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    Im französichen Zentralmassiv ist eine Frau spurlos verschwunden.

    Viel mehr als diesen einen Satz sollte man zum Inhalt gar nicht verraten, denn zu einem großen Teil lebt das Hörspiel davon, dass das gebannt lauschende Publikum immer neue Erkenntnisse darüber gewinnt, was tatsächlich geschah. Die Handlung wird aus fünf verschiedenen Perspektiven erzählt, die einander ablösen. Mit jeder neuen Sichtweise wächst auch das Begreifen - allerdings inklusive falscher Schlussfolgerungen. Dabei wird die Wahrscheinlichkeit hier und da schon etwas strapaziert (gerade im zweiten Kapitel), aber insgesamt können sowohl die Story selbst, die Charakterzeichnungen, der Spannungsbogen, die geschilderten Lebenssituationen der Protagonist*innen als auch die schlussendliche Auflösung überzeugen.

    'Nur die Tiere' gehört zu der seltenen Sorte, von der man sagen kann: "Das Buch war ja schon gut. Aber das Hörspiel ist noch besser." Und das liegt zu allererst an dem unglaublichen Cast. Dabei muss ich zu meiner Schande gestehen, dass mir außer Devid Striesow und Winfried Glatzeder keiner der Namen vorher bekannt war. Macht natürlich überhaupt nichts, für mich waren das durchweg unverbrauchte, sehr gute Stimmen. Die Handlung ist allerdings auch so angelegt, dass jede Rolle großartige Momente hat, in denen die Sprecher*innen glänzen können. Beatrix Ackers, die sowohl die Bearbeitung als auch die Regie übernommen hat, ist nicht der Versuchung erlegen, die Handlung kunstvoll zu verschachteln. Stattdessen verlässt sie sich voll und ganz auf die Wirkung der Geschichte und folgt der von der Romanvorlage vorgegebenen Struktur. Eine sehr gute Entscheidung.

    Alles an diesem Hörspiel ist hochklassig: Dialoge, Musik, Geräusche, Sounddesign - besser kann man es nicht machen. Nichts davon drängt sich aber in den Vordergrund, wo immer und zu jeder Zeit die Geschichte steht. Und die wiederum erhält ihre Klasse dadurch, dass sie weit mehr ist als lediglich ein 'Whodunit' und 'Whyhasithappened'. Eigentlich geht es in der Geschichte um ganz große Themen: Einsamkeit, Selbstbetrug, dunkle Geheimnisse hinter den Fassaden, die Sehnsucht nach Liebe, das Verhalten in Extremsituationen. Und nicht zuletzt um jede Menge Zufälle...

    Für mein Empfinden hat diese Vorzeige-Produktion aus dem Jahr 2022 viel zu wenig Aufmerksamkeit erhalten.Umso besser, dass Deutschlandfunk Kultur sie wieder gesendet hat und online zur Verfügung stellt.

    Unter anderem findet sich der Zweiteiler auch in der ARD-Audiothek:

    Folge 1

    Folge 2

    Aber auch bei kommerziellen Streamingdiensten, z. bei spotify, ist 'Nur die Tiere' verfügbar.

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

  • Super, Danke! Klingt sehr gut!

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

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