"Das Hörspiel unter der Lupe - 2015/4" - Mindnapping 19: X-Tension (von Ascan von Bargen)

  • @beli: Das hat alles schon was für sich, was Du schreibst. Vielen Dank für den netten Austausch über Folge 19 mit Dir, auch wenn ich leider viel zu spät dran war. Ich werde auch noch zu den Wallace & Blümchen bei Zeiten etwas posten #winkewinke#

  • Nachdem ich gestern die Folge gehört habe, kann ich nun auch mal mitHUDLn. Anmerkung: Ich habe mir die vorherigen Beiträge noch nicht durchgelesen, das werde ich im Nachgang erledigen. Ich wollte vorab erstmal meinen noch recht frischen Eindruck zum Besten geben.

    Dann mal auf in die Vollen:

    Amber Dawn Richardson ist erfolgreiche Werbefrau mit Mann und Tochter. Als sie eines Abends auf dem Weg ist, um für die Puppe ihrer Tochter ein Kleid zu kaufen, stößt sie mit einem mysteriösen Fremden zusammen, der sie mit einem Baseballschläger vertrimmt. Sie überlebt die Attacke, landet allerdings im Koma und kann sich danach nicht mehr an das Gesicht des Angreifers erinnern.

    Einige Wochen später zieht die Familie nach Monhegan Island im Staate Maine, wo ihr Mann Anthony schon vor dem Zwischenfall ein Haus kaufen wollte. Es liegt außerhalb des Ortes, was Dawn (wie sie meistenteils genannt wird) gar nicht so sehr behagt. Dann beginnen auch seltsame Begebenheiten: Der Autoschlüssel liegt woanders, ein unheimlicher Fremder taucht auf und möchte mit ihr sprechen, wird dann aber von Anthony vom Hof gejagt. Auch in der Folge geschieht so einiges: Töchterlein Nellys Puppe wird vom "bösen Mann" entführt und im Badezimmer wird durch den Wasserdampf eine Nachricht auf dem Spiegel sichtbar: "DeAD YOU ARE".

    Trotzdem radeln Dawn und Nelly ans Wasser, wo Nelly zwischen den Klippen ihre Puppe entdeckt. Bei der Puppenbergungsaktion kommen sie fast um's Leben, werden aber gerade noch rechtzeitig vom unheimlichen Fremden, der sich als Severence, seines Zeichens Polizist im Ruhestand, vorstellt, gerettet.

    Kurzer Einschub: Bis zu diesem Moment hatten wir drei Verdächtige, abseits eines möglichen Mr. X: Cassidy aus der Werbeagentur, der aber schon recht offensichtlich als Red Herring eingeworfen wurde, Anthony und schließlich Severence. Dieser scheidet nun aber aus der Liste der Verdächtigen aus.

    Weiter: Severence fragt Dawn über ihr Leben und ihre Umstände aus und verspricht, Nachforschungen anzustellen. Diese sind auch von Erfolg gekrönt: Schon am nächsten Tag ruft Severence an und bittet um ein Treffen in einer Bar der Stadt. Trifft sich, da Dawn Anthony von der Arbeit abholen soll. In der Kneipe findet sie Severence nicht mehr, der sich auf den Weg zu einer verlassenen Kirche im Marschland gemacht hat. Allerdings händigt ihr der Barkeeper einen Umschlag mit Unterlagen aus: Es gab vor 19 Jahren einen merkwürdigen Todesfall auf Monhegan Island. Dieser Fall konnte bislang nicht aufgeklärt werden...

    Auf dem Nachhauseweg sehen Dawn und Anthony, wie Severence' Leiche aus einem Haus getragen wird. In seinem Kopf steckten zwei Kugelelektroden (!). Zu Hause steht Dawn selbstverständlich neben sich. Dummerweise geht auch das Licht aus. Nelly ruft ihre Mutter, da sie draußen den "bösen Mann" gesehen haben will. Anthony sucht in Dawns Tasche nach deren Telefon, um die Störungshotline anzurufen. Dabei findet er Severence' Aufzeichnungen. Uh oh... Anthony schreit Dawn an und fragt, warum sie in seiner Vergangenheit wühle. Mit ihrem jetzigen Wissen, dürfe sie natürlich nicht mehr weiterleben. Er schlägt eine Runde "X-Tension" vor, was seine damalige Freundin (die Tote) erfand. Dawn schafft es aber, Anthony kurzzeitig außer Gefecht zu setzen.

    Nelly und Dawn laufen nach draußen und stoßen dort auf Electra Carson, die Tochter der Toten. Diese ist von Hass zerfressen und will Anthony leiden sehen - am liebsten in Form des Dahinscheidens seiner Liebsten. Sie will nun auch X-Tension mit den beiden spielen ("Wer stirbt, verliert."), räumt ihnen aber gnädigerweise 10 Minuten Vorsprung ein.

    Dawn läuft mit ihrer Tochter zur verlassenen Kirche, da sie vermutet, dass Severence nicht umsonst dort hingefahren ist. Sie verstecken sich. Anthony kommt herein; bevor er aber mit der Suche beginnen kann, taucht Electra auf, die ja ebenfalls mit Transformator auf dem Rücken und Kugelelektrode in der Hand ausgerüstet ist. Vater und Tochter (jupp, das stellt sich nun heraus) liefern sich ein Wort- und Transformator-Elektrodengefecht. Hauptstreitpunkt ist natürlich die damalige Tote. Nebenbei würde Anthony auch gerne mal bei seiner Tochter beikommen *hüstel*.

    Während die beiden Streithähne sich noch über Glocken, Elektrizität und verblichene Exfreundinnen/ Mütter unterhalten, erinnert sich Dawn an einen Sinnspruch, den Severence ihr erzählte: "Man muss den halben Weg zu Gott zurücklegen, dann kommt er einem die andere Hälfte entgegen." Beide klettern also ein wenig höher in der Kirche und finden eine Tasche, in der eine Pistole versteckt ist.

    Electra hat mittlerweile ihrem Vater die Elektroden in den Körper gerammt und lässt ihn schmoren. Dawn tritt aus ihrem Versteck und erschießt Electra. Im Epilog erfahren wir, dass Dawn und Nelly wieder nach New York gezogen sind und Dawn wieder in der Werbeagentur arbeitet. Sie bändelt mit Cassidy an, der ihr ein Willkommensgeschenk überreicht: "Whom the bell tolls"... Dong!

    ---

    Tja, das war sie: Meine erste Mindnapping-Folge.
    Zu Beginn war ich richtig fasziniert von dem Hörspiel. Die Leute waren gut aufgelegt, Sounddesign und Musik waren super und die Geschichte war sehr spannend, mysteriös und zu immer neuen Schandtaten aufgelegt.

    Bis ordentlich über die Hälfte würde ich sagen, dass es ein sehr gutes Hörspiel ist. Dann - kommt Electra ins Spiel. Die Konfrontation mit Anthony war sehr schön und man kann noch denken, dass er Severence aus dem Weg geräumt hat. Electra hingegen ist vom ersten Moment an so überdreht und überzeichnet, dass man es kaum glauben kann. Ihre Mutter war also extrem fasziniert von Elektrizität, weshalb sie immer wieder schrägen Krams damit machte. Unter anderem erfand sie das Spiel X-Tension, bei dem mit Trafos und Elektroden ausgestattete Jäger jemanden zu jagen hatten. Wer stirbt, verliert, so einfach ist das.

    Dass sich das auf die Tochter überträgt, ist allerdings äußerst unwahrscheinlich; vor allem, weil jene kurz nach Electras Geburt dahinschied. Sie will sich an Anthony rächen, der - wie wir ein wenig später erfahren - ihr Vater ist, weil er ihre Mutter auf dem Gewissen hat. Äh. Hömma, Puppe: Wer sich so ein bescheuertes Spiel ausdenkt, muss zwangsläufig in Kauf nehmen, selbst dran glauben zu müssen.

    Nun ja, jetzt also ein klein wenig "Graf Zaroff" (Menschenjagd). Der Part mit dem Versteck in der Kirche (übrigens ein schönes, klassisches Bild) passt. Doch dann kommt der Kampf Vater gegen Tochter, was von Moment zu Moment absurder wird, Stichwort: Glocken, "Du würdest doch noch meine Leiche ficken!" usw. Dann stelle ich mir vor, wie schwierig es ist, einen abgerundeten stumpfen Gegenstand (Kugelelektrode) in einen Körper zu rammen. Bei Severence wurde dies noch erschwert, da die Elektroden durch den Kopf gerammt wurden (WTF!?!?). Die Frau muss eine gute Technik haben. Schließlich und endlich bringt Dawn mit einem Oneliner auf den Lippen auch Electras Glocken "zum Läuten".

    Wie zur Hölle (oder meinetwegen "um Gotteswillen") kam Severence auf die Eingebung, eine Pistole in der Kirche zu verstecken? Dazu hätte er wissen müssen, dass Dawn dort Unterschlupf suchen wird (Warum sollte sie? Er konnte doch nicht ahnen, dass es zu einer solchen Situation kommt.), dass sie sich an seine Worte erinnert ("halber Weg") und sie vor allem interpretieren kann (hochklettern und Pistole suchen). Da kann die Suspension of Disbelief mal gepflegt ins Koma verabschiedet werden bei so viel Zufällen und Wahrscheinlichkeiten...

    Nicht, dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht: Die meiste Laufzeit über war die Geschichte, wie oben bereits angeklungen, spannend, mysterös und echt gut geschrieben. Nur schnellt am Ende der Trashfaktor eben in ungeahnte Höhen, was sich irgendwie mit dem gelungenen Rest beißt (der Großteil Thriller, das Finale überzeichneter Comic) und mir dann doch etwas den Spaß vergällte.
    -
    Die Charaktere sind gut und geben eine gewisse Bandbreite:
    Dawn als noch immer geschockte Karrierefrau, die sich plötzlich mit alptraumhaften Geschehnissen auseinandersetzen muss und - vor allem - nicht weiß, wer ihr warum an den Kragen wollte.
    Anthony als augenscheinlich treusorgender Ehemann und Vater, der aber den einen oder anderen kleinen Moment spendiert bekommt, an dem man ein wenig misstrauisch werden könnte (und sei es nur, weil er von Thomas Schmuckert gesprochen wird ;) ).
    Nelly ist die zu schützende Tochter, die trotz ihres Alters von zehn Jahren noch einen ausgeprägten Puppentick hat.
    Severence ist der auf den ersten Blick unheimliche, undurchsichtige Fremde, der sich dann doch als eine Art Freund/ guter Geist herausstellt. Seine Motivation liegt darin, den alten Mordfall aufzuklären.
    Electra: Tja, da habe ich wohl genug gesagt, oder? Rachsüchtige Psychopatin, die scheinbar nur auf den Moment gewartet hat, es ihrem Papi heimzahlen zu können.
    Cassidy ist der verschmähte Interessent an Dawn, der zu Beginn als Verdächtiger aufgebaut wird.

    Die restlichen Rollen tragen nicht so stark zur Geschichte bei.
    -
    Die Besetzung ist gut aufgelegt. Volker Brandt klingt hier glücklicherweise nicht so alt/ kaputt wie für mein Empfinden in "Mörderbäume". Thomas Schmuckert macht Laune, sowohl in seinen ruhigen Passagen, als auch im Psychopart. Daniela Hoffmann würde ich etwas darunter einordnen. Einzig Nina Mölleken als Nelly würde ich als nicht ganz passende Wahl bezeichnen, da sie meiner Meinung nach zu alt für eine Zehnjährige klingt. Jennifer Böttcher spielt wie gewünscht: aufgedreht, man möchte beinahe sagen: elektrisiert ;) .

    Fertig, oder? Ist es ein gutes Hörspiel: Ja, mit oben genannten Einschränkungen. Wäre die Geschichte etwas Bodenständiger zu Ende gegangen, hätte ich von einem wirklich guten, wahrscheinlich einem sehr guten Hörspiel gesprochen. Das Ende ist halt leider purer Trash, was an und für sich auch nicht schlecht ist, wenn man denn den Rest der Geschichte ähnlich auf die Kacke haut - in diesem Fall passt es nur für mein Empfinden nicht zusammen. Die Plotholes (insbesondere mit Severence Vermächtnis in der Kirche) kommen dann noch hinzu.

    So bleibt am Ende ein überdurchschnittliches Hörspiel, das für mein Empfinden dann aber doch zu quatschig wird. In Punkten ausgedrückt würde ich wohl 7/10 sagen.

    So, fertig - jetzt werde ich die anderen Rückmeldungen lesen ;) .

    EDIT: Ein paar Rechtschreib- und einen inhaltlichen Fehler korrigiert.

  • Schön, dass es hier noch weitergeht. :)

    Wer sich so ein bescheuertes Spiel ausdenkt, muss zwangsläufig in Kauf nehmen, selbst dran glauben zu müssen.


    Wie Elektras Mutter, die Erfinderin des "Spiels", ja schon erleben durfte... für den Darwin Award qualifiziert sie sich damit aber nicht. Immerhin wusste sie ja, was sie tut, und nahm es (wahrscheinlich wegen des Nervenkitzels) in Kauf. Die Möglichkeit, selbst zu sterben, ist eben ein wesentlicher Bestandteil jedes bewaffneten Duells.

    Bei Elektra vermute ich nach wie vor, dass sie es einfach "passend" findet, ihre Mutter mit der Waffe zu rächen, durch die diese getötet wurde.

    In seinem Kopf steckten zwei Kugelelektroden (!).


    Dieses spezielle Detail - die Kugel - habe ich offenbar überhört bzw. nicht genug beachtet (ich kann das Hörspiel auch gerade nicht nachhören). Falls dem so war: Wir wissen nicht so genau, wie die Dinger in den Kopf gekommen sind (oder doch? Sagte Elektra das später genauer? Ich muss doch noch mal nachhören...).
    Dass sie beim Auffinden der Leiche drin waren, lässt immer noch die Möglichkeit offen, dass sie entweder mit dem anderen (spitzeren) Ende voran durchgerammt wurden - also dem Ende, was sonst am Trafo hängt - oder die Stellen mit einem anderen Gegenstand vorgebohrt wurden, als Severence sich schon nicht mehr wehren konnte.

    Als "zarten Hinweis" an Anthony erfüllen die Dinger auch so ihren Zweck, falls sie das beabsichtigt haben sollte...

    Dann stelle ich mir vor, wie schwierig es ist, einen abgerundeten stumpfen Gegenstand (Kugelelektrode) in einen Körper zu rammen. Bei Severence wurde dies noch erschwert, da die Elektroden durch den Kopf gerammt wurden (WTF!?!?). Die Frau muss eine gute Technik haben.


    Sind die Elektroden denn überhaupt zum Durchbohren gedacht? Ich habe mir die zwar beim Hören tatsächlich eher spitz vorgestellt, nahm aber trotzdem an, dass die tödliche Wirkung durch eine Art Stromschlag erzeugt werden sollte, dass also ein passender Körperkontakt mit den Dingern schon reicht, auch ohne Lochung des Gegenübers... (und nein, Physik ist nicht so mein Ding).

    Dawn tritt aus ihrem Versteck und erschießt Electra.


    Dachte ich anfangs auch - aber es ist wohl die große Kirchenglocke, die die kleineren Glocken ruhigstellt...

    Anthony als augenscheinlich treusorgender Ehemann und Vater, der aber den einen oder anderen kleinen Moment spendiert bekommt, an dem man ein wenig misstrauisch werden könnte (und sei es nur, weil er von Thomas Schmuckert gesprochen wird ;) ).


    Soo besonders viel sagt mir der Sprechername bisher nicht - warum genau? ;)
    .

  • Wie Elektras Mutter, die Erfinderin des "Spiels", ja schon erleben durfte...

    Richtig, so meinte ich das auch. Electra ist sauer auf Anthony, weil der ihre Mutter geschmort hat. Sie bedenkt halt nicht, das Mami sich den Quatsch selbst ausgedacht hat und daran zu Grunde gegangen ist; es also nicht zu 100 % Anthonys Schuld ist (wenn man mal so argumentieren wollte ;) ).

    Dieses spezielle Detail - die Kugel - habe ich offenbar überhört bzw. nicht genug beachtet (ich kann das Hörspiel auch gerade nicht nachhören). Falls dem so war: Wir wissen nicht so genau, wie die Dinger in den Kopf gekommen sind (oder doch? Sagte Elektra das später genauer? Ich muss doch noch mal nachhören...).
    Dass sie beim Auffinden der Leiche drin waren, lässt immer noch die Möglichkeit offen, dass sie entweder mit dem anderen (spitzeren) Ende voran durchgerammt wurden - also dem Ende, was sonst am Trafo hängt - oder die Stellen mit einem anderen Gegenstand vorgebohrt wurden, als Severence sich schon nicht mehr wehren konnte.

    Es gibt erst die Szene, wo Dawn und Anthony die Leiche sehen. Einer von beiden sagt, dass die beiden Teile im Kopf stecken. Dann hören wir noch einen Rückblick, in der Severance die Teile in den Kopf gerammt werden.

    Sind die Elektroden denn überhaupt zum Durchbohren gedacht? Ich habe mir die zwar beim Hören tatsächlich eher spitz vorgestellt, nahm aber trotzdem an, dass die tödliche Wirkung durch eine Art Stromschlag erzeugt werden sollte, dass also ein passender Körperkontakt mit den Dingern schon reicht, auch ohne Lochung des Gegenübers... (und nein, Physik ist nicht so mein Ding).

    Ja, das sollte schon reichen. Electra ist da wohl eher etwas... übereifrig, wenn man so will. Könnte ja wieder aufstehen, nach so einem Stromschlag ;) ...

    Dachte ich anfangs auch - aber es ist wohl die große Kirchenglocke, die die kleineren Glocken ruhigstellt...

    Ja, das stimmt wohl. Das Detail hatte ich nicht mehr im Kopf - nur noch, dass Dawn schießt und Electra hinüber ist.

    Soo besonders viel sagt mir der Sprechername bisher nicht - warum genau?

    Hm, weil er - soweit ich das beurteilen kann - eher die negativen/ bösen/ arschlöcherigen Charaktere bekommt. Dorian Hunter ist zwar an und für sich positiv, aber immer noch mit dunklen Aspekten. Major Degenhardt bei Mark Brandis war er ein Arschloch, das nur auf Brandis Ausfall gewartet hat, im Gespenster-Krimi 4 ist er - ACHTUNG SPOILER! - der Psychopath, der die ganze Truppe zerschnetzelt usw. usf. Dass er den reinen, freundlichen Weihnachtsmann macht, habe ich bislang noch nicht erlebt. Daher ;) .

  • Electra ist sauer auf Anthony, weil der ihre Mutter geschmort hat. Sie bedenkt halt nicht, das Mami sich den Quatsch selbst ausgedacht hat und daran zu Grunde gegangen ist; es also nicht zu 100 % Anthonys Schuld ist (wenn man mal so argumentieren wollte ;) ).


    Stimmt. Er hätte sich natürlich einfach weigern können (oder vielleicht auch nicht - wer weiss, wie energisch die Dame ihre Spielaufforderungen gestaltet hat... :D ). Aber ich nehme an, dass Elektra ihm zwar unter Umständen den Tod ihrer Mutter hätte verzeihen können - vielleicht mit genau dieser Argumentation - aber nicht, dass er danach mit dem ganzen Erbe verschwunden ist und sie so nicht nur elternlos, sondern eben auch mittellos zurückgelassen hat. An der Stelle kann man sich dann bei Bedarf noch ein paar der weniger erfreulichen Berichte über die Zustände in manchen Waisenhäusern von früher (oder auch das eine oder andere neuzeitlichere) vorstellen, und schon kann man eventuelle mildernde Umstände aus Elektras Sicht vergessen.

    Es gibt erst die Szene, wo Dawn und Anthony die Leiche sehen. Einer von beiden sagt, dass die beiden Teile im Kopf stecken. Dann hören wir noch einen Rückblick, in der Severance die Teile in den Kopf gerammt werden.


    Ich erinnere mich zwar an die Szene und das Entsetzen von Severence (sinngemäß sagt er doch so etwas wie "Oh Gott, nein, bitte nicht" oder so?), aber hört man das Hineinrammen wirklich oder kann man die Geräusche lediglich so interpretieren und es könnte im Detail auch etwas anders abgelaufen sein?

    Hm, weil er - soweit ich das beurteilen kann - eher die negativen/ bösen/ arschlöcherigen Charaktere bekommt. (...) Dass er den reinen, freundlichen Weihnachtsmann macht, habe ich bislang noch nicht erlebt. Daher ;) .


    Ah so - okay, das erklärt es. :D
    .

  • Ich hab's auch gehört.
    Seht's, als Ascan noch hier schrieb dachte ich manchmal "der Typ schreibt viel, und oft sogar ganz elegant, wäre interessant zu sehen wie der sich in einer Reihe wie "Mindnapping" machen würde". Und jetzt haben wir den Salat! ;)
    Auf den Inhalt brauch ich nicht einzugehen, das haben andere detailliert genug getan, und dazu habe ich nichts schlaues hinzuzufügen.
    Ich bin ein weiterer der es schwer findet diesem Hörspiel eine Note zu geben. Die ersten 2/3 fand ich richtig toll, das ist genau das was ich mir von MindNapping erwarte, und das wurde wunderbar erfüllt. Aber dann - entschuldigt mein doofes Wortspiel - nachdem man solch eine knisternde Spannung aufgebaut hat, verpufft das dann alles in einem - sorry, ich bin jetzt einfach ehrlich - doofen Laserschwertkampf.
    Daher werd ich auch nicht großartig Motive hinterfragen, weil diese mich nach diesem Ende eigentlich gar nicht mehr interessieren.
    Ist also schlussendlich für mich 70% großes Hörspielkino à la Lynch oder Lyne, dann gefolgt von 30% b-movie.
    Da der Blitzkopf ja eh hier mitliest - lass den Bargen nochmal ran, für die 30 oder so. Aber dann bitte komplett gut. Wenn man schon 3/4 hat kann doch die letzte Viertelstunde nicht so schwer sein.... :P

  • Wie zur Hölle (oder meinetwegen "um Gotteswillen") kam Severence auf die Eingebung, eine Pistole in der Kirche zu verstecken? Dazu hätte er wissen müssen, dass Dawn dort Unterschlupf suchen wird (Warum sollte sie? Er konnte doch nicht ahnen, dass es zu einer solchen Situation kommt.), dass sie sich an seine Worte erinnert ("halber Weg") und sie vor allem interpretieren kann (hochklettern und Pistole suchen). Da kann die Suspension of Disbelief mal gepflegt ins Koma verabschiedet werden bei so viel Zufällen und Wahrscheinlichkeiten...


    Mal überlegen... Severence hatte Grund zu der Annahme, dass Dawn in Gefahr ist (bei der Falle am Strand war er ja sogar live dabei). Er hatte außerdem einiges an Vorwissen über Anthony, siehe der Brief. Und vielleicht ahnte er auch etwas über Elektra, wobei ich zu der Annahme tendiere, dass er - genau wie ich - sich auf Anthony konzentriert hat und darum von Elektras Einmischung völlig überrascht war. Jedenfalls dürfte ihm klar gewesen sein, dass eventuelle weitere Angriffe eher bei ihr zuhause stattfinden würden (oder irgendwo in einsamer Landschaft) und weniger wahrscheinlich im Dorf, wo ja viele andere Leute sind.

    Nun ist das neue Haus von Anthony und Dawn aber so weit weg vom Ort, dass sie da immer mit dem Auto hinfahren. Die Kirche scheint dagegen auch etwas abgelegen außerhalb des Ortes zu sein, und ich nehme einfach an, dass die Kirche dichter an Dawns Haus ist als der Ort (immerhin konnten sie ohne Auto dahin flüchten). Als Fluchtziel ist sie also gar nicht so abwegig, und darum ist es auch keine schlechte Idee, dort die Waffe zu verstecken.

    Severence wusste zwar nicht, dass Dawn dorthin kommen wird, das ist richtig - aber er wusste ja auch nicht, dass er ermordet werden würde, bevor er nochmal mit Dawn reden kann! Geplant war doch bestimmt, dass er Dawn noch höchstpersönlich mitteilt, dass da in der alten Kirche eine Waffe bereitliegt, falls sie nochmal angegriffen wird und von zuhause flüchten muss (und dass das eventuell mit Anthony zu tun haben könnte, wollte er ihr bei der Gelegenheit wohl auch noch verklickern, falls ihr der Brief nicht reicht).

    Dass er die Waffe an einer Stelle versteckt, wo sie nicht jeder zufällige Besucher findet, nämlich oben (wo sich ein Flüchtender wohl ohnehin irgendwann versteckt, wenn es unten zu brenzlig wird), scheint mir auch plausibel. Den genauen Ort hätte er Dawn sicherlich noch mitgeteilt, wenn er dazu noch gekommen wäre.

    Als glücklichen Zufall würde ich es bezeichnen, dass der Gastwirt bei der Übergabe des Briefs noch erwähnt, wohin Severence gehen wollte, und dass sie sich daran im richtigen Moment auch erinnert.

    Tja, und die Sache mit dem "Gott auf halbem Wege entgegenkommen"? Nun, zu dem Zeitpunkt ahnte Severence wohl noch gar nicht, dass er mal eine Waffe oben in der Kirche verstecken würde. Das war einfach nur eine Lebensweisheit. Und dass dieser Spruch Dawn letztlich das Leben rettet? Nun, sie war gerade in einer Kirche - das war natürlich göttliche Fügung. :D

    Die ersten 2/3 fand ich richtig toll, das ist genau das was ich mir von MindNapping erwarte


    Vielleicht ist meine völlige Nicht-Erwartung ja der Grund dafür, dass ich mit dem Ende gar kein Problem habe (bis auf Dopamin kannte ich vorher nämlich noch nichts von der Reihe, werde das aber jetzt punktuell ändern). Natürlich ist da ein Bruch zur vorherigen Handlung, und es wird "etwas" abgedreht - aber mir persönlich war das ja aus den bereits weiter oben erläuterten Gründen sogar ganz recht.

    Was das Hinterfragen der Handlung und das Auffüllen mit nur möglicherweise zutreffenden Details angeht: das macht mir bei diesem Hörspiel einfach Spaß. Mir ist zudem aufgefallen, dass ich mir sehr viele der Fragen, die sich so ergaben, gar nicht während des ersten Hörens. sondern erst danach gestellt habe. Vorher war ich viel zu sehr damit beschäftigt, gespannt zuzuhören und nebenbei über den Täter zu spekulieren oder später einfach nur fasziniert dem Showdown zu lauschen...
    .

  • MINDNAPPING: X-TENSION oder "Wenn Papa die neuen Strähnen von Mama nicht mag"

    Ich habe die Folge gerade hinter mir, nachdem ich mit der Reihe "Mindnapping" eigentlich abgeschlossen hatte.

    Der Klappentext war für mich nichtssagend und daher riskierte ich einfach mal ein Ohr. Einige Meinungen habe ich hier im Thread überflogen und bin zu folgendem Entschluss gekommen: Die Geschichte hat mir total gut gefallen und sie hatte wirklich eine sehr schöne Stimmung. Es entstand immer mehr eine bedrohliche Situation und ich war gespannt, worauf es am Ende hinaus laufen wird. Doch dann wird das Finale eingeläutet und alles "verpufft" in einem Hauch von Nichts. Das Auftauchen von Electra zog dem Hörspiel sofort den Boden unter den Füßen weg und der Verlauf begann mich immer mehr zu ärgern. Wie kann man ein so gutes Skript, welches knapp 60 Minuten aufgebaut wird, so durchwinken?! Als dann der Kampf von Vater und Tochter einsetzte, war es völlig vorbei. Abstruse Dialoge um Inzest, Leichenschändung und einfach billigen Mist. Sowas hätte dieses Hörspiel gar nicht nötig gehabt und die "Gestörtheit" der Beiden hätte man auch auf anderem Wege aufzeigen können. Dazu dann auch die hier schon besprochenen offenen Fragen, woher Electra überhaupt diese ganzen Informationen hat. Und natürlich auch sehr seltsam, dass der Ex-Polizist (Serverence) es in einer Nacht schafft, plötzlich alles herauszufinden.

    Das Ende empfand ich als besser, aber den "Twist" am Ende habe ich nicht verstanden. Warum reagiert Dawn so bei dem Titel "Wem die Stunde schlägt"? Und dann am Ende noch die erklingenden Glöckchen. Ist Electra doch nicht tot? Oder gehört dieser Verehrer auch zu dem Kreis der "X-Tension" Spieler? Oder, oder, oder...

    Sprechertechnisch war das alles recht gut, nur Jennifer Böttcher und Thomas Schmuckert haben mir leid getan, dass sie so einen Mist am Ende einsprechen mussten. Nina Mölleken war zwar so gut, aber ich habe sie auch wesentlich älter im Kopf dargestellt, da sie eher wie ein junger Teenager klingt. Das hat dann nicht gepasst, wenn sie 10 Jahre alt sein sollte. Auch war gerade die weinende Szene wegen ihrer Puppe nicht sonderlich gut gespielt.

    Sei es drum. Man hat zu 3/4 ein tolles Hörspiel produziert, welches dann im wichtigen Finale völlig an Boden verloren hat. ||

    Das erste 3/4 verdient 8/10 Punkten, das letzte 1/4 würde von mir -4 Punkte bekommen. So entsteht am Ende eine Gesamtwertung von 4/10 Punkten!

  • Das Ende empfand ich als besser, aber den "Twist" am Ende habe ich nicht verstanden. Warum reagiert Dawn so bei dem Titel "Wem die Stunde schlägt"? Und dann am Ende noch die erklingenden Glöckchen. Ist Electra doch nicht tot? Oder gehört dieser Verehrer auch zu dem Kreis der "X-Tension" Spieler? Oder, oder, oder...

    Die Glöckchen sind ja jene, die sich an Electras Armband befinden. Ich sehe es so: Entweder denkt Dawn noch an das Klirren der Glöckchen (auf das Klirren wird im Hörspiel ja auch explizit Bezug genommen; außerdem hörte sie dieses Geräusch bei der Attacke auf sie), oder es soll einfach das Hörspiel - losgelöst von der Geschichte - "rund machen", da es auch mit dem Klirren begann.

    Bzgl. des Buchs liegt die Lösung im englischen Originaltitel, der darum zuerst erwähnt wird. Wie ich auch nicht sofort mitbekommen habe, wird Electra schließlich und endlich durch eine herunterfallende Glocke getötet (Dawn zerschoss das Seil). Daher: Whom the bell tolls...

    [Beim Nachdenken über das Finale mit all seinen Glocken musste ich wieder an Inspector Clouseau denken: "Glocken! Glocken! Sie verwirren mich...!" ;) ]

  • Da ich einigen noch meine Meinung schuldig bin,
    ( manche können echt quengeln :D )
    möchte ich sie hiermit (auch öffentlich) kund tun.

    Da aber eigentlich schon alles hier aufgeführt wurde,
    und ich dem Meisten auch beipflichte,
    kann ich mich recht kurz fassen.


    Nach 3maligem Hören komme ich u.a. zu Folgendem :

    Mit den ersten 3/4. gehört diese Folge zu den besseren der Reihe.
    Dann aber kommt das für mich sehr überdrehte u. -spannte letzte Viertel.
    Da gibt's dann Action pur und ich kam mir beim Kampfe der beiden Elektro-Fighter
    vor als befände ich mich bei einer FAITH-Folge. (was da ok ist, ist hier unpassend)
    Wobei ich da meist gute Vorstellungen habe, wie das so visuell ausschauen kann.
    Hier hatte ich echt Probleme mit dem, wie ich finde, viel zu langen und abstrusen Kampf.
    Und die oft belächelten TSB-Sinclair Dialoge sind hier teils auch gut präsent :D

    Ein weiteres Manko, ist das schon angesprochene "Erbe", was Tony erhalten hat ....
    War niemandem bekannt, dass Miriam ein Kind hat ? Wuchs Electra in einem Heim
    oder bei Pflegeeltern auf ? Und wieso dann der passende Name Electra,
    der im direkten Bezug zur Mutter bzw. dem "Spiel" steht ...... ?!

    Des weiteren, ebenfalls schon angesprochene Alter der 10 Jährigen mit der
    zu alt klingenden Stimme
    (- das war für mich schon das Problem bei Pollution Police Folge 10 + Bonus)
    Auch empfand ich sie stets zu laut, selbst wenn sie normal sprach
    und nicht aufgeregt oder ängstlich war.
    So etwa, als wenn der Erzählter oder die Musik im Vergleich
    zum Geschehen und Gesprochenen übertönt .....

    Ansonsten gab es immer wieder sehr viele Fragen, die ich mir gestellt habe,
    die sich aber bei genauerer Betrachtung dann doch erklären lassen
    oder zumindest eine einigermaßen stimmige Interpretation finden lässt ...
    Aber auch bei den offenen Fragen, kann man sich irgendwas zusammenspinnen,
    damit es dann passt ...
    Denn ich finde ein Krimi / Psycho-Thriller,
    der nichts Übersinnliches oder Phantastisches hat,
    sollte keine Logiklöscher haben .....
    (lässt sich zwar leider nicht immer vermeiden, da Autoren auch nur Menschen sind,
    aber im Großen und Ganzen sollte schon alles irgendwie stimmig sein) .

    Recht schnell wurde klar, wer der Täter bzw. einer der Täter ist.
    Aller spätestens natürlich ab da wo Severence Dawn sagt,
    dass die einzigen beiden, um die sie sich Sorgen machen müsse,
    sie selbst und ihre Tochter seien .....
    Allerdings war natürlich dann der "Böse Mann" noch mal eine schöne
    Kehrtwendung bzw. Ergänzung .....
    die dann leider, wie schon beschrieben, im Verlauf etwas
    ins Lächerliche geriet/gezogen wurde ...



    Einmal editiert, zuletzt von LskH (8. Februar 2016 um 20:24)

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