Werden Serien mit Fortdauer besser oder schlechter?

  • Ach, ich weiß nicht, von Schuld, selbst in Anführungszeichen würde ich nicht sprechen, sondern eher von (aus meiner Sicht) falscher Prioritätensetzung: Wenn eine Reihe läuft, kann ich verstehen, dass man als Macher versucht sein könnte, auf Masse zu gehen, aber die Krux ist dann eben, dass der Fokus auf Masse über kurz oder lang zulasten der Qualität geht. Dann sinken eventuell die Hörerzahlen, mit ihnen die Einnahmen, so dass am Ende das Budget pro Folge ebenfalls sinkt, was dann weitere Einsparungen bedeuten könnte, die sich auf die Skripte auswirken.

    Bei den MT sehe ich keine Ermüdung bei mir. Folgen wie Jenseits 2.0 oder Der Winter naht oder Kindheits-Trauma usw. würde ich auch heute noch mit Kusshand nehmen. Aber die letzten Folgen, die ich gehört habe, waren von dieser Klasse weit entfernt.

    Ich glaube nicht, dass man Folgen als schlechter wahrnimmt, weil man sich an einem Plot-Prinzip sattgehört hat. Wenn das so wäre, würde man ja auch die frühen Highlights nicht mehr hören mögen, denn die würden das ja ebenso aufweisen. Das kann es natürlich auch geben, ist aber für mich ein komplett anderer Schuh.

    Meist werden die Folgen mit der Zeit halt wirklich schlechter, weil den Machern die Ideen ausgehen oder sie in Routinen verfallen, die die Folgen weniger originell erscheinen lassen.

  • Da bin ich mir eben nicht so sicher. Wir werden es niemals überprüfen können, aber wäre man 2004 nicht mit Folge 1 sondern Folge 186 gestartet, was wäre passiert? Wäre es für uns alle nicht trotzdem komplettes Neuland gewesen, dass Schauerromantik-Literatur veröffentlicht würde? Ich glaube es wäre für mich genau so großartig gewesen. Und ich wäre Fan geworden. Oder auch nicht??? Ich kann dies auf jeden Fall für mich nicht komplett ausschließen, dass ich als Hörer nicht auch reagiere und mich (zu sehr) daran gewöhnt habe. Das Neue, das Aufregende, das Überraschende fällt weg. Die Routinen gab es auch früher schon, nur sind sie uns erst später aufgefallen. Deshalb wird wohl keine Serie oder Reihe subjektiv besser, es sei denn man macht wirklich sehr große Einschnitte, die aber meistens auch nicht begeisternd aufgenommen werden.

    Wie man mir mitgeteilt hat, wurde übrigens „Midnight Tales“ in unserer Streaming Hitparade auch dieses Jahr von den Talker/innen so oft gewählt, dass es von allen Serien auf Platz 2 liegt. Von dieser statistischen Warte aus gesehen, sieht es also doch nicht nach einer Ermüdung aus?!

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Die These würde ich beim Gruselkabinett nicht unterschreiben, meiner Meinung nach leiden die höheren Folgen an folgenden Dingen:

    - Weniger charismatische Sprecher wie früher

    - Script-Mängel: Viele Monologe statt interessanter Dialoge

    - Weniger interessante Geschichten die vertont werden

    Ich glaube nicht das bei einer lange laufenden Reihe ein Gewöhnungseffekt eintritt, sondern allzu häufig die erzählte Geschichte entweder zu absurd oder zu banal wird. Irgendwann ist halt alles auserzählt, und man kann die überstandenen „Bedrohungen“ nur durch neue Superlative übertrumpfen. Und dann wird es halt unglaubwürdig, und damit schwindet auch die Begeisterung beim Hörer. Setzt man keine Superlative ein, ist die aktuelle Bedrohung schwächer im Vergleich zu den schon überstandenen Bedrohungen, und dann langweilt man sich als Hörer schnell, weil man denkt das den Autoren offensichtlich nichts gescheites mehr einfällt.

    Ein Teufelskreis, deshalb glaube ich auch das jede länger laufende Serie zwangsläufig schlechter werden muss, je länger sie läuft.

  • Ich unterschreibe sofort dass mir Serien und Reihen mit der Zeit schlechter gefallen. Nur über das „Warum“ grüble ich bei mir selbst. Glaube dass ich selbst dazu auch etwas beitrage, ändert aber am Endeindruck nichts. Aber wer weiß vielleicht kommt ja irgendwann eine Serie oder Reihe, die mir mit der Fortdauer immer besser gefällt?!

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Also, ich denke man sollte mehrere Dinge hier beachten. Zu allererst tritt bei jeder Serie meist eine Ermüdungserscheinung ein: Da kann sie noch so gut sein. Irgendwann erreicht man eine natürliche Sättigung. Daher ist es eigentlich so beachtlich wenn Serien wie Supernatural, etc.. 15 Staffeln realisieren. Der nächste Punkt ist natürlich noch die Dauer und Laufzeit der Serie, wie oft erhält man ein Update? 1-2 Folgen pro Jahr? Das kannn man bei gleichbleibender Qualität sicher sehr lange praktizieren. Dann natürlich der persönliche Geschmack.

    Aber wie ist es denn bei Serien wie den Letzten Helden? Kann man diese überhaupt in so eine Betrachtung ziehen? Abgeschlossene Handlung, stetig wechselnde Charaktere, etc... Wie verhält es sich bei dieser Serie eurer Meinung?

  • Ich unterschreibe sofort dass mir Serien und Reihen mit der Zeit schlechter gefallen. Nur über das „Warum“ grüble ich bei mir selbst. Glaube dass ich selbst dazu auch etwas beitrage, ändert aber am Endeindruck nichts. Aber wer weiß vielleicht kommt ja irgendwann eine Serie oder Reihe, die mir mit der Fortdauer immer besser gefällt?!

    Ich kann dir gerne meine Meinung zu dem Thema schildern. Für mich endet eine gute Geschichte zum richtigen Zeitpunkt. Das machen viele Serien aber nicht, sondern solange die Kasse klingelt, wird weiter produziert. Man schaue nur mal wieviel Franchises (z.b. Star Wars) gerade vollkommen ausgeschlachtet werden. Mit guter Qualität hat das nichts mehr zu tun, aber die Zahlen scheinen (noch) zu stimmen.


    Beispiel wie man es nicht macht: Die Fernsehserie Lost. Die erste Staffel ist richtig stark, fängt spannend an, man fiebert mit den Charakteren mit und möchte einfach wissen wie es weiter geht. Die Macher waren vermutlich selbst vom riesigen Erfolg überrascht und es wurde natürlich immer weiter produziert. Ab einem gewissen Zeitpunkt merkt man dann aber, dass die Macher selbst gar nicht so richtig wissen wo sie mit ihrer Serie und den Charakteren hinwollen. Spätestens ab Staffel 5 ist die Story so wirr und die Luft dann richtig raus. Zahlen scheinen aber immer noch gestimmt zu haben denn es wurde weiter produziert. Das Ende findet man jetzt in jeder top 10 Liste der schlechtesten Enden einer Serie.

    2tes Beispiel wie man es nicht macht: Prison Break. Die erste Staffel ist mit das Beste was es an Fernsehunterhaltung gibt. Man hätte hier die Serie beenden können, sie war aber so erfolgreich, dass es natürlich eine zweite Staffel geben musste. Die zweite Staffel war auch alles andere als schlecht, hatte aber mit einem "Prison Break" schon eher wenig zu tun. Staffel 3 wiederum holt das ganze zurück ins Gefängnis für knackige 12 Folgen und das ganze wirkt stimmig. Auch hier hätte man die Serie wieder beenden können, denn was mit Staffel 4 folgte, war einfach völlig hirnrissig und hat überhaupt nicht mehr gepasst. Über die später nachgereichte Staffel 5 brauchen wir gar nicht zu reden.

    Es gibt vermutlich noch deutlich krassere Negativbeispiele wie The Walking Dead, die habe ich aber nicht besonders lang geschaut und kann daher nicht genug dazu sagen.


    Beispiel wie man es richtig macht: Dark. Die kompletten 3 Staffeln bestehen aus 26 Folgen, nur eine Folge weniger als die erste Staffel von Lost. Bei Dark merkt man einfach, dass sich vorher Gedanken über eine Geschichte gemacht wurde und wie sie enden soll. Hier wird nicht weiter ins Unendliche produziert nur weil die Zahlen stimmen und die Kasse klingelt, denn man hätte wahrscheinlich problemlos nach Staffel 3 noch weiter irgendeinen sinnlosen Müll produzieren können, hat man aber zum Glück nicht und wurde mit der besten deutschen Serie belohnt.

    2tes Beispiel wie man es richtig macht: Monk. Eine Serie mit 125 Folgen, die trotzdem nicht langweilig wurde und trotz der langen Laufzeit ein sehr gutes und passendes Ende gefunden hat, das zum Hauptcharakter passt. Die Charaktere in der Serie bleiben sich einerseits treu und machen trotzdem eine Entwicklung durch. Man kann sich jede Folge einzeln ansehen und trotzdem gibt es einen dünnen roten Faden der sich durch die Handlung der ganzen Serie hindurchzieht.


    Irgendwann ist auch mal die beste Geschichte zu Ende und irgendwann sind die Charaktere und die Ideen ausgereizt und man sollte es gut sein lassen. Für mich gibt es extrem viele Serien bei denen man deutlich früher hätte die Reißleine ziehen sollen. Als Hörspiel Beispiel nenne ich hier mal Offenbarung 23.

  • Danke für Deinen Eindruck! Interessanter Weise sprichst Du dabei aber nur von Serien. Und von TV-Serien. Wie sieht es mit Horspielserien abseits O23 aus? Und vor allem mit Reihen. Es wurde ja besonders über Gruselkabinett und Midnight Tales gesprochen? Trifft das was Du geschrieben hast auch auf Reihen zu? Diese bestehen ja nur aus abgeschlossenen Geschichten.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Danke für Deinen Eindruck! Interessanter Weise sprichst Du dabei aber nur von Serien. Und von TV-Serien. Wie sieht es mit Horspielserien abseits O23 aus? Und vor allem mit Reihen. Es wurde ja besonders über Gruselkabinett und Midnight Tales gesprochen? Trifft das was Du geschrieben hast auch auf Reihen zu? Diese bestehen ja nur aus abgeschlossenen Geschichten.

    Bei Midnight Tales kann ich definitiv bestätigen, dass ich die ersten 30-40 Folgen sehr gerne gehört habe, und irgendwann hab ich dann nur noch sporadisch bis gar nicht mehr reingehört, weil es mir einfach nicht mehr so gut gefallen hat.

    Sherlock Holmes Chronicles hingegen fand ich nach über 100 Folgen immer noch hörenswert und höre auch gerne die ersten, sehr langen Folgen immer wieder.

    Zum Gruselkabinett kann ich nicht viel sagen, da habe ich nur ganz vereinzelt mal Folgen gehört, manche davon fand ich gut und manche nicht.


    Ich denke David hat hier in dem Punkt recht, dass eine Ermüdungserscheinung bei jeder Serie eintritt, bei manchen Serien geschieht es jedoch viel früher als bei anderen, was wohl größtenteils der Qualität geschuldet sein dürfte.

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