Wo steht das? Ich meine auf der DAV Seite gelesen zu haben, dass die Hörspielserie aus einer Inspiration von der TV Serie entstand.
Uff, da fragst du jetzt was. Hier zeigt sich der Schwachpunkt an DAVs Werbestrategie: Sie haben über einen so langen Zeitraum und so viele verschiedene Kommunikationswege immer wieder winzige Informationshappen ausgespuckt, dass es im Rückblick schwer ist, bestimmte Informationen noch den einzelnen Quellen zuzuordnen.
Ich habe jetzt versucht noch einige von ihnen zu checken, aber Fakt ist einfach: Obwohl die Ähnlichkeiten zur BBC-Serie vom ersten Tag an der Hauptkritikpunkt war, haben sie diese Tatsache über lange Zeit einfach totgeschwiegen, und sich selbst für ihre Kreativität mächtig auf die Schultern geklopft.
Tatsächlich konnte ich jetzt nur zwei Texte finden, die die Existenz von Sherlock überhaupt zur Kenntnis nahmen:
Das Bücher-Magazin brachte einen zweiseitigen Artikel, der den Umstand sogar zum Aufhänger hatte. Dort stand:
ZitatMan muss kein genialer Ermittler sein, um über die Ähnlichkeiten zu stolpern. Sollten die Macher der neuen DAV-Hörspielserie „Sherlock und Watson“ nur einen akustischen Abklatsch der BBC-Fernsehserie „Sherlock“ produziert haben? Wohl kaum. Schon weil der renommierte Hörspiel-Regisseur Leonhard Koppelmann der künstlerische Leiter ist. [...]
„Natürlich gibt es Parallelen“, sagt Koppelmann, „schließlich docken auch wir unsere Geschichten an die Gegenwart an.“ Aber: Die Gewichtung sei schon etwas anders. So spielten in den Hörspielen auch größere politische Zusammenhänge eine Rolle. Außerdem sei die Handlung der BBC-Serie zunehmend mehr auf das Persönliche der Figuren eingegangen, so Koppelmann. Ihn aber interessiere weniger der Mensch hinter Sherlock als die Kraft seiner Deduktion.
Im ersten Absatz wird zwar eine Verbindung zwischen beiden gezogen, aber diese stammt lediglich vom Autoren des Magazins, und wird zudem augenblicklich wieder negiert. (Warum die Hörspiele kein Abklatsch sind wird erstmal nicht weiter ausgeführt. Offenbar reicht der Name Koppelmann als Beweis genug)
Leider ist der untere Absatz der einzige Teil des Artikels, der wirklich O-Ton verwendet, und auch hier nur einen Satz. Aber ich lese daraus: "Einige Ähnlichkeiten sind unvermeidlich, weil gleiches Grundkonzept. Alles was darüber hinausgeht ist reiner Zufall". (Der Rest des Artikels geht nur noch allgemein darum, dass man die Serie sehr schätze und hoffe ebensoviele Anhänger zu finden - über Ähnlichkeiten in der Machart kein Wort mehr)
Noch eindeutiger verhält es sich mit diesem Statement aus der derzeitigen Pressemappe, welche auf der DAV-Homepage aufrufen kann:
ZitatAls dann die ersten Staffeln der grandiosen BBC-Fernsehserie »Sherlock« über den Bildschirm flimmerten, waren wir geflasht. [...] Damit war klar: wir machen eine moderne Sherlock-Hörspielserie, mit jungen Schauspielern, mit moderner Ästhetik, eine neue Lesart der alten Geschichten – jedoch keine Kopie der BBC-Serie
http://www.der-audio-verlag.de/content/upload…-und-Watson.pdf
(Die Pressemappe wird häufig aktualisiert, kann also sein dass der Text in zukünftigen Versionen dort nicht mehr steht - Hervorhebung von mir)
Und ich weis nicht, was es sonst sein soll als eine Kopie, wenn diverse Konzepte und teilweise ganze Szenen einfach 1:1 übernommen werden. Zu den unverkennbaren Anleihen beim Cover und der Musik sind mir keine Aussagen der Macher bekannt. Entweder existiert dieser Punkt aus ihrer Sicht schlicht nicht, oder sie halten ihn zumindest für nicht weiter erwähnenswert.
Dass man Holmes auch auf andere Weise ins 21. Jahrhundert verlagern kann, beweist die amerikanische Serie "Elementary".
PS. Ich habe inzwischen auch in die andere Folge reingehört, und sie scheint besser zu sein. Werde mich noch genauer äußern, wen ich fertig bin - aber nicht ganz so ausführlich wie beim letzten mal.