Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut ist tot

  • Ellis Kaut, die Erfinderin des Pumuckl, ist heute, am 24.09.2015 nach langer Krankheit im Alter von 94 Jahren in einem Pflegeheim nahe München gestorben. :(

    Ich bin mit den Pumuckl-Hörspielen der 70er Jahre - mit Alfred Pongratz als Meister Eder - aufgewachsen, habe viele Pumuckl-Bücher gelesen und auch manchmal die Realfilm/Zeichentrick-Serie mit Gustl Bayrhammer geschaut.

    Für mich eine der originellsten Kinderbuchfiguren überhaupt.

  • Diese LP hier war mein allererster Kontakt zum Kobold. Bekam ich von Bekannten meiner Großeltern geschenkt. Muss 1976 oder in dem Dreh gewesen sein. War natürlich der ideale Einstieg, da "Spuk in der Werkstatt" ja die allererste Pumuckl-Geschichte ist. In den folgenden Jahren bekam ich noch ein paar weitere Scheiben dazu. Ich weiß noch, dass die mit 10 DM erheblich teurer waren als die Europas.

    Hierdurch hatte ich mich so sehr an Alfred Pongratz als Meister Eder gewöhnt, dass ich in der 1981 startenden TV-Serie erst mal Schwierigkeiten hatte, mich auf Gustl Bayrhammer umzustellen.

    Wie war eure erste Begegnung mit Pumuckl?

  • Diese LP hier war mein allererster Kontakt zum Kobold.


    Meiner ebenfalls, und so sollte es auch sein. :) Was für ein herrlicher Auftakt, oder? Bereits das Lachen, mit dem die Geschichte eröffnet wird, ist in meinen Ohren einer der köstlichsten Hörspielmomente überhaupt. So authentisch, so menschlich klabauterich, so toll gespielt.

    Da ich das jüngste von mehreren Kindern war, habe ich die Hörspiele seinerzeit von meinen Geschwistern vermacht bekommen, ebenfalls auf Schallplatte. Wobei meine Eltern aus der Weitergabe eine richtige Zeremonie gemacht haben. Ich erhielt die Platten also nicht auf einmal, sondern schön der Reihe nach, und auch nur zu besonderen Gelegenheiten. An die Vorfreude und das Glücksgefühl, wieder eine neue Geschichte hören zu dürfen, erinnere ich mich bis heute.

    Obwohl die Sammlung meiner Brüder und Schwestern auch viele Märchen, Western und diverse Enid-Blyton-Hörspiele enthielt, war der kleine Kobold immer mein Favorit. Nicht nur, dass er wie ich ein Rotschopf und ein ziemlicher "Lausbua" war, als echtes Münchner Kindl habe ich auch die Mentalität von Meister Eder und all den anderen bayerischen Grantlern in der Serie sofort wiedererkannt und verstanden.

    Von der Beobachtungsgabe, die Ellis Kaut in ihren Büchern bewiesen hat, und die ihre Figuren so wunderbar lebensnah und wahrhaftig wirken lässt, können sich mMn viele aktuell tätige Autoren eine Scheibe abschneiden. Auch wenn ich die Hörspiele mittlerweile nur noch selten auflege – das letzte Mal ist sicher drei, vier Jahre her – die schlichte, pointierte Erzählweise bereitet mir unverändert großes Vergnügen.

    Danke, Ellis; schee war's!

  • Bereits das Lachen, mit dem die Geschichte eröffnet wird, ist in meinen Ohren einer der köstlichsten Hörspielmomente überhaupt. So authentisch, so menschlich klabauterich, so toll gespielt.

    Stimmt. Wenn ich dieses Gekicher höre, muss ich immer mitlachen oder zumindest heftig grinsen. ^^ Ich glaube, die Aufnahme ist von 1970, da klang Hans Clarin noch so richtig jung und frisch. Später, in der TV-Serie und der zweiten LP/MC-Hörspielserie (mit Bayrhammer), die ja erst Anfang der 80er entstanden, klang er schon a bissl älter und tiefer.

    Ich erhielt die Platten also nicht auf einmal, sondern schön der Reihe nach, und auch nur zu besonderen Gelegenheiten. An die Vorfreude und das Glücksgefühl, wieder eine neue Geschichte hören zu dürfen, erinnere ich mich bis heute.

    Genau so war's richtig! Stell dir vor, du hättest alle auf einmal bekommen. Da wäre die Freude und der Genuss bestimmt nur halb so groß gewesen. ;)

    als echtes Münchner Kindl habe ich auch die Mentalität von Meister Eder und all den anderen bayerischen Grantlern in der Serie sofort wiedererkannt und verstanden.

    Als Berliner musste ich mich in das Bayerisch erstmal reinhören. ^^ Aber zum Glück haben sich ja die meisten Schauspieler bemüht, ein möglichst verständliches Bayerisch zu reden. Wenn man das mit den Radiofolgen aus den 60ern vergleicht, in die ich auch schon mal reingehört habe und wo ja alle (außer Hans Clarin und Erzähler August Riehl) heftigst vom Leder ziehen - o mei o mei! Da hätt i fast nix verstanden.

    Ich besitze zum Glück die alten Folgen mit Pongratz vollständig und möchte sie nicht missen. Sie haben irgendwie so etwas Urgemütliches.
    #prost#

    Einmal editiert, zuletzt von H. Hatch (24. September 2015 um 19:25)

  • Zitat

    Der Kobold, den sie erfand, klebte untrennbar an ihr. Dabei war sie eigentlich Bildhauerin und Schaupielerin. Nun ist die Pumuckl-Mama Ellis Kaut gestorben.

    Ellis Kaut muss es zuweilen vorgekommen sein, als klebe der Kobold, den sie 1962 erfunden hat, so untrennbar an ihr wie der Pumuckl an jenem Leimtopf, der ihn damals in unsere Welt zwang. Kaut war studierte Bildhauerin und Schauspielerin, sie hat viele Hundert Texte für den Bayerischen Rundfunk verfasst und mehrere Fotobände herausgegeben, "aber jeder, der mich erkennt, spricht mich auf meinen Kobold an", wie sie einmal sagte. Als sie mit fast 90Jahren ihre Autobiografie in Angriff nahm, versuchte sie sogar zuerst, ihr eigenes Leben aus Sicht des Pumuckl zu erzählen. Das hat dann nicht funktioniert, sie gab dem Buch aber einen Satz ihres Kobolds als Titel: "Nur ich sag ich zu mir".

    Kaut sagte mehrmals, dass der Pumuckl viel von ihr habe, weshalb wir hier eingangs noch mal auf diesen nervösen Genusskobold zurückkommen, der Schokolade und Schiffschaukeln liebt und es eigentlich immer rundum gut meint, aber trotzdem zur großen Freude seiner Zuhörer in jeder Geschichte größtmögliche Unordnung verbreitet. [mehr]

    Quelle: http://www.sueddeutsche.de/kultur/zum-tod…rnack-1.2663434

  • Tja, ich bin Größtenteils in den 90ern aufgewachsen, daher war mein Erstkontakt natürlich die absolut liebenswert gemachte TV-Serie.

    Natürlich hatte ich auch eine ganze Menge der Hörspiele, die ich übrigens ebenfalls von meinem großen Bruder geerbt hatte. Aber das zwar die MC-Zweitauflage mit Bayrhammer. Er meinte, er hätte auch mal eine der LPs mit Pongratz besessen, aber die fand er doof weil "der falsche Meister Eder", und so ist sie irgendwann auf dem Flohmarkt geendet.

    Als ich selber in die Pubertät kam, und keine jüngeren Geschwister hatte, ist dann ein Großteil meiner eigenen Hörspielsammlung ebenfalls dort gelandet. Gott sei dank hat meine Mutter jedoch ein Machtwort gesprochen, und verhindert, dass es dem Pumuckl genauso ging.

    Als Karstadt sich vor einigen Jahren kaputtsanierte, und ihre Multimediaabteilung schloss, begannen sie, viele Kinder-CDs zu verramschen. Das gab mir die Gelegenheit (oder den Vorwand) die bestehenden Lücken in meiner Sammlung zu schließen. Leider muss ich gestehen, dass einige Folgen noch immer ungehört herumliegen. Ich denke, dass wird sich in den nächsten Wochen wohl ändern.


  • Natürlich hatte ich auch eine ganze Menge der Hörspiele, die ich übrigens ebenfalls von meinem großen Bruder geerbt hatte. Aber das zwar die MC-Zweitauflage mit Bayrhammer. Er meinte, er hätte auch mal eine der LPs mit Pongratz besessen, aber die fand er doof weil "der falsche Meister Eder", und so ist sie irgendwann auf dem Flohmarkt geendet.

    Tja, das ist schon komisch. Man findet fast immer den am bsten, den man als erstes in einer Rolle gehört hat (geht mir jedenfalls so). In eurer Generation war es Bayrhammer, in meiner Pongratz - und die noch älteren haben vielleicht sogar noch Franz Fröhlich als Eder gehört (1962 - 1964 in Hörspielen des Bayerischen Rundfunks).

    Für mich war Pongratz immer etwas näher an dem Eder, den ich aus den Büchern kannte, d.h. etwas sanfter. Den Bayrhammer fand ich immer ein bisschen zu grantelig. ^^

  • Ich habe über Pongratz bereits mehrfach gehört, dass er der ruhigere, teilweise sogar resignierte Meister Eder sein soll.

    Ich persönlich kenne mit ihm nur ein paar Radiofolgen (allen voran die beiden, die nie für die MCs umgesetzt wurden), und da polterte er schon ziemlich herum. Im Vergleich mit Bayrhammer erschien er mir teilweise bereits nahezu cholerisch.
    Aber wie gesagt, ich habe nicht genug gehört, um mir ein abschließendes Urteil bilden zu können. Vielleicht habe ich auch nur ein paar schlechte Beispiele erwischt.

  • Liegt das vielleicht an den unterschiedlichen Fassungen von den Schallplatten und den Radio Aufnahmen? In der Radio Fassung wurde mehr Dialekt gesprochen und es ging allgemein etwas ruppiger zu.
    Ich mag die Radio Fassungen am liebsten. ^^
    Aber in manchen folgen War Pongratz echt derbe. Ich weiß nur nicht mehr welche es genau waren.

    Traditionen sind wie Teller


    da um zergebrochen zu werden

  • Ich habe über Pongratz bereits mehrfach gehört, dass er der ruhigere, teilweise sogar resignierte Meister Eder sein soll.

    Ich persönlich kenne mit ihm nur ein paar Radiofolgen (allen voran die beiden, die nie für die MCs umgesetzt wurden), und da polterte er schon ziemlich herum. Im Vergleich mit Bayrhammer erschien er mir teilweise bereits nahezu cholerisch.

    Ich habe noch keine Radiofolge mit Pongratz komplett gehört, daher kann ich es nicht beurteilen. Ich habe aber gelesen, dass im Radio nicht nur viel stärkerer bayerisch geredet wurde, sondern Pongratz in der Tat ein ganz anderer Meister Eder war als später auf LP/MC.

    Ich habe auch erst jetzt aus einem der Nachrufe auf Ellis Kaut erfahren, dass Pumuckl eigentlich zuerst nur für's Radio entwickelt wurde und es erst später die Bücher gab. Ich glaube, Ellis Kaut hat für die Bücher den Charakter von Meister Eder in einen erheblich ruhigeren Typ geändert. Ich habe jedenfalls den Eder in den Büchern niemals als cholerisch empfunden. Und dementsprechend änderte sich der Charakter dann auch in der LP/MC-Serie.

    Pongratz war in der Tat ein recht sanfter Meister Eder - allerdings halte ich "resigniert" für einen absolut falschen Begriff. Der Pongratz-Eder bemüht sich zwar, gut mit seinem Kobold auszukommen. Aber wenn Pumuckl was angestellt hat (oder Eder das zumindest vermutet), kann auch Pongratz ganz schön ausrasten (vgl. z.B. die Folge "Pumuckl ist an gar nichts schuld"). Wohingegen sein Zorn in der Folge "Der große Krach" erheblich zurückgenommener ist als im Buch und (soweit ich gehört habe) bei Bayrhammer.

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