Sherlock & Watson - Neues aus der Baker Street [DAV]

  • Wo steht das? Ich meine auf der DAV Seite gelesen zu haben, dass die Hörspielserie aus einer Inspiration von der TV Serie entstand.

    Uff, da fragst du jetzt was. Hier zeigt sich der Schwachpunkt an DAVs Werbestrategie: Sie haben über einen so langen Zeitraum und so viele verschiedene Kommunikationswege immer wieder winzige Informationshappen ausgespuckt, dass es im Rückblick schwer ist, bestimmte Informationen noch den einzelnen Quellen zuzuordnen.

    Ich habe jetzt versucht noch einige von ihnen zu checken, aber Fakt ist einfach: Obwohl die Ähnlichkeiten zur BBC-Serie vom ersten Tag an der Hauptkritikpunkt war, haben sie diese Tatsache über lange Zeit einfach totgeschwiegen, und sich selbst für ihre Kreativität mächtig auf die Schultern geklopft.


    Tatsächlich konnte ich jetzt nur zwei Texte finden, die die Existenz von Sherlock überhaupt zur Kenntnis nahmen:

    Das Bücher-Magazin brachte einen zweiseitigen Artikel, der den Umstand sogar zum Aufhänger hatte. Dort stand:

    Zitat

    Man muss kein genialer Ermittler sein, um über die Ähnlichkeiten zu stolpern. Sollten die Macher der neuen DAV-Hörspielserie „Sherlock und Watson“ nur einen akustischen Abklatsch der BBC-Fernsehserie „Sherlock“ produziert haben? Wohl kaum. Schon weil der renommierte Hörspiel-Regisseur Leonhard Koppelmann der künstlerische Leiter ist. [...]

    „Natürlich gibt es Parallelen“, sagt Koppelmann, „schließlich docken auch wir unsere Geschichten an die Gegenwart an.“ Aber: Die Gewichtung sei schon etwas anders. So spielten in den Hörspielen auch größere politische Zusammenhänge eine Rolle. Außerdem sei die Handlung der BBC-Serie zunehmend mehr auf das Persönliche der Figuren eingegangen, so Koppelmann. Ihn aber interessiere weniger der Mensch hinter Sherlock als die Kraft seiner Deduktion.

    Im ersten Absatz wird zwar eine Verbindung zwischen beiden gezogen, aber diese stammt lediglich vom Autoren des Magazins, und wird zudem augenblicklich wieder negiert. (Warum die Hörspiele kein Abklatsch sind wird erstmal nicht weiter ausgeführt. Offenbar reicht der Name Koppelmann als Beweis genug)

    Leider ist der untere Absatz der einzige Teil des Artikels, der wirklich O-Ton verwendet, und auch hier nur einen Satz. Aber ich lese daraus: "Einige Ähnlichkeiten sind unvermeidlich, weil gleiches Grundkonzept. Alles was darüber hinausgeht ist reiner Zufall". (Der Rest des Artikels geht nur noch allgemein darum, dass man die Serie sehr schätze und hoffe ebensoviele Anhänger zu finden - über Ähnlichkeiten in der Machart kein Wort mehr)


    Noch eindeutiger verhält es sich mit diesem Statement aus der derzeitigen Pressemappe, welche auf der DAV-Homepage aufrufen kann:

    Zitat

    Als dann die ersten Staffeln der grandiosen BBC-Fernsehserie »Sherlock« über den Bildschirm flimmerten, waren wir geflasht. [...] Damit war klar: wir machen eine moderne Sherlock-Hörspielserie, mit jungen Schauspielern, mit moderner Ästhetik, eine neue Lesart der alten Geschichten – jedoch keine Kopie der BBC-Serie

    http://www.der-audio-verlag.de/content/upload…-und-Watson.pdf

    (Die Pressemappe wird häufig aktualisiert, kann also sein dass der Text in zukünftigen Versionen dort nicht mehr steht - Hervorhebung von mir)

    Und ich weis nicht, was es sonst sein soll als eine Kopie, wenn diverse Konzepte und teilweise ganze Szenen einfach 1:1 übernommen werden. Zu den unverkennbaren Anleihen beim Cover und der Musik sind mir keine Aussagen der Macher bekannt. Entweder existiert dieser Punkt aus ihrer Sicht schlicht nicht, oder sie halten ihn zumindest für nicht weiter erwähnenswert.
    Dass man Holmes auch auf andere Weise ins 21. Jahrhundert verlagern kann, beweist die amerikanische Serie "Elementary".


    PS. Ich habe inzwischen auch in die andere Folge reingehört, und sie scheint besser zu sein. Werde mich noch genauer äußern, wen ich fertig bin - aber nicht ganz so ausführlich wie beim letzten mal.

  • Ich habe mittlerweile auch Folge 2 gehört und fühlte mich gut unterhalten. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass diesmal die Vorgeschichte thematisiert wurde und man so einen besseren Einstieg geboten bekam.

    Die Ähnlichkeit zur TV-Serie ist aber weiterhin sehr deutlich. Da Tribble ja einige knappe Passagen zitiert hat, die diese Ähnlichkeit ohne weiteren Kommentar von der Hand weisen wollen: Ist es vielleicht auch möglich, dass das nicht gewollt sondern einfach "passiert" ist? Wenn man sich heute mit Sherlock Holmes befasst, kommt man an den aktuellen Adaptionen ja nicht vorbei und die BBC-Serie hat sicher jeder der Beteiligten gesehen. Klar, es gibt auch Elementary, aber Cumberbatch IST Holmes und wird sicherlich auf ewig mit dieser Rolle identifiziert. Und ich vermute, dass so auch unterbewusst jeder eine Vorstellung eines modernen Holmes hat und das nicht einfach vergessen werden kann. Andererseits sind einigen Aspekte doch schon so ähnlich, dass man das gar nicht nicht bemerkt haben kann.

    Nichtsdestotrotz: Ich höre auch bei der nächsten Folge wieder rein, da ich neugierig bin, wie sich die Serie entwickelt. Im gleichen Atemzug bleibe ich aber bei der Entscheidung, dass ich Sherlock & Watson nicht auf CD brauche und mir die Streamingmöglichkeit völlig ausreicht.

  • Ich habe inzwischen auch in die andere Folge reingehört, und sie scheint besser zu sein.


    Das ermutigt mich, der Serie doch noch eine Chance zu geben, trotz meiner Enttäuschung über die zweite Folge. Da ich Deine Meinung über Folge 2 in fast allen Punkten teile, gefällt mir die erste Folge ja vielleicht auch besser. Und wenn nicht, habe ich es wenigstens versucht.

    Klar, es gibt auch Elementary, aber Cumberbatch IST Holmes und wird sicherlich auf ewig mit dieser Rolle identifiziert.


    Mit der des modernen Holmes sicherlich. Aber der "alte Holmes" wird für mich immer Basil Rathbone bleiben (obwohl der ja eigentlich auch schon zu modern war...)
    Und der Elementary-Holmes ist mir zu weit weg vom originalen Holmes. Die Serie mag ich aber auch gern (die Holmes-Figur selbst nicht soo sehr, aber das stört da nicht).

    Andererseits sind einigen Aspekte doch schon so ähnlich, dass man das gar nicht nicht bemerkt haben kann.


    Eben. Und dadurch wirkt es für mich wie eine durchwachsene Kopie. Jedenfalls Teil 2. Muss mal sehen, wo ich jetzt Teil 1 herkriege...
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  • <i></i><i>Hust</i>.. Napster/Aldi Life oder Apple Music ..<i>hust</i>. <img src="https://www.hoerspieltalk.de/wcf/images/smilies/smile.png" alt=":)" />

    Wird die liebe beli da in die Fänge des Apple-Konzern getrieben? 8)

    Mittlerweile macht ihr mich mit der intensiven Diskussion so kirre, dass ich kurz davor bin, ALDI life anzutesten.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Zitat von visionary: „Hust.. Napster/Aldi Life oder Apple Music ..hust. <img src="https://www.hoerspieltalk.de/wcf/images/smilies/wink.png" alt=";)" /> “
    Ja, seufz, ich weiss... aber ich hätte doch lieber die CD. Bisher streame ich gar nicht (und würde da lieber mit Spotify anfangen).
    .

    So ists richtig #freunde#
    Ich werde mich auch nicht kirre machen lassen und die blöden paar Wochen jetzt auch noch durchhalten. Angesichts drölf Milliarden noch zu hörender Hörspiele sollte das auch machbar sein *seufz*

    Vermutlich haben Apple und Napster gar nix bezahlt für die Exklusivität, die haben beim DAV nur Angst vor meinem Rant, wenn da wirklich nur dreist von der BBC abgekupfert wurde ;)

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Testen kostet ja nichts und wenn man sofort wieder kündigt, verlängert sich auch nichts. Ich habe mein Aldi Life Abo gestern nochmal für einen Monat verlängert, da ich noch einiges hören wollte - trotz laufendem Spotify-Abo. Kann man sich definitiv mal angucken ;)

    Und mal wieder ontopic: Im Podcast "Literaturagenten" (http://www.radioeins.de/archiv/podcast/literaturagenten.html, ab Timestamp 17:15) hat Johann von Bülow ein Interview zur Hörspielserie gegeben. Auf die BBC-Serie geht von Bülow nur oberflächlich ein, trotzdem ganz hörenswert.

  • Ich werde mich auch nicht kirre machen lassen und die blöden paar Wochen jetzt auch noch durchhalten.


    Mir ist einfach die CD zu teuer. Nachdem ich von Folge 2 nicht so angetan war, sind mir 13-15 Euro für eine Folge zuviel. Auch wenn die erste Folge vielleicht besser ist. Da wird zur Zeit selbst mein Anfangswiderstand gegenüber dem Streaming kleiner (obwohl mir der mangels Smartphone nur am PC möglich wäre - bei manchmal zweifelhafter Onlinestabilität). Neugierig bin ich nämlich inzwischen doch...

    Vermutlich haben Apple und Napster gar nix bezahlt für die Exklusivität, die haben beim DAV nur Angst vor meinem Rant, wenn da wirklich nur dreist von der BBC abgekupfert wurde ;)


    Das wird es sein! :D

    Wie es aussieht, wäre diese Serie auch eine nette Bereicherung der Lupen-Rubrik gewesen... (bessere Verfügbarkeit vorausgesetzt). Man kann gar nicht so richtig schimpfen (oder loben), ohne zu spoilern...

  • Ist es vielleicht auch möglich, dass das nicht gewollt sondern einfach "passiert" ist?

    Sicherlich wird man als Autor unweigerlich von allem beeinflusst, was man irgendwann mal gelesen/gesehen hat. Aber es "passiert" nicht einfach so, dass man versehentlich ganze Szenen kopiert. Und noch weniger "passiert" es einfach, dass man seine Protagonisten fürs Cover in die selbe Kleidung steckt, um sie in den selben Posen vor dem selben Hintergrund abzulichten.

    Und falls doch, sollte man sich ernsthaft überlegen, ob man den richtigen Beruf ergriffen hat.


    Und der Elementary-Holmes ist mir zu weit weg vom originalen Holmes. Die Serie mag ich aber auch gern (die Holmes-Figur selbst nicht soo sehr, aber das stört da nicht).

    Ich muss gestehen, dass ich mit Elementary ebenfalls meine Startschwierigkeiten hatte. Bei ihr hatte ich das genau gegenteilige Problem wie hier: Ich hatte das Gefühl, die Serie gäbe sich zu viel Mühe, um jeden Hauch einer Ähnlichkeit mit Sherlock bereits im Ansatz zu vermeiden.

    Wenn man eine neue Holmes-Serie erfindet, dann geht es nicht darum, alles so zu machen wie die Konkurenz. Und genausowenig müssen alle Sachen anders gemacht werden, nur damit sie anders sind. Die Serie muss ihren eigenen Weg gehen, und hoffen, dass sie ihre Fans findet.

    Elementary ist es inzwischen gelungen, diese eigene Identität zu finden. Sicherlich denke ich auch heute bei manchen Folgen noch "Wenn die Ermitler andere Namen hätte, könnte dies so auch in jeder anderen Krimiserie laufen". Unterm Strich meine ich aber nicht, dass sie sich weiter vom Original-Holmes entfernt hätte, als Beispielsweise die neuen Fälle der Romantruhe.

    PS. Und gerade die Holmes-Figur gefällt mir an der Serie. Während es die meisten Adaptionen einfach als Gegeben hinnehmen, dass ein Privatdetektiv und ein pensionierter Militärarzt zusammenarbeiten, ist dies die einzige Version, die sich wirklich die Zeit nimmt, zu beleuchten, WARUM sie es tun.

  • Und gerade die Holmes-Figur gefällt mir an der Serie. Während es die meisten Adaptionen einfach als Gegeben hinnehmen, dass ein Privatdetektiv und ein pensionierter Militärarzt zusammenarbeiten, ist dies die einzige Version, die sich wirklich die Zeit nimmt, zu beleuchten, WARUM sie es tun.


    Da muss ich meine Aussage bzgl. des Mögens wohl präzisieren: der Elementary-Holmes gibt der Serie etwas Unverwechselbares, Spezielles, was mir durchaus gefällt (inklusive der Erklärung und Entwicklung der Zusammenarbeit), aber obwohl es mir Spaß macht, die Serie zu schauen, möchte ich mit der dargestellten Holmes-Persönlichkeit in der Realität genausowenig näher zu tun haben müssen wie etwa mit Homer Simpson. Bei den meisten anderen Holmes-Varianten war das nicht so.

  • Und der Elementary-Holmes ist mir zu weit weg vom originalen Holmes.

    Ich hab diese Serie seit Jahren komplett auf der Platte, aber bisher immer noch nicht reingeschaut. Das sollte ich jetzt endlich mal ändern.

    Elementary hält aber aus dem ganz einfachen Grund Sicherheitsabstand, weil die BBC angekündigt hat, dass sich ihre Anwälte jede Folge ganz genau anschauen werden im Hinblick ob da was von ihrem Sherlock abgekupfert wurde, die Millionenklage liegt schon in den Schublade.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Elementary hält aber aus dem ganz einfachen Grund Sicherheitsabstand, weil die BBC angekündigt hat, dass sich ihre Anwälte jede Folge ganz genau anschauen werden im Hinblick ob da was von ihrem Sherlock abgekupfert wurde, die Millionenklage liegt schon in den Schublade.


    Das erklärt die Unterschiede in der Anlage der Figur ziemlich gut... ;)
    Ist natürlich ärgerlich, weil sich im heutigen modernen Umfeld gewisse Ermittlungsmethoden geradezu aufdrängen und es wahrscheinlich ein Eiertanz ist, genau die schützenswerten Anteile an Sherlock zu identifizieren und zu vermeiden...
    Aber sie haben bisher das recht gut hinbekommen, mit ansehnlichem Ergebnis. Und wer weiss, ob sich nicht irgendwann die Macher von Sherlock vor dem gleichen Problem sehen, wenn denen von Elementary irgendwas Originelles vorher eingefallen ist... :D

    (edit: Mit dem "ist mir zu weit weg vom originalen Holmes" bezog ich mich aber sowieso nur auf die Äußerung, dass Cumberbatch nun fest mit dem modernen Holmes identifiziert wird - der Elementary-Holmes hat da wegen des Abstands zum Original einfach keine Chance. Ist aber trotzdem unterhaltsam.)
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  • So, wie gesagt habe ich nun auch die zweite erste Folge gehört.

    Den Abschnitt zu den Sprechern und der Inszenierung spare ich mir, da hat sich im Vergleich zur anderen Folge nicht viel getan. Lestrade ist leider immernoch nur Stichwortgeber, und auch Mycroft hätte man problemlos aus beiden Folgen rausstreichen können, ohne dass etwas fehlen würde.

    Moriarty hat etwas mehr Text als in der letzten Folge, aber nicht viel. Und sein Name wird noch immer nicht genannt. Nicht, dass ich was dagegen hätte, den Gegner erst langsam aufzubauen. Aber dann soll man seinen Namen nicht so prominent im Booklet präsentieren.

    Kommen wir zur Handlung

    Diesmal verzichte ich auf eine Szenengenaue Wiedergabe, und halte mich etwas allgemeiner. (ist trotzdem wieder viel zu lang)

    Die Handlung selbst ist eine Mischung aus den Geschichten "Die Internatsschule" und "Das Musgrave-Ritual" - zwei Fällen die bei Sherlock bisher unberücksichtigt geblieben sind.
    Bis auf einen verschwundenen Schüler und einen Schulleiter namens Huxtable aus dem erste, und einen verschwundenen Angestellten namens Richard Brunton aus dem zweiten Fall sind die Anleihen aber zunächst eher wage. Die eigentlichen Verbrechen haben mit den Vorgaben nicht das geringste zutun, und erst in den letzten Szenen nähert man sich ihnen zumindest beim Musgrave-Ritual wieder etwas an.
    Sherlock hat sich bei der Bearbeitung teilweise zwar auch viele Freiheiten genommen, aber ein bisschen mehr als das gab es dann doch.

    Aber okay, es muss ja nicht immer der Kanon sein. Für sich allein genommen funktionieren die beiden Fälle über weite strecken recht gut. Während Holmes nach dem entführten Jungen sucht, und einer kleinen Verschwörung auf die Spur kommt, kümmert sich Watson um den verschwundenen Brunton und ein geklautes Roman-Manuskript.

    Obwohl wir es mit zwei Fällen parallel zutun haben, sind weniger Personen involviert als in der anderen Folge. Und so verzettelt sich die Handlung nicht so sehr in Einzelheiten wie dort, wo halt die zweite Hälfte fast nur noch aus Zeugenbefragungen und einem viel zu geschwätzigen Showdown bestand.
    Stattdessen haben wir hier zwei zunächst von einander unabhängige Fälle, die immer mehr Fragen aufzuwerfen scheinen, um so weiter man kommt.

    Leider hält sich diese positive Grundeinstellung nicht lange, denn nach etwas über der Hälfte der Spielzeit wird noch eine dritte Geschichte in die Mischung gegeben: Die Sherlock-Episode "Das große Spiel", und hier sind die Parallelen sehr viel deutlicher zu erkennen.

    Spoiler anzeigen

    Der Drahtzieher hinter beiden Verbrechen (ich denke, ich spoiler nicht zusehr, wenn ich verrate dass es Moriarty ist) meldet sich persönlich bei Holmes, bzw. er lässt seine Geisel telefonisch ein Rätsel übermitteln, und stellt ihm eine Frist, um es und den Fall zu lösen. Andernfalls tötet er die Geisel.
    Das ist wirklich exakt die Prämisse der TV-Folge, und es gibt nichts im Kanon, was dem auch nur annähernd ähneln würde.

    Ab hier treten alle bisher gemachten Ermittlungen in den Hintergrund, und es geht nur noch darum, dieses Rätsel zu lösen. Und wie auch bei der anderen Folge bestätigt sich hier wieder mein Eindruck: Die Autoren übernehmen zwar das Konzept, aber sie wissen nicht, was sie damit tun sollen:

    Trotz der gesetzten Frist will kein wirkliches Gefühl von Zeitdruck aufkommen. Tatsächlich setzt sich Holmes erst an die Lösung, als selbige bereits fast um ist, ohne dass auch nur angedeutet wird, was er in der Zeit davor eigentlich getrieben hat.

    Auch wird nicht klar, wieso Moriarty dies eigentlich macht.
    Im Kanon ist er die graue Eminenz im Hintergrund, von der Holmes lange selber keine Ahnung hat. Erst als Holmes beginnt, dessen Operationen zu stören, fängt der Professor an, sich mit ihm zu befassen. Und mit "befassen" meine ich nicht, dass er ihm Rätsel stellt.
    In Sherlock ist er einfach ein Psychopath, der mit Holmes noch etwas Katz und Maus spielen wollte. Das ganze ist aber nur etwas Vorgeplänkel, bevor er vorhat ihn endgültig zu beseitigen (was im großen Cliffhänger der ersten Staffel gipfelt).
    Im Hörspiel ist er... keine Ahnung. Und er legt sich mit Holmes an, weil... weil... weil er es kann? Weder in den Verbrechen selbst, noch in dem Kräftemessen mit Holmes kann ich irgendeinen Vorteil für ihn erkennen.

    Überhaupt, wie hat er das ganze eigentlich in die Wege geleitet? In beide Fälle wurde Holmes nur Involviert, da sich die Geschädigten von selbst an ihn wandten. Das konnte Moriarty unmöglich voraussehen. Den Fall von Rebecca Westwood hätte er sogar um ein Haar abgelehnt.
    Oder hat Moriarty einfach dutzende von Verbrechen begangen, in der Hoffnung, dass Holmes schon auf eines davon aufspringen wird?

    Und am Ende hat dieses Rätsel überhaupt nichts mit den eigentlichen Fällen zutun. Zwar gelingt es Holmes am Ende dadurch, den entführten Jungen und das geklaute Manuskript wiederzufinden. Aber das ist lediglich eine Nebelkerze, die darüber hinweg täuschen soll, dass man uns für die wirklichen Verbrechen

    Spoiler anzeigen

    die Ermordung von Richard Brunton und die gesamte Sache um die IRA-Vergangenheit von Jordan Perry

    eine Auflösung schuldig bleibt.

    Am Ende bleibt Holmes nicht anderes übrig, als selber zuzugeben, dass ihm einige Hintergründen noch unklar sind. Das soll wahrscheinlich Hunger auf die nächste Konfrontation der beiden machen, hinterlässt aber zumindest bei mir nur den Schalen Nachgeschmack, hier eine Geschichte ohne richtiges Ende präsentiert bekommen zu haben.

    Fazit

    Sorry Leute, ich weis echt nicht, was ich sagen soll. Trotz meiner vielen Kommentare in der Vergangenheit wollte ich die Hörspiele wirklich mögen. Und ich war von der Folge über weite Strecken sogar recht angetan. Kein Highlight, aber solide Unterhaltung.
    Die Autoren können es offenbar, wenn sie es wollen. Aber stattdessen wollen sie lieber Sherlock kopieren. Und sie kopieren ihn nunmal schlicht und einfach nicht gut.

    Ich würde gerne sagen, dass ich der Serie noch eine Chance geben werden. Denn Potenzial hätte sie. Aber 15 € ausgeben, nur für die wage Hoffnung, nicht schon wieder enttäuscht zu werden? Nee danke, ohne mich. Da die nächsten drei Folgen bereits fertig aufgenommen sind, rechne ich leider nicht mit einer Besserung.
    Vielleicht irgendwann, wenn es sie billig bei ebay gibt.


    Kommen wir noch zu einigen kleineren Kritikpunkten, die sonst keinen Platz fänden:
    *In der Eröffnungsszene sieht Holmes einen Fleck auf der Kleidung einer Moderatorin, und folgert, dass sie Marmelade gegessen hat. Als er die Geschmacksrichtung bestimmt, macht er dabei ein Schmatzendes Geräusch. Ich hatte dabei vor Augen, wie er mit seinem Finger etwas von dem verkrusteten Fleck abkratzt, und dann ableckt - Offenbar war dies aber nicht der Fall. Denn als die Moderatorin ihn anschließend verdattert fragt, wie er das gemacht hat, muss er sie erst gesondert auf die Existenz des Flecks hinweisen.
    Das mag sich jetzt pedantisch anhören, aber bereits in Holmes' Einführungsszene einen derart auffälligen Patzer einzubauen ist schon irgendwie eine Kunst.
    * Kein Fehler, aber irgendwie putzig: Watson scheint sehr anfällig für Heldenverehrung zu sein. In der letzten nächsten Folge war es der Schauspieler Strange, hier die Autorin Rebecca Westwood, und seinem Mitbewohner widmet er sogar einen eigenen Blog. Da scheint sich ein Muster abzubilden...
    * Als sich der Entführer erstmals telefonisch meldet übertreibt man es in meinen Ohren etwas mit dem Stimmenverzerrer. Ich musste die Szene zweimal hören, um die Nachricht komplett zu verstehen.
    * Der Entführer hat den Anfang des gestohlenen Romans online veröffentlicht. Angeblich kann der Verlag dagegen nicht vorgehen, denn immer wenn die Datei vom Server gelöscht wird lädt sie sich automatisch unter einer neuen Adresse neu hoch - und zusätzlich noch ein weiteres Kapitel. Schön und gut, aber ein Schaden entsteht nur, wenn die Datei viral verbreitet wird (weil der Link z.B. über Foren verbreitet wird), und das kann nicht funktionieren, wenn sich laufend die Adresse ändert. Außerdem ist dies völlig gegen die ursprüngliche Ankündigung des Täters, er wolle ein Kapitel pro Stunde veröffentlichen.

  • Danke für die ausführliche Besprechung - sie ist sehr hilfreich für mich (und leider bestätigt sie nicht nur sämtliche Befürchtungen, die ich ohnehin schon hatte, sondern legt noch welche drauf).

    Moriarty hat etwas mehr Text als in der letzten Folge, aber nicht viel. Und sein Name wird noch immer nicht genannt. Nicht, dass ich was dagegen hätte, den Gegner erst langsam aufzubauen. Aber dann soll man seinen Namen nicht so prominent im Booklet präsentieren.


    Wie? Verstehe ich das richtig, dass dieses Namens-Ratespielchen auch schon in Folge 1 gespielt wird? Der Name steht zwar im Booklet, taucht aber im Hörspiel gar nicht auf? Und ich dachte, dass das in Folge 2 nur so gemacht worden wäre, weil man als Hörer nach Folge 1 schon Bescheid weiss. (Was mich aber nicht daran gehindert hat, mich trotzdem wortreich darüber aufzuregen... :whistling: )
    Gerade diese Sache kommt bei mir ein klein wenig so an, als ob die Hörspielmacher beim Hörer die Kenntnis von "Sherlock" geradezu voraussetzen...

    Sorry Leute, ich weis echt nicht, was ich sagen soll. Trotz meiner vielen Kommentare in der Vergangenheit wollte ich die Hörspiele wirklich mögen.


    Dito hier. Ich habe mich wirklich darauf gefreut - und trotz des für mich eher abschreckenden Covers die CD gekauft statt für lau zu streamen. Ich hatte (vorher) sogar schon überlegt, ob ich mir notfalls ein eigenes Coverbild bastele...
    Und nun scheint nicht nur das Coverbild, sondern auch der Inhalt nur ein mäßig guter Abklatsch von "Sherlock" zu sein. Echt enttäuschend. :(
    Die Überlegung, ob ich mir vielleicht doch sofort auch die andere CD kaufe, hat sich damit auch erstmal erledigt. Ich warte ab.
    .

  • Verstehe ich das richtig, dass dieses Namens-Ratespielchen auch schon in Folge 1 gespielt wird?

    Es ist ein wenig komplizierter diesmal.

    Spoiler anzeigen

    Die meiste Zeit tritt Moriarty wieder nur als Chat-Troll auf. Natürlich ohne zuzugeben, dass in Wahrheit er hinter den gerade geschilderten Verbrechen steckt.

    Im weiteren Verlauf gibt es eine Szene, wo er persönlich auf Holmes trifft. Jedoch gibt er sich auch hier nicht als Mastermind zu erkennen, sondern tut so, als wäre er nur ein unbeteiligter Reporter. Seinen Namen gibt er hier lediglich als Jim an (eine Idee, die im Ansatz ebenfalls aus genannter Sherlock-Episode übernommen wurde. Nur ist "Jims" Einführung dort zunächst noch unscheinbarer, und wird bereits am Ende der selben Geschichte aufgelöst).

    Wer gute Ohren hat, könnte ihn jetzt bereits wiedererkennen. Jedoch muss ich sagen, dass mir persönlich die Chat-Szenen so kurz, und die meisten Stimmen so unscheinbar waren, dass ich schon so Schwierigkeiten hatte, die einzelnen Teilnehmer auseinander zu halten.
    Und selbst wenn, wäre es noch kein Beweis, da auch andere Sprecher für verschiedene Rollen recycled wurden.

    Am Ende der Folge erfährt man dann vom befreiten Jungen, dass einer der Männer den Namen Moriarty erwähnt hätten. Jedoch wird keine Verbindung zu den "beiden" zuvor von Stefan Kaminskis gespielten Figuren hergestellt.


    Wie gesagt, ich könnte mir durchaus vorstellen, dass dies so beabsichtigt war. Dass man die Figur erst langsam aufbauen wollte, und dem Hörer die Gelegenheit geben, die Zusammenhänge selber zu erkennen.

    Aber dann passt halt dieses auffällige Booklet nicht ins Muster!

  • Es ist ein wenig komplizierter diesmal. (...)


    Ah, danke. So ungefähr hatte ich mir das zwar vorgestellt - aber MIT Auflösung.
    Im Identifizieren von Stimmen bin ich gar nicht geübt. Und bei so kurzen Textfragmenten wie die im Chat ist das hoffnungslos... da merke ich mir eher die Chatnamen. (Den Namen "MsMarpleIsTheBetterDetective" kann ich mir zum Beispiel ganz leicht merken. :D )

    Wie gesagt, ich könnte mir durchaus vorstellen, dass dies so beabsichtigt war. Dass man die Figur erst langsam aufbauen wollte, und dem Hörer die Gelegenheit geben, die Zusammenhänge selber zu erkennen.
    Aber dann passt halt dieses auffällige Booklet nicht ins Muster!


    Vielleicht ist man hier ohne Booklet und ohne die Sprecherliste sogar besser dran (wenn es denn überhaupt ein richtiges Booklet wäre...).
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  • Inhaltsangaben der Folgen 3-5. Laut Amazon sollen alle Folgen am 18. März 2016 erscheinen.

    Zitat

    Die Spur des Teufels

    Es wird wieder laut, rasant und äußerst knifflig: Nach dem fulminanten Auftakt der Serie lösen Sherlock & Watson einen neuen Fall im modernen London. In Fall 3 bricht ein Mann auf den Stufen der Baker Street 221b zusammen. Völlig verstört presst er ein paar Worte hervor: „Nogid’yavola!“ Was hat das zu bedeuten? Sherlock & Watson werden in einen Strudel außenpolitischer Verwicklungen hineingezogen, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Der Informationskrieg der Geheimdienste eskaliert und Sherlock muss eine folgenschwere Entscheidung treffen. Das Spiel wird bitterer Ernst. Hörspiel mit Johann von Bülow, Florian Lukas, Stefan Kaminski u.v.a. 1 CD | ca. 1 h 19 min

    Zitat

    Der Sommerset-Fall

    Es wird wieder laut, rasant und äußerst knifflig: Sherlock & Watson lösen einen neuen Fall im modernen London. In Fall 4 ist Sherlock Holmes nach der Aufklärung der Breitraum-Affäre völlig erschöpft. Diagnose: Burn-Out. John Watson nimmt seinen Freund kurzerhand mit zu seiner guten Freundin Haffat, die sich im behaglichen Somerset niedergelassen hat. Doch statt Ruhe und Erholung erwarten Sherlock & Watson gleich zwei mysteriöse Fälle. Zuerst wird Richie, der Dorf-Spezi, tot im Garten der Cunninghams aufgefunden, dann steht in einer stürmischen Nacht plötzlich eine junge Frau auf Haffats Türschwelle, in der Hand einen Brief mit einer unmissverständlichen Drohung. Geht es vielleicht um mehr als einen schwelenden Nachbarschaftsstreit? Sherlock & Watson ermitteln auf dem Land – ein alles andere als beschaulicher Fall! Hörspiel mit Johann von Bülow, Florian Lukas, Stefan Kaminski u.v.a. 1 CD | ca. 1 h 19 min

    Zitat

    Der letzte Tanz

    Es wird wieder laut, rasant und äußerst knifflig: Sherlock & Watson lösen einen neuen Fall im modernen London. Im finalen Fall der ersten Staffel spitzt sich die Lage zu und Sherlock ist kurz davor, Moriarty endlich dingfest zu machen. Ist er das wirklich? Nicht nur Watson hegt ernsthafte Zweifel an der geistigen Gesundheit seines Freundes – der weicht dem Licht der Öffentlichkeit plötzlich nicht mehr aus und tingelt von einer Talkshow zur nächsten. Zu seinem 40. Geburtstag wünscht sich der Consulting Detective gar ein rauschendes Fest. Eins sei verraten: Die Party wird der Knaller! Hörspiel mit Johann von Bülow, Florian Lukas, Stefan Kaminski u.v.a. 1 CD | ca. 1 h 19 min

    Anders als bei den Pressetexten zu Folge 1 und 2 springen einem hier zumindest nicht bereits die Sherlock-Anleihen direkt entgehen. Vielleicht besteht für die Reihe ja doch noch eine gewisse Hoffnung.

  • Hier gab es tolle Beiträge zu lesen. Besonders Tribble möchte ich für die ausführlichen Besprechungen danken. Sie bestätigen tatsächlich meinen Ersteindruck von der Ankündigung und den Hörproben. Schade irgendwie.
    Mal sehen, ob / was du zur nächsten Folge schreibst. ;)

  • Gestern habe ich mir während des Treffens mit Wesley im AUDIAMO gleich das Hörspiel Folge 1 mitgenommen. Leider war ich gestern Abend so müde, dass ich sofort eingeschlafen bin. Trotzdem hat mir das was ich gehört habe, durchaus gefallen (obwohl mir Holmes eigentlich bis zur Decke steht). Heute Abend wird ein neuer Versuch gestartet. Denn während meiner Fahrten heute steht Tschernobyl und eine Geisterschocker-Folge auf dem Programm.

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