ein kluger, fein komponierter Plot ein ganzes Hörspiel tragen kann.
Beate Gerlach verkörpert Margaret Rutherford wie gewohnt mit einer Mischung aus kluger Gelassenheit und augenzwinkerndem Witz. Sie ist das Herz dieser Serie, ihre Stimme eine sichere Konstante – souverän, pointiert, und immer mit einer feinen Portion Empathie ausgestattet. Rainer Gerlach als Mr. Stringer ergänzt sie erneut wunderbar: loyal, etwas schusselig, aber mit echtem Herz. Tetje Mierendorf als Abel Brick zeigt sich diesmal von einer düstereren, verletzlicheren Seite – ein stimmlicher Kraftakt, den er mit Bravour meistert. Ann Vielhaben überzeugt als Valerie Brick mit ihrer klaren, leicht kühlen Stimme, die die Spannung zwischen Nähe und Distanz gut transportiert. Sarah Alles verleiht Lyn eine feine Verletzlichkeit, während Johannes Schedl als Amal Ram eindrucksvoll Ruhe und Entschlossenheit ausstrahlt. Mark Bremer und Katharina Weyland runden das Ensemble authentisch ab – eine rundum stimmige Besetzung.
Die technische Umsetzung ist gewohnt solide. Die Winterkulisse mit ihren knarrenden Dielen, aufziehenden Sturmböen und dem fernen Rufen im Schnee ist atmosphärisch sehr dicht gestaltet. Musik kommt nur sparsam zum Einsatz, tritt dann aber gezielt auf, um Akzente zu setzen – meist dezent, manchmal bedrohlich, nie überladen. Die Geräuschkulisse fügt sich fließend ins Geschehen ein, ohne die Dialoge zu überdecken. Besonders positiv fällt auf, dass die Abmischung diesmal sehr gut ausbalanciert wurde – keine überlauten Schreckmomente, kein zu leiser Text. Eine zurückhaltende, handwerklich saubere Produktion.
Das Artwork passt perfekt zum Inhalt: ein finsteres Haus, Schneewehen und ein rätselhafter Schatten im Vordergrund. Die Gestaltung bleibt in der typischen Linie der Serie, setzt aber durch die monochrome Kälte der Farbgebung einen ganz eigenen Ton. Die klassische Serifenschrift unterstreicht die Eleganz, das Bild selbst wirkt wie eine eingefrorene Filmszene – stilvoll, geheimnisvoll und äußerst passend.
„Das Gespenst im Schnee“ ist eine der atmosphärisch stärksten Episoden der Reihe – ein feines Kammerspiel mit Mystery-Anklängen, glaubhaften Figuren und einer durchdachten, sensibel geschriebenen Story. Dass sie so gut funktioniert, ist vor allem der Verdienst von Christoph Soboll, der hier mit viel Feingefühl und dramaturgischem Gespür ein bemerkenswert dichtes Krimihörspiel geschaffen hat. Ein echtes Highlight der Serie.
Margaret Rutherford - 32. Die Witwen von Bath
Ein Tombola-Gewinn beschert Miss Rutherford und ihrem treuen Mr. Stringer einen Ausflug der etwas anderen Art: ein Wochenende im traditionsreichen Kurhotel Royal Crescent im malerischen Bath. Zwischen Teestunden, Mineralbädern und Spaziergängen durch die gepflegten Gärten scheint alles auf Erholung ausgerichtet – doch die Idylle trügt. Als ein mysteriöser Todesfall die illustre Gästeschar erschüttert, gerät die wohlgeordnete Fassade ins Wanken. Miss Rutherford nimmt, wie so oft, die Ermittlungen auf und stößt auf ein Netz aus lang gehüteten Geheimnissen, Eifersüchteleien – und Witwen, die mehr zu verbergen scheinen, als sie zeigen.
„Die Witwen von Bath“ ist eine dieser Episoden, die sofort mit klassischem Charme verzaubern. Der Schauplatz – ein altes Kurhotel mit mondänem Charme – bietet den perfekten Hintergrund für ein Kriminalstück alter Schule. Die Atmosphäre ist gediegen, fast ein wenig altmodisch, aber nie angestaubt. Vielmehr lebt die Folge von einem feinen Gespür für Zwischenmenschliches und gesellschaftliche Maskenspiele. Die Handlung entfaltet sich ruhig, aber stetig, mit dem für die Reihe typischen Gespür für Nuancen und psychologische Tiefe. Besonders schön: Die Geschichte schafft es, trotz des gedämpften Tons eine stetige Spannung aufzubauen – nicht durch Effekthascherei, sondern durch klug gesetzte Wendungen und subtile Andeutungen.
Die Folge ist dramaturgisch hervorragend aufgebaut. Der Einstieg ins Geschehen gelingt durch die humorvoll gezeichnete Tombola-Szene mit Leichtigkeit. Von da an entwickelt sich das Geschehen Schritt für Schritt in Richtung Verdunkelung – mit einer Vielzahl an Figuren, deren Beziehungen und Motive sich nach und nach offenbaren. Es geht weniger um einen spektakulären Mordfall als vielmehr um die feinen Risse in der Fassade bürgerlicher Ordnung. Die Inszenierung setzt auf eine klassische Ermittlungsstruktur: Miss Rutherford beobachtet, stellt gezielte Fragen, sammelt Widersprüche – und lässt den Zuhörer dabei stets auf Augenhöhe miträtseln. Ihre deduktiven Fähigkeiten treten in kleinen, fast beiläufigen Details hervor – und genau das macht die Faszination dieser Episode aus. Besonders gelungen ist die Verknüpfung persönlicher Schicksale mit dem Kriminalfall: Es geht nicht nur darum, wer der Täter ist, sondern warum es so weit kommen musste. Ein melancholischer Unterton zieht sich durch das Geschehen – und verleiht der Folge besondere Tiefe.
Beate Gerlach als Margaret Rutherford ist einmal mehr der ruhende Mittelpunkt der Geschichte. Mit ihrer markanten, warmen Stimme verkörpert sie die Detektivin mit Witz, Klugheit und einer Prise Mutterwitz. Rainer Gerlach als Mr. Stringer sorgt für charmante Kontrapunkte und darf diesmal sogar ein wenig mehr als nur der treue Begleiter sein. Nils Kreutinger als Constable Piers bringt die nötige Portion Jungspundenergie in das Ensemble, während Nicolas König als Inspektor Middland mit ruhiger Autorität überzeugt. Christine Kutschera, Constanze Buttmann, Cornelia Schönwald und Heidi Mercedes Gold verleihen den „Witwen von Bath“ markante Charakterzüge – jede mit eigenem Timbre, eigener Verletzlichkeit, eigenem Geheimnis. André Beyer und Rudolph de Gras runden das Ensemble mit stimmlicher Tiefe ab.
Akustisch bleibt sich die Serie treu: Geräuschkulissen und Musik sind zurückhaltend, aber sorgfältig gewählt. Das Knarren der Dielen, das Klirren von Teetassen, das entfernte Plätschern im Spa – all das wird mit wohldosierter Präzision eingesetzt, um die Szenen lebendig zu machen. Die Musik unterstreicht Stimmungen, ohne je zu aufdringlich zu wirken: elegantes Piano, dezente Streicher – eine Begleitung, die den Hörer führt, aber nie lenkt. Die Mischung ist klar, die Dialoge bleiben stets gut verständlich.
Ein klassisches englisches Landhaus, vor dem sich Margaret Rutherford mit schelmischem Lächeln abzeichnet – das Cover zur Folge 32 ist ein weiterer Beweis für die gelungene visuelle Linie der Reihe. Die gedeckten Farben, die feine Typografie, die harmonische Komposition: Das Auge erkennt sofort, was das Ohr erwartet. Besonders schön: Der Kontrast zwischen der würdevollen Ermittlerin im Vordergrund und dem scheinbar harmlosen, aber verdächtig stillen Gebäude im Hintergrund.
„Die Witwen von Bath“ ist eine zurückhaltende, klug erzählte Folge mit psychologischem Tiefgang, britischem Humor und einem klassischen Krimispiel alter Schule. Wer auf große Knalleffekte verzichtet zugunsten von feinen Zwischentönen, ist hier goldrichtig. Die Serie zeigt sich in dieser Episode von ihrer besten Seite – und macht Lust auf mehr.
Margaret Rutherford - 31. Das Geheimnis des roten Schlosses
Eine geheimnisvolle Einladung führt Margaret Rutherford und ihren treuen Begleiter Mr. Stringer in die abgelegenen Highlands – genauer: nach Skipton Castle, ein imposantes Schloss mit blutroter Fassade und düsterem Ruf. Dort versammelt sich eine illustre Gesellschaft, angeblich zur Testamentseröffnung eines exzentrischen Lords. Doch schnell zeigt sich: Hinter der gepflegten Kulisse verbirgt sich eine tödliche Wahrheit. Als ein Mord geschieht, wird klar: Die Erbschaft ist nicht das einzige, was auf dem Spiel steht – und Miss Rutherford muss all ihren Scharfsinn aufbieten, um das Rätsel des roten Schlosses zu lösen.
Mit „Das Geheimnis des roten Schlosses“ öffnet sich erneut die Tür zu einem klassischen Krimi voller Schatten, verschrobener Figuren und perfider Motive. Die 31. Folge der Margaret-Rutherford-Reihe bleibt dem Geist der Serie treu und wagt zugleich einen Schritt Richtung Gothic Mystery. Das Setting erinnert mit seinen knarzenden Dielen, geheimen Fluren und wabernden Nebeln an ein englisches Spukschloss vergangener Tage – eine Atmosphäre, in der Miss Rutherford wunderbar zur Geltung kommt. Der Einstieg ist behutsam, fast gemächlich, doch je weiter die Handlung voranschreitet, desto dichter wird das Netz aus Verdacht, Heimlichtuerei und unerwiderter Gier.
Die Erzählstruktur dieser Folge orientiert sich spürbar an klassischen „Locked-Room“-Konstruktionen: Eine abgeschiedene Umgebung, eine begrenzte Zahl an Verdächtigen – und ein Mord, der nicht nur die Nerven der Gäste, sondern auch die Geduld des Hörers strapaziert. In bester Tradition werden Motive skizziert, Alibis geprüft, Masken gelüftet – und all das mit jenem feinen Humor, der diese Reihe so sympathisch macht. Miss Rutherford steht dabei im Mittelpunkt, jedoch ist das Zusammenspiel mit Mr. Stringer diesmal besonders charmant inszeniert. Der Fall selbst wird stringent aufgebaut, steigert sich mit jeder Szene und mündet schließlich in eine ebenso überraschende wie logische Auflösung. Die Geschichte entwickelt sich mit ruhiger Hand, setzt auf psychologische Tiefe statt auf Effekthascherei – was dem Ganzen eine fast literarische Finesse verleiht.
Beate Gerlach ist erneut ein verlässlicher Anker dieser Reihe. Ihre Margaret Rutherford wirkt selbstsicher, klug, zugewandt – mit jenem altersweisen Witz, der nie ins Schrullige abgleitet. Rainer Gerlach gibt als Mr. Stringer erneut den warmherzigen, leicht besorgten Begleiter mit feinem Gespür für Zwischentöne. Marlen Ulonska als Theodora Harlow bringt viel Emotion in ihre Rolle, besonders in den unruhigen, verletzlichen Momenten. Carsten Wilhelm überzeugt als Cary Bogart mit geschmeidiger Autorität, während Oliver El-Fayoumy, Christian Rudolf und Esther Barth dem Ensemble mit stimmlicher Eigenständigkeit Kontur verleihen. Gabriel Marian Skowerski als Mister Ventura gibt dem Ganzen eine angenehm zwielichtige Note.
Die akustische Umsetzung bleibt der Serie treu: Geräusche und Musik sind fein dosiert und setzen gezielte Akzente, ohne den ruhigen Erzählfluss zu stören. Das Heulen des Windes, das Knarzen des Schlossbodens, der fern hallende Gong – all das unterstützt die Atmosphäre, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Auch die musikalischen Motive wurden klug gewählt: dezente Streichereinwürfe und düstere Klavierlinien begleiten den Spannungsaufbau auf elegante Weise. Die Abmischung ist klar, die Stimmen bleiben gut verständlich – auch in dialogreichen Szenen.
Das Cover zeigt Margaret Rutherford vor der düsteren Silhouette von Skipton Castle – ein klassisches Motiv, das sofort die richtige Stimmung evoziert. Der Titel in goldener Schrift hebt sich kontrastreich vom grau-getönten Hintergrund ab, während das bekannte Layout für Wiedererkennung sorgt. Insgesamt eine stimmige visuelle Umsetzung, die das Hörspiel atmosphärisch einrahmt.
„Das Geheimnis des roten Schlosses“ ist ein klug komponierter Krimi mit klassischer Erzählweise, pointierten Figuren und einem Hauch Gothic-Romantik. Die Folge setzt auf Spannung durch Beobachtung und Andeutung – und lebt dabei ganz von der Präsenz ihrer Hauptfigur. Eine sehr gelungene Episode, die mit erzählerischer Reife und liebevoller Inszenierung überzeugt.
Margaret Rutherford - 19. Mumientanz um Mitternacht
Maidenfield steht Kopf: Der berühmte Schriftsteller Alfred Ashton kommt ins Dorf, angeblich auf der Suche nach Inspiration für seinen neuen Kriminalroman. Doch noch bevor sein Aufenthalt richtig beginnt, geschieht ein Mord – und das mitten in der Nacht. Die Umstände sind ebenso rätselhaft wie makaber: Eine Mumie, ein alter Fluch und ein Netz aus Lügen, Intrigen und verschwiegenen Geheimnissen lassen nicht nur die Polizei, sondern auch Margaret Rutherford aufhorchen. Gemeinsam mit dem treuen Mr. Stringer nimmt sie die Ermittlungen auf und stößt bald auf eine Wahrheit, die dunkler ist als der Schleier der Vergangenheit.
Mit „Mumientanz um Mitternacht“ geht die beliebte Krimi-Reihe um die schrullig-charmante Amateurdetektivin in ihre neunzehnte Runde – und liefert einmal mehr eine Folge, die zwischen klassischem Whodunit und einem Hauch Grusel changiert. Schon der Titel weckt nostalgische Assoziationen an alte Edgar-Wallace-Filme, doch was diese Folge besonders macht, ist die gekonnte Mischung aus trockener britischer Exzentrik, düsterer Atmosphäre und einem Schuss skurrilem Humor.
Die Dramaturgie dieser Folge ist durchdacht aufgebaut: Der Kriminalfall wird schrittweise entfaltet, mit geschickten Wendungen und kleinen, wohlplatzierten Hinweisen, die den Hörer immer wieder aufs Glatteis führen. Dabei gelingt es dem Skript, die Balance zwischen leichtfüßiger Erzählweise und düsterer Thematik zu halten. Besonders reizvoll ist der narrative Kontrast zwischen dem beschaulichen Dorfidyll und dem exotischen Element der „wiedererwachten“ Mumie, das in einem glaubhaften Spannungsbogen verankert wird. Die Figur der Margaret Rutherford wird wie immer mit sanfter Ironie, aber auch analytischer Schärfe gezeichnet – sie mischt sich ein, ohne aufdringlich zu sein, und lässt mit ihrer Präsenz alle Szenen leben. Mr. Stringer bietet ihr einmal mehr den ruhigen Gegenpol. Die Dialoge sind pointiert und enthalten liebevolle Details, die die Figuren glaubwürdig und menschlich wirken lassen.
Beate Gerlach verleiht Margaret Rutherford jenen einzigartigen Ton zwischen resolutem Eigensinn und warmherziger Lebensklugheit. Ihr Spiel trägt maßgeblich zur Atmosphäre bei und trifft den Charakter mit genau dem richtigen Maß an verschmitztem Humor. Rainer Gerlach als Mr. Stringer bleibt angenehm zurückhaltend und liefert eine nuancierte, sympathische Performance. Tetje Mierendorf bringt als Alfred Ashton die richtige Mischung aus Eitelkeit und Intelligenz mit, während Ann Vielhaben als Lucy Eastly eine glaubhaft nervöse und verletzliche Figur gibt. Thomas Fedrowitz, Nicolas König und Deborah Mock sorgen für glaubwürdige Nebenfiguren, die die Geschichte lebendig machen.
Die akustische Gestaltung dieser Folge bleibt auf dem gewohnt soliden Niveau der Reihe. Die Geräuschkulisse ist fein abgestimmt, von den ruhigen Dorfmomenten bis hin zu nächtlichen Szenen im Schatten alter Gemäuer. Musik wird sparsam eingesetzt, aber an den richtigen Stellen – etwa bei der ersten Konfrontation mit der Mumie – trägt sie zur atmosphärischen Dichte bei. Die Abmischung bleibt klar und verständlich, selbst in Szenen mit mehreren Sprechern.
Das Artwork fügt sich nahtlos in die Gestaltungslinie der Reihe ein. Die dunklen Töne, die Silhouette der Mumie und der blasse Schein des Mondlichts über einem viktorianischen Anwesen erzeugen eine geheimnisvolle Stimmung. Zwar verrät das Cover nichts Konkretes über die Handlung, doch weckt es genau das richtige Maß an Neugierde und Gänsehaut.
„Mumientanz um Mitternacht“ ist eine atmosphärisch dichte, gut erzählte Folge, die klassische Krimielemente mit einem Schuss Okkultem verwebt. Die liebevolle Figurenzeichnung, die sorgfältige Inszenierung und das solide Sprecherensemble machen diese Episode zu einem Highlight der Reihe. Ein Krimi mit Stil, Charme und einem Hauch Grusel – ganz so, wie man es von Margaret Rutherford erwartet.
Planet Eden - Folge 7
Captain McLean und seine Crew erwachen nach einem langjährigen Tiefschlaf aus der Isolation einer Weltraummission – nur um festzustellen, dass die Erde, wie sie sie kannten, nicht mehr existiert. Die Zivilisation liegt in Trümmern, die Menschheit ist nahezu ausgelöscht. Überlebende verschanzen sich in Orbitalstationen wie der Lunaris, auf der Kommandantin Justine nun versucht, Ordnung und Struktur aufrechtzuerhalten. Als McLean auf Justine trifft, erfährt er von der dunklen Wahrheit über das Schicksal des Planeten – und davon, welche Verantwortung nun auf ihm und seiner Crew lastet.
Nach einer mehrjährigen Pause kehrt Planet Eden mit Folge 7 zurück – und es ist ein durchdachter Neustart: Die neue Ausgangslage lässt sich sowohl von treuen Hörern als auch Neueinsteigern gut nachvollziehen. Die Verbindung zu den früheren Folgen bleibt bestehen, ohne zur Einstiegshürde zu werden. Der Fokus liegt zunächst auf Exposition: Der Zerfall der Menschheit, die Notwendigkeit interstellarer Kolonisierung, moralische Fragen zur Menschlichkeit in der Katastrophe. Erzählerisch funktioniert dies als ruhiger Auftakt in ein neues Kapitel, auch wenn es gelegentlich an emotionaler Tiefe fehlt – vor allem, weil die Figuren mit apokalyptischen Nachrichten fast stoisch umgehen. Was fehlt, ist weniger Handlung als vielmehr eine mitfühlende Reaktion auf das Erzählte. Doch sobald die neue Konstellation etabliert ist, nimmt die Geschichte an Fahrt auf.
Die Folge profitiert von einem dramaturgisch geschickt aufgebauten Szenenbild, das langsam Spannung aufbaut. Die „neue Welt“ wird in Fragmenten eingeführt – Raumstationen, zerstörte Städte, das Vakuum zwischen Hoffnung und Resignation. Besonders gelungen ist das Spannungsfeld zwischen dem Neuling McLean und der altgedienten Justine. Die Dynamik entwickelt sich glaubwürdig, auch wenn sie sich zunächst auf formale Befehlstöne beschränkt. Die Bedrohung kommt diesmal nicht von außen – sondern aus der Unsicherheit, wie ein Überleben organisiert werden soll. Hier liegt das Potenzial der Geschichte: Es geht nicht um Schlachten, sondern um Entscheidungsgewalt, Isolation und die Frage, was eine Gesellschaft nach dem Zusammenbruch zusammenhalten kann. Der Auftakt mag noch zaghaft sein, aber das Potenzial für weitere Konflikte ist deutlich spürbar – und das macht neugierig.
Sandra Schwittau verleiht Justine erneut klare Konturen. Ihr schneidender Ton passt hervorragend zur Kommandantin, und wo nötig, blitzt auch Empathie auf – gerade in Momenten der Zerrissenheit. Tetje Mierendorf als Captain McLean ist solide, wenngleich die Figur noch wenig Spielraum für emotionale Tiefe bietet. Seine Darstellung bleibt ein wenig kontrolliert, was allerdings auch zur Rolle eines routinierten Raumfahrers passt. Jörg Pintsch bringt mit seiner Interpretation von Helix 19 eine gelungene neue Farbe ins Ensemble: sein Spiel changiert zwischen nüchternem Beobachter und unterschwellig ironischem Kommentator – eine Bereicherung für das Gefüge. Auch Torsten Münchow, Victoria Sturm und Stefan Krause runden das starke Ensemble ab.
Die Soundkulisse überzeugt in der Breite, hat aber Schwächen in der Balance: Die Hintergrundgeräusche sind ambitioniert und erzeugen eine realistische Atmosphäre – man hört Maschinen, Hall, das surrende Leben auf einer Raumstation. Doch einige Passagen – vor allem dort, wo Stimmen durch Filter oder Funk verzerrt werden – erschweren das Verständnis. Diese Momente bremsen den Hörfluss kurzzeitig. Musikalisch bleibt die Produktion zurückhaltend, setzt aber punktgenaue Akzente, die den Spannungsbogen unterstützen. Besonders die ruhigeren Szenen profitieren von dieser Zurückhaltung.
Ein einzelner Astronaut, in einem Raumanzug stehend, eingerahmt von karger Kälte – das Motiv wirkt isoliert und stellt genau jene Leere dar, die auch das Hörspiel thematisiert. Die Bildsprache der Einsamkeit trifft den Ton der Episode gut, der Fokus liegt auf Rückzug, Desillusion und der Suche nach einem neuen Anfang. Das Cover bleibt schlicht, aber effektiv – ein stimmiger visueller Auftakt für die zweite Staffelhälfte.
Mit Folge 7 gelingt Planet Eden ein respektabler Neuanfang. Die Episode legt den Grundstein für neue Konflikte, führt neue Figuren ein und verbindet gekonnt die alten Elemente mit frischen Perspektiven. Zwar fehlen zu Beginn emotionale Spitzen, und die Inszenierung wirkt noch etwas kontrolliert, doch im Verlauf entsteht ein spannendes Szenario mit vielversprechender Tiefe. Wer Science-Fiction mit politisch-ethischem Unterton schätzt, wird diese Rückkehr zu schätzen wissen.
Metallica begeistert dich eben. 😉
Peter Pasetti – Die Stimme des gediegenen Geheimnisses
Es gibt Stimmen, die klingen, als kämen sie aus einer anderen Zeit – als würden sie aus einer Welt berichten, in der der Anzug noch saß, der Blick noch wog und das Wort noch etwas bedeutete. Peter Pasetti war so eine Stimme. Eine Stimme mit Haltung. Eine Stimme, die wusste, dass das gesprochene Wort auch Stil haben kann.
Wenn ich Pasetti höre, denke ich unweigerlich an die große Kunst der Erzählung. An Männer mit grauen Schläfen, an Rauchschwaden in dunklen Räumen, an Teppiche, die Geschichten erzählen, und an Möbel, die nicht neu sein müssen, um Eindruck zu machen. Peter Pasetti war kein Lautsprecher – er war ein Lautdenker. Er sprach so, wie andere schreiben sollten: klar, mit Maß, mit Tiefe.
Als Theaterschauspieler trat er früh hervor, als Sohn einer künstlerischen Familie – von der Bühne direkt in den Film, von dort ins Fernsehen. Der Kommissar, Derrick, Der Alte – Pasetti war da, wo man Charakter brauchte. Als Graf, Richter, Arzt, Gentleman, Intrigant. Seine Rollen hatten Würde, und selbst die Schattenseiten seiner Figuren trugen Maßanzug. Er war ein Schauspieler, der sich selbst nie in den Vordergrund drängte – aber sobald er sprach, war er Mittelpunkt.
Doch seine wahre Größe offenbarte sich im Hörspiel. Für mich ist Peter Pasetti vor allem eines: der Inbegriff des eleganten Sprechers. Der kultivierte Erzähler. Der wortgewordene Smoking.
Als Alfred Hitchcock in den frühen Folgen der drei ??? war er schlicht unverwechselbar. Wie er jeden Fall mit einem Hauch britischer Ironie einleitete – das klang nicht nach Hamburg-Quickborn, das klang nach Baker Street und Kaminfeuer. Und da sind wir auch schon bei seiner Paraderolle im Radio: Sherlock Holmes. Pasetti war Holmes – bei Heinz-Günter Stamm, beim BR, in einer Tonlage, die zwischen Beobachtung und Anklage schwebte. Keine Übertreibung, keine affektierte Arroganz – sondern ein präziser, fast musikalischer Intellekt, durch Sprache getragen.
Und dann natürlich: Skeletor. Ja, Pasetti hat das Böse mit Würde gesprochen. In der Masters of the Universe-Serie brachte er selbst dieser bisweilen klamaukigen Figur eine gefährliche Ernsthaftigkeit bei. Seine Stimme war nicht schrill, nicht überzogen – sie war überlegen. Auch in Airwolf, Asterix, zahllosen Europa-Produktionen klang er wie ein Mann, der die Welt von oben betrachtet – und nur dann eingreift, wenn es notwendig ist.
Man hört ihm zu, weil man spürt, dass er mehr weiß, als er sagt.
Was ihn für mich so besonders macht, ist dieses Gefühl von Zeitlosigkeit. Seine Stimme ist kein Modephänomen, kein Laut der Epoche. Sie steht für Substanz, für klassische Schule, für Sorgfalt. Für einen Sprachstil, der nichts vorgibt, sondern führt.
Peter Pasetti ist für mich ein Stück deutscher Hörspielgeschichte, das sich mit Goldschrift in das Gedächtnis geschrieben hat. Jedes Hörspiel, in dem er auftaucht, bekommt auf einmal Gravität. Und selbst wenn man die Handlung vergisst – seine Stimme bleibt. Als feines Echo. Als gediegener Schatten an der Wand.
Er war kein Mitreißer – er war ein Mitdenker. Und genau das macht ihn unvergesslich.
Metallica war auch bereits Folge 16
https://www.h%c3%b6rspieltalk.de/forum/thread/2…l-16-metallica/
Gisela Trowe – Die Stimme, die Tiefe hatte
Wenn ich an Gisela Trowe denke, fällt mir nicht als Erstes ein bestimmter Film oder ein Hörspiel ein – sondern eine bestimmte Wärme. Eine Stimme, die nicht laut werden musste, um aufzuwühlen. Die sich nicht vordrängte, sondern im Raum stand wie eine alte Holzsäule: tragend, schnörkellos, geerdet.
Gisela Trowe war vieles: Schauspielerin, Synchronsprecherin, Hörspielgröße. Aber vor allem war sie jemand, der klang, als hätte er das Leben von innen gesehen – mit all seinen Brüchen, Schönheiten, Abgründen. Ihre Stimme hatte diesen leicht rauen, erdigen Ton, der sofort Vertrauen stiftete. Kein weichgespülter Klang, kein Versuch, gefällig zu sein. Sie sprach, wie man das Leben lebt: mit Ecken und mit Haltung.
Sie kam aus dem Theater – aus einer Generation, die ihre Rollen noch mit dem ganzen Körper spielte. Am Berliner Ensemble, bei Brecht, bei Gründgens, später in Hamburg, München, Wien. Sie war nicht nur eine Schauspielerin der Bühne, sie war auch jemand, der über Jahrzehnte in der zweiten Reihe das Fundament gebaut hat – bei Film und Fernsehen, in Serien, in Nebenrollen, in jenen Figuren, die erst Tiefe in eine Geschichte bringen.
Und sie konnte synchronisieren. Nicht schick, nicht glatt, sondern mit Substanz. Ob Gina Lollobrigida oder Angela Lansbury – wenn Trowe sprach, war da immer ein Hauch Weltklugheit dabei. Diese Fähigkeit, einer Figur mit wenigen Sätzen eine Vergangenheit zu geben, eine Haltung, eine Würde. Gerade als ältere Frauenfigur – als resolute Tante, als müde Aristokratin, als sanfte Stimme der Erfahrung – war sie unvergleichlich. Es war, als würde sie nicht nur spielen, sondern etwas mitgeben.
Was mich persönlich berührt hat, war ihre Arbeit im Hörspiel. Die Europa-Klassiker, Die drei ???, TKKG, Hui Buh, die alten Masters-Folgen – ich kannte sie aus all dem. Und jedes Mal, wenn ich ihre Stimme hörte, war da diese Vertrautheit. Diese Mischung aus Autorität und Geborgenheit. Sie konnte streng klingen, dann wieder weich, dann plötzlich schneidend klar. Und das alles ganz organisch, ohne große Gesten.
In Die drei ??? und der Zauberspiegel war sie Mrs. Darnley – eine kleine Rolle vielleicht, aber sie füllte sie mit Leben. Auch in der Hörspielbearbeitung von Die Säulen der Erde wirkte sie – nicht nur als Stimme, sondern als Präsenz. Als Erzählerin schwebte sie über der Handlung, fast wie eine alte Seele, die schon viel gesehen hat – und einem trotzdem zuhört, als sei es das erste Mal.
Was bleibt, ist das Gefühl, dass mit Gisela Trowe eine dieser Stimmen verschwunden ist, die nicht laut sein musste, um gehört zu werden. Ihre Kunst war kein Feuerwerk. Sie war Glut. Und Glut wärmt länger.
Dietmar Wunder – Die Stimme zwischen Coolness und Charakter
Es gibt Stimmen, die tragen einen durch ein ganzes Kinoleben – und manchmal sogar durch Nächte, Geschichten, Lebensphasen. Dietmar Wunder ist für mich so eine Stimme. Man kann sich ihr kaum entziehen, weil sie gleichermaßen geerdet wie vibrierend wirkt. Sie bringt einen eleganten Druck mit, der nie aufgesetzt klingt, sondern von innen heraus pulsiert – als würde sie direkt aus dem Zentrum der Figur kommen. Und sie ist wandelbar: charmant, lässig, sanft, gefährlich. Dietmar Wunder hat eine dieser Stimmen, die einen durchdringen, lange bleiben und sich in vielen Figuren als innerer Klang ablegen.
Bekannt wurde er als deutsche Stimme von Daniel Craig – spätestens seit Casino Royale ist sein Tonfall für viele untrennbar mit dem neuen James Bond verbunden. Wunders Bond hat Ecken, hat Tiefe, hat auch mal eine Spur von Müdigkeit im Blick. Er klingt wie ein Mann, der weiß, was er tut – aber eben auch, was es ihn kostet. Und das ist das, was Wunder so besonders macht: Er synchronisiert nicht einfach, er spielt, er lebt die Rolle auf stimmlicher Ebene mit. Man merkt ihm seine eigene Schauspielausbildung an, spürt das Theaterhandwerk, das in jeder seiner Betonungen sitzt – und trotzdem wirkt es nie überzogen oder technisch, sondern genau richtig. Organisch. Glaubwürdig.
Dabei reicht seine Vielseitigkeit weit über den Martini-schwenkenden Geheimagenten hinaus: Ob als Adam Sandler mit komischem Tempo und absurder Energie, als Cuba Gooding Jr. mit Hitze und Wut oder als Don Cheadle mit reflektierter Schärfe – Dietmar Wunder bringt ihnen allen einen einzigartigen deutschen Klang. Und wenn man sich durch seine Synchronarbeiten hört, erkennt man: Da ist jemand am Werk, der sich nicht nur in Stimmen, sondern in Menschen hineinversetzen kann. Der weiß, wann man zurücknimmt und wann man aufdreht. Der Figuren Farbe gibt, ohne sie zu übermalen.
Aber Wunder ist längst nicht nur ein Mann der Leinwand. Auch in Hörspielen, Hörbüchern und Dokumentationen ist er präsent – ein ständiger Begleiter für alle, die mit dem Ohr leben. Als John Sinclair in der Edition 2000 ist er ein Garant für dunkle Gänsehaut, als Erzähler in Hörbüchern wie Die Flüsse von London, Shining oder Die Chronik der Unsterblichen beweist er erzählerische Tiefe und Timing. Er kann Tempo gestalten, Atmosphäre bauen, innere Welten entstehen lassen. Seine Lesungen atmen – sie sind nicht bloß vorgelesen, sie sind gespielt, gedacht, durchlebt.
Besonders beeindruckt hat mich immer, wie souverän er auch als Regisseur agiert. Wunder steht nicht nur hinter dem Mikro, sondern auch hinter der kreativen Struktur: Er schreibt Dialogbücher, führt Regie, denkt Synchronisation als Ganzes. Serien wie Weeds, Filme wie Departed oder Produktionen wie Avatar tragen seine Handschrift in der deutschen Version – nicht aufdringlich, aber spürbar. Klar in der Linie, stark im Ton, mit Gefühl für Rhythmus und Zwischentöne.
Privat wirkt Dietmar Wunder angenehm bodenständig. Kein lauter Typ, kein Showman. Und das ist vielleicht das Geheimnis: Er muss nicht laut sein, weil seine Stimme sowieso alles erzählt, was wichtig ist. Und diese Stimme ist ein Geschenk – an Figuren, an Filme, an uns Zuhörer. Sie bringt uns zum Lachen, lässt uns frieren, gibt uns Orientierung, manchmal sogar Trost. Sie ist nie beliebig, nie austauschbar. Und wer einmal Bond mit einer anderen Stimme gehört hat, weiß: Es fehlt etwas. Es fehlt Dietmar Wunder.
Er ist für mich einer dieser Menschen, die das, was sie tun, mit Respekt und Hingabe machen. Ohne Pathos, aber mit Haltung. Und das merkt man jeder seiner Rollen an – ganz gleich, ob als Sprecher eines schrulligen Sidekicks, eines tragischen Ermittlers oder eines stoischen Weltretters.
Dietmar Wunder spricht – und plötzlich hört man mehr als nur Worte. Man hört einen Menschen, der für viele Figuren das deutsche Gesicht geworden ist. Und das ist vielleicht das größte Kompliment, das man einem Sprecher machen kann.