The Cruise – Staffel 1

  • The Cruise – Staffel 1

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    Erster Eindruck: Mysteriöse Szenen im Überfluss

    Die „Princess of Wales“, ein Luxus-Kreuzfahrtschiff der Etraklasse, sticht zum ersten mal in See. Die Passagiere freuen sich auf eine erholsame Reise, die sich jedoch bald in einen wahren Albtraum verwandelt: Der Großteil der Passagiere verschwindet spurlos, und nur eine kleine Gruppe verbleibt auf dem Liner. Unter ihnen auch ein geheimnisvoller russischer Oligarch, der einiges im Schilde zu führen scheint...

    Folgenreich hat sich längst einen Namen unter Hörspielfans gemacht, hier ist die Dichte an Top-Produktionen ungewöhnlich hoch. Und so mag es – bei allem Respekt für das Genre – etwas merkwürdig anmuten, dass ausgerechnet ein Radiohörspiel bei dem Label erscheint. Doch schon die ersten Minuten von The Cruise zeigen, dass die aufwändige Produktion hier genau richtig ist, es ist ein sehr atmosphärisches, spannendes und außergewöhnliches Hörspiel entstanden. Der Anfang erfordert recht viel Konzentration, da hier in hoher Taktzahl die Hauptcharaktere vorgestellt werden – wer hier vorzeitig aussteigt, hat verloren und findet nur schwer wieder in die Handlung hinein. Glücklicherweise wird hier bereits flüssig und unterhaltsam erzählt, einige frühe Highlights und interessante Momente lassen den Hörer gern am Ball bleiben. Ist dieser Einstieg erst einmal vollzogen, verdichtet sich die Handlung immer mehr, es kommt ein wilder, aber stimmiger Themenmix aus: Mystery- und Thrillerelemente kombinieren sich mit der Atmosphäre eines Actionfilmes, gefährliche Tiere, die alten Azteken, Hacker, eine mafiaähnliche Gruppierung – das ist richtig, richtig gut gemacht, schockt mit heftigen Momenten, nutzt diese aber gleichsam, um die Handlung voranzutreiben oder spätere Entwicklungen zu ermöglichen. Und auch die Charaktere sind hervorragend und prägnant, dabei fernab von den üblichen Klischees, sodass man schnell echtes Interesse für deren Geschichte hat. Dabei gehen die Autoren nicht gerade zimperlich mit ihren Rollen um, ebenso wenig wie sie ihre Hörer schonen. Es gibt wechselnde Bündnisse, überraschende Offenarungen, schmerzhafte Rückblicke, dramatische Wendungen. Nach vier Folgen zu je etwa 50 Minuten wird ein vorläufiger Schluss ausgemacht, der Übeltäter sehr überraschend enttarnt und mit einem fazinierenden Motiv ausgestattet – und dennoch ist die Handlung nicht zu Ende, es wird quasi schon ein weiterer Strang aufgemacht, der in Staffel 2 erzählt werden wird. Ein außergewöhnliches und außergewöhnlich gutes Hörspeil, fesselnd vom ersten Moment an, sich immer wieder verändernd und mit zahlreichen packenden und prägnanten Momenten versehen, sehr bildlich umgesetzt – zusammengefasst: Wow!

    Lisa Werlinder ist als toughe Schwedin Linda Erikson zu hören, der leichte, glaubhafte Akzent, ihr bestimmtes Auftreten, ihre dennoch herzliche Art machen sie zu einem sehr präsenten Charakter, der mich sofort in den Bann gezogen hat. Gerrit Schmidt-Foß hat mich mal wieder völlig überzeugt und hat als nerdiger Hacker eine ganz andere Seite seines Könnens gezeigt, er spricht sehr dynamisch, mit einem frechen Unterton oder kaum zu bändigender Begeisterung – herausragend! Auch Anna Fischer ist als erblindete Krankenschwester Becky begeisternd, sehr feinsinnig kann sie sowohl die zurückhaltende, fast schüchterne Art als auch ihre konsequente Ader sehr präzise vertonen. Weitere der vielen sehr, sehr guten Sprecher sind Asad Schwarz, Tobias Meister und Hans Werner Olm.

    Akustisch muss sich diese erste Staffel von „The Cruise“ nicht hinter den populären, kommerziellen Top-Produktionen verstecken – im Gegenteil. Die wuchtigen, orchestralen Klänge, aus denen die tiefen Blechbläser immer wieder herausstechen, sorgen für eine sehr intensive Stimmung, die Geräusche sind sehr vielfältig eingesetzt und werden zum ständigen Begleiter und dürfen auch mal sehr hervordrängen. Die schnellen Schnitte, der Verzicht auf einen Erzähler, die immer wieder eingefügten Werbesprüche für die Kreuzfahrt, die einen zynischen Unterton haben – hier passt einfach alles!

    Folgenreich hat sich entschieden, die Staffeln jeweils zusammen zu veröffentlichen und hierfür je eine MP3-CD zu verwenden, sodass der Preis für vier hochwertige Folgen kaum zu toppen ist. Die Aufmachung ist dafür recht schlicht gehalten, in dem kleinen Booklet finden sich aber alle relevanten Informationen wieder. Das Cover zeigt den Luxusliner in sturmumtoster Nacht, was die Stimmung gekonnt einfängt.

    Fazit: The Cruise ist für mich eine der Hörspielüberraschungen des Jahres – außergewöhnlich, vielfältig, unglaublich spannend und an einen guten Actionthriller oder eine Mystery-TV-Serie erinnernd. Hier passt alles einfach zusammen und nimmt den Hörer mit auf eine düstere Reise mit unklarem Ausgang und ist so alles andere als Massenware, sondern eine echte Perle.

    VÖ: 17.Juni 2016
    Label: Folgenreich
    Bestellnummer: 0602547790699

  • Katja Und wie zufrieden bist Du mit dem Abschluss?

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ich fand den Abschluss gut! Vorher war's zwischendurch manchmal schon echt gruselig, ich habs zugegebenermaßen morgens im Dunklen immer nur dann gehört, wenn meine Fahrgemeinschaft dabei war #unschuldig#

    Ich neige allerdings auch ziemlich übertrieben zum Kopfkino, deshalb...

  • Übertriebenes Kopfkino? Geht das überhaupt? ;)

    Spaß beiseite, die erste Staffel hat mir persönlich besser gefallen als die zweite Staffel. Wobei ich nicht sage, dass diese schlecht gewesen ist, sie hat mir einfach nur die erste besser gefallen. Allerdings ist das schon etliche Jahre her, ich sollte sie mir vielleicht mal wieder anhören.


    -- Bevor ich mich ärgere, ist es mir halt egal --

  • Ging mir eigentlich auch so! Die erste Staffel gefiel mir besser. Vielleicht auch weil manches im Unklaren blieb. Ich habe mir allerdings auch die CDs geholt und werde bei Zeiten ein Wiederhören machen. Vielleicht gefällt es mir dann besser.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

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