Gruselkabinett – 118. / 119. 20.000 Meilen unter dem Meer

  • Gruselkabinett – 118. / 119. 20.000 Meilen unter dem Meer



    Die Berichte über ein riesiges Seeungeheuer, das schon zahlreiche Schiffe zum Untergang gebracht haben soll, reißen nicht ab und faszinieren auch den Meeresbiologen Prof. Pierre Aronnax. Dieser glaubt jedoch nicht so recht an ein mystisches Wesen und begibt sich mit seinem treuen Begleiter Conseil auf eigene Faust auf die Suche nach dem angeblichen Untier...

    Jules Vernes Stil wird wohl meist eher dem Genre Abenteuer oder Phantastik zugeordnet, sodass eine Aufnahme von „20.000 Meilen unter dem Meer“ in das Gruselkabinett von Titania Medien zunächst verwundern könnte. Doch dieser Effekt verliert sich schnell beim Hören der fast zweistündigen Produktion auf zwei CDs, denn die Anpassung an das Medium Hörspiel und die düster-bedrückene Stimmung des Originals kommen hier bestens zur Geltung, sodass trotz fehlender Vampire oder Werwölfe eine unheimliche Stimmung entsteht. Der Anfang ist sehr stimmig gelungen und führt dynamisch in das Thema der Folge ein, lässt sich Zeit, die Charaktere und deren Grundsituation vorzustellen. Mit dem Aufbruch auf die hohe See und den ersten merkwürdigen Ereignissen wird die Stimmung verdichtet und findet schließlich mit den Szenen unter dem Meer seinen Kern, der faszinierend und zunehmend auch erschreckend dargestellt wird. Die Handlung konzentriert sich immer weiter, sodass beispielsweise auf der zweiten CD nur noch vier Stimmen zu hören sind. Diese Reduziertheit an Schauplätzen und Charakteren ist sehr gelungen und steigert sich zu einem sehr gut erzählten Finale, die die Geschichte von Verne bestens zur Geltung bringt.

    Jürgen Thormann ist in der Rolle des Professor Pierre Arronax zu hören, seine markante Stimme begleitet den Hörer durch das gesamte Hörspiel, da er auch die Erzähltexte übernimmt. Sehr ausdrucksstark und mit facettenreicher Stimme schafft er einen sehr präsenten Charakter. Julian Tennstedt ist als sein Diener Conseil zu hören, der eine dynamisch und glaubhaft spricht. Uli Krohm ist als Kapitän Nemo zu hören, eindringlich und sehr intensiv setzt er diesen interessanten Charakter um und steigert sich dabei immer weiter hinein. Weitere Sprecher sind Dietmar Wunder, Hans Bayer und Sascha von Zambelly.

    Dass sie eine Vielzahl von unterschiedlichen Stimmungen erzeugen können und dabei auch durchaus eine bedrückende Unterwasser-Szenerie heraufbeschöwren können, haben die Macher hinter dem Gruselkabinett schön öfters bewiesen. Und so kitzeln sie auch hier einiges aus der Geschichte heraus, setzen mit wuchtiger Musik oder einer passenden Geräuschkulisse immer wieder gekonnt Akzente.

    Wieder sind die beiden CDs in einem Pappschuber untergebracht, haben aber beide ein eigenes Cover erhalten, dass ein und dieselbe Szenerie aus zwei verschiedenen Persepktiven zeigt – ein Haiangriff auf das riesige Unterseeboot, einmal im offenen Meer, einmal ein Blick aus dem Inneren heraus. Eine sehr gelungene Idee, die durch die zwei Stimmungen sehr gut funktioniert.

    Fazit: Titania Medien haben hier bewiesen, dass auch diese Geschichte bestens in die Serie passt und präsentiere eine atmosphärisch sehr dichte Umsetzung, die die unheimliche Stimmung nach außen kehrt und mit viel Wucht und Ausdruck für zwei unterhaltsame Stunden sorgt. Besonders die zweite, sehr reduzierte Hälfte ist bestens gelungen.

    VÖ: 18. November 2016
    Label: Titania Medien
    Bestellnummer: 978-3-7857-5384-2

  • Auch hier bin ich ein Fan der Geschichte. Die könnte ich in allen Variationen hören. Aber Ja, ich habe die erste CD auch noch sehr in die Länge gezogen in Erinnerung.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ja, in früheren Produktionen (bis Folge 100) haben es die Macher prima geschafft, die Vorlagen komplett in Hörspielszenen umzusetzen. Nach der 100 kommt es leider immer häufiger vor, dass größere Teile der Handlung in langen Mono- und Dialogen abgehandelt werden, vermutlich weil das weniger Arbeit bei der Umarbeitung der Vorlage macht.

  • Kann aber auch daran liegen dass die besten und geeignetsten Vorlagen schon weg sind?

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Puh, diese Produktion habe ich als unerträglich zäh und dialoglastig in Erinnerung.

    Das deckt sich 1 zu 1 mit meiner Erinnerung. Dabei hatte ich immer gehoff, dass Titania einmal diese Vorlage umsetzen würde. Die Enttäuschung über das Ergebnis war dann entsprechend groß. Nun ja, vielleicht begeben sich die Ohrenkneifer ja noch einmal ans Werk. Aber da ist es leider sehr still in den letzten Jahren.

  • Kann aber auch daran liegen dass die besten und geeignetsten Vorlagen schon weg sind?

    Das kann ich mir bei Vorlagen aus dem Bereich der Schauerliteratur auch gut vorstellen. "20.000 Meilen" fällt aber wohl eher in den Bereich der Abenteuerliteratur und ich habe das Buch mehrmals und mit Freude gelesen. Da passiert so einiges, was schon im Buch szenisch dargestellt wird und sich entsprechend auch im Hörspiel szenisch umsetzen lassen sollte. Ich denke nicht, dass es hier an der Vorlage liegt. Es liegt für mich eindeutig an der Umsetzung.

  • Das kann ich mir bei Vorlagen aus dem Bereich der Schauerliteratur auch gut vorstellen. "20.000 Meilen" fällt aber wohl eher in den Bereich der Abenteuerliteratur und ich habe das Buch mehrmals und mit Freude gelesen. Da passiert so einiges, was schon im Buch szenisch dargestellt wird und sich entsprechend auch im Hörspiel szenisch umsetzen lassen sollte. Ich denke nicht, dass es hier an der Vorlage liegt. Es liegt für mich eindeutig an der Umsetzung.

    Da stimme ich Dir hundertprozentig zu. Gerade aus so etwas wie 20.000 Meilen unter dem Meer muss man ganz einfach mehr machen als ein so uninspiriertes Dauer-Monologisieren. Wenn einem nichts einfällt, sollte man es lieber lassen. Für mich auch ganz klar ein Problem der Umsetzung.

    Aber die Jungs müssen ja offensichtlich einen riesengroßen Ausstoß an Folgen schaffen, damit sich das alles finanziell trägt. Da bleibt für die liebevolle Bearbeitung jedes einzelnen Hör-Stück wohl einfach nicht mehr die Zeit. Liegt auf der Hand. Das Jahr hat nur 365 Tage, und bei dem Ausstoß kann man sich ja ausrechnen, wie viel Zeit für jedes einzelne Skript bleibt - zumal der Autor ja gleichzeitig auch der Regisseur ist.

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