• Lord Jim

    Mit harter Arbeit und viel Engagement hat sich Jim auf verschiedenen Schiffen hochgearbeitet und findet schließlich eine Anstellung als Offizier auf der Patna. Das Schiff hat allerdings schon seine besten Tage hinter sich gebracht und dient nur noch zur Übersetzung von Pilgern nach Mekka. Als Turbulenzen auftreten und eine Havarie befürchtet wird, flüchtet sich die Besatzung auf ein Rettungsboot. Und obwohl Jim sich sträubt und den Passagieren helfen will, findet auch er sich dort wieder – was seine Reputation vollkommen zerstört…

    Mit über vier Stunden Laufzeit ist die Vertonung von Joseph Conrads Roman „Lord Jim“ umfangreich und nahe am Originalroman geraten. So sind auch hier verschiedene Erzählebenen vorhanden: Neben einem klassischen allwissenden Erzähler berichtet auch die Figur des Charles Marlow von den Abenteuern des Hauptcharakters des Lord Jim. Die Struktur ist aber jederzeit sehr klar und die Handlung damit gut verständlich – auch weil die beiden Erzähler ganz unterschiedliche Ansätze haben. Daraus ergibt sich, dass die Figuren sehr detailliert und lebendig beschrieben werden, besonders der innere Zwiespalt von Jim wird sehr überzeugend dargestellt. Die Handlung hat eine abenteuerliche und aufregende Wirkung, wobei ganz verschiedene Etappen aus Jims Lebens im Fokus stehen. Sein Aufstieg zum Offizier wird dabei noch recht schnell berichtet, die oben beschriebene Katastrophe und Jims Fall läuten dann aber die eigentliche Handlung ein. Das wird sehr flüssig erzählt und geht nahtlos ineinander über, wobei Jims verlorenes Ansehen über allem schwebt. Wie sein Leben davon geprägt wird, sein weiteres Handeln beeinflusst ist reizvoll geschildert. Auf seiner Reise kommen viele abenteuerliche Momente auf, aber auch das Leben des ausgehenden 19. Jahrhunderts kommt sehr intensiv zur Geltung. Ein sehr unterhaltsames, beeindruckendes und bewegendes Hörspiel, welches ich sehr genossen habe.

    Der wundervolle Felix von Manteuffel ist als Charles Marlow zu hören und verleiht seinen Erzählparts mit seinem intensiven Klang eine sehr ausdrucksstarke Note. Wie er seine Stimme dabei variiert und an die verschiedenen Szenerien anpasst, ist sehr gelungen. Auch Andreas Fröhlich hat mir als klassischer Erzähler sehr gut gefallen, seine lebendige, warme und vielseitige Stimme sorgt durchgängig für eine gelungene Atmosphäre. In der Hauptrolle des Jim ist Sebastian Urzendowsky zu hören, den ich hier bewusst das erste Mal in einem Hörspiel wahrnehme. Er setzt die Figur sehr vielschichtig, tiefgründig und facettenreich um, passt sich sehr glaubhaft an die verschiedenen Situationen an und macht setzt sein Gefühlsleben markant um – sehr gelungen! Auch Santiago Ziesmer, Cedric Stern und Ferdinand Dörfler sind zu hören.

    Bei der Umsetzung der Handlung wurde auf eine sehr intensive Geräuschkulisse gesetzt, die jeder Szenerie den passenden Anstrich verleiht. Dennoch drängt sie sich nicht in den Vordergrund, sodass sie die Dialoge begleitet und nicht überdeckt. Die Musik wurde aufwendig mit einem Sinfonieorchester eingespielt und bildet eine gelungene Mischung aus klassischem Ausdruck und dynamischen Wechseln, was mir äußerst gut gefallen hat.

    Die vier CDs dieser Produktion stecken in einem dicken, stabilen Digipack, welches mit einem unaufdringlichen, aber passenden Titelbild versehen wurde. Da kristallklare, sich kräuselnde Wasser, dazu weiße Schriftzüge – mehr braucht es hier nicht. Ebenfalls beiliegend ist ein umfangreiches Booklet mit Informationen zu einigen Mitwirkenden. Auch einige Fotos von den Aufnahmen sind zu sehen.

    Fazit: „Lord Jim“ greift die Stimmung des Romans gekonnt auf, erzählt die Handlung umfassend und legt dabei auch viel Wert auf die Entwicklung der Charaktere. Mir gefällt der abenteuerliche Ausdruck und die moralischen Aspekte, die Jims Leben stetig beeinflussen. Die Produktion ist zudem hervorragend.

    VÖ: 15. März 2023
    Label: Der Hörverlag
    Bestellnummer: 9783844548648

  • Diese Produktion ist gänzlich an mir vorüber gegangen. Schön davon zu lesen! Vielen Dank für die Rezension. Hier werde ich Augen & Ohren danach offen halten #jaja#

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • #danke#

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

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