Sherlock Holmes - 48. Der Gezeitenstrom
Mervyn Davidson, ein alter Schulfreund von Sherlock Holmes bittet diesen
in einem persönlichen Fall um Hilfe. Nahe seinem Hause ist der allseits
unbeliebte Mr. Yarrow ertrunken in einem kleinen Gezeitenstrom
aufgefunden worden – und es stellt sich schnell heraus, dass es sich
nicht um einen Unfall handelt, sondern der unfreundliche Mann
niedergeschlagen wurde. Doch Sergeant Grayson nimmt vor Ort die
Ermittlungen nicht allzu ernst und verhaftet vorschnell einen jungen
Mann…
„Der Gezeitenstrom“ ist als 48. Episode der „Sherlock Holmes“-Serie von
Titania Medien erneut eine Adaption einer Geschichte von Herman Cyril
McNeile, in der die Hauptfiguren durch das bekannte Ermittlerduo aus
Sherlock Holmes und Dr. Watson ausgetauscht wurde. Der Aufbau ist jedoch
erstaunlich ähnlich wie bei Original-Geschichten, denn zunächst werden
die Grundzüge des Falles in einem ruhigen Gespräch vom neuen Mandanten
des Duos erklärt – zwar nicht am Kaminfeuer in der Baker Street, aber
dennoch mit vielen Rückblenden. Hier werden schon zahlreiche
Informationen eingestreut, vieles beiläufig, manches konkreter. Man ahnt
schon, dass hier bereits viele Hinweise auf den tatsächlichen
Tathergang eingebunden sind. Und da die Stimmung durchaus launig ist,
ist ein interessanter erster Teil geschaffen worden. Etwa nach der Hälft
der Laufzeit ermittelt Holmes dann auch vor Ort und kommt dem
Verbrechen langsam auf die Spur. Die ganz große Spannung kommt dabei
zwar nicht auf, der klassische Who-dunnit-Fall ist aber mit vielen
reizvollen Spuren gespickt worden und bietet eine gediegene Atmosphäre
mit interessanten Charakteren. Der Charme der beiden Hauptfiguren ist
etwas dezenter gehalten als sonst, sorgt aber weiterhin für viele
angenehm augenzwinkernde Momente. Die Auflösung dann doch trickreicher
ist, als es zunächst den Anschein hat, sodass ein gelungener Abschluss
der Geschichte entstanden ist.
Mervyn Davidson wird von Nicolas König gesprochen, der mit seiner
ausdrucksstarken und gekonnt betonten Stimme für eine lebendige
Sprechweise sorgt und seine Dialoge dabei lebendig wirken lässt. Auch
Herbert Tennigkeit überzeugt als Sergeant Grayson mit gekonntem Ausdruck
und einem leicht humorvollen Unterton, was der Figur eine gelungene
Aura verleiht. Jonas Minthe spricht die Rolle des Christopher Stern
lebhaft, gefühlsbetont und immer sehr glaubhaft, sodass er seinen Szenen
viel Ausdruck verleiht. Weitere Sprecher sind Bernd Kreibich, Helmut
Zierl und Sigrid Burkholder.
Die atmosphärische Gestaltung macht wieder einen sehr gediegenen
Ausdruck, was den Hörer noch mehr in die Zeit des späten 19. Jahrhundert
versetzt. Die ausgewählten Melodien sind dabei stimmungsvoll und gut an
die verschiedenen Szenen angepasst. Auch die Geräuschkulisse ist
dezent, aber sehr treffend, sodass man sich gut in die verschiedenen
Situationen hineinfühlen kann.
Den ertrunkenen Mr. Yarrow hat Ertugrul Edirne mit seiner sehr
speziellen Zeichentechnik auf dem Titelbild dargestellt, neben seiner
Angelausrüstung liegt er kopfüber in dem niedrigen Wasserstand. Die
Farben sind kraftvoller und prägnanter, was die harmonische Natur in
gelungenen Kontrast zum Tod des Mannes setzt. Im Inneren sind die
üblichen Angaben übersichtlich präsentiert.
Fazit: „Der Gezeitenstrom“ ist klassisch
aufgebaut und startet mit einem Bericht über die Umstände eines
Todesfalls, bevor Holmes selbst in die Ermittlungen eingreift. Das Tempo
ist durchgängig eher bedächtig und die Erzählweise detailliert, sodass
man tief in die Handlung eintauchen kann. Die Auflösung ist trickreich,
sodass die Episode gelungen abgeschlossen wird.
VÖ: 17. Dezember 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785783924
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