Als ich im Herbst 2018 erfuhr, dass die ??? wieder eine Live-Tour mit dem Titel „Die drei ??? und der dunkle Taipan“ machen wollten, habe ich gedanklich schon die Koffer gepackt und überlegt welche deutsche Tour-Stadt ich besuchen werde. Einmal im Leben wollte ich die Drei live auf einer Bühne sehen. Zu meiner großen Überraschung kam kurze Zeit später die Meldung, dass sie erstmalig auch Wien besuchen wollten. Keine Stunde danach hatte ich 3 Karten gebucht. Seit 2002 haben sich die bekanntesten Junior-Detektive der Welt aufgemacht nach den Wohnzimmern auch die Bühnen dieser Welt zu erobern. Um Wien hat man bis jetzt immer einen großen Bogen gemacht. Umso größer war meine Freude Justus, Peter und Bob endlich in Natura sehen zu können. Fast 1 ½ Jahre dauerte es vom Kauf meiner Karte bis zu dem Moment als Kai Schwind die Eröffnungsrede für das Live-Hörspiel hielt und ich endlich Gewissheit hatte – jetzt ist es wirklich so weit. Aber alles der Reihe nach...
Am 23.2.2020 um 17.00 fuhren meine Frau Eva, meine Tochter Pia und ich los. Knapp 30 Minuten später waren wir in der Innenstadt und standen vor dem Wiener Konzerthaus. Ein Konzertsaal der bereits von außen sehr prunkvoll wirkt und in der Regel der Musik und literarischen Veranstaltungen vorenthalten ist. Die ??? haben sich also ein wirklich edles Ambiente für ihr Österreich-Debüt ausgesucht. Von außen erinnerte recht wenig an die Veranstaltung. Wäre nicht ein riesiger LKW daneben gestanden. Auf diesem prangten die ???. So hatten wir schon unser erstes heißbegehrtes Foto- und Videoobjekt. Da wir sehr früh da waren, es ging erst um 19.00 los, waren wir die ersten die bei einem relativ kleinen Devotionalienstand T-Shirt und Häferl als Erinnerung mitnahmen. Ich musste schmunzeln. Die Büste Ludwig Van Beethovens musste als Fixierung diverser Kästen mit T-Shirts her halten. Die deutsche Verkäuferin verstand mein Augenzwinkern als ich sagte - Ich möchte gerne das T-Shirt mit dem Kassettenlogo in Large haben, NATÜRLICH für meine Tochter - nicht und gab mir die Damenversion. Jetzt musste ich mich outen, daß ich einen (schlechten) Scherz gemacht habe und das Shirt selbstverständlich für mich sei. Wir haben beide gelacht. 20 Minuten später standen die Menschen Schlange um etwas am Stand zu ergattern. Da hatte es sich schon ausgezahlt früher gekommen zu sein. Wir aßen danach Lachsbrötchen und stießen mit etwas zum trinken auf den Abend an. Im Anschluss machten wir uns daran zum Saal zu gelangen. Wir bekamen alle drei eine wirklich schön bebilderte und mit reichlich Infos versehene Broschüre als Erinnerung ausgehändigt.
Dann war es so weit und wir konnten eine halbe Stunde vor Beginn den Saal des Konzerthauses betreten. Zu meiner Überraschung saßen wir nur eine Armlänge von der Bühne entfernt. Zum ersten Mal ??? live und dann praktisch von Angesicht zu Angesicht. Wow! Der Saal, ich schätze, dass er maximal Platz für 1000 Besucher bietet, füllte sich langsam. Dann ging das Licht aus und Kai Schwind betrat die Bühne. Er erinnerte uns, dass dies zwar das erste Mal sei, dass die ??? live in Wien auftraten, sie aber bereits in Folge 67 Die ??? und das Geheimnis der Särge Wien einen Abstecher gemacht haben.
Im Anschluss daran war es dann so weit und die ??? betraten unter dem wirklich frenetischen Applaus des Publikums die Bühne. Es hielt niemand auf den Sitzen. Noch bevor sie einen einzigen Ton gesagt hatten, gab es Standing Ovation. Und ich muss zugeben ich war ob der Begeisterung und auch ob der Nähe, ich war wirklich nur einige Meter von ihnen entfernt sehr gerührt. Was folgte war ein Abend, den ich wohl nie mehr vergessen werde. Es wurde uns ein kurzweiliger Fall, in dem unsere 3 Helden nicht nur diverse Rätsel zu knacken hatten, sondern auch mit einigen bekannten Utensilien vergangener Folgen konfrontiert wurden, vorgespielt. Es gab tolle und humorvolle Einlagen, ziemliche gruselige Szenen, die wirklich mit tollem Sound Gänsehaut erzeugten und uns auch das eine oder andere Mal regelrecht erschreckten und großartig aufgelegte Interpreten. Gegen Ende hin wirkte die Geschichte dann etwas konstruiert und das Finale war sicherlich nicht völlig frei von Logiklöchern. Trotzdem gab es niemanden im Saal, der sich nicht bestens unterhalten gefühlt hat.
Die Sprecher haben mir außergewöhnlich gut gefallen.
Katrin Fröhlich überzeugte sowohl als gute alte Bekannte wie auch als spanisch sprechende Besitzerin einer Kunstausstellung.
Tim Grobe gab den perfekten Bösewicht. Mal leise und witzig, dann wieder unglaublich laut und präsent.
Matthias Keller war das „Mädchen“ für alles. Seine Performance als Taipan war erschreckend wie bewundernswert zugleich. Er stand genau vor uns als er seine Show abzog und Pia war doch ziemlich eingeschüchtert.
Michael Prelle gab mit tiefer und sonorer Stimme einen perfekten Erzähler. Besonders schön fand ich, dass er in guter alter Peter Passetti bzw. Alfred Hitchcock Manier mit dem Publikum sprach, es direkt anredete und auch wenn es notwendig war die ??? zur Ordnung rief. Herrlich!
Jörg Klinkenberg sprach kein Wort und war doch maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Bühne zu uns „sprach“. Es ist schon erstaunlich ihn in Natura arbeiten zu sehen. Wenn man kurz die Augen schließt, dann werden seine Geräusche, die oftmals Dank zweckentfremdenden Gerätschaften wie aus dem Nichts entstehen, zu passenden Bildern im Kopf. Highlight war als er den Wünschen jedes einzelnen Detektivs Rechnung trug und die Geräusche eines näher kommenden Menschen nachmachte.
Valentin Rövenstrunck lieferte im Hintergrund Musik, Sound und die jeweils passende Atmosphäre.
Kai Schwind war nach seiner Auftrittsrede als graue Eminenz im Hintergrund zu sehen. In der Mitte des Saales befand sich technisches Equipment. Ich glaube, dass er von dort die Regie und Beobachtung übernommen hat.
Die Stars waren selbstverständlich jene drei Herren, die laut eigenen Angaben auf der Bühne bereits seit 40 Jahren 16 Jahre alt sind.
Oliver Rohrbeck war als Justus Jonas vom Start weg in seinem Element. Er bediente sämtliche Klischees, die seine Rolle zu bieten hat. Seien es lange und komplizierte Sätze mit schwierigen Fachausdrücken, sei es sein Hang zur „übertriebenen Nahrungsaufnahme“ oder seine Fähigkeiten Rätsel zu knacken und in schwierigen Situationen die Ruhe zu bewahren. Oliver Rohrbeck meisterte alle diese Aufgaben mit Bravur und einer kindlichen Begeisterung, dass man eine Gänsehaut beim zuhören bekommen konnte.
Jens Wawrczeck zeigte einmal mehr welch großartige schauspielerische, komödiantische und sprechertechnische Möglichkeiten in ihm schlummern. Alleine seine Zwiegespräche mit Queny, dem Hund waren großartig und köstlich. Ich musste immer genau hin schauen und suchte automatisch den Hund, den er nicht nur ansprach sondern auch imaginär ansah und sich zu ihm hinunter beugte. Auch sonst war er bestens aufgelegt, hantierte mit Dietrichen, hatte seine berühmt berüchtigten Angstausbrüche und ließ keine Gelegenheit aus Justus darauf hinzu weisen, dass er dies und jenes nicht machen wolle.
Andreas Fröhlich stand seinen beiden Kollegen um nichts nach. Bob musste am Computer recherchieren, den Käfer lenken und ab und an den Kopf hinhalten, wenn es darum ging, dass einer der Drei niedergeschlagen werden sollte. Neben seiner Leistung als Sprecher muss man ihm an dieser Stelle auch ein großes Lob für die Geschichte „Die drei ??? und der dunkle Taipan“ zollen. Denn es war niemand Geringerer als Andreas Fröhlich selbst, der sich dieses Live-Hörspiel ausdachte. In der wunderschön gestalteten Broschüre zum Live-Event steht geschrieben, dass er sich in einem kleinen Haus in Unterfranken für mehrere Wochen einschloss und dort die Story niederschrieb. Dabei versetzte er sich dermaßen begeistert in die Rolle der einzelnen Charaktere, dass die Nachbarn eines Nachts die Polizei riefen, weil sie angeblich Hilferufe gehört hätten.
Nach rund 3 Stunden war der schöne Abend leider schon wieder zu Ende. Die Zuseher spendeten stehend großen Applaus. Alle Darsteller kamen mehrfach auf die Bühne, verbeugten sich, winkten in die Menge und zeigten allen Besuchern, dass sie ebenfalls viel Spaß und Freude hatten hier in Wien ihr Stück auf zu führen.
Was bleibt, sind wunderbare Erinnerungen und einmal mehr die Gewissheit, dass die ??? in meinem Hörspielherzen immer einen fixen Platz haben werden. Danke dafür!
Auf meinem Instagram-Account gibt es noch ganz kurze Videoclips zu sehen: https://www.instagram.com/p/B87QjMngJ6t/
Meine Schätze vom Besuch!
So sah Kai Schwind den Wienbesuch
https://www.instagram.com/p/B87HX5Kpk2R/
Das postete Matthias Keller auf Instagram
https://www.instagram.com/p/B89uX46oSni/
Übrigens schenkte Das Haus des Meeres in Wien vor der Vorstellung den ??? die abgelegte Schlangenhaut des Taipan 
https://www.instagram.com/p/B88i7qnKdtT/
Hier gibt es dazu auch ein nettes Video
Kannte ihn vor der Show noch gar nicht als Sprecher.
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