Eine Frage, die sich wahrscheinlich jeder Hörspielfan im Laufe seines Fandaseins schon mal gestellt hat, lautet warum man selbst überhaupt hört, siehe HÖRSPIELKOLUMNE "GEDANKEN EINES HÖRSPIELFANS 3/2011" - Warum ich Hörspiele höre.... Aber auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Sammlerleidenschaft ist sehr spannend. Warum sammle ICH Hörspiele?
Ich bin Hörspielfan seit meinen ersten Lebensjahren. Seit dem Mama und Papa mir die Biene Maja Kassette von ARIOLA ins Kassettendeck gelegt hat. Ab da war es um mich geschehen. Und es haben sich im Laufe meiner Kindheit natürlich viele Kassetten, aber auch Schallplatten angesammelt. Und mit jedem neuen Hörspiel wollte ich mehr haben, mehr hören und mehr besitzen. Die Sammlung wuchs, und wuchs und wuchs. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich als Kind in der Volksschule stolz erzählte, dass ich 100 Hörspiele im Regal habe und diese sammle. Meine Eltern hatten unzählige Schallplatten aus den 60igern und 70igern, mein Vater eine ganz Wand von selbst aus dem Radio aufgenommenen Opernkassetten. Wahrscheinlich wollte ich meinem Vater einfach nacheifern bzw. eifere ihn immer noch nach. Der Vater als großes Vorbild war sicherlich einer der Gründe warum ich Hörspiele gesammelt habe.
Später als Jugendlicher und auch als junger Erwachsener waren Hörspiele stete Begleiter für mich. Aber ich wollte sie nicht nur hören sondern bereits als Kind war mir das Regal, die Ordnung darin, das ansehen und das Angreifen wichtig. Und eine Sammlung wollte ich auch herzeigen. Dabei hatte ich niemals Berührungsängste, dass mich Freunde oder Freundinnen auslachen würden, wenn sie in meinem Zimmer die Wand mit den vielen Hörspielen sehen würde. Im Gegenteil, meine Freunde fanden das immer cool und es war einfach Teil meiner Persönlichkeit. Auch wenn es in den 90igern sehr wenig zu sammeln gab. Aber als junger Mann und Student hat man ohnehin andere Interessen als nach Hörspielen nachzujagen. Aber das Hörspiel am Abend zum einschlafen, war weiterhin Pflicht. Und wurde vor nun mehr 29 Jahren auch Pflicht für meine damalige feste Freundin und jetzige Frau. Eva hat man mich beim hören und beim sammeln immer unterstützt. Ihre Grosseltern stammen aus Regensburg. Und von dort bekam ich viel Hörspielnachschub. Dies war wichtig, denn bei uns nahm die Zahl der Hörspiele in den Kaufhäusern rapide ab. Das Sammeln von Hörspielen war also zu dieser Zeit ein netter Zeitvertreib für mich und meine Freundin, etwas dass wir gemeinsam machen konnten.
In den 00er Jahren kamen ja die ersten richtig „fetten“ Hörspieljahre. Die CD wurde bei Hörspielen salonfähig. Zuerst wollte ich nur Kassetten sammeln und hatte keinerlei Interesse an dem Teufelszeug CD. Aber irgendwann fand ich Gefallen daran. Und ab da ging erst richtig die Post ab. Es wurde gekauft was das Zeug hielt. Ich sammelte wirklich fast alles. Jede Neuerscheinung wurde gekauft und zudem war ich steter Gast im CARITAS-Shop und nahm mir Hörspielkassetten hundertfach zu 10 Cent pro Stück mit. Meine Sammlung wuchs in „Tausenderschritten“. Parallel dazu war ich in fast allen Hörspielforen unterwegs. Und ich liebte es über Hörspiele zu diskutieren und plaudern. Endlich waren da Gleichgesinnte, die so dachten wie ich selbst. Das Sammeln spielte hier eine wichtige Rolle zum Austausch und zum spekulieren. Zudem war es schon etwas Besonderes für mich zu erfahren und zu wissen, dass ich die größte private Hörspielsammlung Österreichs hatte.
Mit meinem Umzug verblieb meine Hörspielsammlung im Keller meines Elternhauses. Dort hatte ich sehr viel Platz und konnte den Raum nach Belieben verändern und dekorieren. Meine beiden Eltern waren ebenfalls Hörspielfans. Ich kaufte und sie bekamen, die für sie interessantesten Hörspiele natürlich zu hören. So kaufte ich mir einige Serien, wie Lady Bedfort oder Mimi Rutherfurd, nicht nur weil sie mir gefielen, sondern weil ich wusste dass ich meinen Eltern damit eine Freude machen konnte. Das „Sammeln für die eigenen Eltern“ war sicherlich auch ein kleines Puzzlestückchen, das Antwort auf die Frage geben kann, warum ich sammle. In meinen ersten Lebensjahren waren sie es, die mir Hörspiele kauften und näherbrachten, in ihren letzten Jahren war ich es – der Kreislauf des Hörspielfan-Lebens.
Mit dem Tod meiner Eltern war dies nun Geschichte. Und ich musste alles in Schachteln packen. Und meine Sammlung verkümmerte. Ich hatte wenig Lust für Kartons Hörspiele zu kaufen. Denn das Ansehen, das Angreifen und das „wahrnehmen“ war mir sehr wichtig. Dies habe ich in dieser Zeit gelernt. Also hatte ich nur mehr wenig Animo zu sammeln. Als ich durch Corona endlich Zeit fand mein Kellerabteil zu entrümpeln und mir einen kleinen aber feinen Hörspielraum zu zimmern, war die Lust zum sammeln schlagartig wieder da. Und nun bin ich in der Gegenwart angelangt. Warum sammle ich jetzt Hörspiele? Einerseits weil ich Hörspiele liebe, weil sie Teil meines Lebens sind und weil sie mich seit Jahrzehnten begleitet haben. Ich möchte sie nicht missen. Ich sammle aber nur mehr „punktuell“ und nicht mehr alles was mir „vor die Flinte“ kommt. In letzter Konsequenz sammle ich schlicht und einfach weil es mir Spaß und Freude macht. Und dazu gehört das Kaufen genau so, wie das in die Hand nehmen, wie das ansehen, wie das Schmökern im Booklet, wie das hören. Und wer jemals in einem Raum voller Hörspiele, voller Poster, voller anderem Hörspielstuff eine Kassette in den Player, eine Schallplatte auflegen oder eine CD ins Fach legen konnte, der wird verstehen welch wunderschönes Gefühl es ist in einem solchen Ambiente seinem Hobby nachgehen zu können. DAS ist der Grund warum ich Hörspiele sammle. Es ist ein positives Gefühl, es ist Freude, es ist Erinnerung, es ist Nostalgie, es ist Motivation, es ist Zufriedenheit, es ist noch einiges mehr, dass in mir durch das Sammeln & durch die Sammlung ausgelöst wird. Und solange es in mir ein Glücksgefühl auslöst, so lange werde ich sammeln. Denn dies alles ist der Grund warum ich sammle.
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