Die Schlüssel der Macht – 1. Lasst die Spiele beginnen!

  • Die Schlüssel der Macht – 1. Lasst die Spiele beginnen!

    Die Bundeskanzlerin Margot Heinkel zieht die Konsequenzen aus den zuletzt niedrigen Ergebnissen ihrer Partei bei den Landtagswahlen und kündigt an, sich aus der Politik zurückzuziehen. Ihr Posten als Vorsitzende der Partei wird dementsprechend frei. Doch wie es zur Nachbesetzung kommt, wird nicht gerade sauber und offen entschieden, sondern durch zahlreiche Absprachen und Intrigen unter verschiedenen Kandidaten ausgemacht…

    Jan Gaspard hat sich seit vielen Jahren einen Namen mit der von ihm ersonnenen Hörspielserie „Offenbarung 23“ einen Namen gemacht, in der er Verschwörungstheorien zu ganz verschiedenen Themen quer durch Raum und Zeit aufbereitet. Nun legt er mit einer weiteren Serie nach, die ebenfalls Realität mit Fiktion verbindet, sich aber auf ein großes Thema konzentriert. So stehen die Vorgänge in der regierenden Bundespartei in „Die Schlüssel der Macht“ im Vordergrund und sind sehr offensichtlich von realen Ereignissen geprägt. Das Machtvakuum nach dem angekündigten Abtritt der Bundeskanzlerin und die Suche nach einem geeigneten Nachfolger stehen in der ersten Episode „Lasst die Spiele beginnen!“ im Vordergrund, verschiedene Machtinhaber versuchen, Einfluss zu nehmen, ihre Figuren in Stellung zu bringen und so die Oberhand zu gewinnen. Auch wenn davon natürlich nichts felsenfest belegt ist, kann man sich schon vorstellen, dass die Ideen durchaus der Realität entsprechen könnte und zumindest die Vorgänge realistisch wirken. Interessant ist auch, dass sich Jan Gaspard selbst als Journalist in die Geschichte hineingeschrieben hat und selbst viel Einfluss auf die bundespolitischen Machtgefüge nimmt – ein gelungener Hinweis auf die Macht der Medien, die Personen fördern oder zu Fall bringen kann. Erzählt wird dabei in einigen recht langen Dialogen, schnelle Schnitte sucht man hier vergebens. So werden Motive und Zusammenhänge sehr detailliert nachgezeichnet, man lernt die Figuren und ihr Verhalten sehr gut kennen und die vielen eingebauten Details so sehr gut nachvollziehen – zum Preis, dass die ein oder andere Länge durchaus auftaucht. Mir gefällt aber das Konkrete an dieser Serie, die nicht spekuliert und sich Ergebnisse offen hält, sondern eine klare und durchaus mögliche Version der Ereignisse parat hält. Etwas irritierend ist allerdings für mich die Mischung aus realen Klarnamen (wie die des ehemaligen US-Präsidenten) und leicht verfremdeten, aber immer noch ziemlich offensichtlichen handelnden Figuren – man weiß schon, auf den die einzelnen Figuren anspielen. Eine konsequente und ruhige, durchaus aber auch spannende Episode und ein gelungener Einstieg in die neue Serie – inklusive eines speziellen Gastauftritts, der vor allem Fans von Offenbarung 23 gefallen dürfte.

    In der Rolle von Autor und Journalist Jan Gaspard ist der dem Label sehr verbundene Tom Jacobs zu hören, der wie immer sehr betont und intensiv spricht. Dabei kann er sowohl die Erzähltexte dynamisch als auch die Dialoge ausdrucksstark gestalten und so eine komplexe Figur erschaffen. Andreas Gröber spricht den Maxim Holder nicht nur mit gekonnter Betonung und überzeugendem Ausdruck, sondern formt auch einen glaubhaften Dialekt, der noch einmal eine andere Note mit einbringt. Auch Hans-Eckart Eckhardt hat mir als Klaus Ludwig Bechtel sehr gut gefallen, er formt mit seiner Stimme eine weitere markante Figur, die sich gelungen in das Intrigenspiel einfügt und die Aufmerksamkeit in seinen Szenen gelungen auf sich lenkt. Weitere Sprecher sind Christin Marquitan, Gerald Schaale und Detlef Bierstedt.

    Die Erzählweise der Serie wird ja eher durch viele längere Gespräche gestaltet denn durch handlungsreiche Szenen, sodass die Hintergrundgestaltung eher durch ruhige Kulissen wie Fahrgeräusche oder Stimmgewirr geprägt ist. In den Übergängen oder den Erzähltexten ist aber dennoch passende Musik eingesetzt, die mal ein wenig an Polit-Sendungen im Fernsehen erinnert, dann wieder an Techno-Klänge oder sogar klassische Musik erinnert und so doch Abwechslung einbringt.

    Der Deutsche Bundestag ist als Titelmotiv für diese erste Episode und gut gewählt, da der enge Bezug zur Bundespolitik sofort sichtbar wird. Gleichwohl nehmen die Schriftzüge einen großen Teil des Platzes ein, ebenso wie bereits hier der Bezug zu Jan Gaspard und seiner „Offenbarung 23“ gezogen wird. Neben den üblichen Angaben zur Produktion und Werbung für andere Produkte ist in dem mehrseitigen Booklet zudem noch ein einleitender Text von Sprecher Tom Jacobs zu finden, in der er sich mit der Serie und seiner Rolle als Jan Gaspard auseinandersetzt.

    Fazit: Auch wenn ein ähnlicher Grundgedanke vorherrscht und der gleiche Autor verantwortlich ist: „Der Schlüssel der Macht“ unterscheidet sich deutlich von „Offenbarung 23“, erzählt sehr konkret und ohne mystisch-aufgeblasenen Hintergrund die Verbindungen innerhalb von Politik, Medien und Wirtschaft an einer aktuellen Situation. Auch wenn viel Fiktion eingebaut ist, der Realitätsbezug ist offensichtlich, glaubwürdig und reizvoll, sodass ein gelungener erster Teil entstanden ist.

    VÖ: 3. September 2021
    Label: WinterZeit
    Bestellnummer: 9783960663409

  • Als Offenbarung 23 Fan hatte ich hier sehr große Hoffnungen dass mir auch diese Serie gefallen würde. Leider war dies ganz und gar nicht der Fall. Ich hab es als eher sehr fad empfunden. ;(

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Dann hat sie Dich zumindest bewegt und berührt, wenn auch negativ. Aber für mich war es fürchterlich belanglos und uninteressant. Da fehlt mir einfach auch der Zugang zur deutschen Politik. Schade! Hab auf so etwas gehofft: Six Degrees [AUDIBLE] Das ist für mich das Beste in diesem Bereich.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Für mich war es einfach belangloses Blabla rund um politische Themen in denen ich keinen oder nur sehr wenig Einblick habe. Es wäre vielleicht anders wenn es um Kurz, Babler oder Kickl gegangen wäre. Dann hätte ich zumindest ein Hintergrundwissen mitgebracht. Ohne diesem Wissen war es für mich gähnend langweilig. Das es auch anders geht, hat Six Degrees bewiesen. Ich habe allerdings nur Folge 1 gehört :)

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

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  • Nein, vorerst nicht. Ich möchte lieber nochmal alle O23 Folgen am Stück hören. Davon bin ich ein großer Fan!

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • @DerPoldi
    Das hatte ich seinerzeit dazu geschrieben:

    Zitat


    So sehr ich Politthriller usw. normalerweise liebe - ich muss gestehen, meine ohnehin geringe Erwartungshaltung wurde noch deutlich unterboten. So also stellt sich Herr Gaspard, der sich übrigens selbst als eine Art Strippenzieher und Besserwisser mitten in die Handlung geschrieben hat, den Berliner Politikbetrieb vor. Oha. Ich hatte eigentlich die ganze Zeit über den Eindruck, mir anzuhören, wie sich die Redaktionspraktikantin beim Buxtehuder Käseblatt die große, weite Welt vorstellt und dafür auf dialogische Versatzstücke vom Denver-Clan zurückgreift.

    Ich empfehle als Nachhilfeunterricht ein paar Staffeln House of Cards. Oder wenigstens Die Affäre Semmeling. Und zudem ein Seminar zum Thema "Kunst der Dramaturgie", damit die Sprecher auch mal agieren dürfen, anstatt bloß endlos zu reden und zu reden und zu reden.

    Für mich stellt sich nach dieser ersten Folge noch drängender die Frage: Was soll das eigentlich?
    Die Sprecher klingen teilweise wie schlechte Stimmenimitatoren, die Handlung ist seicht, die Dialoge plump. Und das Thema ein alter Hut.

    Für mich hat das keinerlei inhaltliche Relevanz. Es sei denn, die wahren Motive liegen noch nicht klar zutage... Ich hoffe, die Verantwortlichen bei maritim haben einen besonders genauen Blick auf das, was da inhaltlich noch kommt. Und welchen Ruch das Ganze am Ende verströmt. Gerade auch in Bezug auf Corona.

    Betrachtet man dieses Hörspiel jedenfalls mal ohne diese nicht unproblematischen Bezüge, bleibt für mein Empfinden ganz einfach nur ein handwerklich nicht sehr gut gemachtes, weil im Hinblick auf Skript und Inszenierung doch sehr einfallsloses und über weite Strecken dröges Hörstück übrig.


    Du hattest gefragt. ;)

  • Ich kann es nicht mehr auf die ersten Folgen beziehen, dazu ist es zu lange hier, nur auf die ganze Serie.

    Zum einen sind mir die Dialoge bei Winterzeit nicht flüssig genug, wirken dadurch nicht echt, die Pausen sind zu lang.

    Die Veränderung der Namen der handelnden Personen sind meiner Meinung nach voll daneben, das hat eher was von Satire - genauso die Sprecherin der Merkel, die wie eine Parodie klingt. Dazu: warum werden die Namen der Protagonisten verändert, aber die Parteien bleiben gleich.

    Inhalt: einige Zusammenhänge sind so dermaßen konstruiert, dass es mir wirklich weh tut. Dieser interne Unionsstreit ist wirklich richtig schlecht hergeleitet, das hab ich noch so in Erinnerung. Das Thema Corona, da hab ich nur mit dem Kopf geschüttelt. Da werden die Partei-Oberen als eiskalt dargestellt, wobei die Wahrheit ja wohl eher ist, dass sie völlig naiv, kurzsichtig und überfordert waren. Was mich zu einem weiteren Kritikpunkt bringt: warum sucht man sich eigentlich die wirklich langweiligste Regierung aus, die diese BRD bisher hatte und meint, daraus einen spannenden Polit-Thriller stricken zu wollen?

    Tut mir leid, aber ich kann der Serie wirklich nichts Gutes abgewinnen und ich bin wirklich jemand, der eher zu oft lobt als drauf haut.

  • Nein, vorerst nicht. Ich möchte lieber nochmal alle O23 Folgen am Stück hören. Davon bin ich ein großer Fan!

    Puh. Davon hatte ich schon nach Folge 1 genug. Warum nimmt man sich bitte Tupac Shakur als Titelfigur und dann einen “Rapper“ der nicht mal im Entferntesten so ähnlich klingt und alles nur vor sich hin nuschelt? :P das war mir zu absurd.

  • Zitat

    Puh. Davon hatte ich schon nach Folge 1 genug. Warum nimmt man sich bitte Tupac Shakur als Titelfigur und dann einen “Rapper“ der nicht mal im Entferntesten so ähnlich klingt und alles nur vor sich hin nuschelt?

    Ersteres hatte ich mir zuerst auch gedacht. Aber ich war vom ersten Moment weg wirklich total gefesselt. Ich weiß nicht ob ihr das kennt, aber so etwas gibt es nicht so häufig. Es war quasi Liebe auf den ersten Take. Da hat für mich alles gepasst. Und die Sprecher waren für mich alle durch die Bank großartig. Es gibt selten ein Hörspiel wo man so viele namhafte Synchronstars auf einen Haufen vorfindet. Aber dies war erst der Anfang. Mit der Titanic Folge war es dann um mich endgültig geschehen. Ja, für mich sind die ersten 30 Folgen wirklich so ziemlich mit das Beste was meine Hörspielsammlung zu bieten hat. Hinzu kommt, das es am Ende sehr vieler Folgen wirklich Gänsehautfeeling gab und ich noch Tage danach mit meiner Frau darüber diskutiert und die Theorien weiter gesponnen habe. Es hat auf mich einen regelrechten Sog entwickelt mehr darüber zu erfahren und darüber zu recherchieren. Zudem gab es ja auf phantastische Hörspiele sogar einen eigenen O23 Bereich zum austauschen. Das war schon echt cool. Es ist wirklich sehr schade, dass euch O23 nicht gefallen hat. Aber so sind Geschmäcker halt verschieden. Ich bin ehrlich froh dass es bei mir hingegen so gefunkt hat. Tolles Teil, gehört sicherlich zu meinen Top 10, vielleicht sogar Top 5 Serien. Übrigens der „nuschelnde“ Rapper ist Thorsten Michaelis aka Wesley Snipes, Martin Lawrence oder Chris Tucker. Seine Stimme ist für mich der Inbegriff der Coolness. Hach, je mehr ich darüber schwärme um so mehr bekomme ich Lust wieder einen Hör-Durchlauf zu machen :thumbup:

    Und um wieder die Kurve zu dieser neuen Serie von Jan Gaspard zu kratzen, all diese positiven Faktoren, die O23 für mich so einzigartig gemacht haben, fehlen seiner neuen Serie. Mehr noch, ich kann mir gar nicht vorstellen dass hierfür der selbe Autor verantwortlich war. Wobei ich betreffend O23 natürlich auch LÜBBE und vor allem LPL ein riesiges Kompliment aussprechen muss. Die haben einfach eine großartige Leistung gemacht. Vielleicht würden sie auch aus dieser neuen Serie Gold machen. Wer weiß?!

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Interessant, wie unterschiedlich wir das empfinden ;)
    Ich mag sowohl Simon Jäger als auch David Nathan sehr, aber in O23 wirkten sie auf mich zu "alt" und unpassend für die Rolle. Da hätten für mich jüngere Stimmen rein gehört. Aber ich will dir deinen Spaß dran nicht vermiesen :D

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