Die Schlüssel der Macht – 2. Die Kronprinzessin

  • Die Schlüssel der Macht – 2. Die Kronprinzessin

    Bei einem Treffen in einer luxuriösen Suite über dem Hamburger Hafen zwischen Adelhaid Berg-Böhmermann und ihrem Parteikollegen Klaus Ludwig Bechtel planen die beiden bereits die Auswirkungen ihrer baldigen Ernennung zur Parteivorsitzenden auf die kommende Bundestagswahl. Doch sie sind gegensätzlicher Meinung, wie sich die Nachfolgerin von Magot Heinkel gestalten soll – und auch der ebenfalls anwesende Journalist und Berater Jan Gaspard ist anwesend und hat seine eigene Vorstellung von dem Richtungsstreit innerhalb der Partei…

    Jan Gaspard hat sich in seiner neuen Hörspielserie „Der Schlüssel der Macht“ zur Aufgabe gemacht, die Hintergründe von politischen Entwicklungen innerhalb einer Partei aufzubereiten – wie bei seiner bekannten Serie „Offenbarung 23“ wieder ein fiktiv, aber viele reale Ereignisse und Figuren aufgreifend. Der zweite Teil „Die Kronprinzessin“ widmet sich dabei einem interessanten Thema, wie die Führung der Partei auf lange Sicht geplant wird – und dabei auch Niederlagen, Kollateralschäden und persönlichen Untergang in Kauf nimmt. Dabei werden die Ereignisse aus der jüngeren Vergangenheit inklusiver realer Wahlergebnisse und Nachrichten eingebaut und in einen schlüssigen Zusammenhang zu setzen. Vieles mag man selbst geahnt haben, wenn man sich ein wenig mit Politik beschäftigt, doch es kommen auch so einige Gedanken auf, die mich überrascht haben. Einiges wirkt sehr überspitzt, anderes durchaus glaubwürdig, sodass sich jeder selbst eine Meinung bilden muss, wie nahe das fiktive Hörspiel der Wahrheit kommt. Mir gefällt, wie einige Nachrichten außerhalb der Politik eingebunden wurden und mit den Dialogen in Einklang gebracht werden, ebenso wie die durchtriebenen Pläne, die damit in Verbindung stehen. Wieder sind die Dialoge lang, stellenweise zu lang geraten. Denn auch wenn das Hörspiel insgesamt eine unterhaltsame Wirkung auf mich hat, ziehen sich manche Szenen noch in die Länge, was der Aufmerksamkeitsspanne des Hörers nicht sehr zuträglich ist – und das, obwohl die Ereignisse etwas klarer aufgegliedert sind als in der ersten Folge.

    Swantje Wascher hat es als Adelhaid Berg-Böhmermann etwas schwer, in die Rolle zu finden. Der nüchterne Ton, den sie anschlägt, passt zwar in die Atmosphäre der Serie, stellenweise wirkt sie aber leider doch zu kraftlos, um beispielsweise aufkommende Wut oder Drohungen gegen ihre Kontrahenten glaubhaft herüberzubringen – hier hätte sie mehr Energie einbringen können. Christin Marquitan prägt die Rolle der Margot Heinkel jedoch mit einer treffenden Intonierung, die tatsächlich stark an die bekannte reale Vorlage erinnert und dennoch nicht in eine Persiflage abrutscht, sondern die Rolle ernst nimmt. Friedhelm Ptok ist als Wilhelm Däuble zu hören, seine angenehm gealterte Stimme nimmt hier einen eher kühlen Ausdruck an und schafft so einen weiteren glaubhaften Charakter. Weitere Sprecher sind Detlef Bierstedt, Gerald Schaale und Susann Zeller.

    Die Inszenierung ist wieder recht sparsam, aber treffend gehalten. So sind die meisten Dialoge nur mit wenigen Geräuschen oder einem leichten Halleffekt unterlegt, sodass der Fokus vollkommen auf den Dialogen liegt. Auch die Erzähltexte sowie die Szenenübergänge sind mit Melodien unterlegt, die an Nachrichtensendungen oder Dokumentationen erinnern, aber auch kleine spannende oder dramatische Momente sind eingebaut, was gut zusammenpasst.

    Eine gelbe U-Bahn, noch leicht in der Fahrt begriffen und deswegen leicht verschwommen, ist als Titelbild für die Episode ausgewählt, was sich gut von den großen Schriftzügen in Rot und Schwarz abhebt und einen modernen Eindruck hinterlässt, was zur Stimmung des Hörspiels passt. Im Inneren gibt es wieder den einleitenden Text von Tom Jacobs zu seiner Rolle als Jan Gaspard inklusive Foto, natürlich sind aber wieder auch die Mitwirkenden nebst einem kleinen Zitat zur Politik zu finden.

    Fazit: „Die Kronprinzessin“ liefert einige fiktionale Hintergründe zum Sturz hochrangiger Politiker, baut dabei hinterhältige Intrigen und teils menschenverachtende Entscheidungen mit ein. Das baut eine langsame, aber gelungene Spannung auf, auch wenn einige Passagen zu langatmig geraten sind und auch in den Dialogen einige Stolpersteine versteckt sind.

    VÖ: 3. September 2021
    Label: WinterZeit
    Bestellnummer: 9783960663416

  • Das kapiere ich ja jetzt erst, dass die Serie gar nicht von maritim ist und insofern auch nicht von Patrick Holtheuer inszeniert wurde, sondern eine Winterzeit-Produktion ist. Das hatte mich, ehrlich gesagt, auch schon ein bisschen gewundert.

    Interessant, dass Du die Merkel-Imitation gut und auf dem Punkt fandst. Ich fand sie ja völlig drüber.

    Überhaupt habe ich mich die ganze Zeit gefragt, welche Absicht man mit dieser Serie verfolgt. Spannende Inhalte bereitet sie ja nicht gerade auf, das ist ja eher Kaliber Provinzposse, worauf man sich da bezieht.
    Ich hatte beim Hören, ehrlich gesagt, die ganze Zeit die Befürchtung, dass all das auf so eine abgemilderte Querdenker-Story hinausläuft, mit der uns erzählt werden soll, wie korrupt das System ist und wie kalt da über die Belange des Volkes entschieden und am Ende womöglich Corona für diese Zwecke genutzt wird, um politische Ziele damit durchzusetzen usw. Ich habe dann aber irgendwann nicht weitergehört, konnte also nicht mehr checken, in welche Richtung es sich tatsächlich weiterentwickelt - ich hatte genug davon, vor allem weil es eben nach meinem Empfinden total langweilig war.

  • Überhaupt habe ich mich die ganze Zeit gefragt, welche Absicht man mit dieser Serie verfolgt


    Also ich kann mir beim besten Willen keine weitergehenden Ziele außer "Geld verdienen" und "Selbstbeweihräucherung des Autors" vorstellen. Da finde ich jetzt Deine Befürchtung einer "abgemilderten Querdenker-Story" geradzu abstrus. Wie es ausging, in welcher Richtung der Schluss ging, das weiß ich leider auch nicht, ich denke auch, dass das die wenigsten Hörer bis zum Schluss durchgehalten haben.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Wurde die Serie abgeschlossen?

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Danke! Na vielleicht höre ich sie mir mal komplett an.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Naja, abstrus? Ich weiß ja nicht.
    War halt alles noch in der Coronazeit, zum Ende hin, da sind so einige intellektuell steil gegangen, so mancher bis heute, es gab Tiraden von (anderen) Hörspielmachern gegen die aktuelle Politik, auch so etwas wie #allesdichtmachen usw. - und dann kommt eine Hörspielserie, die auf verlächerlichende Weise die Akteure der damals aktuellen Politik darstellt und bei der am Ende alles auf die Bekämpfung der Corona-Pandemie als großes Finale hinausläuft...
    Mag ja sein, dass die Handlung tatsächlich ganz anders verlaufen ist, aber diese Befürchtung, gerade bei einem Verschwörungsfreund wie Gaspard, dem ja sogar eine Zeit lang Verbindungen zu... sagen wir: fragwürdigen Akteuren nachgesagt wurden, finde ich alles andere als abstrus.

    Aber wenn die Befürchtung nicht begründet war, ist es ja gut.

    Langweilig und nach meinem Empfinden schlecht gemacht war es aber auch losgelöst davon. ;)

  • Zumindest muss man zu Gute halten, dass die Serie einen Abschluss bekommen hat, mit 6 Folgen überschaubar ist und sogar auf CD gibt. Ich fand Folge 1 fürchterlich. Aber vielleicht tue ich es mir mal an. Dauert ja nicht lange. Und nach O23 hat Gaspard ein Stein bei mir im Brett. Wird aber dauern.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Das ist lieb, @DerPoldi, ich lese Deine Besprechungen auch immer sehr gern, ganz gleich ob wir uns dann im Urteil einig sind oder nicht, aber hier muss ich wohl leider passen, denn es gibt genügend Hörspiele, die mich interessieren, bei denen ich aber leider nicht dazu komme, sie zu hören, da ist meine Motivation bei einer Serie, bei der ich die ersten dreieinhalb Teile schlecht, schlechter und noch schlechter fand, nicht besonders ausgeprägt, wie Du sicher wirst nachvollziehen können. ;)

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