Beiträge von Linscheid

    Lieber Linscheid Jetzt hast Du mich neugierig gemacht. Gibt es darüber schon was zu erzählen? #blinker#

    Ist immer schwierig, über ungelegte Eier zu reden. Bei zweien geht es gar nicht, bei zwei anderen muss ich schwammig bleiben. 2024 ist für mich ja das Jahr des Ausprobierens. Nachdem das mit den Hörspielserien für den WDR ganz gut klappt, finde ich es spannend, neue Wege auszuprobieren. Einer davon: Ich habe ein Konzept und Beispielszenen für ein Kindertheaterstück beim einem Wettbewerb eingereicht. Im Mai wird die Entscheidung bekanntgegeben, welche Stücke gefördert werden.

    Und dann habe ich ein Hybridkonzept aus Audio-Fiction und Wissensvermittlung entwickelt. Folgenlänge 20-30 Minuten. Details kann ich leider noch nicht verraten. Ich habe eine Audio Agentur mit eigenem Studio als Partner gewinnen können. Wir gehen dabei gemeinschaftlich ins unternehmerische Risiko. Ob sich das irgendwie wirtschaftlich trägt, steht in den Sternen. Jedenfalls sitze ich gerade an den ersten 5 Skripten und wir nehmen Ende Juni auf. Über den Sommer schreibe ich nochmal 5 Skripte, die wir dann wahrscheinlich im September aufnehmen. Zur kalten Jahreszeit wollen wir die Folgen über die gängigen Podcastplattformen veröffentlichen.

    Daneben mache ich eine Menge Werbejobs, um Geld zu verdienen.

    Da CAIMAN CLUB eine 1Live Produktion ist, denke ich, dass die 4. Staffel auch wie immer dort ausgestrahlt wird. Ohne es genau zu wissen, gehe ich davon aus, dass die Folgen vorab in der ARD Audiothek zu hören sind. VÖ-Termine kenne ich noch nicht. In dem ganzen Rechteverwertungsbusiness stecke ich nicht drin, würde mich aber freuen, wenn Folgenreich wie bei den ersten drei Staffeln zuschlägt und das Ganze auch auf CD rausbringt.

    Das freut mich.

    Dann bin ich mal gespannt, welches Ende diese Lust dem uns allen ans Herz gewachsenen Scheusal bescheren wird. :)

    Kurzer Zwischenstand: Die erste Fassung der Skripte ist mit Feedback zurück vom WDR, Stuart sitzt an den Überarbeitungen und Ende Februar starten die Aufnahmen. VÖ-Termine gibt es noch nicht. Die Produktion wird sich aufgrund der vielen Feiertage und Ferien in der ersten Jahreshälfte aber bis in den Frühsommer erstrecken.

    Owei, der arme Edgar Linscheid!

    Die Erwartungshaltung ist ja bombastisch. Das ist natürlich einerseits ein Riesenkompliment - aber andererseits sicherlich auch ein ziemlicher Brocken, den man während des kreativen Prozesses mit sich herumschleppt, oder?

    Zum Glück überträgt sich die Erwartungshaltung null auf mich. Mich treibt nur die Lust am Erzählen. 8)

    Es gab ja schon mal den harten Bruch zwischen Staffel 1 und Staffel 2, wenn ich mich recht erinnere, bei dem von Graus erste Freundin einfach wegfiel;

    Also in Staffel 2 ist Hagens Freundin Alissa schon noch ziemlich präsent. Ich will nicht zu viel spoilern, für alle, die CC noch nicht gehört haben. Aber Alissa harrt zum Beispiel an Hagens Krankenbett aus. In Staffel 3 ändert sich das dann, da eine andere Frau aus Gründen wichtiger wird.

    Würde mich interessieren, ob man da immer von Staffel zu Staffel geplant hat oder ob es, zumindest in Teilen, einen Masterplan gab.

    Ja, einen groben Masterplan gab es, was Hagens Weg und Entwicklung betrifft, von Anfang an. Der reichte in Gedanken bis ganz kurz vors Serienende.

    Podcast ist eine Oberkategorie wie Radiosendung, die zunächst einmal nichts über den spezifischen Inhalt aussagt. Wenn wir mal beim Vergleich bleiben: Radiosendungen (wie auch Fernsehsendungen) können Newsformate, Wissensformate, fiktionale Formate (wie Hörspiele), Talkshows, etc. sein. Gleiches gilt für Podcasts, mit dem Unterschied, dass sie nicht linear konsumiert werden, sondern On-demand verfügbar sind. Insofern hört man, wenn man Podcasts hört, unter anderem auch Hörspiele, sofern diese als Podcast verfügbar sind. Und natürlich werden diese abgerufenen fikitonalen Podcasts (zum Beispiel Hörspiele) auch in die absoluten Zahlen der abgerufenen Podcasts mit eingerechnet.

    Oberkategorie Podcast – Subkategorie Fiktionaler Podcast – Subsubkategorie Hörspiel

    Hörspiel und Hörbuch befinden sich dagegen auf derselben Kategorieebene und werden gerne verwechselt.

    War das von Anfang an so vorgesehen und skizziert, oder hast Du der Geschichte eine neue Richtung gegeben, weil die Geschichte, die Du ursprünglich erzählen wolltest, im Grunde mit der letzten Folge von Staffel 1 auserzählt war, so dass Ihr Euch etwas Neues für die Fortsetzung überlegt habt?

    Berechtigte Frage. Im Spoiler-Thread habe ich dazu schon etwas geschrieben, hier antworte ich vorsichtiger. Es gibt einen Schlüsselsatz aus Staffel 1, der am Ende von Folge 11 noch einmal genannt wird. Der Satz zeigt ganz gut, dass wir den Verlauf und das Ende der Serie von Anfang an genau so geplant hatten. Wir wollten auch bewusst den Cliffhanger am Ende von Folge 8, der einen Wendepunkt in der Story darstellt. Hätte der WDR keine weiteren Folgen bestellt, wäre der Cliffhanger, wie ich finde, trotzdem ein gutes Ende gewesen. So aber konnten wir wie geplant weitererzählen.

    Wolltest Du im übrigen eine kürzere Fassung als bei Staffel 1 haben, war dies Vorgabe durch das Radio oder hatte es sich einfach so ergeben.

    Das hat sich aus zwei Gründen so ergeben. Klar hätte man die Geschichte problemlos um ein zwei Folgen strecken können. Stränge ausführlicher erzählen, tiefer in die Figuren gehen können. Aber letztlich wollen wir mit GRËUL vor allem unterhalten. Ich finde die Story, so dicht erzählt wie sie jetzt ist, aber richtig gut. Auch wenn das stellenweise herausfordernd sein mag. Was ich nicht so mag, ist das künstliche Auswalzen von Geschichten, nur um zusätzliche Folgen zu generieren. Der zweite Punkt ist: Wir wollten unbedingt sowohl GRËUL als auch CAIMAN CLUB 2024 weitererzählen. Auf CAIMAN CLUB 4 warten die Leute ja schon recht lange und die Nachrichten, dass es nun bitte aber wirklich mal weitergehen soll, häufen sich verständlicherweise. Mehr Folgen GRËUL hätte eine weitere Verzögerung von CC4 zur Folge gehabt.

    Sehr schön fand ich in diesem Zusammenhang übrigens auch Wulfhilds Reaktion, als das ganze Dorf diskutiert, was jetzt zu tun sei. Alle Blicke richten sich auf sie, die Kerle brodeln, wollen zur Tat schreiten, und sie sagt (sinngemäß): "Darüber muss ich jetzt erstmal nachdenken!" Und dann zieht sie sich zurück und lässt die Männer stehen, um zunächst einen klaren Gedanken zu fassen. Und die können es kaum glauben: Wie jetzt - nachdenken?! Das kennen sie so nicht. ;)

    So isses. Und der Mensch, der dann zu Wulfhild hingeht und sinngemäß sagt "Komm wir kriegen das gemeinsam hin", ist selbstredend auch eine Frau.

    Witzig fand ich übrigens beim ersten Hören der neunten Folge von GRËUL, dass sie im Grunde genauso beginnt wie die erste Folge: mit einer Verfolgungsjagd, die sogar ähnlich angelegt ist, nur dass es dieses Mal keine Frau ist, die verfolgt ist. Sehr schöne Parallele. ;)

    Genau das war der Plan. :)


    Überhaupt gefallen mir hier die Frauen-Figuren sehr. Ich bin ja ein großer Freund von starken Frauen in Hörspielen (und anderen künstlerischen Werken), und hier gibt es ja so einige. Und sie wirken dabei nicht wie ein Anachronismus, sondern einfach wie starke Charaktere, die es sicherlich auch damals schon gegeben hat und die ganz einfach zu Hause die Hosen anhatten und sich wie selbstverständlich eingebracht haben.

    Freut mich. Und wenn man will, was niemand muss, kann man GRËUL auf einer Subebene sogar als Female Empowerment Geschichte hören. Während die Frau (Ortrud) zu Anfang noch klischiert als Opfer dargestellt wird, ändert sich das im Laufe der Geschichte deutlich. So muss Wulfhild ihr Frausein in der Schlacht von Worringen noch komplett verbergen und sich auch im Zirnertal noch gegen die gängigen Vorurteile durchsetzen. Wendepunkt ist hier der Kampf mit dem Bären. Schließlich ist sie Wulfhild, Kriegerin des Zirnertals. Teil dieser Entwicklung ist eben auch, dass zu Beginn der letzten vier Folgen ein Mann verfolgt wird und keine Frau.

    Fanden die Aufnahmen in Teilen als Ensemble-Aufnahmen statt oder sind alle Sprecherinnen und Sprecher einzeln aufgenommen worden? Bei manchen Dialogen wirkt es so flüssig und dynmaisch, dass es fast nach einem echten Interagieren der Mitwirkenden klingt.

    Soviel ich weiß, sind für die ersten 8 Folgen fast alle Szenen im Ensemble aufgenommen worden. Was wirklich ein großes Glück war. Ich habe an anderer Stelle schon geschrieben, dass Ensemble-Aufnahmen mit dem Regisseur vor Ort für mich der Idealfall sind. Besonders, wenn man – wie bei GRËUL – die Rollen mit Film-, Fernseh- und Theater-Schauspielerinnen und Schauspielern besetzt. Die sind es einfach gewohnt, miteinander an Drehorten oder auf Bühnen zu agieren. Das Timing, die Dynamik, das unmittelbare Spiel ist in meinen Ohren noch besser und echter als beim x-en oder über Schalte.

    Linscheid Besonders lachen musste ich immer wenn sich die Leute aus dem Dorf stritten und zankten und sich mit Schimpfwörtern bewarfen. Woher hattest Du diese? Ausgedacht oder irgendwo recherchiert?

    Die Schimpfwörter sind tatsächlich alle recherchiert. So hat man sich im Mittelalter gezankt. Generell habe ich versucht, bei jeder verwendeten Redewendung zu checken, ob es sie schon im Mittelalter gegeben hat. Wahrscheinlich sind mir welche durchgerutscht, aber ein Mindestmaß an historischer Authentizität ist mir selbst bei einem Fantasy-Stoff wichtig.

    Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, die Geschichte in ein Mittelalter-Setting zu setzen - und dann ausgerechnet in der schließlich erfolgten Weise? Hattet Ihr aus anderen Kontexten schon einen Bezug zu der Gegend, in der das spielt, oder den bespielten Milieus?

    Wir sind beide Fans von „Der Name der Rose“ und „Game of Thrones“, insofern lag eine gewisse Mittelalter- und Fantasy-Affinität vor. Da wir das Ganze in einem hohen Gebirge im deutschsprachigen Raum spielen lassen wollten, lagen die Alpen nahe. Ich bin dann bei meiner Recherche auf die interessante Konstellation des mittlerweile nicht mehr existierenden Suffraganbistums Chiemsee gestoßen, das dem Erzbistum Salzburg unterstellt war. Das hat im Grunde die Tür zum gesamten Salzburg-Strang aufgemacht.

    Danach bin ich in ein Mittelalter-Recherche-Rabbit-Hole gefallen. Als oller Sprachwissenschaftler fand ich es auch sehr spannend, die Sprache zu entwicklen. Die hat natürlich recht wenig historische Authentizität. Sie ist ein Mix aus mittelalterlich anmutender und für moderne Ohren verständlicher Umgangssprache. Wie die gesprochene Sprache im Mittelalter des späten 13. Jahrhunderts wirklich war, besonders die der ländlichen Bevölkerung, kann man nicht genau sagen. Die einzigen Quellen, die es gibt, sind schriftliche in Mittelhochdeutsch und stammen von sehr gebildeten Adligen und Kirchenleuten.

    Hattest Du mit Staffel 1 auch bereits das Ende von Staffel 2 im Kopf? War also alles von Dir schon in Staffel so geplant, wie es in Staffel 2 ausgeht oder hast Du zunächst nur Staffel 1 geschrieben UND erdacht und die Geschichte war damit für Dich zu Ende. Hast Du erst mit dem OK der Rundfunkanstalt die Geschichte weiter zu einem Ende gesponnen? Und hast Du theoretisch Ideen wie es mit Wulfhilde, Jakob und Ida als Dämonenjäger weitergehen könnte?

    Ja, das Ende war von Anfang an klar. Das ist fürs Schreiben immer die Idealsituation. Ich darf hier ja ungehemmt spoilern: In Staffel 1 gibt es eine Szene, in der Jokob in Urdas Hütte ist und die alte Krähe ihm sagt, nur das GRËUL könne das GRËUL töten. Das ist der zentrale Satz für die Lösung und das Ende der Serie.