1999 produzierte der Bayerische Rundfunk ein dreiteiliges Hörspiel über den maskierten Helden Zorro. Dabei nahm sich Regisseur Helmut Peschina den Originalroman 'Der Fluch von Capistrano' und nicht die bekannten Verfilmungen zum Vorbild. Das hatte zur Folge, dass dieser Zorro anders war als bekannt. Zwar ist das Grundgerüst der Handlung dassselbe wie in den Verfilmungen, die unter dem Namen 'Im Zeichen des Zorro' bekannt sind. Zorro selbst aber ist in diesem Hörspiel deutlich brutaler als gewohnt: Da lässt er schon mal einen Übeltäter auspeitschen. Die berühmte Szene, in der er seinem Gegner ein 'Z' mit dem Degen einritzt, ist im Hörspiel wie im Roman ebenfalls anders: Er ritzt das 'Z' nicht etwa in die Kleidung, sondern in die Stirn des Gegners, bevor er ihn tötet.
Die Umsetzung des Stoffs in ein Hörspiel bricht mit den Erwartungen: Das ist recht ruhig inszeniert mit reduzierter Soundkulisse und lediglich mit Gitarre und (im Finale) etwas Percussion. Immer wenn Zorro auftritt, ertönt zudem Ennio Morricones Mundharmonika-Thema aus 'Spiel mir das Lied vom Tod'. Simpel, aber äußerst wirkungsvoll. Peschina verlässt sich ansonsten völlig auf die Geschichte, die interessante Figurenkonstellation, die ausgefeilten Dialoge und die großartigen Sprecher*innen. Und es funktioniert: Obwohl ich eigentlich ein Action-Feuerwerk mit viel Bombast erwartet hatte, hat mich dieser 'entschleunigte' Zorro doch in seinen Bann ziehen können. Und das, obwohl ich den Roman gelesen habe und mich die Handlung und ihre Auflösung daher nicht überraschen konnten.
Aus dem tollen Ensemble muss man Ulrich Noethen besonders hervorheben: Es macht richtig Spaß, seine Version des pomadigen, gelangweilten Don Diego zu hören. Im Gegensatz ist sein entschlossener, zupackender Zorro etwas unspektakulär geraten, aber allemal überzeugend. Für mein persönliches Empfinden fällt lediglich Michael Maertens als Zorros großer Gegenspieler Capitan Romano ab: Er wirkt nicht bösartig und verschlagen genug und seine Texte klingen für mich abgelesen. Aber hier mag der Eindruck täuschen.
Spannend finde ich, dass diese Story immer noch packen kann, obwohl sowohl die Motivation des Helden, das propagierte Gesellschaftsbild und Rollenverständnis aus heutiger Sicht teils fragwürdig sind. Meines Erachtens ist es der Produktion hoch anzurechnen, dass sie hier so nah am Original bleibt und nicht versucht, die Handlung an heutige Moralvorstellungen anzupassen. Als erwachsener Hörer kann man sich schließlich auch mal selbst Gedanken machen und einsortieren, dass der Roman eben bereits über 100 Jahre alt ist.
An dem Hörspiel dürften sich die Geister scheiden. Ich könnte nachvollziehen, wenn es manche/r Hörer/in als langatmig oder gar langweilig empfindet. Mir hat es jedoch super gefallen und ich hatte viel Spaß dabei, es nach so vielen Jahren wieder zu hören.
'Zorro - Der Fluch von Capistrano' wurde von 'der hoerverlag' erst auf MC und später auch auf CD veröffentlicht. Man kann es problemlos gebraucht für kleines Geld erwerben. Als Download findet man es nur noch in eher dubiosen Quellen. Eine erneute Ausstrahlung und/oder Bereitstellung in der ARD-Audiothek wäre eine schöne Sache.
Die Angabe auf dem folgenden Bild ist übrigens falsch: Es sind nicht drei CDs, sondern die drei Folgen wurden auf 2 CDs verteilt.