Wie man ein gutes Hörspiel schreibt


  • PROLOG

    Warum "funktioniert" ein Hörspiel besonders gut, ein anderes aber "zieht" sich und weist "Längen" auf? Wie kommt es, dass manche Charaktere auf Anhieb einen bleibenden Eindruck hinterlassen - andere Charaktere aber bleiben fad, blass und sind schnell wieder vergessen? Wie findet man einen passenden Titel? Wie schreibt man gute und treffsichere Dialoge? Wie vermeidet man, trotz Genre-Vorgaben, Stereotypen und Klischees? Wie erzählt man eine spannende Geschichte - und bringt sie (nach Möglichkeit) auf eine Laufzeit von rund 45 - 60 Minuten? Was sind die "streng gehüteten Geheimnisse" erfolgreicher Autoren?

    Da ich mir vorgenommen habe, hier in erster Linie etwas zum Thema "Hörspiele" beizutragen, will ich mich gerne nach und nach diesen (und ähnlichen) Fragestellungen widmen. Einerseits mag es das Forum hier bereichern, andererseits sogar (und buchstäblich) auch einzelne Leser, die mitunter davon profitieren mögen.

    So oder so - ich wünsche allen Lesern dieser Zeilen kurzweilige und informative Unterhaltung!
    Ascan von Bargen, 11. März 2018


    Am Anfang war ein weißes Blatt
    oder: Wie man einen verdammt guten Titel findet

    Die erste Hürde, die der angehende (Hörspiel-)Autor zu nehmen hat, sieht meist recht w e i ß aus. Es ist ein Blatt Papier oder ein geöffnetes Dokument des bevorzugten Textverarbeitungsprogramms.
    So ein weißes Blatt Papier kann beängstigend wirken, in seiner stoischen Ruhe und Gelassenheit, die sich vor dem starren Blick zu einer endlosen, fahlen Schneelandschaft auswachsen kann. Das Schreibdokument am Rechner entwickelt zudem nach kurzer Zeit eine nervenaufreibende, fast schon provozierende Unruhe ... mit seinem nonstop blinkenden Cursor, der so lautlos wie unmissverständlich sein "Na...?! Na...?! Komm schon! Mach doch! Trau dich! Feigling! Feigling!" auf die Retina zu morsen scheint.

    Während die innere Unruhe samt zugehörigem Adrenalinspiegel im Inneren des Schreibanwärters sekündlich weiter ansteigt, naht Rettung oftmals in Form eines klingelnden Telefons:
    "Hey! Was machst du gerade?"
    Ein Blick auf den hämisch blinkenden Cursor. - "Ähem... och... eigentlich nichts besonderes..."
    "Dann hast du also grad Zeit? Lust, irgendwo spazieren und ein Eis essen zu gehen?"
    Ist der Papst katholisch?
    "Ja, natürlich! - Bin sofort da!"

    Und schon hat man den Kampf gegen die jungfräuliche Arbeitsfläche erneut verloren. Wenn auch nur vorerst. Denn im Hinterkopf rattert es permanent weiter. Sonnenschein und leckeres Eis hin oder her. Du wirst zurückkehren. Und du wirst das weiße Blatt mit schwarzen Punkten, Strichen, Kurven und Kringeln bezwingen. Du wirst ihm deinen Stempel aufdrücken, du wirst diesen elenden Cursor erbarmungslos vor dir hertreiben, dass er so schnell über den Monitor tanzt, bis er endlich klein beigibt und einsieht, wer hier der Herr im Haus ist. So viel ist sicher.

    Nun, du kehrst zurück -- und ein guter, griffiger und einprägsamer Titel muss her. -- Aber woher nehmen und nicht stehlen?
    Eine altmodische Methode besteht darin, sich eine Mindmap anzulegen, mit vielen lustigen Kringeln und Schlagwörtern und Stichpunkten und Unterpunkten, die einem zum jeweiligen Genre einfallen. Daraus kann man dann chice (und ebenso hölzerne wie nichtssagende) Titel zusammenschustern, wie "Mord im Herrenhaus", "Es geschah um Mitternacht" oder "Der huschende Schatten", oder ähnliches. -- Meine eigene Methode funktioniert jedoch völlig anders.

    Bevor ich auch nur ein Wort niederschreibe, entspanne ich mich und erinnere mich daran, dass die Schöpfung vollkommen abgeschlossen ist. Dass im Geist bereits alles in Vollkommenheit existiert. Wir brauchen nichts Neues zu "erfinden". Es ist ja bereits da. Es will und soll sich aber durch uns in der materiellen Welt Ausdruck verschaffen. Es ist also lediglich notwendig, die "geistigen Rohrleitungen" zu reinigen, sich mit dem Geist in uns in Verbindung zu setzen und ihm die "passende Schablone" vorzulegen.

    Was wollen wir denn? Einen guten Titel. Wie soll er denn klingen? Wonach soll er klingen? Welche Erwartungen, welche Atmosphäre, welche Bilder soll er hervorrufen? Diese Fragen müssen wir uns selbst beantworten, um "die passende Schablone" zu finden. -- Da im Geist bereits alles vorhanden ist, müssen wir außerdem wissen, dass wir schnell und unverzüglich handeln müssen, sobald wir etwas vom "geistigen Radio" empfangen haben. Denn, wenn wir diesen tollen Titel im Kopf haben, dann bedeutet das: Es kann mühelos auch ein anderer denselben Titel, dieselbe grandiose Story-Idee, etc. empfangen. Ab hier beginnt das Wettrennen. -- Ich habe vor vielen Jahren ein Fantasy-Abenteuer mit dem prächtigen Titel "OBLIVION" geschrieben. Aber in Hollywood arbeitete zur selben Zeit Tom Cruise am gleichnamigen Film. (Die Leuten hätten also gesagt: "Ha, abgekupfert!" -- Ich war einfach nicht schnell genug.) -- Dann begann ich einen Roman mit dem wohlklingenden Titel "OBSIDIAN", wurde jedoch durch verschiedene Umstände vom Schreiben abgehalten. Macht aber nichts. Der Roman steht heute trotzdem überall in den Buchhandlungen. Nur hat ihn jemand anderes geschrieben, in der Zwischenzeit, der nicht vom Schreiben abgehalten wurde.

    Der gute, der passende Titel soll natürlich "griffig" klingen. Je nach Art der Geschichte soll er episch klingen ("Palast der Winde"; "Die Säulen der Erde"), nach Thriller-Spannung, ("Leben und sterben lassen"; "Lizenz zum Töten", "The DaVinci-Code"), oder nach irgendwas anderem, ("Das Mädchen mit der Violine", "Der Name der Rose", "Das Omen", "Der Pate"), etc. Oder er sollte in sich paradox, widersprüchlich und absurd klingen, damit die Leute förmlich darüber "stolpern" und aufmerksam werden, ("Die Päpstin"; "Die Form des Wassers"). In jedem Fall, da können wir ganz beruhigt sein, wird der Titel auch immer ein wenig unserer eigenen Persönlichkeit reflektieren.

    Ich persönlich mag es kunstvoll, elegant und manchmal auch etwas modisch-verschnörkelt. Das gebiert Titel wie "Das sanfte Lächeln der Medusa", "Das Wispern der Libelle" oder "Die gläsernen Flügel der Sphinx". - Aber das variiert, je nach Story. Geht es um "straighte", kompromisslose Thriller, kommt dabei auch schon mal ein "straighter" Titel heraus, wie "MORVAN'S DALE", "X-TENSION", "NEMESIS" oder "STRASSEN DES FEUERS". Für humorvollere, "gemütliche" Krimis findet sich dann so ein augenzwinkernder Titel à la "Wie der Lord, so der Mord"; aber auch vor den paradoxen, in sich widersprüchlichen "Stolper"-Titeln wie "Lilienblut", "Die Silhouette des Windes", "Unlicht" oder "Keusche Hure" schrecke ich nicht zurück. Es kommt eben ganz darauf an, welche Assoziationen so ein Titel in mir (und anderen Menschen) auslöst. Wer liest: "ANNWYN - Die Tore der Anderwelt" oder "Herrscher des Morgenfeuers", der wird unwillkürlich und unbewusst schon einmal darauf vorbereitet, dass hier eine große Story mit phantastischen Elementen auf ihn zukommt.

    Es gibt Leute, die erst eine Geschichte schreiben - und dann als Allerletztes sich für irgendeinen Titel entscheiden. (Oftmals sind das dann solche Titel, die irgendwie keinerlei Bezug zu der jeweiligen Geschichte zulassen.) -- Ich schreibe daher immer als erstes den Titel auf. Denn, wenn der Titel Scheiße ist, habe ich schon gar keine Lust, die dazugehörige Story zu schreiben. Der Titel muss in mir aufleuchten und brennen, mich mit Energie, Begeisterung und Elan aufladen, wie ein grandioses Musikstück oder wie eine verführerische "Lady of the Evening", die das gewisse Etwas besitzt, und es versteht, das Blut gehörig in Wallung zu bringen. In jedem Fall müssen Eroberungswille, Schaffens- und Zeugungskraft stimuliert werden. Der Wille, sich von der allerbesten Seite zu zeigen, die Herausforderung anzunehmen und mit Stärke und Entschlossenheit zur Tat zu schreiten.

    Manchmal greife ich auf Titel zurück, die ich vor langer Zeit schon notiert habe, (falls Tom Cruise mir nicht zuvorkommt, wohlgemerkt). Das sind dann Titel, die mich direkt anspringen und deren Zeit endlich gekommen ist, nachdem sie wie ein guter Champagner heranreiften.

    Jeder Autor muss seine ureigenste, ganz persönliche Methodik und Vorgehensweise kultivieren. Und manchmal, da entdecken Leute einen erfolgreichen Dreh oder Clou für sich und ihre Titel, den sie dann nur noch variieren und so fortführen müssen. Nachdem Donna W. Cross den Roman "Die Päpstin" auf den Markt brachte, erschien kurz darauf ein historischer Roman, entitled: "Die Kastratin". Dies zog weitere Titel wie "Die Henkerin" usw. nach sich. Auch eine Methode, männliche Begriffe einfach zu verweiblichen: "Die Mondin", "Die Gladiatorin", "Die Caesarin", "Die Vaterin" oder "Die Sternin" oder so... Andere bauen lieber ihre Pflänzchen an, im "Orchideenhaus", im "Lavendelgarten", züchten "Mitternachtsrosen" oder pflanzen einen "Engelsbaum" , usw.

    Und auch du wirst deinen "Style" finden, um großartige Titel zu kreieren!

    Nur: Wenn du Wert darauf legst, dass sich jemand an deinen Titel erinnert, verzichte lieber auf allzu lange und sperrige Konstruktionen, wie "Die Bonboniere, die nach der Hochzeit spurlos verschwand und erst später durch Zufall von einem Archäologen versehentlich wieder ausgegraben wurde", oder ähnliches... (Kann auch ein Bestseller werden, muss aber nicht.)

    Hier geht's weiter:

    Wie man ein verdammt gutes Hörspiel schreibt - Teil 2

  • Tatsächlich ein schöner Beitrag und für einen Hobby-Autor wie mich recht interessant. Und ich muss zustimmen: Bevor bei mir nur eine Zeile getippt wird, steht der Titel als gedanklicher Leitfaden für die ganze Geschichte. Ohne einen Titel zu schreiben demotiviert mich enorm. ;)

  • Sehr interesssnt. Danke dafür. Ich selbst bin, abgesehen von meinen Rezensionen, überhaupt kein Schreiberling. Ich glaube perdönlich, dass mir das nötige Talent aber vor allem die Muße dafür fehlen würde. Das man erdtes den Titel entwickelt hätte ich nicht gedacht. Denkecsuch, dass ich mir eher erst einen grauen Faden zurechtlegen würde und dann schreiben würde. Wahrscheinlich würde ich dann aber immer wieder die Geschichte korrigieren müssen.

  • Danke für eure Rückmeldungen! Freut mich sehr, wenn da schon mal das eine oder andere Brauchbare und Informative für euch dabei war! Ich hätte da sicher noch etwas mehr drüber schreiben können, aber ich muss achtgeben, dass es nicht arg zu lang wird. (Keine "Romane" hier tippen, und so...) Bald geht es munter weiter. Dann, so habe ich mir vorgenommen, will ich mich mit einem Thema beschäftigen, das meistens, gut und gerne nicht beachtet wird. Nämlich, gewissermaßen, die "Schreibvorbereitungen".  :)

    Zitat

    Und ich muss zustimmen: Bevor bei mir nur eine Zeile getippt wird, steht der Titel als gedanklicher Leitfaden für die ganze Geschichte. Ohne einen Titel zu schreiben demotiviert mich enorm.

    Ist bei mir ganz ähnlich. Gib mir ein inspirierendes Bild und ich kann die Geschichte dazu erzählen, (bzw.) mir eine mehr oder weniger passende dazu ausdenken. Oder eben - gib mir einen guten Titel, das ist schon die halbe Miete.

    Zitat

    Denke, dass ich mir eher erst einen grauen Faden zurechtlegen und dann schreiben würde. Wahrscheinlich würde ich dann aber immer wieder die Geschichte korrigieren müssen.

    [font='georgia,serif']Das ist noch einmal ein gesondertes Thema für sich, da will ich jetzt noch nicht vorgreifen. Es wird da aber sicherlich auch noch ein paar interessante Aspekte geben, diesbezüglich. Denn es hat alles seine Vor- und Nachteile. - In jedem Fall wird es einige erwähnenswerte Dinge geben, die nicht nur das Schreiben von Hörspielen betreffen, sondern durchaus auch auf andere Bereiche des kreativen Schreibens angewandt werden können.

  • Die "Ethik" des Schreibens
    oder: Schreib besser nur, wenn du dich auch danach fühlst

    Nun, nachdem wir einen Mega-Hyper-Super-Titel gefunden haben, spüren wir vielleicht Lust dazu, uns endlich ans Schreiben selbst zu begeben. Aber, aus Gründen, die manchmal im Verborgenen liegen, ist uns dies nicht immer möglich. Dennoch ist das innere "Schriftsteller-Feeling" ein recht hilfreicher Indikator dafür, ob wir heute etwas Vernünftiges zu Papier bringen können, oder - bei Abwesenheit des Gefühls - eben auch nicht. Man kann dieses Gefühl außerdem befeuern, indem man sich tolle Spielfilme über berühmte Schriftsteller ansieht und sich davon inspirieren lässt, wie z.B. "Das Liebesdrama von Venedig" über George Sand und Alfred de Musset; "Wilde" über Oscar Wilde; oder "Balzac - Ein Leben voller Leidenschaft" über Honoré de Balzac. (Vor lauter Filme gucken, Espresso und Absinth trinken, in Spielcasinos joggen, Geld für schöne Frauen und anderen Luxus ausgeben, etc., sollte man dabei aber das Schreiben nicht völlig aus dem Blick verlieren.)

    Dass wir uns da nicht irren: Ein Autor, der noch nie etwas veröffentlicht hat, rangiert in der öffentlichen Wahrnehmung oder vom "gesellschaftlichen Ansehen" her zwar knapp unter "Nichtsnutz" und "Heckenpenner". Aber das ist kein Grund und keine Rechtfertigung dafür, das Wagnis nicht einzugehen. Schließlich: Jeder veröffentlichte Autor war zu irgendeinem Zeitpunkt erst einmal ein unveröffentlichter Autor. Und er ist nur geworden, was er geworden ist, weil er es so wollte und glaubte, es bereits zu sein.

    Wie William Shakespeare es uns schon anvertraute:
    "It hath been taught us from the primal state,
    He which is was wished until he were"

    Die Gefühle, denen wir Zugang in unser Inneres erlauben, ebenso wie die Gedanken und gedanklichen Vorstellungsbilder, die wir entwerfen, haben machtvolle Auswirkungen. Man sollte das nicht auf die leichte Schulter nehmen.

    Dasselbe gilt gleichermaßen für die Gefühle und inneren Bilder, die wir beim Schreiben selbst entwickeln. Denn ab einem gewissen Punkt wird das Schreiben an sich - die rein motorische Tätigkeit - zu einer sonderbar "mechanischen" Sache, wie bei einem Tagtraum bei einer Tätigkeit, die nicht unsere volle gedankliche Konzentration benötigt, während man fast vollständig in der Imagination versinkt. Man gerät in diesen passiven, fast tranceartigen Zustand, den manche "flow" nennen. Man sieht das Geschehen wie auf einer Filmleinwand vor seinem geistigen Auge, ist mitten drin, live in 3D, während die Finger weiter über die Tastatur fegen, oder die diamantenbesetzte Goldfeder unseres Lieblings-Montblanc-Füllers über das edle Briefpapier rauscht, auf dem das Familienwappen prangt.

    Ein tolles, hypnotisches Gefühl, sicher. Aber mit Umsicht zu genießen. Am 2. November 2007 gab die berühmte Schriftstellerin Cornelia Funke der F.A.Z. ein Interview, in dem sie in einem bemerkenswerten Nebensatz erwähnte: "...zumal es schon unheimlich ist, dass ich bisweilen beim Schreiben den Eindruck habe, dass ich buchstäblich etwas herbeischreibe - Dinge, die dann plötzlich in meinem Leben stattfinden..." - Dwell upon that.

    Dies bringt uns also zum eigentlichen Punkt dieses kleinen Artikels: Die "Ethik" des Schreibens. Es bedeutet nicht, dass wir fortan nur noch "Heile-Gänschen"-Geschichten schreiben sollten oder dürften. Aber, bevor man sich zum Schreiben hinsetzt, bzw. sobald man sich zum Schreiben hinsetzt, sollte man sicherstellen, dass man mit sich und der Welt im Reinen ist. Das klingt vielleicht "banal", hat aber durchaus seine Bewandtnis. Abgesehen davon, dass man nicht "unkontrolliert" irgendwelche Dinge kreiert, mit (womöglich starken, negativen oder ängstlichen) Emotionen auflädt und sie dann auf sein eigenes Leben loslässt, dient es auch ganz simpel der Qualität der eigenen Arbeit. Der Geist darf nicht abgelenkt werden und muss sich konzentrieren.

    Es gibt zwar Autoren, wie z.B. Wolfgang Hohlbein oder Andrea Camilleri, die sagen, dass sie am besten arbeiten können, wenn um sie herum Leben und Trubel herrscht. Ein Dan Brown hingegen verschanzt sich für zwei, drei Monate in einer verschneiten Blockhütte im Wald, um ungestört arbeiten zu können. Ken Follett praktiziert eine sture Beamten-Mentalität, geht morgens ins Büro, tippt, dann Mittagessen, dann noch einmal weiter tippen bis 17.00 Uhr (tea-time), und fährt dann nach Hause, (manchmal vielleicht schreibt er länger, bis abends um sieben oder acht, je nachdem.) Ian Fleming wiederum brauchte die sonnenscheinverwöhnte Veranda seiner Villa "Goldeneye" auf Jamaika, ein paar gute Cocktails, Whisky, Zigaretten zum Kettenrauchen und zwischendurch Ann Charteris, um sie in saftigen S/M-Spielen zu vermöbeln, (wenn er nicht gerade mit einer anderen zugange war. Er war mehr James Bond als Bond es jemals sein wird. Eine seiner Geliebten, Lady Mary Pakenham, sagte einmal: "No one I have ever known had sex so much on the brain as Ian...")

    However, ich persönlich bevorzugte es immer, in Ruhe und Konzentration, ungestört, arbeiten zu können. Aber da hat jeder so seine Präferenzen.

    Wichtig ist, dass vor allem innerlich Ruhe herrscht. Das also, was man gemeinhin "Muße" nennt. -- Wenn man sich aber gerade über ein ungelöstes Problem, eine Streitigkeit oder sonst was ärgert, ist es keine besonders kluge Idee, sich hinzusetzen und zu schreiben. Das "geistige Radio", das ich in Teil 1 erwähnte, ist dann falsch eingestellt und produziert nur noch weißes Rauschen. Manchmal auch tiefrotes. - Hängen einem Zeitdruck, Rechnungen, unerledigte Dinge oder andere Unannehmlichkeiten im Nacken, muss man sich vor allem zu innerer Ruhe und tiefem Durchatmen disziplinieren. Wenn man einmal "drin ist", dann kann da draußen ruhig die Welt untergehen. Egal. Aber "hineinzukommen", das wird einem unter apokalyptischen Umständen etwas erschwert. Aber auch das kann man lernen. Ich kenn' mich da aus...

    Wenig bekannt, eventuell, ist folgende Besonderheit: Schreiben ist nicht gleich schreiben. Das bedeutet: Einen Brief, Rechnungen, E-Mails oder einen solchen Text hier zu verfassen, beansprucht ein völlig anderes Areal im Gehirn als jenes, das beim Schreiben von Geschichten aktiviert wird. Warum das so ist, fragt die Spezialisten. Man kann es aber spüren, dass manchmal "der Zugang" in jenen Bereich frei ist, und man kann dann in kurzer Zeit sehr viel Gutes produzieren. An anderen Tagen, unter anderen Umständen, ist da ein Vorhängeschloss vor und die Besitzerin des Schlüssels, (genannt: Muse), auf unbestimmte Zeit verreist. Ein launisches Weib ist das. - (Hey, wer hat da jetzt "Tautologie!" gerufen?)  ^^

    Um nun also endlich mit dem eigentlichen Schreiben loslegen zu können, benötigen wir Entspannung bis Tiefen-Entspannung, innere Ruhe, Gelassenheit, Zuversicht und inneren Schwung. Um diesen inneren Schwung aufrecht zu halten, hat es sich bei mir immer als vorteilhaft erwiesen, nicht mit anderen über ein Projekt zu sprechen, an dem ich sitze. Es soll ja Leute geben, die jede Seite, die sie fertig gestellt haben, gleich einem ersten Leser, häufig die Ehefrau oder so, in die Hand drücken. Katastrophe. Nicht nur, dass man sich damit selbst den Wind aus den Segeln nimmt, womöglich muss man sich plötzlich auch noch mit der Meinung oder Ansicht anderer Leute befassen, wo man doch eigentlich schreiben sollte, was das Zeug hält!

    Wenn's fertig ist, ist es fertig. Anschließend ja, da kann man es meinetwegen anderen zeigen. (Mache ich trotzdem nicht. Abgesehen von den Leuten, die das dann z.B. für die Aufnahmen im Studio brauchen, ist klar.) Dann kann man auch noch mal nachträglich etwas abändern. (Wenn's denn unbedingt sein muss.) Aber vorher... exakt EIN Mal habe ich so etwas gemacht, vorher anderen was zu zeigen, was ich gerade erst angefangen hatte zu schreiben... Bevor man das erste Kapitel auf diese Weise fertig hat, da hatte ein H. G. Konsalik aber schon seinen zweiten Roman fertig geschrieben, und den dritten bis zur Hälfte...

    Wenn mich jemand fragt: "Und? Schreibst du wieder ... eine Geschichte?" -- (Am Besten mit dieser hochnäsigen, leicht angewidert klingenden Betonung von "Igitt, wie kann man nur?!") -- dann gebe ich bloß zurück: "Ja, nooomaaal."
    "Und? Worum geht's in der Story?"
    "Um was Geiles."
    "Wie jetzt?"
    "Ja, wird geil, das Dingen. Wenn's fertig ist, kannst du's dir ja anhören bzw. durchlesen."

    Das aber nicht aus Arroganz oder in einer abweisenden Haltung, sondern einfach nur, damit ich den inneren "drive" nicht verliere. Denn die Erfahrung hat mir gezeigt, was passiert, wenn ich vorher munter drauflos schwadroniere: "...und dann entdeckt der Held, dass... und daraufhin passiert dann... weil damit nun wirklich niemand gerechnet hätte, kommt dann am Ende der Clou, nämlich..." -- Wenn ich mich dann später zum Schreiben hinsetze, sagt meine Muse dazu nur: "Gäääähn... ach DIE Geschichte schon wieder... hattest du die nicht letztens schon erzählt?" - "Ja, aber doch noch nicht aufgeschrieben!" - "Mir doch egal... ständig dasselbe... voll langweilig... ohne mich... Komm wieder, wenn du 'ne neue Story für mich hast." - "Äh... ich dachte, das wäre dein Job, MIR neue Stories...?!" - "Laber nicht und gib mal den Schlüssel her. Ich verreise auf unbestimmte Zeit. Monaco. Monte Carlo. St.-Tropez. Irgendwohin, wo's was Neues, Aufregendes für mich gibt."

    To be continued...

    Bisher erschienen:

    Wie man ein verdammt gutes Hörspiel schreibt - Teil 1

  • Das man erdtes den Titel entwickelt hätte ich nicht gedacht. Denkecsuch, dass ich mir eher erst einen grauen Faden zurechtlegen würde und dann schreiben würde.

    Na ja, was heißt "als Erstes"? Das Erste ist - zumindest bei mir - immer die Grundidee, die ich dann gedanklich weiter entwickle. Aber ohne Titel (oder zumindest einem ersten Arbeitstitel) fange ich auch nie an zu schreiben.

    "Was sagt man darüber, wie man Bücher schreibt? Man denkt sich etwas aus und zwingt sich, es aufzuschreiben."

    Ariadne Oliver, Poirot: Wiedersehen mit Mrs. Oliver

  • Danke für die Rückmeldung, Thorsten B! - Wie schon gesagt: Ich bin der festen Überzeugung, dass es nicht DIE in Stein gemeißelten oder sonst wie absoluten Regeln gibt. Jeder Mensch ist einzigartig - ein Individuum. (Von lat.: "individuus" / "indivisibilis" = "unteilbar", "nicht trennbar"). Insofern muss, logischerweise, jeder seine eigene Methodik, seinen eigenen Zugang zum Thema finden, entwickeln und kultivieren.

    In meinem Fall ist es in der Regel so, dass ich "die Geschichten kommen lasse", (nachdem ich einen Titel habe). Zwar gab es das auch schon, früher, dass ich im Voraus eine Story im Hinterkopf hatte, die ich dann umgesetzt habe. Meistens aber ist es (bei mir) andersherum. Sobald ich anfange zu schreiben, kommt die Geschichte. Aber dazu später mehr, im entsprechenden Beitrag.

  • Nichts zu danken. Wobei manchmal auch Grundidee und Titel mehr oder weniger eines sind. Kommt auch schon mal vor. Ich bin da ohnehin eher profaner als lyrischer unterwegs.

    "Was sagt man darüber, wie man Bücher schreibt? Man denkt sich etwas aus und zwingt sich, es aufzuschreiben."

    Ariadne Oliver, Poirot: Wiedersehen mit Mrs. Oliver

  • Das Paradigma
    oder: Die innere Struktur des modernen Dramas

    Nachdem wir in Teil 1 einige Anregungen erhalten haben, wie Autoren zu den Titeln ihrer Werke finden; und nachdem wir in Teil 2 einige wichtige Tipps & Tricks erhalten haben, welche innerlichen und äußerlichen Voraussetzungen das Schreiben begünstigen, wollen wir uns heute einem Bereich zuwenden, den zu kennen für Autoren unerlässlich ist - dem "PARADIGMA".

    In der Antike, wo das Drama als religiöse Veranstaltung mit Masken, Kostümen, Tanz und Musik auf die Bühne gebracht wurde, und der "seelischen Läuterung" oder "Reinigung", (griech.: katharsis), des Zuschauers diente, wurde das Drama (nach Aristoteles) - zumeist eine Tragödie - in fünf Akten inszeniert:

    1.) Exposition
    2.) Steigerung (erregendes Moment)
    3.) Höhepunkt mit Peripetie (dramatischer Wendepunkt)
    4.) Retardierendes Moment (Verzögerung / Hoffnungsschimmer, letztes kurzes Atemholen vor dem Finale)
    5.) Katastrophe oder Lösung (meistens: Katastrophe)

    Das moderne Drama, das wir aus Romanen und Hörspielen - vor allem aber aus Filmen - kennen, ist hingegen in DREI AKTE aufgeteilt. Diese sind, kurz gefasst:

    1.) Exposition
    2.) Hauptteil
    3.) Auflösung (meistens: "Happy End")

    Nun könnte man meinen, eine Geschichte, die mit einer "Exposition" beginnt - also dem, was man im Angelsächsischen "Setup" nennt - dann weiter zu einem Hauptteil führt und schließlich in ein Ende oder Happy End mündet, wäre damit automatisch schon eine gute, spannende und interessante Geschichte. Wie erklären wir uns dann aber das Phänomen der langweiligen, langatmigen Geschichten, die irgendwie so "vor sich hin dümpeln", ohne dass man den berühmten roten Faden (der Ariadne) zu fassen kriegt? Es gibt ja zweifelsohne Storys, die irgendwie "dicht", "kompakt" und "wie aus einem Guss" wirken, die permanent nach vorn streben, ohne nervige Längen zu entwickeln. Aber es gibt auch Geschichten, die zwar einen Anfang, einen Hauptteil und auch irgendwie, mehr oder weniger, einen Schluss aufweisen, die aber dennoch "nicht Fisch, nicht Fleisch" sind. Intuitiv, auch ohne die zugrundeliegenden Regeln zu kennen, spürt man in so einem Fall: "Hmm... die eine Story war toll - die andere... die 'zog sich' irgendwie..."

    Es war der (in Schreiber-Kreisen bekannte) Amerikaner Syd Field, der sich daran begab, das Rätsel darum zu lösen, weshalb manche Film-Drehbücher schon beim Lesen von Anfang an grandios "funktionierten", weshalb man bei anderen aber schon nach den ersten paar Seiten merkte: "Hier stimmt irgendetwas nicht..."

    Bei der Analyse von zig Drehbüchern fand er, dass alle großen, berühmten und erfolgreichen Filme, (und somit die Drehbücher, auf denen sie basierten), einem ganz bestimmten Schema, einer innewohnenden Struktur folgten. Von "Rocky" über "Star Wars", bis hin zum "König der Löwen" - all die großen, packenden Geschichten folgen stets jenem "geheimen, inneren Aufbau", den Syd Field unter dem Namen "PARADIGMA" berühmt machte. - Anhand meines eigenen Scripts zum Psycho-Thriller "X-Tension" will ich das zugrundeliegende Paradigma einmal veranschaulichen. Denn das Tolle daran ist: Selbst wenn man es kennt, schmälert es in keiner Weise seine Wirksamkeit. (Man muss also nicht wie ein Illusionist um die erzielte und erhoffte Wirkung beim Publikum bangen, sobald man einmal "den Trick" erklärt hat. Denn es handelt sich dabei eben nicht um einen "Trick" oder sonstige Gaukelei, sondern viel mehr um ein wirksames, überaus effektives und erfolgreich erprobtes Prinzip des Schreibens.)


    Auf dieser Grafik sehen wir die DREI AKTE des modernen Dramas:
    Akt I entspricht der EXPOSITION (SETUP).
    Akt II entspricht dem Hauptteil mit der KONFRONTATION, bzw. HERAUSFORDERUNG.
    Akt III entspricht dem KLIMAX, dem Höhepunkt mit anschließender Lösung / Auflösung.

    Für das Hörspiel "X-TENSION" habe ich eine Laufzeit von rund 60 Minuten zugrunde gelegt.
    AKT I umfasst demnach ca. eine Laufzeit von 15 Minuten.
    Weitere 30 Minuten bleiben somit für den Mittelteil oder Hauptteil, in AKT II.
    Und für das Finale weitere 15 Minuten, in AKT III.

    Das "Problematischste" ist für den Schriftsteller meistens nicht der spannende Anfang oder der grandiose, actionreiche Schluss. Den Leser oder Zuhörer "bei den Eiern packen" muss man im Hauptteil, denn ansonsten verliert er die Lust, schläft ein oder denkt darüber nach, sich die Fußnägel zu lackieren. Dennoch gibt es auch am Anfang und Ende einiges, was man richtig ... oder eben falsch machen kann. Daher: Gehen wir der Reihe nach vor.

    Die EXPOSITION der Story, das Setup, beginnt mit einer VORAUSDEUTUNG auf etwas ebenso Mysteriöses wie Bedrohliches, während die Titelmusik läuft. Wir wissen noch nicht genau, worauf die Geräuschkulisse eigentlich abzielt, mit ihren Brandungswellen und den sonderbaren elektrischen Entladungen, etc.

    Dann, in einer Überblendung, gelangen wir in den lebhaften Großstadttrubel New Yorks. Die PROTAGONISTIN, Amber Dawn Richardson, wird uns hier vorgestellt. Wir erfahren etwas über ihren Berufsalltag, ihren Mann, ihre Tochter. Und da ist noch Cassidy, ein attraktiver und forscher Mitarbeiter der Werbeagentur, der niemals müde wird, Dawn anzubaggern, um sie endlich "rumzukriegen". Aber Dawn lehnt seine Avancen, (wieder einmal), ab. - So weit, so heile Welt.

    Dann jedoch, gegen die 15. Minute, zum Ende des ersten Aktes hin, kommt es zum dramatischen PLOT POINT I - dem ersten WENDEPUNKT der Story:
    Amber Dawn Richardson hört hinter sich das Klingen kleiner Silberglöckchen, wird im nächsten Moment hinterrücks von einem Unbekannten brutal attackiert und entkommt nur knapp dem sicher scheinenden Ende!

    Mit Beginn von AKT II - HAUPTTEIL lässt sie ihr altes Leben hinter sich und beginnt mit ihrer Familie auf der Insel "Monhegan Island", (Maine), ein völlig neues Leben. (Und wir begreifen, was es mit den "Brandungswellen" aus dem Intro auf sich hatte...)

    An dieser Stelle laufen Autoren häufig Gefahr, sich in Belanglosigkeiten, Nebensächlichkeiten oder sonstigen Dingen zu verlaufen, die weder dem Voranbringen der Geschichte noch der Entwicklung der Charaktere dienen. Aber auch dem kann man abhelfen, indem man sich ans "Paradigma" hält. Die beiden Hälften des Hauptteils müssen, um die Story stringent durchzuziehen, durch zwei KLAMMERN zusammengehalten werden, die den ZENTRALEN PUNKT der KONFRONTATION flankieren, (in der Grafik "Pinch I" und "Pinch II" genannt), und jeweils ca. in der Mitte einer jeden Hälfte des Hauptteils angesetzt werden.

    In meinem Thriller "X-TENSION" vollzieht sich KLAMMER I ca. bei Minute 20, als urplötzlich eine unheimliche und bedrohliche Gestalt wie aus dem Nichts auftaucht, die Dawn fast dazu bringt, sich vor Schreck ins Höschen zu machen. Wer der unbekannte Mann ist, weiß sie noch nicht. Sie verspürt aber auch keine große Lust dazu, das näher zu ergründen ... und die traumatische Erinnerung an die Geschehnisse in New York ist in ihr noch sehr, sehr frisch...

    Weitere unheimliche und irritierende Dinge geschehen, bis es ca. in der Mitte der Handlung, (Mittelpunkt), etwa bei Minute 30, zur KONFRONTATION kommt: Dawn weiß jetzt, dass der Unbekannte ihr aus New York gefolgt ist, um zu beenden, was er dort nicht geschafft hat. Die Bedrohung tritt deutlich zutage. - Da hört sie plötzlich wieder das verstörende Klingen der Silberglöckchen hinter sich, wendet sich um ... und steht für einen kurzen Moment ihrem Todfeind gegenüber. Die Situation ist jedoch so beschaffen, dass weder ihr Feind noch sie selbst in diesem Moment etwas ausrichten können. Eine klassische Patt-Situation.

    Die Story eilt weiter voran, bis ca. bei Minute 35 - 40 KLAMMER II "implementiert" wird: Erneut tritt hier der unheimliche Fremde auf, den wir schon aus KLAMMER I kennen. Schien er dort aber die lebendige Gefahr und Bedrohung zu verkörpern, entpuppt er sich nun - ganz im Gegenteil und zu Dawns größter Überraschung - als Lebensretter! (Denn ihr wahrer Feind hatte ihr und ihrer Tochter eine beinahe tödliche Falle gestellt, aus der sie nun in letzter Sekunde gerettet wird.) Der fremde Mann, der Dawn rettet, stellt sich ihr (und uns) nun endlich vor. Es ist Severance, ein pensionierter Polizist.

    Nachdem sich die beiden angefreundet haben, verspricht Severance Dawn, ihr in dem rätselhaften Fall zu helfen. -- Da kommt es, ca. bei Minute 45, zu PLOT POINT II -- einer weiteren, dramatischen Wendung!
    In PLOT POINT II werden die Karten völlig neu gemischt, die Story wird mit Schwung in eine ganz neue Richtung getrieben ... und dieser Wendepunkt leitet das unausweichliche Finale ein...

    Severance kommt hinter ein schreckliches Geheimnis und erkennt die entsetzliche Gefahr, in der Dawn ahnungslos schwebt! Doch ehe er sie warnen und in alles einweihen kann, wird er unerwartet selbst von dem unbekannten Todfeind Dawns in die andere Welt geschickt. (Und wir begreifen ansatzweise, was es mit den "sonderbaren elektrischen Entladungen" aus dem Intro auf sich hat. Aber noch nicht ganz...) Severance hatte die Erkenntnisse, die er aus seinen Nachforschungen zog, jedoch blitzschnell erfasst und korrekt eingeschätzt, und so vor seinem Ableben noch rechtzeitig Vorsorge getroffen. Nicht für sich selbst, aber um das Überleben Dawns zu sichern...

    Ab hier - mit dem Tod Severance' - beginnt AKT III, der seine ganze mörderische Brutalität und eine erbarmungslose Menschenjagd entfaltet. Denn gerade in dem Moment, als Dawns Todfeind zum endgültigen Schlag ausholt, wechselt - ausgelöst durch eine scheinbare Banalität - die Person, die sie am meisten liebt und die sie nun, im Angesicht der Gefahr, am dringendsten zur Unterstützung an ihrer Seite benötigt, urplötzlich die Fronten und wird zum niederträchtigsten aller Verräter! Und Dawn steht nun einem zu allem entschlossenen Feind gegenüber, der draußen vor dem Haus auf sie lauert ... und nun auch noch einem weiteren Feind, im Inneren ihres eigenen Hauses ... der jedoch in einer furchtbaren Beziehung zu jenem Unbekannten dort draußen steht...

    Es folgt ein atemberaubender Showdown, in dem die letzten aufgeworfenen Fragen geklärt werden, und aus dem Dawn mit ihrer Tochter nur dank Severance' Weit- und Voraussicht lebendig entkommen kann.

    Am Ende - als Spiegelung der Anfangsszene - treffen Amber Dawn und der beharrlich-penetrante, (aber ebenso charmante), Casanova Cassidy in N.Y. wieder aufeinander. Diesmal aber ist es Dawn, die ihn gewissermaßen zu einem Date auffordert. -- Und es gibt so Situationen im Leben, da sagt ein Cassidy nicht "Nein"...

    Übersicht des PARADIGMAS anhand des Psycho-Thrillers "X-TENSION"

    AKT I
    EXPOSITION (Minute 0.00 - ca. 15) - Dawn & Cassidy
    PLOT POINT I (ca. Minute 15) - Electra

    AKT II
    KLAMMER I (ca. Minute 20) - Severance, the Stranger
    KONFRONTATION / HERAUSFORDERUNG (ca. in der Mitte der Laufzeit, bei Minute 30) - Dawn & Electra
    KLAMMER II (ca. Minute 35 - 40) - Severance, the Saviour
    PLOT POINT II (ca. Minute 45) - Sacrifice of Severance / Anthony's Betrayal / Miriam's "X-Tension"

    ... leitet über zu ...

    AKT III

    SHOWDOWN & AUFKLÄRUNG - Anthony VS Electra VS Dawn ("For Whom The Bell Tolls I")
    SCHLUSS-SZENE, ALS SPIEGELUNG DER EXPOSITION - Dawn & Cassidy ("For Whom The Bell Tolls II")


    Beim Schreiben selbst, im Mai 2014, lauschte ich viel dieser faszinierenden Musik von Philippe Rombi - dem Titelthema des Thrillers "Swimming Pool". Es ist mir recht gut gelungen, (denke ich / hoffe ich), die Atmosphäre und Stimmung dieser Musik in meiner Geschichte einzufangen.

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    MindNapping #19 - "X-TENSION" von:
    Ascan von Bargen

    Hier bestellen

    To be continued...


    Bisher erschienen:


    Wie man ein verdammt gutes Hörspiel schreibt - Teil 1

    Wie man ein verdammt gutes Hörspiel schreibt - Teil 2

  • Danke für diesen Artikel.

    Ich bin allerdings kein großer Freund von Syd Field. Mir erscheint die Aufschlüsselung der dramatischen Strukturen zu mechanisch, und es gibt viel zu viele (auch Drehbuch-) Autoren, die sich in der sklavischen Anwendung der drei Akte und der Incidents und Turning Points einen Wolf geschrieben und ihre Leserschaft verloren haben, weil über allem Befolgen der Regeln das verlorengegangen war, was eigentlich die Seele sein sollte: Das, was die Geschichte zu etwas Eigenem und die Charaktere nicht nur zu Trägern einer Handlung macht, in denen sie nicht nur als "Akteure" angestellt sind -- denn sie sollten durch ihre charakterlichen Eigenheiten und insbesondere die Widersprüche die Geschichte überhaupt erst in Gang setzen.

    Field und Vogler & Co sollte mMn ein Autor nur dann anwenden, wenn er oder sie hängenbleibt, also ggf. mal als Werkzeugkasten, aber nicht als Leitlinie für das Schreiben und Entwickeln des Buches an sich. Hätte Tolstoi Syd Field als Entwicklungsmodell benutzt, wäre sein "Krieg und Frieden" langweilig geworden. Seine "wahren" Protagonisten wären schon viel früher als Helden aufgetreten, und Andrej wäre wohl nicht gestorben.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Ich verstehe sehr gut, was du meinst. Jedoch, das gebe ich zu bedenken, gibt es eine gewisse "Erzähltradition", die wir aus dem Kino und Fernsehen gewöhnt sind. Was für Hollywood "gut genug" ist, sollte es daher auch für uns sein. Zumal wir hier in erster Linie von Formaten sprechen, die einer Laufzeitbegrenzung unterliegen, wie z.B. Kinofilme mit 90 - 120 Minuten Laufzeit, oder mit TV-Serien, die pro Folge rund 45 Minuten veranschlagen, oder unsere zeitgenössischen Hörspiele, die in der Regel zwischen 50 und 60 Minuten lang sind. Wenn ich beispielsweise den Auftrag erhalte: "Schreib mal was Feines ... es dürfen aber maximal fünf Personen drin vorkommen, und es soll maximal 55 Minuten lang sein." -- dann kann ich nicht erst weit ausholen und meinem Genie freien Lauf lassen, indem ich eine wer-weiß-wie breit angelegte Szenerie aufbaue, Dutzende von Charakteren ins Rennen schicke und mich mit Plot, Sub-Plot und Sub-Sub-Plot "künstlerisch austobe". 55 Minuten sind schneller gefüllt als man glaubt.

    Das moderne Hörspiel, um das es hier hauptsächlich geht, erfordert vor allem die berühmte K.I.S.S.-Formel, wie mir schnell klargemacht wurde: "KEEP IT SIMPLE, STUPID!"
    Zu viele Nebenschauplätze, Rückblenden, noch ein angefangener Handlungsstrang links und ein weiterer Sub-Plot rechts - und der durchschnittliche Hörspielhörer ist damit rasch überfordert, "kommt nicht so recht in die Story rein", oder entwickelt sonstige "Probleme" beim Hören. - Man tut also, meines Erachtens, zunächst einmal gut daran, die Regeln und Schablonen überhaupt zu kennen, auf die so ein Hörspiel aufgebaut ist. Anschließend lässt sich damit spielen, die eine oder andere Regel kann man brechen, etc.

    Im Roman - obwohl es auch dafür ein paar praktische "Regeln" zum "Plotten" gibt, (wie die klassische "Heldenreise", z.B.) - da kann man natürlich entspannt weit ausholen. -- Aber wer "Formate" schreibt, bzw. nach Format schreiben muss, um Geld zu verdienen, der hat keine Zeit, 20 Jahre lang nebenbei an seinem großen Werk von 1900 Seiten zu arbeiten, das hinterher womöglich in der Ecke verstaubt, weil's niemanden interessiert. (Außer man hat grad eine hübsche, ungarische Gräfin zur Hand*, die sich als "Förderin der Künste" betätigen will, und quasi als "Mäzen" den Autor in der Zwischenzeit durchfüttert.) -- Dann lieber zwei, drei Monate Action und als finanzielles Resultat einen "DaVinci-Code". -- Hmm... da kommt mir grad eine Idee ...  ^^

    *Zuschriften und entsprechende Angebote werden natürlich immer gern entgegengenommen und geprüft. :P

  • Wenn ich beispielsweise den Auftrag erhalte: "Schreib mal was Feines ... es dürfen aber maximal fünf Personen drin vorkommen, und es soll maximal 55 Minuten lang sein." -- dann kann ich nicht erst weit ausholen und meinem Genie freien Lauf lassen, indem ich eine wer-weiß-wie breit angelegte Szenerie aufbaue, Dutzende von Charakteren ins Rennen schicke und mich mit Plot, Sub-Plot und Sub-Sub-Plot "künstlerisch austobe". 55 Minuten sind schneller gefüllt als man glaubt.


    (Unterstreichung von mir)
    Die Plotterei ist ja mMn auch das Problem vieler Autoren im Hörspielsektor -- zu viel Aufmerksamkeit wird den Handlungssträngen geschenkt, aber die Charaktere bleiben Pappkameraden: eindimensional, vorhersagbar und monokausal. Alles vielleicht einer vermeintlich mental wenig engagementswilligen Hörerschaft zuliebe, aber ich finde es bedauerlich, wenn das die Lösung bleibt. Zu viele Hörspiele verlassen sich darauf, dass es nur genug Wendungen braucht, und schon ist das ein spannendes Ergebnis.

    Ein Hörspiel mit fünf Sprechern und 55 Minuten wäre doch mit einem interessanten CHARAKTER-Spiel interessant gefüllt. Spannende Geschichten gibt es auf vielen Ebenen.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Ich denke, ich verstehe zunehmend besser, worauf du hinaus willst - (falls ich mich da irren sollte, korrigiere mich ruhig).

    Wenn ich dich also recht verstehe, dann möchtest du auf den Unterschied hinweisen, zwischen einer "rein verkopften" Herangehensweise und der spontanen, intuitiven, lebendigen Methode, zu schreiben?

    Well, über die Themen "Dialoge", "Charaktere" usw. hatte ich zwar noch gar nichts geschrieben - aber an einer Stelle hatte ich meine persönliche Arbeitsweise bereits einmal angerissen. Es war Stephen King, der einmal sagte, dass der Schreibprozess der Arbeit eines Entdeckers oder Archäologen ähnelt. Man schaufelt etwas Matsch, Dreck und Erde beiseite und da findet man womöglich ein kleines Zipfelchen Stoff ... vielleicht ein Stückchen Knochen, was bedeutet: Der Anfang der Geschichte ist gefunden. (Vielleicht nur eine Seite. Vielleicht sogar nur ein einziger Satz.) Nun buddelt man fleißig weiter - und es mag sein, dass sich das Knöchelchen als nur kleines Fossil entpuppt. Das wäre dann die Kurzgeschichte, z.B. Es mag aber auch sein, dass da noch weitaus mehr zum Vorschein kommt, und der kleine Knochen in Wahrheit zum Skelett eines gewaltigen Dinosauriers gehört. Das als Analogie für einen langen, langen Roman.

    In Wahrheit ist es ja so: Wer anfängt zu schreiben, vermutlich erst einmal nur hobbymäßig, der tut das aus "Spaß an der Freude". Diese Freude und Begeisterung trägt einen. Nach und nach will man aber besser werden, seinen Stil und Ausdruck perfektionieren, usw. Also beginnt man (absichtlich oder unabsichtlich) damit, sich etwas von seinen Lieblingsautoren abzuschauen. Wie hat der Clive Barker das da geschrieben? Wow ... was für eine tolle Formulierung, die X oder Y da verwendet hat! -- Und dann will man noch mehr wissen und dazulernen. Und irgendwann einmal, wenn man es nicht zu Beginn getan hat, wird man sich mit dem "Regelwerk" der Kunst befassen.

    In der Musik ist es ja ganz ähnlich: Es gibt phantastische Musiker, die keine Noten lesen können. Aber es schadet trotzdem nicht, wenn man den Aufbau des Quintenzirkels kennt. Sei es, dass man die Harmonielehre sich selbst erschließt und nach und nach entdeckt; sei es, dass man ein gutes Buch darüber in die Finger bekommt. Was man dann damit macht, das ist ja jedem selbst überlassen.

    Soll heißen: Sich verkopft und sklavisch an "Schreibregeln" zu halten, verlangt ja niemand von einem. Und Regeln sind bekanntlich dazu da, um gebrochen zu werden. Aber dabei hilft es natürlich, wenn man sie erst einmal kennt. (Und diese - zumindest mal grob - zu skizzieren, das versuche ich.) Denn der angehende Schreiber wird von vielen Fragen, Unsicherheiten und Ungewissheiten geplagt: Wo kriege ich die nächste Idee her? Wie kann ich Handlungsstränge miteinander verknüpfen, ohne dass man die Übersicht verliert? Wie kann ich "flott" schreiben, ohne den Leser bzw. Zuhörer mit seitenlangen Beschreibungen, Erzähltexten, usw., anzuöden - und ihm dabei trotzdem die wichtigsten Informationen vermitteln? Und so weiter, und so fort.

    Aber keine Sorge, das hört alles nicht auf. Der eine plagt sich mit diesem und jenem rum, der andere plagt sich mit anderen Dingen herum. Und die Herausforderungen werden nicht leichter. Idealerweise wächst man ja mit und an seinen Aufgaben im Leben.

    P.S.: Da ich nicht ständig und überall irgendwas tippen kann - was Carsten Hermann bei den "Hörgruslern" bzgl. "Georgina" in der dritten "Margaret Rutherford"-Story schrieb, ist absolut korrekt. Ich wollte es so, dass "Georgia" mit ihrem Kosenamen oder Spitznamen, eben "Georgina", angesprochen wird. Da liegt kein Fehler vor. Und "Riviera" kannte ich auch noch nicht, zu dem Zeitpunkt, als ich die Story im Jahr 2016 verfasst habe. (Das erwähne ich extra, weil die Hauptfigur bei "Riviera" ja auch "Georgina" heißt. Aber es soll durchaus mehrere Leute geben, die so heißen. Hab ich mal irgendwo gelesen.)

    P.P.S.: Bemerkenswerte Feststellung: 1. Folgen laufen gut, 2. Folgen interessieren nicht, 3. Folgen laufen wieder recht gut... Mein Gratis-Schreibtipp: Schreibt nach Folge 1 direkt Folge 3, und überspringt Teil 2 einfach. :P Keine Sorge, ich schreibe trotzdem noch mindestens "Teil 4" dieser kleinen Abhandlung hier. Sobald ich dazu Ruhe, gute Laune und Entspannung habe. ^^

  • Denn der angehende Schreiber wird von vielen Fragen, Unsicherheiten und Ungewissheiten geplagt: Wo kriege ich die nächste Idee her? Wie kann ich Handlungsstränge miteinander verknüpfen, ohne dass man die Übersicht verliert? Wie kann ich "flott" schreiben, ohne den Leser bzw. Zuhörer mit seitenlangen Beschreibungen, Erzähltexten, usw., anzuöden - und ihm dabei trotzdem die wichtigsten Informationen vermitteln? Und so weiter, und so fort.

    Das ist aber jetzt das reine Handwerk, das Du beschreibst. Wie ist Deine Methode, der Kunst bzw. der Kreativität, die sie hervorbringt, den Raum zu geben, den sie braucht? Ich nehme ja an, Dein Titel "verdammt gutes Hörspiel" soll darauf hinweisen.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Wenn ich dich also recht verstehe, dann möchtest du auf den Unterschied hinweisen, zwischen einer "rein verkopften" Herangehensweise und der spontanen, intuitiven, lebendigen Methode, zu schreiben?

    Ich denke, die "spontane, intuitive, lebendige Methode" ist bei einem Krimihörspiel von 55 Minuten in der Tat vermutlich nicht so zielführend. Und ich stimme Dir auch zu - man mag von Syd Field halten was man will, zumindest kennen muss man sein Werk als Autor wie der Mediziner seinen Pschyrembel.

    Unbedingt zustimmen muss ich aber auch Faders

    Zitat

    Die Plotterei ist ja mMn auch das Problem vieler Autoren im Hörspielsektor -- zu viel Aufmerksamkeit wird den Handlungssträngen geschenkt, aber die Charaktere bleiben Pappkameraden: eindimensional, vorhersagbar und monokausal. Alles vielleicht einer vermeintlich mental wenig engagementswilligen Hörerschaft zuliebe, aber ich finde es bedauerlich, wenn das die Lösung bleibt. Zu viele Hörspiele verlassen sich darauf, dass es nur genug Wendungen braucht, und schon ist das ein spannendes Ergebnis.

    Einen guten, originellen Zungenschnalzertwist bekommen viele Hörspielautoren hin, aber interessante Charakterzeichnungen, da hapert es gewaltigst und es werden uns so oft einfach nur langweiligst mögliche Abziehbilder eindimensional, vorhersagbar, monokausal präsentiert. Das ist jetzt natürlich kein Problem bei - sagen wir einmal - 55 Minuten Hardboiled-Krimi, da reichen natürlich starke Sätze und eine halbwegs spannende Handlung. Auch bei Pater Brown und dergleichen wird das niemand erwarten.

    Aber das ist die von mir und vielen anderen angesprochene Vollkatastrophe bei Serien wie "Mycroft Holmes und Oscar Wilde".

    Und es gibt halt den Unterschied zwischen einem verdammt guten und einem verdammt erfolgreichen Hörspiel. Ich liebe da einen Abschnitt auf Wikipedia über den schlechtesten Autor, von dem ich jemand ein Buch von Anfang bis Ende gelesen habe:

    Zitat

    Literarische Fertigkeiten seien „in diesem Roman nur rudimentär zu erkennen, von Charakterstudien und Problemen der Dialogführung lässt der Autor sich nicht belasten.“ Ungeachtet dieser Einschätzungen erfreuen sich Browns Bücher größter Beliebtheit.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Das ist aber jetzt das reine Handwerk, das Du beschreibst. Wie ist Deine Methode, der Kunst bzw. der Kreativität, die sie hervorbringt, den Raum zu geben, den sie braucht? Ich nehme ja an, Dein Titel "verdammt gutes Hörspiel" soll darauf hinweisen.

    Na ja ... eigentlich dachte ich schon eher daran, etwas "Handwerkliches" zu vermitteln, wäre eventuell für manch einen hilfreich, der sich in seiner Freizeit mit dem Schreiben befasst... Aber ich danke dir für die Anregung, und werde mal einige "Kreativitäts-Techniken" beschreiben, die sich für mich als praktikabel erwiesen haben. Mag ja sein, dass es dem einen oder anderen auch was nützt. Denn für Unnützes verschwende ich im Leben keine Zeit mehr. Ist kurz, unser Gastspiel hier.

    Und es gibt halt den Unterschied zwischen einem verdammt guten und einem verdammt erfolgreichen Hörspiel. Ich liebe da einen Abschnitt auf Wikipedia über den schlechtesten Autor, von dem ich jemand ein Buch von Anfang bis Ende gelesen habe:

    Literarische Fertigkeiten seien „in diesem Roman nur rudimentär zu erkennen, von Charakterstudien und Problemen der Dialogführung lässt der Autor sich nicht belasten.“ Ungeachtet dieser Einschätzungen erfreuen sich Browns Bücher größter Beliebtheit.

    (laut schallendes Gelächter vom Band wird eingespielt) Ich sag dir mal was - nur meine persönliche, private Ansicht, (muss niemand teilen) - ich schreibe lieber EIN einziges Mal im Leben einen "DaVinci-Code" und lege mich anschließend in St.-Tropez, mit chic beschirmten Cocktails in der Hand, an den Pool in die Sonne, und wenn's zu heiß wird, etwas in den Schatten des Maserati. -- Völlig egal, was andere Leute davon halten oder dann über meine Arbeit sagen.

    Dan Brown ist natürlich ein Handwerker allererster Kajüte. Die Legende will es, dass er z.B. für "Illuminati" (dt.: "Illuminati") ein ausgefeiltes Exposé von über 1000 Seiten erstellt hat, ehe er auch nur einen Satz für den Roman geschrieben hatte. Jede einzelne Szene hat er darin akribisch wie für ein Filmdrehbuch ausgearbeitet. Das merkt man ja auch dem Aufbau seiner Romane an. Kaum ein Kapitel, das länger als vier, fünf Seiten ist. (Selten acht oder neun Seiten.) Sehr filmisch und drehbuch-artig, vom Stil her. -- Man muss Dan Brown nicht mögen, oder den Inhalt seiner Bücher, oder seine Schreibweise. Aber sein Erfolg gibt ihm recht: Bestbezahlter Schriftsteller der Welt. Geschätztes Vermögen: 215 Millionen US-$.

  • Kreativitäts-Techniken
    oder: Musen-Küsse und warum sie nach Himbeeren schmecken sollten

    Was sind eigentlich Gedanken oder Ideen? Wie sehen sie aus? Was wiegen sie? Wie groß sind sie? Und warum sind die Dinger unsichtbar und nicht greifbar?

    Eine der häufigsten Fragen, die Autoren gestellt werden, ist die berühmte: "Woher nehmen Sie immer wieder neue Ideen?" -- Antwort: "Von 'da oben'." Damit kann gemeint sein: "Na, irgendwo von da, in und aus meinem Kopf. Da blitzen so kleine elektrische Entladungen zwischen irgendwelchen Synapsen herum..." Damit kann aber auch gemeint sein: "Na, aus der Mentalsphäre, wo die Dinger als Keim alle bereits fix und fertig herumschwirren und nur darauf warten, von einer passenden Empfangsstation namens Gehirn empfangen zu werden, um ihr innewohnendes Potenzial zu entfalten, ein jedes nach seiner Art."

    Was nun der einzelne darüber denken und glauben mag, ist Privatsache. Halten wir uns hier einfach nur an die simplen Fakten: Jeder Mensch denkt. Jeder Mensch fühlt. Sowohl Gedanke als auch Gefühl sind echte und erfahrbare Qualitäten im Leben, die einem das Dasein zum Himmel auf Erden, oder auch zur lebendigen Hölle auf Erden machen können. Das menschliche Leben ist ein einziges, großes, psychologisches Drama, das von Glaubenssätzen, Zuversicht und Überzeugungen geprägt ist; aber auch von Vorurteilen, abergläubischen Vorstellungen, Ängsten, Zweifeln und ähnlichem Unsinn. -- Obwohl unsichtbar und feinstofflich, entfalten unsere Gedanken und Gefühle daher tagtäglich gewaltige und gewaltigste Auswirkungen auf der Welt -- im guten, aufbauenden und positiven Sinne. Aber leider auch allzu oft im negativen und zerstörerischen Sinne.

    Wir wollen aber hier nicht zu sehr ins Philosophische geraten, sondern uns der Frage widmen: Wie kann man sich Gedanken und Gefühle beim Schreiben & fürs Schreiben nutzbar machen? Wie findet man sie? (Und nach Möglichkeit immer dann neue, wenn sie gebraucht werden?)

    Es gibt einige sehr praktische und hilfreiche Methoden, die in der einen oder anderen Weise wohl jedem schon untergekommen sind. Ich liste sie hier einmal in Kürze auf, zumindest jene, die mir spontan "in den Sinn kommen". Später, eventuell, wird sicher noch die eine oder andere Anregung von anderen hinzukommen können.

    Die Schnapsidee: Jeder kennt die Situation ... man sitzt mit einem Freund oder mehreren guten Freunden zusammen, trinkt sich einen, und witzelt herum, unterhält sich über dies und das und jenes. Ein Gedanke "befruchtet" den anderen ... und plötzlich kommt es zu einem regelrechten "Geistesblitz"! -- Normalerweise bleibt es dabei. Aus der frisch gekeimten Idee wird nichts, sie wird nicht in die Tat umgesetzt. (Wie das häufig bei "Schnapsideen" so der Fall ist.) -- Wir aber, immer auf der Jagd, notieren sie uns sofort. Und sobald die Zeit reif ist, machen wir uns an ihre Umsetzung. -- Notwendig dafür: Eine gute Stimmung und anregende Gesprächspartner.

    Der Trailer: Eine gute Geschichte transportiert in der einen oder anderen Weise Emotionen. Und sie soll diese, nach Möglichkeit, auf die Leser oder Zuhörer auch übertragen. Basteln wir uns dazu unseren eigenen kleinen "Kino-Trailer". Wir setzen oder legen uns still hin, hören uns große, emotionale Musik an - z.B. von Chopin, Vivaldi oder Mozart, oder aus einem Soundtrack, den wir mögen - und stellen uns vor, dabei in einem abgedunkelten Kinosaal zu sitzen. Vor uns die dunkle Kinoleinwand, worauf plötzlich ein Lichtschimmer erscheint, der nächste Trailer wird eingeblendet. Die Musik, die wir hören, unterlegt diesen imaginären Trailer. Die Bilder, die nun urplötzlich aus der Tiefe unserer Seele (oder unseres Unterbewusstseins) strömen, bewerten wir nicht. Wir merken sie uns lediglich. Und schreiben sie auf.

    Das Bild: Wir nehmen uns ein Bild vor, das uns auf irgendeine Weise berührt. (Emotionen sind immer wichtig, dabei.) Wir lassen unseren Gedanken freien Lauf. Früher hatte ich z.B. ein Faible für die Bilder von Luis Royo. Sie sind so reich an Details und Atmosphäre, dass man sich unwillkürlich beim Betrachten fragt: "Was mag wohl vorher geschehen sein, bis es zu diesem Moment hier kam? Was mag wohl im Anschluss daran geschehen?" -- Und schon keimt die nächste tolle Idee für eine Story in uns auf.

    Die Verbesserung: Jeder kennt es - man schaut sich einen Film an, z.B., und ist schon gedanklich weiter als die Handlung; man stellt sich vor: "Ah... bestimmt passiert gleich dieses und jenes..." -- Dann aber nimmt die Story einen ganz anderen Verlauf. Womöglich einen, der viel "schwächer" und "langweiliger" ist, als die Idee, die man selbst hatte. -- Prima! Und schon hat man wieder eine neue Story, die - zumindest nach eigenem Dafürhalten - sehr viel besser, spannender oder interessanter ist.

    Die Passion: Der eigenen Leidenschaft zu folgen, ist (beim Schreiben in jedem Fall) ein guter Wegweiser. Wir fühlen uns zu einem bestimmten Genre, irgendeinem Thema, wahlweise auch zu einer bestimmten Epoche der Geschichte, zu einem bestimmten Land, etc., hingezogen? Warum nicht eine Story darüber schreiben, die im Mittelalter, in der Renaissance oder Antike spielt? -- Wir fühlen uns zu dieser einen ganz besonderen Frau / diesem einen ganz besonderen Mann hingezogen? Schreiben wir eine Geschichte über sie / ihn. (Aber: Lasst es eine gute, noble und liebevolle Geschichte sein. Ansonsten übernehme ich für nichts, was folgt, eine Verantwortung. Mark my words.) -- Wir sind fasziniert von Kampfsport, von Gerechtigkeit, von irgendeinem wissenschaftlichen Bereich, von Kunst, von Liebe, von Menschlichkeit oder von "Vampiren & Werwölfen", von irgendetwas? Schreiben wir darüber. Unserer "Herzensangelegenheit" mit Begeisterung, Enthusiasmus und Leidenschaft zu folgen, wird dazu führen, dass die Geschichte leuchtet. - Leuchtet sie (trotz handwerklicher Finessen) nicht, liegt das meistens daran, dass man sich prostituiert; irgendwas daher tippt, was einen nicht die Bohne interessiert, nur, um noch schnell eine Handvoll Dollars mitzunehmen. Der Akt selbst ist wie jeder andere Akt auch, und hinterher brennt es auch wie gewohnt an dieser oder jenen Körperstelle, und man hat sogar noch Kohle dafür gekriegt. - Aber es ist nicht mit dem Gefühl vergleichbar, das man empfindet, wenn man mit Liebe, Hingabe und Verehrung zur Sache schreitet.

    Das (audiovisuelle) Diktat: Stellen wir uns vor, das Hörspiel wäre bereits fertig gestellt. Wir legen es voller Begeisterung und Vorfreude, in der Imagination, in den CD-Player und hören es uns an. Mit allen Musiken, Geräuschen und unseren Lieblingssprechern in den Hauptrollen. Und wir haben nun besser flinke Finger an der Tastatur, um es alles mitzuschreiben...

    Die Konferenz: Hier nun eine außergewöhnliche Technik, die ich in dem berühmtesten Buch von Napoleon Hill entdeckte. - Wir legen oder setzen uns entspannt hin und schließen die Augen. Wir betreten jenen großen, tollen Konferenzsaal; den mit dem schönen ovalen Tisch aus Edelholz, den mit der polierten, irgendwie feucht schimmernden Palisander-Oberfläche, an dem ringsum in Chrom und Leder die ebenso teuren wie luxuriösen Stühle postiert sind. Dahinter das tolle Panoramafenster mit dem spektakulären Ausblick, links und rechts davon die Vorhänge aus edlen Stoffen. -- Wir nehmen am Tisch Platz und begrüßen die anderen Leute, die da schon alle sitzen und auf uns warten. Es sind jene großen Geister, die wir besonders schätzen, bewundern und respektieren. (Sagen wir, beispielsweise: Ernest Hemingway, Oscar Wilde, Karl May, H. G. Konsalik - wer auch immer.) Nun eröffnen wir die Konferenz: "Meine Herren? Es ist Zeit. Wie lauten Ihre Vorschläge für eine neue, spannende Geschichte, die erfolgreich und lukrativ sein wird?" - Von nun an "labern" wir weniger und hören uns lieber aufmerksam an, was die Herrschaften uns zu sagen haben.

    Die Imprägnierung: Vor dem Schlafengehen imprägnieren wir unser Unterbewusstsein mit einem klar formulierten Auftrag. Dieser ist stets kurz und formelartig zu halten, und immer in der Gegenwartsform. Beispielsweise: "Die unendliche Intelligenz meines Unterbewusstseins gibt mir jetzt eine neue, spannende Geschichte ein, die für mich und für andere Menschen segensreich ist." Diese "Formel" wiederholen wir mental mehrmals und nehmen sie mit in den Schlaf. (Wenn nötig, wiederholen wir dies in den folgenden Nächten.) - Das Ergebnis wird nicht ausbleiben.

    Es gibt die sogenannte "intrinsische Motivation" zum Schreiben, und es gibt die "extrinsische Motivation". Erstere ist jener innere Schaffensdrang, der aus der Seele kommt, sich in künstlerischer Weise Ausdruck verleihen will; sich beflügelnd, berauschend und erfüllend anfühlt. - Letztere ist die "äußere Motivation": Sachzwänge, unbezahlte Rechnungen, lästige Verträge, die einzuhalten sind, usw. Folgt man der ersteren, wird man mühelos eine neue Geschichte nach der anderen hervorbringen. Und eine wird besser und leuchtender als die andere sein. Folgt man der "extrinsischen Motivation", wird man niemals wieder abfällig über Huren und Nutten sprechen. Das ist der gute Nebeneffekt. (Und vielleicht noch die eine oder andere bezahlte Rechnung. Aber keine Sorge, es kommen dann ohnehin doppelt neue nach.) -- Ein weiterer negativer Nebeneffekt ist: Die "inneren Kanäle" der Kreativität werden bei andauernder Zuwiderhandlung verunreinigt, sie "verstopfen" und "verkalken" dabei gleichsam. Wenn man beständig und längere Zeit in disharmonischer Weise gegen sein eigenes Inneres, sein wahres Selbst handelt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis man nicht mehr weiter kann, nicht mehr weiter weiß und nicht mehr dazu imstande ist, auch nur irgendetwas Brauchbares hervorzubringen. In so einem Fall ist eine gründliche "Reinigungs-Aktion" und eine Pause dringend vonnöten, um ein paar Dinge "klar" zu kriegen, im Sinne von: "rein", "gereinigt". Denn es bleibt nicht dabei, dass keine neuen Ideen mehr fließen. Auch andere Dinge geraten dann in Stockung. Und dies ist äußerst ungesund und wenig erstrebenswert.

    Wie eingangs erwähnt: Gedanken und Gefühle sind äußerst real und wirksam; wenngleich sie den physischen, grobstofflichen Sinnen nicht sichtbar oder begreiflich sind. Sie können segnen, heilen und aufbauen. Aber sie können ebenso niederwerfen, bedrücken und töten. Gehen wir umsichtig und weise damit um.

  • Ich sag dir mal was - nur meine persönliche, private Ansicht, (muss niemand teilen) - ich schreibe lieber EIN einziges Mal im Leben einen "DaVinci-Code" und lege mich anschließend in St.-Tropez, mit chic beschirmten Cocktails in der Hand, an den Pool in die Sonne, und wenn's zu heiß wird, etwas in den Schatten des Maserati. -- Völlig egal, was andere Leute davon halten oder dann über meine Arbeit sagen.


    Diese Einstellung erscheint mir sehr gut nachvollziehbar. Ich bin zwar heut nachmittag auch am Pool gelegen, aber nur mit Eiskaffee statt Cocktails und Schatten spenden würde mit am Parkplatz ein Nissan statt einem Maserati :D

    Dan Brown ist natürlich ein Handwerker allererster Kajüte. Die Legende will es, dass er z.B. für "Illuminati" (dt.: "Illuminati") ein ausgefeiltes Exposé von über 1000 Seiten erstellt hat, ehe er auch nur einen Satz für den Roman geschrieben hatte. Jede einzelne Szene hat er darin akribisch wie für ein Filmdrehbuch ausgearbeitet. Das merkt man ja auch dem Aufbau seiner Romane an. Kaum ein Kapitel, das länger als vier, fünf Seiten ist. (Selten acht oder neun Seiten.) Sehr filmisch und drehbuch-artig, vom Stil her. -- Man muss Dan Brown nicht mögen, oder den Inhalt seiner Bücher, oder seine Schreibweise. Aber sein Erfolg gibt ihm recht: Bestbezahlter Schriftsteller der Welt. Geschätztes Vermögen: 215 Millionen US-$.


    Ja, das ist im Prinzip das, was Fader wohl meinte, als er von Handwerk, Plotterei etc. schreibt.

    Und dabei darf man eines nicht vergessen, ich hab halt auch nicht aufhören können, das Buch trotz "eindimensional, vorhersagbar und monokausal" zügig durchzulesen, weil der verdammte Menschenfischer mich mit dieser ausgefeilten Akribie und der in der Tat rasant-filmischen Dramaturgie und Erzähldichte einkassiert hat. Da kann man schon verstehen, woher das mit Geschätztes Vermögen: 215 Millionen US-$ kommt, fehlende literarische Klasse hin, eindimensionalste Charakterzeichnungen der Figuren wie in einem Grundschüleraufsatz her. Aber man fühlt sich halt nach dem Lesen ein wenig als hätte einem die Tochter besoffen am Boden liegend erwischt beim Versuch noch drei Big Macs in sich reinzustopfen 8)

    Was mich aber mal interessieren würde, arbeitest Du mit so Zeugs wie Scrivener oder legst Du großformatige Mindmaps für Deine Geschichten an?

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Aber man fühlt sich halt nach dem Lesen ein wenig als hätte einem die Tochter besoffen am Boden liegend erwischt beim Versuch noch drei Big Macs in sich reinzustopfen

    Ooh... das ist jetzt aber gemein! Der Mann hat die Mauer abgerissen! (Oder wurde sie doch vom "Wind of Change" weg gepfiffen? Die Historiker streiten noch... kann auch sein, dass beides gleichzeitig geschah...)

    Was mich aber mal interessieren würde, arbeitest Du mit so Zeugs wie Scrivener oder legst Du großformatige Mindmaps für Deine Geschichten an?

    Nach Möglichkeit und am Liebsten "arbeite" ich überhaupt gar nicht. (Was ich mache, will ich ja mit Freude machen. "Arbeit" ist alles andere.) -- Aber ernsthaft: Nein, weder noch. Das überlasse ich anderen Leuten. Ich habe nämlich, wie schon einmal erwähnt, das "Problem", dass ich keinerlei Lust dazu verspüre, eine Geschichte zwei Mal zu schreiben. Das langweilt mich entsetzlich. Ich habe es einmal probiert, vor langer Zeit, auch eine Art "Mini-Exposé" für einzelne Kapitel anzufertigen. Anschließend habe ich dann etwas völlig anderes geschrieben als das, was ich mir notiert hatte. Ich bin so einer von der Sorte: "Der Appetit kommt beim Essen." -- Oftmals habe ich vorher nicht die geringste Ahnung, worum es in der Story eigentlich gehen soll, an die ich mich ransetze. Entweder "es läuft" dann von selbst, oder ich lasse es bleiben und gehe lieber spazieren. Man kann es nicht erzwingen. Manchmal kommen einem die Ideen. An anderen Tagen braucht es etwas. -- Oder irgendwas Schlimmes oder weniger Schlimmes, dafür aber Zeitraubendes, kündigt sich an. Dann kann es sein, dass man - trotz bester Laune und gewaltiger Schreib-Lust - irgendwie eine unbegreifliche innere "Blockade" hat. Wenig später weiß man dann: "Ach so ... DESWEGEN sollte ich heute nicht schreiben, weil dieses und jenes unverhofft dazwischen kommen würde, und ich alle Kraft und Konzentration nun DAFÜR aufwenden muss."

  • Auch bei Pater Brown und dergleichen wird das niemand erwarten.

    Danke, dass du da gleich etwas Erwartungsdruck von mir genommen hast. ;)

    Und auch noch einmal danke an Ascan für seine anschaulichen und ausführlichen Darlegungen.

    "Was sagt man darüber, wie man Bücher schreibt? Man denkt sich etwas aus und zwingt sich, es aufzuschreiben."

    Ariadne Oliver, Poirot: Wiedersehen mit Mrs. Oliver

  • Markus G. 9. März 2024 um 18:22

    Hat den Titel des Themas von „Wie man ein verdammt gutes Hörspiel schreibt - Teil 1“ zu „Wie man ein gutes Hörspiel schreibt“ geändert.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!