EUROPA hat in den Achtziger Jahren mit Larry Brent eine Hörspielserie geschaffen die tausende Kassettenkinder gegruselt und begeistert hat. Auch heute noch sehen viele Hörspielfans die Serie Larry Brent als Olymp damaliger Gruselserien. Vor 10 Jahren ging Simeon Hrissomalis und Wolfgang Strauß daran die Romanserie Larry Brent als Hörspielserie zu neuem Leben zu erwecken. Auf Grund von damaligen Lizenzen und Rechten konnte und wollte man die bereits von EUROPA vertonten Romane nicht noch einmal „verhörspielen“. Mittlerweile sind Lizenzen ausgelaufen und die R&B Company, wie Simeons und Wolfgangs Label heißt, geht daran auch diese von EUROPA vertonten Romane doch auch ihrem Stammpublikum in Form von so genannten Klassikern zu vertonen. Die Angst erwacht im Todesschloss machte den Anfang. Mit dem veröffentlichten „Das Grauen von Blackwood Castle“ folgt nun der zweite Klassiker. Grund genug für mich beide „Varianten“ anzuhören und miteinander zu vergleichen. Hat der Neuling eine Chance gegen die rund 40 Jahre EUROPA Fassung? Ich bin gespannt. Und ihr hoffentlich auch
Cover: Das EUROPA Cover hat sich Hörspielfans natürlich ins Gedächtnis gebrannt. Sie wirkt im Vergleich zum R&B Company Cover deutlich spartanischer und peppiger. Simeon und sein Team haben hierzu das Original Heftcover der Romanserie von Lonati verwendet. Auch wenn die Figuren wie die schreiende Frau und die monströsen Wesen in beiden Coverversionen zu sehen sind, so ist das R&B Cover für mich deutlich atmosphärischer, gruseliger und auch passender und schöner. Hier gibt es einen klaren Punkt für die Neufassung, die EUROPAs Bild in jeder Hinsicht alt aussehen lässt. Und dass obwohl Lonatis Zeichnung mehr Jahre am Buckel hat…
EUROPA 0 : 1 R&B Company
Sprecher: Beide Ausgaben haben eine Vielzahl an wirklich guten und sehr guten Sprechern im Einsatz. Simeon hat mit Jo Jung und Jaron Löwenberg seine Stammsprecher für die Larry Brent Serie im Einsatz. Mit bekannten Synchronstars wie Victoria Sturm oder Santiago Ziesmer, um nur einige zu nennen, kann man wirklich sagen, dass hier nur sehr gute Sprecher am Werk sind. Doch gegen Stimmen wie Günter König, Rainer Schmitt oder der unvergessene Hans Paetsch ist es nun mal sehr schwer zu bestehen. Das sind aus heutiger Sicht alles Granden der damaligen Hörspielszene. Diesen muss man bei einem Vergleich einfach den Vorzug geben. Punkt für EUROPA.
EUROPA 1 : 0 R&B Company
Geräuschkulisse: Bei der Geräuschkulisse fällt es mir schwer eine der beiden Hörspiele wirklich zu favorisieren. Auf der einen Seite die mir lieb gewonnenen EUROPA Geräusche und Effekte, die mich mein Leben lang begleiten. Auf der anderen Seite das mehr als gelungene Soundmixing von Wolfgang Strauß. Als Beispiel der prasselnde Regen zu Beginn der einem sofort ein Bild und eine Atmosphäre in den Kopf projiziert. Ein Unentschieden.
EUROPA 1 : 1 R&B Company
Musik: Die Musik spielt in beiden Versionen eine eher kleine Rolle. Trotzdem wird sie genau dort eingesetzt wo es notwendig ist. Michael Donner macht hier aus meiner Sicht eine großartige Arbeit. Die dunklen und tiefen Klänge sorgen für Atmosphäre und Unbehagen. Da stimmt was nicht. Oder da kommt noch Unheil auf uns zu. Die EUROPA Fassung auf Kassette hat viele uns bekannte Melodien, die wir von der Kassettenkinderzeit lieben. Die CD-Fassung und damit auch Download und Stream hat diese mit neuen Klängen „überschrieben“. Diese finde ich bei weitem nicht so gut gewählt. Sie wirken teilweise „drauf geklatscht“ und manchmal sogar etwas unpassend. Dadurch werden Szenen überladen. Da man aktuell nur die überarbeitete Fassung zu hören bekommt, würde ich der R&B Fassung den Vorzug geben, auch weil sie stimmungsvoller, passender und dezenter eingesetzt wird.
EUROPA 0 : 1 R&B Company
Inhalt: Ich habe die Geschichte immer als ziemlich trashig in Erinnerung gehabt. So war es auch beim Hören beider Versionen. Welbat, Brügger und Boxberg haben gekürzt, manchmal was hinzugedichtet. Wolfgang Strauß verfasster Inhalt hält sich stärker am Ursprungsroman wenngleich er laut eigenen Angaben einige Kürzungen vornehmen musste. Wessen Inhalt ist nun besser? Ich würde für mich behaupten, dass ich beide Geschichten gut fand. Aber wie schon im Blick zurück (Teil 4) – LARRY BRENT von Dan Shocker geschrieben, zählt die Geschichte nicht zu meinen absoluten Lieblingen. Wieder geht es Unentschieden aus.
EUROPA 1 : 1 R&B Company
Umsetzung: „Charly Gaul“ hat die eine oder andere Szene eine humorvolle Note verabreicht, etwas mehr Action geliefert und manches unerklärt gelassen. Wolfgang Strauß hingegen hat eine deutlich düsterere und atmosphärischere Szenerie geschaffen, hat sich etwas mehr Zeit gelassen um dem Hörer manche Situationen näher zu bringen. Insgesamt mag ich beide Umsetzungen sehr gerne, wobei mir manches erst durch die R&B Fassung klar und verständlich wurde. Auch hier kann ich keinen Sieger ausmachen.
EUROPA 1 : 1 R&B Company
Gesamt: EUROPA 4 : 5 R&B Company
Was für ein für mich selbst überraschendes Ergebnis. Die Neufassung ist tatsächlich einen Ticken besser als das „Original“. Ich finde beide Hörspiele verdienen sich ein Sehr Gut. In Kombination ergänzen sie sich hervorragend und haben mir wie schon angesprochen manches verständlicher gemacht. So stelle ich mir eine Neufassung vor. Sie kopiert nicht sondern bringt einen bekannten Stoff in etwas abgeänderter Form wieder. Die Ernsthaftigkeit tat der Geschichte gut. Wenngleich ich auch die Leichtigkeit und den Humor der EUROPA Fassung sehr gerne habe. Am Ende muss ich aber zur Verteidigung der EUROPA Fassung schreiben, würde ich nur mit der Kassettenversion einen Vergleich anstellen, dann würde für mich auch in Sachen Musik keiner der beiden Vertreter die Nase vorne haben, was dazu führen würde, dass auch das Endergebnis letztlich ein Remis ergeben würde. Kassettenkinder können also aufatmen. Auch weil sie sicher mit mir übereinstimmen, dass die Musik auf CD der EUROPA Fassung keineswegs einer Larry Brent Musik würdig ist.