Sind die besten (Hörspiel-)Geschichten schon alle "geschrieben"?

  • Nach genauem Überlegen komme ich doch zu dem Schluss, dass Geschichten, auch für Hörspiele, in letzter Konsequenz Spiegelbilder der Zeit sind. Und so wie oben schon geschrieben hat jede Zeit ihr tolle Geschichten. Und gerade weil Geschichten ein solches Spiegelbild ihrer Zeit sind, komme ich zum Schluss dass die besten Geschichten eben noch nicht geschrieben wurden, eben weil die Zeit dafür noch nicht da war. Es war auch nach Goethes Faust noch lange nicht Schluss mit großartigen Werken, auch wird Harry Potter nicht der letzte Roman gewesen sein, den Millionen lesen und deshalb wird es auch in Zukunft noch grandiose Hörspielerlebnisse geben, über Ängste, Freuden, Verhaltensweisen und Techniken, die es heutzutage einfach noch gar nicht gibt und deshalb erst in naher oder ferner Zukunft geschrieben werden können. Aus diesem Blickwinkel brauchen wir uns also keine Sorgen machen. Die Welt ist einer ständigen Veränderung unterworfen, die uns immer neue Aufgaben bewältigen lässt. Aufgaben, die uns alle erst später einmal als Bücher oder Hörspiele begegnen können und werden und uns ganz neue Einblicke liefern werden!

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Wahrheiten in den Geschichten sind immer gleich, auch wenn sich Tempo, Erzählweise und Präsentation verändern. Eine gute Geschichte hat immer was mit inneren Konflikten, Entwicklungen und größeren Fragen zu tun.

    Von daher, ja und nein: die besten Geschichten sind noch nicht geschrieben, aber sie werden auch nie geschrieben werden.

  • @Markus G. Danke für die Markierung. Ich habe es leider erst jetzt gelesen, da ich zur Zeit unsere neue Produktion finalisiere und deswegen ziemlich eingespannt bin. Um so passender ist dieser Thread ;) ...
    Bei der Frage, ob die besten Geschichten schon geschrieben sind schließe ich mich dir an und beantworte es mit einem klaren "Nein"!

    Gewiss, es Großteil der Geschichten sind generische Abwandlungen bekannter Plots, wie bsp. die vielen Sherlock Holmes- oder Gruselgeschichten im deutschen Hörspiel, aber das ist im Film ja nicht anders. Bekanntes verkauft sich eben gut und so werden etablierte Franchises bis zum Erbrechen ausgeschlachtet. Dennoch gibt es im Film immer wieder unglaublich tolle Geschichten, die es so noch nicht gab (z.B. dieses Jahr "TENET"). Die Hörspielbranche ist eklatant kleiner als die Filmindustrie, daher sind Innovationen hier leider seltener. Ich denke vor allem, da wenig Budget zu Verfügung steht und die ohnehin meist nicht sonderlich finanzstarken Verlage keine Risiken eingehen wollen. Beispielsweise war ich für "5 nach 8" mit mehreren Verlagen im Gespräch und fast alle bis auf @Wolfy-Office haben sofort abgelehnt mit der Begründung, dass sich nur Serien verkaufen.

    Ich finde als positive Gegenbeispiele kann ich hier tatsächlich manche Werke der "freie Szene" anführen. Besondere Geschichten, die mir sehr gut gefallen sind bsp. "Cassandras Run" von Hör-Q-nst oder "Teen Agents" von Erik Abrodt. Im kommerziellen Bereich fand ich damals "Utopia - Die Krone der Schöpfung" von Marctropolis ziemlich interessant oder "Übernacht" von Johanna Steiner/Lauscherlounge. Auch was mitunter an den diversen Medien-Universitäten produziert wird ist ziemlich interessant (z.B. "Das Duett" von meinen tollen Kollegen Marcus Rebholz und Volker Armbruster). Kurzum, es gibt viel interessantes, wenn man den Willen besitzt sich tief durch das umfangreiche Angebot zu wühlen.

    Falls andere VerlegerInnen oder ProduzentInnen mitlesen, ich kann an euch nur appellieren ein wenig mehr Mut aufzubringen. Es gibt viele Möglichkeiten besondere Geschichten umzusetzen. warum nicht z.B. mit anderen Verlagen zusammentun und so die Produktionskosten teilen. Eine weitere, durchaus realistische, Möglichkeit sind die vielzähligen regionalen und bundesweiten Kulturförderungen. Viele Städte verfügen über eigene Kulturförderungen und freuen sich manchmal sogar sehr, wenn ihr Stadt-Wappen auf einer deutschlandweit veröffentlichten Produktion erscheint (so haben KollegInnen von mir die ein oder andere Filmproduktion finanziert).
    Zur Zeit bin ich in der Endproduktionsphase meines neuen Hörspiels, es ist ein Einzelhörspiel und ich maße mir an zu behaupten, dass es sich dabei um eine sehr besondere Geschichte handelt. Wir produzieren mit dem Budget einer Audible-Produktion (ich darf aus vertraglichen Gründen keine genauen Zahlen nennen, aber wir sind knapp dreimal so teuer wie ein Hörspiel eines kleineren kommerziellen Verlages), welches uns im Rahmen eines Förderprojektes des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu Verfügung gestellt wird. Aus dem einfachen Grund, dass unsere Geschichte eine wichtige gesellschaftliche Thematik behandelt und zum Nachdenken anregt (Informationen dazu folgen sehr bald in einem entsprechenden Thread). Ich habe also bewiesen, dass es möglich ist, wenn man nur möchte und bereit ist an ein paar Türen zu klopfen und sich selbst gut zu verkaufen :)

  • @Sirius: Gratuliere!

    Bin auf die nähere Ankündigung gespannt.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Den Gratulationen schließe ich mich an! Toll, dass man sowohl was Inhalt als auch was Förderungen angeht, neue Wege bestreitet. Bravo #applaus# #respekt#

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

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