Warum schaffen es Hörspiele für Erwachsene nicht, in den Mainstream vorzudringen, während Hörbücher so beliebt sind?

  • Nachdem ich dieses Thema in einem Blogeintrag gestreift habe, woltle ich die Frage auch hier stellen. Warum ist es so, dass manche Menschen sich zwar stundenlang mit einem Hörbuch beschäftigen und gleichzeitig keinerlei Interess an einem Hörspiel mit sagen wir einmal ähnlicher Thematik hätten? Liegt es daran, dass Hörspiele von vielen als Kidnerkram betrachtet werden? Oder sind Hörspiele und -bücher so unterschiedlich, dass man das nicht miteinander vergleichen kann? Was sagt ihr dazu?

  • Ich denke, dass es wohl hauptsächlich an der Wahrnehmung von Hörspielen liegt. Für viele sind Hörspiele kinderkram, bzw. sehe ich auch Hörspiele bei den Hörbüchern / Lesungen an der falschen Stelle. Für Hörbücher, wie auch bei Buecher muss man sich Zeit nehmen, während Hörspiele vor allem (klar gibt es Außnahmen) eine kurzweilige und gekürzte Inszenierung einer Geschichte ist. Ich würde Hörspiele eher bei Filmen sehen, wo man aber natürlich auch das Problem hat, dass Hollywood sei Dank, die Leute so Reizüberflutet sind, das vielen beim Hörspiel das Bild vermissen.

  • Ich glaube, dass die Generation, die Hörspiele als "was für Erwachsene" wahrgenommen hat (die Radiohörer aus den 50ern/60ern), diese Wahrnehmung nur an die weitergegeben hat, die man heute die Kassettenkinder nennt. ALLE ANDEREN sehen Hörspiele als "was für Kleinkinder", und genausowenig, wie man sich ab einem gewissen Alter im Restaurant ein Vitamalz, sondern ein "anständiges Bier" bestellt, kauft man sich im Laden keine Hörspiele, sondern Hörbücher.

  • Dabei stellt sich für mich dann allerdings folgende Frage: Wieos haben es die Kassettenkinder nicht geschafft, diese Wahrnehmung an die nächste Generation weiterzugeben?

    Zitat

    Für Hörbücher, wie auch bei Buecher muss man sich Zeit nehmen, während Hörspiele vor allem (klar gibt es Außnahmen) eine kurzweilige und gekürzte Inszenierung einer Geschichte ist

    Das erklärt meiner Erachtens aber noch nicht, wieso Hörspiele so pauschal als Kinderkram abgetan werden. Nur weil etwas länger dauert und mehr Zeit in Anspruch nimmt, ist es doch noch nicht "erwachsener".

  • Das erklärt meiner Erachtens aber noch nicht, wieso Hörspiele so pauschal als Kinderkram abgetan werden. Nur weil etwas länger dauert und mehr Zeit in Anspruch nimmt, ist es doch noch nicht "erwachsener".


    Ich denke, andersherum wird ein Schuh draus. Hörbücher sind nicht zwingend erwachsener, aber die wenigen Hörspiele, die wirklich fast jeder kennt, sind nun mal Kinder- und Jugendproduktionen. Insbesondere "Die drei Fragezeichen" dürften die Wahrnehmung dieses Mediums nachhaltig geprägt haben.

    Siehe auch: Hat das Hörspiel einen schlechten Ruf?


    Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet Gründe. (Götz Werner)

  • Hallo,

    ich glaube auch, dass allein das Wort "Hörspiel" bereits dazu führt, dass sich viele Erwachsene abwenden und die Sache in die Kinder-Schublade stecken. Da wird gar nicht weitergefragt und geschaut, ob man sich irren könnte.
    Jene, die vor dem Radio saßen und zuhörten, wenn Hörspiele liefen, ist lange vorbei.
    Hinzu kommt wohl dass auch viele Kinder früh das Interesse an Hörspielen verlieren und nie einen erwachseneren Stoff in Händen halten. Da geht es von Benjamin zu den PC-Spielen und allein schon, um sich nicht zu blamieren, wird kein Hörspiel mehr in die Hand genommen.

    Es könnte sein, dass der Begriff des Hörspiels allein ein Killer ist - "Inszeniertes Hörbuch" wäre vielleicht ein Begriff, mit dem man diese Schublade umgehen könnte, denn Hörbücher sind bei Erwachsenen durchaus akzeptiert, wie ich denke.

    Grüße

  • Vielleicht wäre es dem Hörspiel auch dienlich, wenn man in den Läden endlich mal eine vernünftige Abgrenzung schaffen würde (?)

    Meist sieht man da Hui Buh, TKKG, Drei ???, dazwischen mal ne Sinclair, ne Burns...und dann daneben Jim Knopf.


    Würde man eine eigene Abteilung für Erwachsenen-HSP zusammen mit den Hörbüchern schaffen und das ganze auch gut lesbar als "Hörspiele für Erwachsene" deklarieren, käme evtl. mehr Interesse auf. Vermute ich.

  • Vielleicht wäre es dem Hörspiel auch dienlich, wenn man in den Läden endlich mal eine vernünftige Abgrenzung schaffen würde (?)

    Meist sieht man da Hui Buh, TKKG, Drei ???, dazwischen mal ne Sinclair, ne Burns...und dann daneben Jim Knopf.


    Würde man eine eigene Abteilung für Erwachsenen-HSP zusammen mit den Hörbüchern schaffen und das ganze auch gut lesbar als "Hörspiele für Erwachsene" deklarieren, käme evtl. mehr Interesse auf. Vermute ich.


    Hm. Vielleicht würde ein Begriff wie "inszenierte Lesung" tatsächlich helfen. Was meint ihr?

  • Irgendwie missfällt mir der Gedanke, dass ausschließlich die Bezeichnung "Hörspiel" daran Schuld sein soll, dass Hörspiele es nicht in der Art und Weise schaffen in den Mainstream vorzudringen wie dies Hörbücher schaffen. Liegt es nicht eher am Inhalt als an der Bezeichnung? Wenn man sich ansieht bzw. anhört welche Romane und Themen als Hörbücher vertont werden, dann ist klar, dass viele lieber zu einem Hörbuch greifen. Wo sind die Dan Brown Hörspiele, warum gibt es keine Harry Potter Hörspiele, welche aktuellen Romane werden denn vertont? Hörbücher bieten die Megaseller aus Film und Literatur. Wenn man es schafft sich diese Lizenzen an Bord zu holen, dann würden auch Hörspiele über den Tellerrand hinweg wahrgenommen werden.

  • Ich denke auch, dass die Definition Hörspiele = Kinderkram negativ eine große Denkrolle in viel Köpfen spielt.
    "Warum gibt es keine Hörspiele von Blockbustern wie Harry Potter usw?": Das wird wohl vor allem an den niedrigeren Verkaufszahlen zwischen Hörspielen und Hörbüchern
    liegen. Da geht's ja rechtemäßig um viel Geld und das muss ein Hörspiel erstmal einspielen. Dies geht meist nur durch eine boombastische Ümsetzung.
    Aber daran traut sich wahrscheinlich kein Label ran?

  • Irgendwie missfällt mir der Gedanke, dass ausschließlich die Bezeichnung "Hörspiel" daran Schuld sein soll, dass Hörspiele es nicht in der Art und Weise schaffen in den Mainstream vorzudringen wie dies Hörbücher schaffen. Liegt es nicht eher am Inhalt als an der Bezeichnung?

    Die Stieg Larsson Millenium-Trilogie gibt es sowohl als HB als auch als HSP. Die HBs laufen wesentlich besser. Die ValMcDermids wurden teilweise auch als HSP produziert, aber die HBs laufen besser.


    Hm. Vielleicht würde ein Begriff wie "inszenierte Lesung" tatsächlich helfen. Was meint ihr?

    Beides Wäre eine sehr gute Idee, ... aber sehe auch ein "Problem" in den Covern/TiBis. Viele sehen doch sehr spielerich/verspielt aus. Will man wirklich auch ander als die Kassettenkinder und HSP-Fans erreichen, dann muß man sich der Optik der HBs auch etwas anpassen und "dezenter" werden.

    . #

    Die einen kennen mich #winkewinke# - die anderen können mich#pokuss#

    " Ersteller des 1. Beitrages 2010,11+12 "

  • Zitat

    Die Stieg Larsson Millenium-Trilogie gibt es sowohl als HB als auch als HSP. Die HBs laufen wesentlich besser. Die ValMcDermids wurden teilweise auch als HSP produziert, aber die HBs laufen besser.

    Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich schätze mal, dass von 100 Romanen nur einer als Hörspiel vertont wird, während mindestens 50 als Hörbuch. Das ist scheinbar zuwenig um von der Masse ernst genommen zu werden.

  • Hallo,

    die Cover müssten natürlich ebenso seriös wirken wie bei Hörbüchern, das ist natürlich richtig! Also - eine inszenierte Lesung mit einem seriösen, Hörbuch-liken Cover. Das wäre auf jedenfall ein guter Ansatz, denn bei Kunden ist es ja oft so, dass schon in den ersten Sekunden die Schubladen aufgehen. Und Hörspiel = Kinderkram ist eine antrainierter Schublade. Was schenkt man Sohn/ Tochter/ Nichte/ Neffe/ Enkel im entsprechenden Alter? Hörspiele - Benjamin, Bibi ... Aber wer schenkt eben diesen, wenn sie mal jenseits der zwölf oder dreizehn sind, noch Hörspiele? Und wer in dem Alter wünscht sie sich noch?

    Ich glaube, dass ein Imagewechsel durchaus sinnvoll ist. Warum das Image so ist, wie es ist, spielt da wohl keine Rolle.

    Grüße

  • Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich schätze mal, dass von 100 Romanen nur einer als Hörspiel vertont wird, während mindestens 50 als Hörbuch. Das ist scheinbar zuwenig um von der Masse ernst genommen zu werden.


    Du hast dich gefragt wie es sein kann das ..... man kann nur da Bsp. nehmen wo es welche gibt und nicht dann damit kommen, dass die Außnahme die Regel bestätigt, etc. ... wenn man die regel nicht kennt ... - aber versucht zu relativieren, kommt man ebenfalls nicht weiter. #har#

    ... Hier sind 2 bsp. wo beides angeboten wurde und bei beiden wurde eher zu den HBs gegriffen als zu den HSP ... Warum jetzt ? - vermutlich weil 1 Grund jenner ist, welches dass es sich um HSP handelt. Bei Stieg larsson handelt es sich um die gleichen Buch-Cover, aber beim HSP steht groß HSP drauf. ... welches meine Theorie nach "seriöseren" Covern bei HSP im HB-Angebot, relativiert und schmälert. Denn hier handelt es sich wie gesagt bei beiden um die Buch-Cover .... dennoch schräckken mMn Cover wie bspw. bei Faith eher total ab als dass sie HB-Kunden anlocken würde(n).

    Hier würde eine Befragung mal Sinn machen. Falk macht doch gerne auch Outside-Videos. wie wäre es wenn er, oder auch andere, mal über einen gewissen Zeitraum auf die Strasse und (Buch)Handel geht und entsprechende Fragen stellt wie : "Kaufen oder hören Sie HBs ? - wenn nein , warum nicht? , wenn ja, auch HSP?, wenn nein, warum nicht?, ...... wo sehen Sie den Unterschied, ..." ??!

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    " Ersteller des 1. Beitrages 2010,11+12 "

  • Ich denke, dass es doch die Masse macht. Die Masse an Hörbüchern (und hier besonders in den gängigen Märkten) spricht ein erwachsenes Klientel an, mit namhaften Titeln, die man aus Literatur und Film und Fernsehen kennt. Die Masse an Hörspielen spricht auf den ersten Blick, ebendort, ein junges Publikum an. Die Hörspiele für Erwachsene gehen unter. Entweder im Kinderregal neben Bibi & Co oder neben den Hörbüchern im Regal für Erwachsene. Das Hörspiel präsentiert sich einfach als Kindermedium. Von daher mag der Schluss, dass die Bezeichnung "Hörspiel" daran schuld trägt, richtig sein, in Wahrheit ist es aus meiner Sicht einfach der Inhalt und die Präsentation.

  • Also bei allen Märkten/Kaufhäusern und Buchandlungen, in denen ich war, verhielt es sich so, dass die Stieg Larssons und Dermids als HB und HSP im HB-Bereich/Regal nebeneinander lagen/standen. Somit gleiche Voraussetzungen - viellleicht etwas was man hier mitkallkulieren könnte, wäre die Tatsache, dass die HSP später erschienen als die HBs. Wer also schon das HB hatte wird sie vermutlich nicht dann noch mal als HSP kaufen ... aber das sind Vermutungen ...

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    " Ersteller des 1. Beitrages 2010,11+12 "

  • Aber insgesamt waren doch die Hörspiele für Erwachsenen deutlich in der Minderheit, oder? Zumindest bei uns ist dies der Fall. Ausnahme natürlich das AUDIAMO wo die Hörspiele für Erwachsene deutlich die Nase vorn haben #jaja#

  • Irgendwie missfällt mir der Gedanke, dass ausschließlich die Bezeichnung "Hörspiel" daran Schuld sein soll, dass Hörspiele es nicht in der Art und Weise schaffen in den Mainstream vorzudringen wie dies Hörbücher schaffen. Liegt es nicht eher am Inhalt als an der Bezeichnung? Wenn man sich ansieht bzw. anhört welche Romane und Themen als Hörbücher vertont werden, dann ist klar, dass viele lieber zu einem Hörbuch greifen. Wo sind die Dan Brown Hörspiele, warum gibt es keine Harry Potter Hörspiele, welche aktuellen Romane werden denn vertont? Hörbücher bieten die Megaseller aus Film und Literatur. Wenn man es schafft sich diese Lizenzen an Bord zu holen, dann würden auch Hörspiele über den Tellerrand hinweg wahrgenommen werden.

    Der Begriff ist nicht ausschließlich daran schuld, aber er trägt seinen Teil dazu bei. Bei vielen ist es infach so, dass sie gewisse Dinge pauschal als Kinderkram abtun, wenn sie es in ihrer Kindheit "cool" gefunden haben. Ist manchmal blöd, aber eben nicht zu ändern und da muss sich der Markt an die potentiellen Kunden anpassen, nicht umgekehrt. Daher wäre eine Imagekorrektur, die eine neue Bezeichnung des Produktes einschließt, in meinen Augen sicher nicht verkehrt.

  • Wie auch schon hier geschrieben: Hat das Hörspiel einen schlechten Ruf? hat Dennis Erhardt auch das negative Image des Hörspiels angeprangert und darauf reagiert:

    Zitat

    Dennis bezeichnete seine neue Serie Sonderberg als inszenierte Lesung und NICHT als Hörspiel. Ich selbst war daher auf ein Hörbuch und nicht auf ein Hörspiel eingestellt. Dem war aber nicht so.

    Man müsste Dennis fragen ob sich auf Grund dieser Bezeichnung Sonderberg besser als erwartet verkauft hat. Oder anders gefragt, hätte sich Sonderberg als "Hörspiel" schlechter verkauft?

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