In den vergangenen Monaten habe ich mich oft kritisch gegenüber Streamingdienste geäußert. Hörspiele (fast) umsonst zu konsumieren, führt unweigerlich dazu, dass Hörspielfans nicht mehr bereit sind für Hörspiele zu zahlen und könnten Labels an den Rand des Ruins führen. Trotzdem interessiert mich alles was mit Hörspielen und Medien für Hörspiele betrifft. So habe ich in der Vergangenheit mich bereits sehr intensiv mit Hörspielen auf DVD und BluRay auseinander gesetzt, siehe auch meine Beiträge Phontastic: Haben Hörspiele auf DVD eine Zukunft? und [Feuilleton Jänner 2011] Hörspiele jetzt auch auf BLU RAY DISC! Ich bin dem Neuen im Grunde immer aufgeschlossen, meine konservative und nostalgische "Ader" führt aber manchmal auch dazu, dass ich solchen Neuerungen auch viel Skepsis entgegen bringe. Aber man kann etwas nur richtig einschätzen und be- bzw. verurteilen, wenn man es selbst ausprobiert hat. Also habe ich mich vergangenes Monat daran gemacht mittels einer 10€ "Prepaid-Karte" das Phänomen Streaming zu erforschen. In weiterer Folge könnt ihr hier meine Erfahrungen und meine Gedanken, die ich im Laufe meines "Experimentes" hatte, nachlesen.
Der Start war sehr positiv. Die Registrierung klappte schnell und ich konnte sofort loslegen. Ich habe seit meiner Kindheit einen wiederkehrenden Traum. Dabei komme ich in einen großen Raum oder in ein Geschäft, in dem sich 1000ende Hörspiele befinden, die ich zu einem großen Teil nicht kenne, die mir in meiner Sammlung fehlen und die ich gerne hören möchte. Dabei erlebe ich ein großes Glücksgefühl und eine große Freude. Genau so ging es mir in den ersten Tagen mit Spotify. Es gab unglaublich viele Hörspiele, die ich sehr gerne hören möchte. Auch hier kam sofort der Sammlertrieb in mir hoch. Ich möchte Hörspiele ja nicht nur besitzen, sondern ich möchte diese auch alle hören. Auch dass gehört für mich zum Sammeln dazu. Und da erwies sich die Masse an Hörspielen, die sich vor mir auftaten als großes Manko. Wir haben zu Beginn zumeist am Abend ein Hörspiel via Spotify zum einschlafen gehört. Ich bin sehr oft früh eingeschlafen. Am nächsten Tag habe ich dann wieder etwas anderes aus der Liste gehört, weil mir einerseits das am Vorabend nur im Ansatz Gehörte nicht zu 100% gefiel und ich andererseits den Drang hatte schon wieder das nächste Hörspiel hören zu wollte. Ich habe mich also nicht wirklich in Ruhe damit auseinander gesetzt, bin eher von einem Hörspielfragment zum nächsten gehetzt, ohne ein Hörspiel wirklich genießen zu können. All dies ließ mich aber eher unbefriedigt zurück. Ich kann jetzt die Streaminghörer verstehen, wenn sie schreiben, sie hören ein Hörspiel nur einmal. Bei der Fülle an Hörspielen, die sich wie eine "Wand" vor einem auftun, fühlt man sich fast ein wenig überfordert. Wahrscheinlich so, wie wenn ich jemanden in mein Hörspielzimmer führe und ihm sage, er solle sich ein Hörspiel aussuchen. Bei 6000 Stück kein leichtes Unterfangen. Ich habe also den Fehler gemacht, den ich auch schon bei vielen Buffets mache. Ich möchte alles probieren und bin bereits nach den Vorspeisen so voll, dass ich nichts mehr vertragen kann. Und richtig "gegessen" habe ich auch nicht. Dafür kann man aber Spotify sicher keinen Vorwurf machen. Der Fehler liegt bei mir allein.
Dann habe ich die Möglichkeit des "off-line" Hörens entdeckt. Ich habe das eine oder andere "runter geladen". Das war sehr unkompliziert. Ich habe diese Hörspiele dann bei meinen langen Autofahrten konsumiert. Auch zuhause habe ich via meiner Anlage auf der Couch Hörspiele via Spotify gehört. Das hat Dank Bluetooth wunderbar funktioniert. Vor allem auf meiner Anlage habe ich einen deutlichen Unterschied in Punkto Dynamik, Bass und Klarheit des Tones zu einem Hörspiel auf CD gehört. Neben einem richtig voluminösen CD-Ton fehlte mir natürlich das Cover, das Booklet und das darin schmökern. Dieses Phänomen kenne ich aber bereits von Downloads. Daher greife ich zuhause immer zur CD. Aber Dank Spotify konnte ich nun neue Hörspiele deutlich früher hören, weil sie noch auf dem Versandweg waren. Ich konnte Hörspiele hören, die ich auf Grund persönlicher Gründe nicht kaufen werde (* siehe Edit-Hinweis !). Ich konnte Hörspiele hören, die ich gar nicht kannte (Als Oma seltsam wurde) oder vergessen hatte, sie zu kaufen (Die Abenteuer des Tom Sawyers). Ich konnte Hörspiele hören, die sich zwar in meinem Hörspielzimmer befinden, auf die ich aber ganz spontan Lust hatte zu hören (Annwyn). Und ich konnte Hörspiele richtig gehend antesten (Abwärts). Ab diesem Moment hatte mich bereits ein Spotify-Fieber gepackt. Dieses "Fieber" konnte ich aber nur Dank @daneels toller [SPOTIFY] Hörspiel-Playlisten haben. Es macht mir zwar Freude nach Hörspielen bei Spotify zu suchen und zu stöbern (so habe ich zum Beispiel WINTERZEITS Pater Brown entdeckt), aber ohne daneels Liste, würde nur ein Chaos regieren. Und dies stört einen Sammler, der gerne alles in einem Regal geordnet stehen haben möchte, ungemein. Wir haben dann Spotify auf mehreren Geräten installiert. Dabei kam es 3 Mal zu der kuriosen Situation, dass ich im Auto bei der Heimfahrt ein Hörspiel via SPOTIFY hören wollte und Eva und Pia zum einschlafen ein Hörspiel auf dem iPad hören wollten und mich einfach rausgekickt haben. Da war ich froh, dass ich auch Hörspiele ohne Spotify hören kann
Eine richtig gehende Begeisterung für Spotify hat sich dann endgültig eingestellt als ich die schier unendlich große Welt der Musik auf Spotify entdecken konnte. Lieder aus meiner Kindheit, aus meiner Jugendzeit, Musik, die irgendwie verloren ging, und und und haben ich wieder entdeckt. Nachdem ich festgestellt habe, wie man Play-Listen erstellt, habe ich mir sofort eine Lieblingslieder-Liste gemacht, die jetzt regelmässig erweitert und adaptiert wird.
Ja, was soll ich nun nach 1 Monat Spotify schreiben? Ich habe mich infizieren lassen. Das hatte ich auch befürchtet, denn, wie geschrieben, mich fasziniert alles was mit Medien und Hörspielen zu tun hat. Eines ist aber auch klar: Spotify ist für mich nur eine Ergänzung und rundet meine Hörspielsammelleidenschaft ab, aber sie wird sie niemals vollends ersetzen können. Ich habe jetzt neben LP, MC, CD, Download und DVD eine weitere Alternative um Hörspiele hören zu können. Jedes dieser Medien hat für bestimmte Hörspiele und für bestimmte Situationen ihre Stärken auf die ich nicht verzichten möchte und in Zukunft auch nicht verzichten werde. Der nächste 10€ Gutschein liegt bereits vor mir auf dem Schreibtisch. Meine Sammlung im Hörspielzimmer wird sicher in den nächsten Monaten und Jahren etwas weniger schnell wachsen. Denn manche Hörspiele werde ich in Zukunft nicht mehr kaufen, sondern nur mehr streamen. Daran ist aber nicht Spotify Schuld, sondern die Qualität der Hörspiele oder das Verhalten der Labels. Die Mehrzahl meiner Hörspiele werden aber weiterhin gekauft und gesammelt, denn ein Hörspiel auszupacken, es in den Player einzulegen, das Cover, das Booklet und die Sprecherangaben während dem hören zu lesen und zu betrachten, es ins Regal zu stellen und dort auch in mitten der vielen anderen Hörspielen ansehen zu können, ist für mich die höchste Freude am Hörspielhörerdasein. Dies hat mir mein letztes Amazon-Packerl mit den TSB-Sinclair-CDs wieder bewusst gemacht. Da musste auch Spotify eine Pause machen
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