Nüchtern versus überzeichnet - Wenn das (Hör-)Spiel subjektiv nicht passt!

  • Als ich gestern den sehr schönen und ausführlichen Beitrag von Chris2710 las, stieß mir vor allem diese Kritik sofort ins Auge:

    Während ich die Stimmen der Ermittler noch völlig in Ordnung finde, so gefallen mir die Stimmen der Eltern gar nicht. Das Spiel der Emotionen ist viel zu nüchtern für so einen Fall und auch wenn bestimmte Charakterzüge (z.B. bei der Mutter) es verlangen, reißt es mich gefühlsmäßig nicht einen Moment vom Hocker.

    Mir geht es häufig nämlich genau umgekehrt. Ich erlebe leider sehr häufig dass ernste Passagen von Sprechern und/oder viel zu theatralisch und übertrieben dargestellt werden:

    Die Figuren waren wieder für meinen Geschmack viel zu viel über drüber. Wer der Täter ist war vom Beginn seines Auftretens klar. Dazu war mir die Diskrepanz zwischen fast schon Klamauk und den Dramen, die sich hier abspielten zu groß.

    Woran kann das liegen? Sind richtige Gefühle so schwer darzustellen? Für manche zu übertreiben, für andere gerade richtig? Für manche zu steril und nüchtern und für andere „lebensecht“?

    Wie habt ihr es am liebsten?

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ich erlebe leider sehr häufig dass ernste Passagen von Sprechern und/oder viel zu theatralisch und übertrieben dargestellt werden

    Geht mir genauso, das ist für mich immer ein Tiefpunkt.

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

  • Ich finde es muss passen. Bei Gabriel Burns oder Point Whitmark haben die teilweise überzeichneten und übertrieben dargestellten Charaktere wunderbar in die Geschichte hinein gepasst. Hier nimmt man sich selbst auch nicht immer 100% ernst. Bei vielen aktuellen Krimis habe ich doch den Eindruck, dass man eine realitätsnahe und ernste Kulisse schaffen möchte und hier sind Figuren, die wie in einer TKKG Folge gänzlich übertrieben und überzeichnet reagieren, für mich störend. Wenn ich hier an Größen wie Wallander denke, wo man nicht auf den ersten „Blick“ sofort heraus hört wer sympathisch und wer unsympathisch, wer der Gute und wer der Böse ist, wo Emotionen sich langsam und behutsam aufbauen und nicht mit dem Dampfhammer. Aber natürlich liegt dies auch an der Laufzeit.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Wie authentisch oder "realitätsnah" die Sprecher agieren, ist für mich ein wichtiges Kriterium für ein gelungenes Hörspiel.
    Wenn ich es mir genau überlege, ist es für mich sogar eines der vier wichtigsten Kriterien neben guter Geschichte, szenischer Geräuschkulisse und passender Musik.

    Wenn die Sprechleistung zu aufgesetzt wirkt, ist das für mich schon ein k.o.-Kriterium. Das kann dann leider auch eine spannende Geschichte oder top Produktion nicht mehr rausreißen.

    Natürlich sind Stimmen immer auch persönliche Geschmackssache. Und man hat vielleicht auch unterschiedliche Erwartungen, wie ein Sprecher oder eine Sprecherin in dieser oder jener Szene agieren "müsste". Ich finde z.B. die Stimme von Miles Vidan zur gesamten Atmo der Serie (kenne bisher nur die ersten beiden Staffeln) absolut passend und sehr gut, kann aber verstehen, dass manche sich mehr Emotionen wünschen.

  • Ich fand die Stimme von Miles gut, aber nicht zur Rolle passend. Sie hatte zu wenig Kontur. Er wäre besser für einen Hilfssheriff geeignet gewesen als für die Hauptrolle. Da war David Nathan bei Monster 1983 schon ein anderes Kaliber. ABER ich fand ihn keinesfalls zu nüchtern oder emotionslos.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Brauchen wir heute vielleicht auch deutlich überzeichnete Charaktere, weil sich diese aus der Masse abheben und man sich so schneller und viel einfacher ein Bild von ihnen machen kann? Fehlt vielleicht auch die Zeit sowohl des Hörers als auch des Autoren dass sich ein Charakter wirklich entwickeln darf und kann?

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

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