In den letzten Tagen habe ich via Streaming die beiden Serien genossen. Während die drei Teile von Twilight Mysteries von Erik Albrodt schon 10 Jahre oder mehr auf dem Buckel haben und der Vergangenheit angehören so ist die 12-teilige Serie von Stein/Hardt noch relativ jung und aktuell. In diesem Battle möchte ich sie ein wenig gegenüber stellen und heraus finden welche mir im Grunde besser gefällt. Ebenso möchte ich nachfragen welche Serie denn dem breiten Hörspielpublikum da draußen besser „mundet“. Beide Serien werden übrigens aktuell von MARITIM vertrieben, sind also in der knallharten Hörspielgeschäftswelt mehr Partner als Gegner.
Cover: Die Urversion der Folge 1 von Erik Albrodts TM, das noch von Dreamland veröffentlicht wurde, hatte einen sehr kräftigen, trashigen Anstrich. Ich fand es genial, die Mehrheit dort draußen teilten meine Ansicht nicht und gaben des Öfteren dem Coverbild die Schuld warum Folge 1 floppte. Als Erik die Serie nochmals gratis 2012 als Download auflegte, gab es 3 neue Cover dazu. Roter Rand mit feinen schwarz weiß Motiven lassen mich an die guten alte SW Gruselfilme und an die alte Serie aus den 60iger Jahre Outer Limits denken. Da kommt Stimmung auf.
Die neue Serie von Tom Steinbrecher und Paul Burghardt setzt auf eine Mischung aus gemalten und fotografierten Motiven. Mal wirken sie sehr unheimlich, mal mysteriös und mal fast kindlich comichaft. Im Grunde können mich beide Designs und fast alle Covermotive überzeugen. Es gibt also eine gerechte Punkteteilung.
Erik Albrodt 1 : 1 Stein/Hardt
Sprecher: Beide Serien haben namhafte Sprecher in ihren Reihen. Interessant ist die Tatsache, dass sich Stein/Hardt bei der Wiederauflage der Serie von Albrodt für einen Austausch der 2 von 3 Hauptsprechern entschieden hat. Waren bei Erik Albrodts Trilogie Thomas Nero Wolff, Kim Hasper und Kellina Klein im Einsatz so gaben Tom Steinbrecher und Paul Burghardt Marc Schülert und Tanya Kahana an der Seite von Kim Hasper den Vorzug.
Welche Sprecher waren nun besser? Eine schwierige Frage! Beim Trio der Urserie hat es mir besonders die gänzlich unbekannte Kellina Klein angetan, die auf frische und natürliche Art und Weise die freche Nina gibt. Sie klingt herrlich „anders“ als die üblichen Top-Sprecherinnen. Im Vergleich dazu wirkt Tanya Kahana deutlich routinierter und erfahrener. Sie spricht Nina noch tougher und frecher, manchmal vielleicht sogar einen Tick übertrieben. Insgesamt gefallen mir beide sehr gut und sind in beiden Serien DAS Highlight, wobei ich Kellina Klein den Vorzug gebe. Dr. Zephyre wird in der „alten“ Version von Thomas Nero Wolff gesprochen. Dieser verleiht ihm eine ältere und seriösere Persönlichkeit. Marc Schülert hingegen wirkt jünger, verletzlicher und nicht immer Herr der Lage. „Sein“ Zephyre wirkt angreifbarer, menschlicher während Wolff doch deutlich abgehobener wirkt. Mir gefällt hier Wolff doch besser in der Rolle des akademischen Doktors. Hasper spielt seine Rolle in beiden Serien ähnlich. Die anderen Rollen sind überall gut besetzt, wobei ich sagen muss dass mir Erik Albrodts Entscheidung David Nathan in Folge 1 eine Hauptrolle zu geben sowie Klaus Sonnenschein das Intro sprechen zu lassen sehr, sehr gut gefällt. Daher hat für mich bei der Sprecherwahl die Urserie die Nase vorne, wobei man hier von einem Battle auf „hohem Niveau“ sprechen darf.
Erik Albrodt 1 : 0 Stein/Hardt
Geräuschkulisse: Beide Serien verfügen über eine Vielzahl an Szenen, in denen die Geräuschkulisse eine sehr wichtige Rolle inne haben. Hier merkt man Albrodts Produktion die Jahre, die sie auf dem Buckel hat, an. Auch wenn es in dieser Richtung nichts zu beklagen gibt, 2012 wurde Folge 1 Ja noch ordentlich aufgepeppt, so liefert hier Stein/Hardt sicherlich die opulentere, eindrucksvollere und passendere Geräusch- und Soundkulisse. Atemberaubend wie in Folge 12 die drei Sprecher in einer der letzten Szenen mal von der Mitte mal aus dem linken und mal aus dem rechten Lautsprecher zu hören sind. Auch sind die vielen Kampfszenen, die im Laufe der Szenen vorkommen, großartig umgesetzt. Das gibt einen klaren Sieg für die „neue“ Serie.
Erik Albrodt 0 : 1 Stein/Hardt
Musik: Ohne es jetzt tatsächlich zu wissen, so meine ich, dass Tom Steinbrecher, die vielen Musikstücke doch zumindest zum Teil extra für die Serie und die Szenen komponiert hat. Hingegen wirken die Musikstücke von Erik Albrodts Trilogie mehr wie aus „der Konserve“. Auch wenn ich finde, dass Erik hier eine sehr gute Hand bewiesen hat, und gerade bei der Überarbeitung von Folge 1 dieser deutlich mehr Rasanz, Spannung und Tempo verleihen konnte, so würde ich doch hier Toms Steinbrecher Musikwahl den Vorzug geben. Es wirkt alles deutlich „abgestimmter“ und individuell passender.
Erik Albrodt 0 : 1 Stein/Hardt
Inhalt: Die Trilogie von Erik Albrodt bietet in erster Linie Einzelgeschichten, die alle drei sehr unterschiedlich daher kommen. Ein „Unsterblicher“, „eine Gruppe mit paranormalen Fähigkeiten“ und „eine Sekte, die das Ende der Welt herbei beschwören wollen„ sorgen für viel Abwechslung. Im Gegensatz dazu wird die Serie von Stein/Hardt durch eine Rahmenhandlung gekennzeichnet. Waren es am Anfang auch noch abwechslungsreiche Einzelgeschichten, in denen die Rahmenhandlung nur eine Nebenrolle spielen, so ändert sich dieses Seriencharakteristikum mit Fortdauer dahingehend, dass nur mehr die Rahmenhandlung verfolgt wird und man sich wie in einer einzigen Serie wähnt. Dies hat bei mir doch zu der einen oder anderen Ermüdungserscheinung geführt. Von daher hat mir die abwechslungsreiche Trilogie doch besser gefallen als die gegen Ende hin etwas monotonere 12 Folgen Serie.
Erik Albrodt 1 : 0 Stein/Hardt
Umsetzung: Auch hier gebe ich der älteren Version den Vorzug. Erik Albrodts verstand es sehr gut flott inszenierte Hörspiele ohne Längen zu produzieren. Das Intro sorgt zudem von Beginn weg für eine unheimliche Gruselstimmung. Stein/Hardt sorgt mit einer Vielzahl an Cliffhangern und abrupten endenden Schlusssequenzen die Spannung hoch zu halten und dafür zu sorgen, dass man rasch weiterhören möchte. Bei einer Serie, die aber nicht am Stück erscheint sondern bei der man Monate lang warten muss, kann dieser Effekt auch mach hinten los gehen. Stein/Hardt haben alles in allem eine richtig gute Action orientierte Umsetzung praktiziert, trotzdem gefällt mir die ältere knackige und vor allem gruseligere und unheimlichere Umsetzung deutlich besser. Albrodts vergeudet keine Zeit mit langen Erklärungen sondern wirft den Hörer sofort ins kalte Wasser und sorgt damit insgesamt sogar bei mir für ein wenig HG Francis Stimmung. Hingegen kommt bei Stein/Hardt doch öfters der „Erklärbär“ zum Einsatz. Dafür bleiben dann aber am Ende zu viele Fragen offen.
Erik Albrodt 1 : 0 Stein/Hardt
Gesamt: Erik Albrodt 4: 3 Stein/Hardt
Letztendes setzt sich die ältere Trilogie in diesem doch sehr hochwertigen und spannenden Battle mit 4:3 durch. Am Ende waren es Geschichte und Umsetzung, die die Entscheidung herbei geführt hat. Man darf aber nicht vergessen, dass hier 3 Folgen gegenüber 12 Folgen verglichen werden und dass dies ein reiner subjektiver Vergleich ist.