Gruselkabinett Nr. 106 – Das Traktat Middoth

  • Erst nachdem sich die CD aufgehört hat zu drehen, lese ich den Klappentext eines Hörspiels von Titania Medien. Denn bei Titania Medien kann ich blind zugreifen. Bisher wurde ich nie enttäuscht. In letzter Zeit fallen mir die kurzen Klappentexte auf, die meistens herrlich wenig vom Inhalt verraten, dafür jedoch ebenfalls oft kein besonderes Interesse bei mir wecken. So ist es auch hier. Wobei mich die eigenwillige – altdeutsche – Schreibweise schon häufig irritierte. In diesem Fall stolpere ich über die falsche Deklination des Wortes Bibliothek.
    Mr. Garrett arbeitet in einer der berühmtesten Bibliotheken des Landes. Eines Tages taucht ein alter Mann auf und fragt erregt nach einem bestimmten Buch. Als William Garret das Buch für den erschöpften Mann sucht, ist es bereits entliehen. John Eldred, so heißt der alte Mann, ist entsetzt und lässt im Folgenden nichts unversucht, um an das gewünschte Buch zu gelangen. Während seiner Arbeit in der Bibliothek erblickt Mr. Garret Grausiges, in Folge dessen er für eine Woche nicht mehr in der Bibliothek verweilt. Wird Mr. Eldred das Buch entleihen können? Welches Geheimnis verbirgt es?

    Das gruselige Covermotiv passt hervorragend zum Inhalt und gibt sehr gut die Atmosphäre des Hörspiels wieder. Die Sprecher, Musikeinlagen und Geräusche lassen das Hörspiel zu einem Genuss werden. Die Krux ist einmal mehr der Inhalt. Titania Medien holt produktionsmäßig das Beste heraus, doch der Inhalt ist für mich nichts Besonderes. Es ist eine romantische Geschichte mit unheimliches Elementen, die jedoch nie aufgeklärt werden oder mir besonders logisch in seinem Ursprung zu sein scheinen – von simpler Boshaftigkeit abgesehen. Insgesamt ist das Hörspiel für mich sehr gut, aber nicht ausgezeichnet. Sehr gut deshalb, weil mich die Atmosphäre so begeistert und ich mich im Hörspiel selig verlieren kann.

    Dreizehn Sprecher bzw. Schauspieler listet das Inlay auf. Reinhard Scheunemann führt mit seiner angenehmen Stimme durch das Hörspiel. Ich hoffe auf ein baldiges Wiederhören. Constantin von Jascheroff ist erneut großartig in einer weiteren Rolle im Gruselkabinett. Bernd Rumpf spielt vorzüglich den alten John Eldred. Seine Verzweiflung, Erregung, Erschöpfung, ja alle seine Gemütszustände sind wunderbar herausgearbeitet. Den genialen Gegenpart stellt Lutz Mackensy als eingesessener, mürrischer Bibliothekar dar. Wunderbar! Herma Koehn und Cathlen Gawlich geben ein schönes Mutter-Tochter-Gespann ab. In weitere Rollen sind die Stimmen von Rainer Gerlach, Hans Bayer, Pascal Breuer, Sabina Trooger, Anja Krause und Marc Gruppe zu hören. Eine besondere Freude war Judy Winters kurzer Auftritt als Haushälterin. Sie und Regina Lemnitz sind für mich die Stimmen, mit denen ich starke Frauenpersönlichkeiten verbinde, die in einem Angestelltenverhältnis sein mögen, sich aber psychisch nie unterkriegen lassen. Spannend fände ich ein Aufeinandertreffen der beiden Stimmen in einem Hörspiel.

    Fazit
    Ein Meisterwerk des atmosphärischen Hörspiels mit einer soliden Geschichte der Schauer-Romantik.

  • Ich habe das Hörspiel am Freitag gehört. Ich stimme mit Dir überein, dass ich bei TITANIA wirklich blind zugreifen kann. Ich fand diese Folge ebenfalls herrlich atmosphärisch. Aber seien wir ehrlich, dass ist schon Standard bei TITANIA. Mir hat die Geschichte gefallen, wobei ich ständig wartete dass eine wirklich unheimliche und gruselige Szene kommt. Diese sind, bis auf Anfang und Ende, eher rar gesät. Trotzdem fesselt das Hörspiel weil man wissen möchte, was dahinter steckt, wie es weiter geht und ob letztendlich

    Spoiler anzeigen

    das Buch und das Testament gefunden wird

    .

    Eine durchschnittlich gute Folge, die TITANIA Fans gefallen sollte. Action-Fans und Freunde von vielen Horror- und Gruselszenen sollten vielleicht erst einmal in Hörproben rein hören, per Stream Probe hören (sofern angeboten) oder überlegen, denn es gibt sicherlich Folgen der Reihe, die mit deutlich mehr gruseligen Szenen und Action aufwarten können.

  • Das erste Drittel dieser Folge fand ich sehr gelungen. Atmosphärisch und unheilsschwanger. Der Moment, als der unheimliche Geistliche sich zum Protagonisten umdreht, ist sogar richtig spannend (das Cover verrät hier aber schon einiges).

    Doch ab dem Moment, als sich die beiden Damen um den Protagonisten kümmern, war für mich die Luft irgendwie draußen. Was folgte, war eine ziemlich konventionelle Geistergeschichte, wie man sie so oder so ähnlich schon zigmal gehört hat.

    Und es gelingt leider nicht mehr, die Spannung vom Anfang wieder herzustellen.

    Durchschnitt? Nun, das kommt darauf an, wo man den Durchschnittspunkt bei der Gruselkabinett-Reihe einordnen will. Für mich ist es leider knapp unter Durchschnitt. Das erkannte ich daran, dass ich keine Lust verspürte, mir die Folge noch einmal anzuhören.

  • Doch ab dem Moment, als sich die beiden Damen um den Protagonisten kümmern, war für mich die Luft irgendwie draußen. Was folgte, war eine ziemlich konventionelle Geistergeschichte, wie man sie so oder so ähnlich schon zigmal gehört hat.


    Sehe ich ganz genau so. Das war eine der Folgen, wo das Cover mehr Grusel versprochen hat, als das Hörspiel letztendlich halten konnte. (Das Cover fand ich übrigens äußerst gelungen.)

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