kurze Meinung eines Nicht-HörBUCH-Freundes
Lady Bedfort und die Stille des Todes
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Ein heftiges Gewitter tobt über Narroway, als der geisteskranke Frank Cody seinen Pfleger umbringt.
Anschließend gelingt ihm die Flucht aus der unheimlichen Anstalt.
Sein nächstes Ziel scheint bereits festzustehen, denn bei seiner Verhaftung hat Frank geschworen, seinen Bruder Leland zu töten.
Wird es Lady Bedfort gelingen, Codys Rachepläne zu vereiteln?
Und noch mehr seltsame Dinge geschehen in Narroway und erwecken das Interesse der alten Dame.
Sie beschließt, ihren Butler Max dort unter einem Vorwand einzuschleusen.
Nicht ahnend, wie gefährlich diese Undercovermission schon bald für ihn sein würde...
Parallel zum Taschenbuch vom Autor Marc Freund gibt es das ungekürzte Hörbuch in über 300 Min. auf 5 CDs
vom Labelbetreiber Dennis Rohling gekonnt gelesen, der auch den Butler Max der Hörspielserie spricht.
Zum Inhalt:
Ich glaube hier hat sich Marc Freund selbst übertroffen - jedenfalls ist es meiner Meinung nach, der bisher beste Krimi aus seiner "Feder".
Anders als bei einem Skript für ein HSP hat hier der Autor natürlich mehr Freiheiten für Ausschweifungen und Feinheiten, die hier gekonnt eingesetzt sind und sogar einen Nicht-HörBUCHfreund, wie mich, begeistern können. Hier gibt es selbst für mich keine Längen, auch wenn ich persönlich nicht alles unbedingt so detailiert brauche und hier und da man hätte weglassen können/dürfen - da kommt halt der Geist der kurz und knackigen HSP immer mal wieder zum Vorschein . Die Geschichte hat sehr viele Ecken, Kanten, Rundungen, Tiefe und Breite und ergibt am Ende ein perfektes Puzzle - und ohne, dass mir Logikfehler aufgefallen wären, so denn es sie geben sollte. Trotz vieler Figuren, scheint es einem doch oft so als sei es ein "Kammerspiel" in verschiedenen Räumen mit wechselnden Personen. Das gefällt mir besonders. Auch der Mix aus Klassischem Krimi und Moderenm Thriller sind Bestandteile, die ich trotz Inhaltsangabe, so nicht erwartet hätte. Meiner Meinung nach ist dieser Fall nicht nur wegen der besonderen Länge, sondern auch der Vielschichtigkeit und Tiefe wegen der wohl "anspruchsvollste" Fall der Lady. Und sogleich muß man auch sagen, dass hier die Lady eher eine kleine Nebenrolle hat und Max der eigentliche Akteur ist.
Die Story handelt kurz nach der Rückkehr von Max und auch das "ganze Team" ist anwesend oder findet zumindest namentlich Erwähnung. Neben den beiden Inspektoren hat auch Tim seinen Auftritt und bekommt Aufträge von der Lady und kann mit flotten Sprüchen dienen, Vivian kommt auch extra mit ihrem roten Mini (also das Auto ) - zickt aber leider nur rum und bereitet vegane Tofu-Rühreier zu) und sogar Professor Portman hat am Ende, wenn auch nur namentlich) seinen Part. Einzig McBrian fehlt in der Runde (oder habe ich noch jemanden vergessen?).
Der eigentlich eher als etwas ungeschickte und introvertierte Butler Max kann hier wirklich glänzen und trägt entscheidend mit Theorie und Praxis zur Lösung des Falles bei. Nicht nur, als Ich-Erzähler führt er von Beginn an durch die Story und ist bei vielen Szenen immer Teil des Ganzen, sondern hat zumeist seine ganz "eigenen" Kapitel, die er er- und durchlebt - leben muß. Denn überleben wird für ihn im wahrsten Sinne des Wortes zur Aufgabe. Aber auch die anderen "Abenteuer" meistert er schon fast wie ein Agent. Die Lady hingegen hat einen erstaunlich niedrigen Anteil und Auftritt und wenn, dann ist sie ein wenig wie Justus Jonas - gibt Befehle und schüttelt Fakten aus dem Ärmel, wo man sich fragt woher sie die jetzt nun hat? OK, sie erklärt es immer, aber sie erlebt man eben so gut wie gar nicht wirklich ermittelnd oder handelnd wie man es sonst von der Serie Lady Bedfort kennt. Allerdings wird auch hier nicht mit der "Hass-Freundschaft" zwischen der Lady und Inspektor Gomery gespart .
Wer Fan der Figur selber ist wird hier wenig bedient, dafür dürfen sich aber alle Max-Fans freuen.
Bis zum Schluß bleibt es sehr spannend und es ist alles möglich, die Auflösung ist schlüssig und lässt (zumindest mir) keine Fragen offen. Begleitet wird die Geschichte immer wieder mit Max Empfindungen aus Vergangenheit und Gegenwart und wird auch mit dem letzten Kaptiel (23) u.a. so ausgeleitet.
Kommen wir zum Sprecher:
Also: HUT AB ! - Dennis in seiner Glanzleistung als Sprecher !
Von Beginn an weiß er mit seiner sehr angenehmen Stimme und Sprechart/-weise zu begeistern und immer mehr zu fesseln. Dennis verleiht einzelnen Rollen ihre eigene stimmlichen Note und dies alles sehr flüssig. Ob nun alles so zusammengeschnitten - dann ist der Übergangsschnitt perfekt - oder tatsächlich so eingesprochen wie im Fluß - dann ist es noch perfekter. Einzig streiten kann man sich über den Akzent der Französin. Mal etwas "speziell", mal gekonnt, aber nie aufdringlich. Was im übrigen auf alle Rollen zutrifft. Ebenso sind meines Erachtens und für mein Empfinden alle Betonungen, Pausen und das Tempo absolut treffend und stimmig - Für mich die perekte Lesung.
Ab Kapitel 16 hab ich das Gefühl, dass entweder eine gewisse Einlese-pause (von Wochen oder Monaten) nach Kapitel 15 stattgefunden hat oder Dennis aber so im Fluß ist, dass seine Leistung noch besser rüberkommt als eh schon zuvor. Nicht das er vorher hölzern, steif oder abgehackt klingen würde, im Gegenteil, aber im Verlauf hab ich den Eindruck bekommen, als wäre er eine Einheit mit dem Buch geworden und sei das Buch selber. Das mag jetzt seltsam und übertrieben klingen, aber wenn man Sprecher unterteilt in: einfach nur lesen, sprechen, spielen oder leben, dann trifft letzteres auf Dennis zu. Irgendwann - und ich habe alles in einem Rutsch durchgehört - hatte ich nicht mehr den "alt bekannt typischen Dennis" im Ohr, sondern den "neu unbekannten atypischen" - aber eben im sehr positiven Sinne. IMHO hat Dennis ganz klar die Riege der großen Profisprecher erreicht !!! Nicht die Altmeister eines Brückners, Kerzels, Dannebergs oder ...... , aber doch schon nicht ohne. Und das meine ich ehrlich. Ich fand seine Stimme immer schon "besonders" und mit den Jahren hat er sich wirklich sehr stark gesteigert. Wenn man bedenkt, dass er Sprechrollen nur als Max und nebenbei betreibt und nicht hauptsächlich, um so begeisterter bin ich von seiner jetzigen Leistung. Meiner Meinung nach hat er jetzt ein weiteres oder auch ersätzbares Standbein - seine Stimme.
Ich habe mir einige Male überlegt ob zur Lesung eine Geräusche-Inszenierung oder musikalische Untermalung schön wäre. Im Grunde käme dies einem HSP näher und alles was einem HSP näher kommt, ist für mich eigentlich immer besser als nur zu lesen . Aber hier hat es mir erstaunlicher Weise nicht wirklich gefehlt. Die Darbietung ist so gekonnt, dass es tatsächlich so gut ist wie es ist. Auch hab ich mich gefragt, wie es als Voll-HSP wäre ? Ich kann nur spekulieren. Aber Atmo kommt hier immer auf. Auch gerade bei den unheimlichen und gefährlichen Szenen ist eine imaginäre Stimmung vorhanden.
Wäre das Buch zu einem Zeitpunkt erschienen als ich noch eine Leseratte war, dann hätte ich es wohl ebenfalls in einem Rutsch durchgelesen. TOP!
Fazit:
Nicht nur die Story, sondern auch der/die Sprecher/In sind bei einem Hörbuch ganz besonders entscheidend. Beides zusammen ergibt eine Symbiose, die sogar mir zusagen Kann.
Klassischer-Krimi_Moderner-Thriller - Hybrid, der sehr gekonnt vorgetragen wird.
Selten hat mich eine Lesung so begeistert wie diese. Ich war sehr schnell mittendirn und gefesslet - und das passiert bei Hörbüchern äußerst selten bis gar nicht.
9,5 von 10 Punkten
Note 1
Absolute Kaufempfehlung - Nicht nur für Hörbuchfreunde.
(Ich bin überrascht, dass der Text doch noch so lang geworden ist - dabei ist es nur etwa ein Drittel )