Das beliebteste Hörspiel der 80iger Jahre im Hörspieltalk lautet Umberto Ecos „Der Name der Rose“ von BR/SWR/NDR

Ich merke gerade, dass für mich persönlich noch Der grüne Bogenschütze ganz unbedingt auf der Liste fehlt. Das hätte ich zwar nicht auf Platz 1 sehen wollen, aber in die Liste hätte das Hörspiel es schon gern schaffen dürfen. Na, selbst schuld, ich war so fokussiert auf meinen absoluten Favoriten, dass ich gar nicht weiter nach links und nach rechts geschaut habe.

Ich bin positiv überrascht und erfreut.

irgendwie hatte ich fast erwartet, dass da mindestens fünf Fragezeichen-Folgen vorne liegen würden.

Gruß, Frank

Ich kenne nur den Film "Der Name der Rose"... bis zur Wahl wusste ich nichtmal das es dazu auch ein Hörspiel gibt. Und dann offensichtlich eines was von den meisten Hörern als sehr gut empfunden wird.

Zitat von butor

Und dann offensichtlich eines was von den meisten Hörern als sehr gut empfunden wird.

Ich versteh es nicht… habe letztes mal nach der Hälfte abgebrochen. Ich habe es damals nicht gehört und auf mich wirkt es, als wäre es relativ schlecht gealtert… Hör am Besten selbst rein, ich hatte mich nach all den positiven Meldungen darauf gefreut, war dann aber doch eher enttäuscht - aber vielleicht fange ich irgendwann doch noch mal damit an.

Naja, die Geschmäcker sind halt, wie immer, verschieden, aber dass es schlecht gealtert sei, kann ich für mich nun gar nicht bestätigen. Ich habe es vor kurzem noch einmal gehört und war wieder sofort ergriffen von der dichten und düsteren Atmosphäre, die man in dieser Intensität nur bei wenigen Hörspielen findet.

Aber ich denke, es gibt zwei Punkte, die es diesem Hörspiel vielleicht etwas schwermachen. Da ist zunächst einmal die Einführung aus der Perspektive des alten Adson, die manchem, wie ich weiß, ein wenig langsam oder gar langatmig erscheint. Das finde ich zwar selbst nicht, denn ich mag seine Beschreibung der Prämisse sehr, aber ich kann doch zumindest nachvollziehen, was da gemeint ist. Die Handlung legt erst danach richtig los, entschädigt aber, wie ich finde, voll und ganz für die Geduld, die man bis hierhin vielleicht aufbringen musste.

Das andere ist die Bekanntheit der Verfilmung. Da wurde ja mächtig in die (Pseudo-)Hollywood-Klamottenkiste gegriffen, um das Ganze zu einem Spektakel mit Happy End zu verdichten, was ganz klar den Rhythmus der Vorlage verändert. Wenn man also mit der Erwartungshaltung an das Hörspiel träte, hier eine Vertonung im Stile des Films zu erhalten, wäre das sicher die ganz falsche Vorstellung. Das Hörspiel ist für mein Empfinden viel düsterer, und die Bedrohung steigert sich hier erst allmählich, um dann zum Ende hin beinahe allgegenwärtig zu sein. Das ist für mich hier um Längen besser gelungen als im Film.

Man muss sich halt klar darüber sein, dass wir es hier mit einem klassischen Whodunit im Mittelalter-Gewand mit sehr starken Sherlock Holmes-Anleihen (Mönch William von Baskerville und sein Gehilfe Adson) zu tun haben, bei dem das Geschehen auch in den zeitlichen Kontext gebettet wird - und eben nicht mit einem Action-Spektakel im Kloster-Setting. Dennoch passiert eigentlich ständig etwas, aber die Spannung bildet sich eben aus der Frage, wer unter den frommen Brüdern für die grausamen Geschehnisse im Kloster verantwortlich sein könnte - und warum.

Wer sich darauf einlässt, wird nach meinem Empfinden mit einem außergewöhnlichen Hör-Genuss belohnt, der weit entfernt ist vom üblichen Kassettenkinder-Grusel, sondern für mich einen echten Klassiker darstellt, der bis in die kleinsten Rollen mit wirklich hervorragenden und prägnanten Sprechern besetzt ist.

Wie Frank bin auch ich mehr als positiv überrascht, dass es dieses Hörspiel bei dieser Wahl auf Platz 1 geschafft hat und nicht etwa so etwas wie Bibi Blocksberg.

Nicht missverstehen, natürlich haben auch solche Hörspiele ihren festen Platz in unseren Herzen verdient, aber inhaltlich und von der Machart spielt so etwas wie Der Name der Rose denn doch in einer anderen Liga, finde ich. Schön, dass der Talk auch das zu wertschätzen weiß.

Ich kann nur jedem ans Herz legen, diesem Hörspiel (vielleicht noch einmal) eine Chance zu geben.