Wir Hörspielfans sind in der Regel kein sehr zukunftsorientiertes Völkchen. Wie die Vergangenheit beweist, trotten wir sehr gerne hinter den aktuellen Trends der verwandten Branchen hinterher. Wenn wir dann endlich unsere lieb gewonnenen Hörspielgewohnheiten abgelegt haben und uns nach Jahre langer Umgewöhnungszeit endlich mit einem "neuen" Trend angefreundet haben, dann sind wir schon lange nicht mehr up to date. Radiohörspielfans haben bis heute die kommerziellen Medien nicht angenommen. LP-Anhänger waren gegenüber der kleinen Kassette sehr skeptisch. Wir Kassettenkinder haben Jahre lang unserem Band nachgeweint und die Treue gehalten, bevor wir der CD endlich einmal eine Chance gegeben haben. Medien wie DVD oder BluRay, die Film und Kinowelt revolutioniert haben, hatten in der Hörspielbranche keine Chance. Downloads und MP3 sind für viele Hörspielanhänger (noch) kein Thema, obwohl Smartphones, IPhone und IPad gerade unser Freizeitverhalten massiv beeinflussen und aus dem täglichen Leben fast nicht mehr wegzudenken sind.
Wir leben sehr gerne im "gestern", weil die Vergangenheit sehr schöne Erinnerungen für uns bereit hält, wir aber mit der Gegenwart und der Zukunft nicht viel verbinden können - keine Erinnerungen, keine Gefühle, keine schönen Bilder aus längst vergangenen Zeiten. Brauchen wir diese um ein Hörspiel wirklich genießen zu können? Ist es notwendig eine fiktive Geschichte mit einem realen Erlebnis aus unserer eigenen Biographie zu verbinden um Hörspielfan zu sein? Diese Frage muss wohl jeder für sich beantworten. Wie für das Sternzeichen "Waage" typisch, bin ich für mich zum Schluss gekommen - JEIN.
Es ist eine wunderschöne Sache Dank eines Hörspiels eine Zeitreise in die Vergangenheit machen zu können. Aber man sollte vor lauter Reminiszenzen nicht auf die Gegenwart und die Zukunft vergessen. Irgendwann wird unsere Gegenwart auch einmal Vergangenheit sein und es wäre schade, wenn wir daran keine schönen Erinnerungen gekoppelt an ein Hörspiel, an ein Medium oder an eine tolle Geschichte hätten. Der Hörspielfan muss lernen sich in der Gegenwart von der Vergangenheit zu lösen um auch eine Zukunft zu haben. Ich glaube wir durchleben eine sehr spannende Zeit, in der es sehr viele technische Veränderungen in Verbindung mit neuen Freizeitverhalten gibt. Wir sollten den Mut haben uns an die Zukunft heran zu tasten, dem Neuen nicht zu argwöhnischen zu begegnen und auch öfters über den Tellerrand zu gucken. Aber wir sollten deshalb nicht unsere Hörspielvergangenheit vergessen, denn dies wäre ein Verlust vieler schöner Erfahrungen und unserer eigenen Identität. Verbinden wir doch einfach Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und bereiten wir uns so eine schöne Hörspielzeit
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