Gespensterjagd: Mehr Retro geht nicht

  • Der SWR stellt derzeit mehrere Krimiklassiker unterschiedlichster Ausprägung zum Nachhören und Herunterladen zur Verfügung.

    Eines dieser Hörspiele ist die Produktion 'Gespensterjagd' aus dem Jahr 1979. Autor war Rodney David Wingfield, der nicht nur die Jack Frost-Romanreihe geschaffen hat, sondern auch für einige Originalhörspiele verantwortlich zeichnete. Meines Erachtens keiner, den man zu den ganz Großen der Krimi-Autoren zählen muss, der aber andererseits auch gerne unterschätzt wird.

    'Gespenterjagd' erzählt von Gwen Mansfield, die nachts merkwürdige Geräusche in ihrem Haus hört und sich zunehmend fürchtet. Eines Nachts weckt sie ihren Mann, weil sie Stimmen gehört habe. Mr. Mansfield entschließt sich, nach dem Rechten zu sehen - was er nicht überleben wird. Inspektor Bowers beginnt zu ermitteln.

    Dieses Hörspiel ist (in einem positiven Sinn) dermaßen Old School, dass es wahrscheinlich schon bei Erscheinen 1979 Retro-Charme versprüht hat. Wäre nicht die gute Tonqualität, hätte ich es in den 50er oder frühen 60er Jahre verortet. Ein undurchsichtiges Verbrechen (wenn es denn eines war), ein kompetenter, über den Dingen stehender Ermittler, einige überraschende Erkenntnisse im Rahmen der Ermittlungen und am Ende eine Auflösung, mit der man nicht unbedingt gerechnet hat: Das Strickmuster ist weder neu noch sonderlich überraschend.

    Und dennoch kann 'Gespensterjagd' überzeugen und eine knappe Stunde prima unterhalten. Das Hörspiel lebt von der Geschichte, dem Timing und den präzisen Dialogen. Die ausgezeichneten Sprecher*innen tragen maßgeblich zum Gelingen bei: Siegfrid Wischnewski als über den Dingen stehender Kommissar, Eva Pflug als verängstigte Gwen Mansfield sowie Rotraud Rieger (Hausmädchen) und Rainer Basedow (Ganove) in Paraderollen: Das ist schon eine echte Traumbesetzung, der man hier lauschen darf.

    Mit Ausnahme der Eingangsszene spart die Regie von Dieter Eppler sämtliche Mätzchen aus und versucht gar nicht erst, das Hörspiel künstlich aufzuwerten. Ob das Zeitgeist war oder Gespür des Regisseurs dafür, was notwendig war und was nicht, sei dahingestellt: 'Gespensterjagd' funktioniert gerade der Reduktion wegen so gut. Ein schönes Beispiel dafür, dass es manchmal reichen kann, in erster Linie der Geschichte zu vertrauen, die man erzählt.

    Wenn ich etwas kritisieren sollte, dann nicht die Umsetzung, sondern den Inhalt selbst. Aber Achtung, großer Spoiler:

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    Ich frage mich, wie man so genau berechnen kann, dass jemand einen Herzinfarkt erleidet. Da wird also ein ziemlicher Aufwand betrieben, um einen 'natürlichen' Tod herbeizuführen. Geschwächtes Herz mit Vorerkrankung hin oder her: was hätten Mrs. Mansfield und Lily eigentlich getan, wenn Mr. Mansfield übelebt hätte? Einen Plan B schien es für diesen Fall nicht zu geben.



    Das Hörspiel lässt sich hier nachhören und herunterladen.

    Alle Krimi-Klassiker, die der SWR derzeit anbietet, findet man hier.

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

    Einmal editiert, zuletzt von Stollentroll (17. April 2022 um 14:38)

  • Eines dieser Hörspiele ist die Produktion 'Gespensterjagd' aus dem Jahr 1979. Autor war Rodney David Wingfield, der nicht nur die Jack Frost-Romanreihe geschaffen hat, sondern auch für einige Originalhörspiele verantwortlich zeichnete. Meines Erachtens keiner, den man zu den ganz Großen der Krimi-Autoren zählen muss, der aber andererseits auch gerne unterschätzt wird.

    Das sehe ich aber ganz genauso!

    Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Kanaren

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