HÖRSPIELKOLUMNE "GEDANKEN EINES HÖRSPIELFANS 2/2020“ - Gedulds(hör)spiel

  • Die Geduld ist eine Tugend, die wir immer öfter brauchen. Als es im März hieß "zuhause bleiben" mussten wir unseren Tatendrang, unsere finanziellen und persönlichen Bedürfnisse zurückschrauben und geduldig auf das Ende der Epidemie warten.

    Doch "geduldig sein" ist für den Hörspielfan kein unbekanntes Terrain. Im Gegenteil. Bereits für das Phänomen Hörspiel hören, braucht es eine gute Portion Geduld um sitzen zu bleiben und konzentriert dem akustisch Geschehenem zu lauschen. Eine Fähigkeit, die leider heutzutage wo man ständig von Reizen bombardiert und torpediert wird, immer mehr verloren geht. Hören ohne einem visuellen Reiz? Hören ohne dass man dabei Emails checkt, faceboobeiträge liked, Fotostorys auf Instagram stellt, Nachrichten twittert oder im Hörspieltalk den neuesten Infos folgt? Ist das überhaupt möglich? Ja, aber nur mit einer gehörigen Portion Standhaftigkeit, Konzentration und Wille sich voll und ganz dem Gehörten zu verschreiben. Doch dies ist bei weitem nicht das einzige Aufgabengebiet in Sachen "Geduld", dem sich ein wackerer Hörspielfan stellen muss.

    Jeder, der die EDITION 2000 eines gewissen Oliver Döring hören durfte, der weiß wie schmerzhaft so ein Cliffhanger den eigenen Geduldsfaden bis zum Äussersten dehnen kann. Dabei hat Döring diese heldenhafte Einstellung seiner Hörer rasch erkannt und diese mit dem Aufschrei "nicht schon wieder ein Cliffhanger" in Folge 25 "Ein Friedhof am Ende der Welt" gewürdigt.
    Ganz und gar nicht gewürdigt wird aktuell unser Geduldskorsett von den Herren Sassenberg und Göllner. Volker Sassenberg hat es wie kein anderer verstanden unsere Leidensfähigkeit in der Kategorie Abwarten bis an die Grenzen des Vertretbaren auszukitzeln. Jeder Gabriel Burns Fan wird wissen was ich meine. Mit dem Slogan "Der Weg ist das Ziel" begann unsere Mysteryreise. Blöd nur dass dieser Weg seit über 5 Jahren verstellt und verbaut zu sein scheint, sodass wir weder den Weg bestreiten noch das Ziel erreichen können. Hier ist wirklich Coolness, Gelassenheit und Geduld gefragt.
    Doch den eigentlichen Vogel beim "Strapazieren des Geduldsfadens" hat Marco Göllner abgeschossen. Seit bald 7 Jahren warten wir darauf, dass wir für unseren Crowdfundingbeitrag für das Projekt GoldagengardenX den gerechten Lohn, sprich die Hörspiele auf CD in Händen halten dürfen. Während Marco von einem erfolgreichen Buch zum nächsten schreibt, ein Hörspiel nach dem anderen für Mentor David Holy macht und ein Haus nach dem anderen renoviert und aufbaut, so lässt er seine treuen Hörspielfans zittern und warten. Vielleicht liegt es auch an dem verflixten X, dass daraufhin deuten könnte, dass dieses Projekt erst nach runden 10 Jahren abgeschlossen und fertig ist.
    Möglich auch, dass sich Marco hier das Hörspiel Gualagon als großes Vorbild genommen hat. Dieses Mammutprojekt begonnen 2009 dauerte über 10 Jahre bis wir es wohl im Herbst 2020 endlich hören dürfen. Ihr seht also, dass die Geduld ein steter Wegbegleiter des Hörspielfans sein muss. Wer über keine solche Tugend verfügt, wird mit dem dem Hobby Hörspiel nur wenig Freude haben. Wer sich selbst als sehr geduldig charakterisieren würde und seine Leidensfähigkeit betreffend des Wartens auf die Probe stellen möchte, dem lade ich ein sich dem Label HolySoft anzuschließen. Hier gibt es eine Vielzahl an Hörspielserien, Apps und anderen Geschäftsbereichen wo man hervorragend heraus finden kann, wie lange man gewillt ist zu warten und ob man es schafft trotz der Warterei geduldig zu bleiben.

    Dieser Kommentar ist natürlich mit einer gehörigen Dosis Augenzwinkern geschrieben und verfasst worden. Ich selbst würde mich als sehr geduldig bezeichnen, den gerade was das Warten auf Hörspiele betrifft so gar nicht aus der Ruhe bringen kann. Auch wenn einem dieses Geduldsspiel, das von einem oder anderen Label auch aus meiner Sicht übertrieben wird, ziemlich nahe geht, so kann ich mich zumindest immer noch damit trösten, dass ich wahrscheinlich niemals alles dass worauf ich sehnlichst und lange warte bekommen werde, ABER ich gleichzeitig so viel im Laufe meines Hörspielfandaseins zum hören bereits erhalten durfte, dass ich im Grunde schon allein damit mehr Zeit überbrücken und mehr Jahre mit Hören verbringen kann, als mir letztendlich möglich sein wird. Von daher kein Grund zur Panik, dieses Geduldsspiel werde ich und nicht jene auf die ich warten muss gewinnen ;)

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Geduld, gerade in Sachen Hörspiele, ist mir fremd. :D

    PS: Für „Gualagon“ musst Du nicht mehr bis zum Herbst warten, es erscheint bereits an diesem Freitag. ;)
    Was war eigentlich der Grund, für das lange Warten auf Gualagon?

  • Wie geschrieben, ich finde, dass Geduld neben anderen Attributen das A und O eines Hörspielfans ist.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Seid ihr geduldiger oder weniger geduldiger geworden? 8

    1. Ich habe mit dem Alter an Geduld gewonnen. Es gibt Wichtigeres! (5) 63%
    2. Je älter ich werde um so weniger Geduld kann ich aufbringen! (2) 25%
    3. Ich habe meine Prinzipien und bin stets gleich geduldig! (1) 13%

    Würdet mich her meinen, dass ihr persönlich als Hörspielfans geduldiger geworden seid? Oder habt ihr mehr und mehr mit so manches und manchem, dass sich in der großen Hörspielwelt da draußen abspielt immer weniger Geduld?

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ich würde schon sagen, dass ich in einigen Punkten bei Hörspielen ungeduldiger geworden bin. Dies betrifft z.B. die lieben Hörspielklassiker. Ich will sie jetzt haben. Ich werde nicht jünger und weiß ich denn, ob ich in ein paar Jahren mich noch dafür interessieren werde. Zudem wird die Qualität der analogen Bänder nicht besser. Da EUROPA leider immer noch sehr vieles im Archiv liegen hat, was bis jetzt noch nie das digitale Tageslicht erblickt hat, habe ich mittlerweile vieles auf Kassette im Gebrauchtmarkt gekauft und mir selber digitalisiert. Auch wenn es aktuell preislich nicht mehr so einfach ist.
    Je älter man wird, desto schneller rennt gefühlt die Zeit davon. ^^

  • Ich hole mal diese mittlerweile bald 4 Jahre alte Kolumne von mir aus der Versenkung und frage nach wie geduldig ihr bei Hörspielen ganz allgemein seid. Und BITTE stimmt bei der obigen Umfrage ab. 3 Teilnehmer sind a bissi wenig ;)

    Heute wurde mir der Frage warum Dead Earth noch nicht erschienen ist „Warum diese Eile“ entgegnet. Darüber musste ich schmunzeln, war Folge 1 doch für Jänner 2016 angekündigt. War ich zu ungeduldig? ;D

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Danke für die zusätzlichen Voter! Ich werde mit dem Alter durchwegs ruhiger und geduldiger. Aber natürlich gibt es manches wo meine Geduld trotzdem über Gebühr strapatziert wird ;)

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Im Arbeits- und Familienleben änderten sich im Laufe der Zeit durch Kinder und Jobwechsel die Prioritäten, sodass ich ohnehin mit zunehmender Zeit geduldiger werden musste. Wenn man ein Kind hat, ändert sich der Fokus zwangsläufig und man muss lernen, Geduld zu beweisen. Im Job fällt es mir immer noch schwer, aber in meiner Rolle gehört es leider dazu auf Dinge warten zu müssen, da ich sie nur an ganz wenigen Punkten selbst beeinflussen kann. In einem großen Konzern mahlen die Mühlen halt oft langsam und schwerfällig.

  • Wenn man der Umfrage Glauben schenke möchte, so sind wir Hörspieltalker/innen mit dem Alter geduldiger geworden. Ist dem tatsächlich so?

    Ich bin heute auf hoergruselspiele über einen Kommentar gestolpert, wo ich mir wieder gedacht habe, dass wir durch die vielen VÖs, „Fliessbandhörspiele“ und durch die uns im Stream in Massen zur Verfügung stehenden Hörspiele deutlich ungeduldiger geworden sind und alles sofort entweder in Staffeln oder hintereinander konsumieren wollen. Erscheint nur ein Hörspiel pro Halbjahr werden wir grantig oder brechen mit der Serie oder sogar mit dem Label. Sind dies jetzt einfach nur Einzelschicksale oder stimmt das tatsächlich für die Mehrheit? Was meint ihr?

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Erscheint nur ein Hörspiel pro Halbjahr werden wir grantig oder brechen mit der Serie oder sogar mit dem Label.

    Ich denke, man kann sich sehr schnell daran gewöhnen, die Folgen einer Serie in einem Schwung präsentiert zu bekommen. Es kommt halt auch immer darauf an, ob hier eine stark zusammenhängende Geschichte besteht. Dies hängt für mich wenig mit dem neuen Streamingzeitalter zusammen, auch früher konnte ich es schon wenig ab, wenn in so einem Fall in sehr langen Abständen von einem Halbjahr oder mehr die Fortsetzungen erschienen. Ich finde, da machen es alle Label derzeit richtig, die im Stillen vorarbeiten produzieren und dann in regelmäßigen kurzen Abständen die neue Folgen veröffentlichen.

  • Es gibt halt manche Labels, die sich ein solches Vorarbeiten und eine solche Vorfinanzierung nicht leisten können. Die sind vom sofortigen Hören oder noch besser kaufen abhängig. In den 80igern oder 90igern aber auch in den 00er Jahren war das Warten für mich nie ein Problem. Die Industrie erzieht uns schon gehörig um. Alles muss schneller gehen, alles muss sofort da sein, warten und die damit verbundene Vorfreude darf es nicht geben. Wir sind ein bisserl im Fastfoodmodus angelangt. #wech#

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • In den 80igern oder 90igern aber auch in den 00er Jahren war das Warten für mich nie ein Problem.

    Dies würde ich so für mich nicht unterschreiben. Wie gesagt, es kommt immer auf die Abhängigkeit in der Geschichte an.

    Die Industrie erzieht uns schon gehörig um. Alles muss schneller gehen, alles muss sofort da sein, warten und die damit verbundene Vorfreude darf es nicht geben. Wir sind ein bisserl im Fastfoodmodus angelangt.

    Ich nutze den Stream ehrlich gesagt nicht im "Fastfoodmodus" und picke mir schon auch dort gezielt die Hörspiele raus. Wenn mich eine Serie sehr packt und ich unbedingt wissen will, wie es weitergeht, dann betäube ich mich nicht mit einer Vielzahl anderer Hörspiele aus dem Stream. Daher bin ich bei inhaltlich abhängigen Serien schon sehr dankbar, wenn sie in regelmäßigen kleineren Abständen erscheint. War ich früher auch schon und extrem lange Pausen möchte ich bei solchen Serien noch nie. Wenn die Folgen in sich komplett abgeschlossen sind, sind längere Pausen für mich eher verzeihbar.

  • Ich denke du spielst auf die Kommentare zur Veröffentlichung von HMA-Hörspielen an. Wenn ich eine zusammenhängende Serie/Staffel hören will, erwarte ich schon dass die Folgen auch zeitnah veröffentlicht werden und nicht unregelmäßig und kleckerweise. Das hat meines Erachtens weder mit dem Alter zu tun noch einer übersteigerten Erwartungshaltung.

    Auch wenn ich Hörspiele schnell im Stream hören kann, möchte ich nichts „unfertiges“ hören. Sondern komplett in eine Geschichte abtauchen können mit Anfang und Ende.

  • Alles richtig und menschlich nachvollziehbar. Für meinen Geschmack kommen da aber zu viele „Ichs“ drin vor. Aus meiner Sicht wurden wir in den letzten Jahren von der Industrie zu einem solchen ungeduldigen Verhalten hingetrieben. Es ist nur rechtens dass es nun auch die Industrie ausbaden muss. Aber es sind halt nicht die großen Verlage und Konzerne, die damit die Rechnung präsentiert bekommen, sondern die kleinen Labels und Verlage, die Schwierigkeiten bekommen.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ist dem so? Sind wir im Hörspielbereich so sehr verdorben worden? Der Stream mag an sich ein großes Problem für kleine Hörspiellabel darstellen, weil man einen großen Backkatalog haben muss. Was aber die geförderte Ungeduld betrifft, dies sehe ich absolut nicht so. Gab es nicht auch früher schon ähnliche Rufe, hier im Forum, wenn Label immer größere Pausen bei einer in sich inhaltlich stark aufbauenden Serie eingelegt haben? Ist dies wirklich ein neues Phänomen?

  • Ich habe Anfang der 90iger fast 10 Jahre gewartet bis endlich wieder ein Label eine Gruselhörspielserie gestartet hat. Ich habe Jahre lang auf eine Fortsetzung von TSB Sinclair, EUROPAs Larry Brent oder Macabros gewartet und in manchen Fällen habe ich bis heute gewartet ;) Ich habe schon den Eindruck dass die Menschen ungeduldiger geworden sind. Damals im alten MARITIM Forum haben wir uns so über Schwarze Serie und Der Magier gefreut, da ging es nie darum wann es weiter geht sondern immer nur wie es war und ob es eh weiter geht. Von solchen „Flauseln“ wie „Ich warte bis die Serie vollständig veröffentlicht ist und erst danach kaufe und höre ich alles am Stück“ ganz zu schweigen. Was habe ich damals Folgen häufiger gehört. Nicht nur einmal und dann zum nächsten hetzen. Sondern 4 oder 5x.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • In meinen Augen nicht. Wenn vor 15 Jahren eine fortlaufende Serie auf CD auch nur unregelmäßig weiter veröffentlicht worden wäre, wäre der Unmut wohl genau so groß gewesen.

    Was hat das denn mit "Ich" zu tun Markus? Die von dir genannten Reihen bestanden alle aus Einzelfolgen und nicht aus fortlaufenden Handlungen. Das ist für mich ein extremer Unterschied in der Argumentation

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