• Die Welle



    Die Klasse von Geschichtslehrer Ben Ross will nicht glauben, dass der Fanatismus des dritten Reiches noch einmal passieren könnte. Und so entschließt er sich zu einem interessanten Experiment und startet „Die Welle“, eine Bewegung, in der alle Mitglieder gleich sind und die gemeinsam ihre Ziele erreichen. Doch bald entwickelt die Welle ein Eigenleben...

    „Die Welle“ gehört zu den bedeutendsten Jugendbüchern der heutigen Zeit und gehört völlig zu Recht zur Pflichtlektüre an vielen deutschen Schulen. Dass es sich dabei aber keineswegs um eine trockene Angelegenheit handelt, beweist unter anderem das von Sven Stricker produzierte Hörspiel, das nun vom Audio Verlag verlegt wurde. Es geht darum, wie schnell auch heute noch eine fanatische Struktur gebildet werden kann, wie schnell auch heute noch eine kleine Gruppe immer mehr Einfluss erlangen kann und wie sie mit ihren Gegnern umgeht. Anfangs werden die verschiedenen Charaktere vorgestellt und die Idee von Ben Ross eingeführt. Interessant ist, wie die meisten Figuren anfangs eigene Züge haben, aber im Laufe der Zeit immer weiter verblassen, ihr Selbst zugunsten der Gruppe aufgeben – alles als Teil des Experiments. Es ist spannend zu hören, wie sich „Die Welle“ immer mehr zum Selbstläufer entwickelt und alles mit sich reißt, was nicht in die klare Struktur passen will. Im Mittelpunkt steht oft die clevere Laurie, die der Welle zunehmend kritisch gegenübersteht und immer weiter unter Druck gesetzt wird. Das Geschehen in einer Dreiviertelstunde zu erzählen gelingt zwar gut und unterhaltsam, hat aber natürlich nicht die Tiefe, die vom Roman ausgeht und vernachlässigt viele Details, die den Vorgang der Gleichschaltung begreiflicher machen. Auch die Ereignisse nach der Schlüsselszene werden hier außer acht gelassen. Trotzdem kann man die Bewegung der Welle nachvollziehen und deren Schrecken wie deren Faszination erleben, ein gut produziertes und anspruchsvolles Hörspiel.

    Die Auswahl der Sprecher ist sehr gelungen, alle passen gut zu ihrer jeweiligen Rolle. Gernot Endemann ist als Ben Ross zu hören und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Er kann den herrischen Anführer der Welle ebenso gut darstellen wie den engagierten Lehrer und später den Mann, der sich seine Schuld selbst eingestehen muss. Celine Fontanges ist als Laurie eine wunderbare Wahl, ihren Kampfgeist und ihr Mut, sich einer Übermacht entgegenzustellen, werden durch ihr lebendiges Spiel noch weiter betont. Sven Prüfer ist als Robert zu hören, der trotz der recht kurzen Auftritte die Wandlung vom unbeliebten Außenseiter zum gehässigen jungen Mann, der jedem die Sichtweise der Welle aufzwingen will, glaubhaft darstellen kann. Weitere Sprecher sind Isabella Grothe, Christian Stark und Fabian Bernhard.

    Musik ist hier nur sehr sparsam eingesetzt, nur während der Szenenwechsel sind sehr kurze Melodien zu hören. So überträgt sich das realistische Gefühl des Romans sehr genau auf den Hörer und bekommt seine ganz eigene Wirkung, die durch die hervorragenden Sprecher getragen wird. Auch mit Geräuschen wird spärlich, aber gezielt umgegangen.

    Das Foto auf dem Cover ist der Erstauflage dieser Produktion genommen, aber natürlich dem Look des Audio Verlages angepasst. Hier ist die klare Struktur aller Produktionen aufgegriffen worden, die auch hier gut passt und die Wirkung unterstreicht statt sie mit bunten Farben oder extremen Akzenten zu überdecken.

    Fazit: Auch wenn einiges aus dem Roman nicht übernommen werden konnte, ist ein herausragendes und realitätsnahes Hörspiel entstanden, das das Thema sehr gut umsetzt.

    VÖ: 1.August 2012
    Label: Der Audio Verlag
    Bestellnummer: 978-3862311927

  • Ich kenne nur Film und Hörspiel, aber beides geht sehr nahe und gibt einem zu denken. Ein Klassiker. Kann mich noch gut erinnern als ich den Film damals angesehen habe. Das Hörspiel habe ich erst viel später gehört. Aber toll dass es dazu auch ein Hörspiel gibt :thumbup:

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ich muss sagen, dass ich die Gefahr heutzutage als noch viel höher einschätze als damals. Dank Social Media sind schon viele Hürden gefallen und grade AfD und Co. profitieren davon seit Jahren…


    Aber das soll hier nicht politisch werden, generell scheint es viele herausstechende Hörspiele beim DAV zu geben, die viel mehr Aufmerksamkeit haben sollten.

  • Ist dies eigentlich die gleiche Version, die auch Maritim als Download / im Stream veröffentlicht hat..

    Wieso zum Geier glaubst du, das es eine andere Version sein könnte?
    Das mein ich echt als Frage.

    Antwort: Nein, ist zeitgliech raus und ist identisch. Es handelt sich um die Ravenburger-Produktion mit Gernod Endemann als Mr. Ross

  • Detlef Veröffentlicht MARITIM denn öfters Hörspiele, die Der Audio Verlag auf CD auf den Markt gebracht hat?

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • MARITIM hat die Rechte für die Ravensburger Hörspiele erworben, oder? Deshalb auch die Animorphs im Stream?!

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Sehr gerne, vielleicht magst du deine Höreindrücke nach einem neuerlichen Lauschen des Hörspiel hier mal wiedergeben.


    Für mich ist die Abschlussrede eines der Sternstunden des Hörspiels.
    Mit viel Energie vorgetragen und trotz des eher - bewusst - sterilen Stils des Hörspiels (keine Musik, wenig Geräusche), ist es ein Stück das immer und immer wieder packt.

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