Mindnapping – 16. Vier Köpfe
Seit Timothys Vater als Soldat im Ausland stationiert wurde, ist er mit
seiner Mutter auf Reisen durch die USA. Diese pflegt alte Menschen und
wird dabei als private Pflegekraft eingestellt. Ihre neuester Auftrag
führt die beiden in das Anwesen von Miss Clawfield, die an multipler
Sklerose leidet und zudem langsam eine Demenz entwickelt. Timothy ist
nicht sehr begeistert von ihrem neuen zuhause, das direkt an Mount
Rushmore grenzt...
Zum zweiten mal hat Simon X. Rost eine Folge für die Thriller-Reihe
Mindnapping aus dem Hause Audionarchie geschrieben, dieses mal hat er
mit Mount Rushmore, dem Berg mit den berühmten, in den Stein gemeißelten
Köpfen vierer ehemaliger Präsidenten, einen ganz besonders markanten
Schauplatz gewählt, der in der Geschichte eine durchaus nicht
unerhebliche Rolle spielt. Im Mittelpunkt der Folge steht der
zwölfjährige Timothy, er erzählt aus seiner Sicht die Handlung. Schnell
wird klar, dass die Rahmenhandlung ein Verhör ist, dass irgendetwas
Schreckliches, Tödliches vorgefallen ist – nur was das ist bleibt lange
im Unklaren. Der Hörer ahnt, dass es etwas mit dem Umherreisen der
kleinen Familie zusammenhängt, stellt Verdächtigungen auf, verwirft
diese wieder, bekommt neue Puzzlestücke für das Gesamtbild, und genau
das erzeugt hier die Spannung. Schon bei dem recht harmlosen Beginn mit
der Ankunft bei Miss Clawfield breitet sich eine rätselhafte,
bedrohliche Stimmung auf, die durch weitere gelungene Elemente ausgebaut
ist. So stellt sich die Begrenzung auf nur wenige handelnde Charaktere
als echter Zugewinn heraus, da so auch der Kreis der Verdächtigen
eingegrenzt wird, bald scheint jeder (und wirklich jeder) als Übeltäter
in Frage zu kommen. Auch die Einbindung eines bekannten Hitchcock-
Filmes mit einer recht bekannten Szene und einem markanten Zitat können
sehr gefallen. Und so bleibt es dem Hörer nur noch, sich in die
Geschichte fallen und von der gelungenen Auflösung überraschen zu
lassen. Eine weitere sehr gelungene Folge der Serie.
Große Beachtung verdient hier Philipp Drager in der Hauptrolle des
Timothy, der sowohl in Dialogen spricht als auch als Erzähler fungiert.
Trotz seines jungen Alters agiert er völlig glaubwürdig und kann
sämtliche Gefühle des Jungen gekonnt wiedergeben. Seine Mutter wird von
Kerstin Draeger gesprochen, die mit ihrer sehr präsenten Stimme und dem
markanten Klang erneut eine sehr gute Vorstellung abliefert. Sehr gut
gefallen hat mir hier die wunderbare Luise Lunow, die mit ihrer
krächzenden Stimme für einige eindringliche und unheimliche Momente
sorgt. Auch der Rest des Casts kann vollkommen überzeugen, darunter Uve
Teschner, Holger Löwenberg und Gordon Piedesack.
Die akustische Umsetzung der Geschichte ist wieder gut in Szene gesetzt
worden. Dabei wird glücklicherweise nicht übertrieben, sondern eher
etwas zurückhaltend inszeniert. Zahlreiche passende Geräusche und
stimmungsvolle, eingängige Musik sorgen für die passende Atmosphäre,
sodass insbesondere die nächtlichen Szenen in dem alten Gemäuer sehr
eingängig dargestellt werden.
Als Schauplatz wurde, wie oben erwähnt, das bekannte Monument von Mount
Rushmore gewählt, und natürlich wurde dies auch auf dem Cover
abgebildet. Halb im Schatten liegend bekommt die vier in Stein gehauene,
riesige Gesichter eine mysteriöse Ausstrahlung, das schlichte
schwarz-weiße Titelbild wirkt ansprechend. Im Inneren des kleinen
Booklets gibt es Infos zum Autor sowie einige einleitende Worte zu
dieser Folge.
Fazit: Von Beginn an wird hier eine
unheimliche und rätselhafte Stimmung erzeugt, die sich immer weiter
steigern kann und dem Hörer immer neue Spuren präsentiert. Geschickt
werden die Hinweise gelegt, sodass erst ganz am Ende alles restlos
aufgeklärt wird und bisherige Aussagen in ein anderes Licht gerückt
werden. Dicht, atmosphärisch und hörenswert.
VÖ: 13.Juni 2014
Label: Audionarchie
Bestellnummer: 978-3-943166-55-2
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